Wenn auf der Opernbühne gebetet wird...

  • Ein weiteres Gebet findet sich in Vincenzo Bellinis I PURITANI:


    in der 1. Szene des 1. Aktes


    ELVIRA, ARTURO, RICCARO, GIORGIO


    di dentro il castello


    La luna, il sol, le stelle,
    Le tenebre, il fulgor,
    Dan gloria al Creator
    In lor favelle.
    La terra e i firmamenti
    Esaltano il Signor.
    A lui dien laudi e onore,
    Onor al Creator,
    Tutte le genti,
    Iden gloria al Creator.


    :hello:


    Elisabeth

  • Zitat

    Original von Siegfried


    ...heute hörte ich auf SWR4 die Hymne aus Alessandro Stradella von Friedrich von Flotow.
    Nach einem längeren accompagnato-Rezitativ "Wie freundlich strahlt der Tag" singt der Komponist Alessandro Stradella in der Oper die sehr schöne Hymne "Jungfrau Maria,himmlisch Verklärte,hohe Madonna,Mutter des Herrn..."


    Bekannte Aufnahmen dieses Stücks sind gesungen von Rudolf Schock,Josef Traxel und Peter Seiffert.


    Lieber Siegfried,


    Nicht zu vergessen ist auch Nicolai Gedda. Diese Arie zählt zu seinen Glanznummern!


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Die Oper kenne ich ja noch gar nicht. Spielen die die bei Euch? Welche Aufnahme kannst Du empfehlen? Und sag Sevi, ist die von Dir im Klassikpannenthread erwähnte Margarethe in Wien noch alt?
    LG,
    Knuspi



    Liebe Knuspi !
    Es gibt einen Mitschnitt aus der Scala di Milano mit Caballe und Verret aus dem Jahr 1971. Das war mein erster Besuch in Mailand und ich erinnere mich noch, dass mir Verrett sehr gut, Caballe nicht ganz so gut gefallen hat (und das "nicht ganz so gut" habe ich bei ihr in Aufführungen leider zu oft erlebt).


    Michael 2

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Liebe Elisabeth , die Puritani hab ich heute noch gehört :hello::jubel:
    ,und die Ensembles sind besonders schön. Wie auch dieses Gebet.
    F.Q.


    Her mit den anderen Ensembles (bzw. in diesen Thread: Ensemblegesang )


    Ich habe bislang nur "A te o cara"


    :hello: Rideamus


  • Danke Waldi,
    da mir diese Hymne sehr gut gefällt, werde ich mal Geddas Aufnahme suchen.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • RE: Gebete in der Oper


    Hallo zusammen,


    das schöne "O toi qui prolongeas mes jours" aus Glucks Iphigenie en Tauride wurde von Fairy Queen weiter oben bereits erwähnt.


    Aus Glucks anderer Iphigenie, nämlich der "en Aulide", stammt ein persönlicher Favorit, wenn es um Chorgebete geht - übrigens wird wieder die Göttin Diana angerufen, diesmal angesichts der bevorstehenden Opferung der Iphigenie (auf Geheiß des Vaters Agamemnon, dem ein Orakel der Göttin vorliegt, dass der trojanische Krieg gewonnen werden wird, wenn er seine Tochter zum Opfer darbringt):


    "Piussante déité, protège-nous toujours!
    Au prix du sang que nous allons répandre,
    Au rivage Troyen permets-nous de descendre!"


    auf deutsch etwa:


    "Mächtige Gottheit, beschütze uns stets!
    Für dieses Blut, welches wir dir opfern
    lass die Fahrt an die Trojanischen Gestade gelingen!"


    Ein einfacheres, volksliedhafteres und zugleich kunstvolleres Chorgebet ist wohl in der gesamten Opernliteratur nicht mehr geschrieben worden. Wunderschön - wie übrigens die ganze Oper!


    Gruß
    Pylades


    P.S.: Schade eigentlich nur der eher unfromme Anlass, das Blut der unschuldigen Iphigenie fließen zu lassen, damit die Truppentransporte nach Troja gut funktionieren! Und natürlich hat die Göttin ein Einsehen: das Mädel wird gerettet, und das Kriegsziel wird dennoch erreicht.
    Wie tröstlich für uns: Gerechtigkeit gab es damals auch nicht...

  • Gebete in Verdi-Opern


    Hallo zusammen,


    bislang wurden von den Gebeten in den Opern von Verdi nur aus dem Otello das der Desdemona und das Credo des Jago, jenes aus Forza del destino und „die Stimme von oben“ aus Don Carlos erwähnt – wobei, genau genommen, die Stimme von oben eigentlich kein Gebet darstellt.


    Gattungstypisch für ein Verdi-Gebet ist keines dieser Beispiele, eher sind dies alles individuelle Sonderformen im eher späten Werk des Maestro. Der war zwar kein Atheist, aber kirchliche Autorität hatte für ihn wohl nichts mit Religiosität zu tun, und insofern setzt der junge und mittlere Verdi Gebetsszenen gerne ein, um eben den unbeugsamen Machtanspruch der überpersönlichen Institutionen, die die Religion als Mittel benutzen, zu illustrieren.


    Ein Beispiel stellt die „Miserere“-Szene aus dem Trovatore dar: vor dem ehernen Hintergrund des Gebets der Mönche spielt sich das eigentliche menschliche Drama ab in den Abschied nehmenden Einwürfen des todgeweihten Manrico, und, im Vordergrund, den Qualen der Leonora (übrigens zeugt die gesamte Szene von kompositorisch höchstem Können, die kontrapunktische Führung, das Über- und Ineinanderschieben der musikalischen Motive spiegelt grandios die Kontrapunktik der Seelenzustände der Beteiligten. Wer Verdi für einen primitiven Komponisten hält, möge sich die Szene zu Gemüte führen…).


    Ein anderes Beispiel: das Gebet der Mönche in der Kapelle von San Yuste aus dem zweiten Akt (wenn man die fünfaktige Version heranzieht) des Don Carlos, „Carlo, il sommo Imperatore…“. Dem Hintergrund des Gebets, welches die Macht Gottes und gleichzeitig die des Königs Carlos feiert, kontrastiert der Gesang des jungen Don Carlos und des Posa, in dem es um Freiheit und Liebe geht.


    Nicht nur in der christlichen Kirche dient das Gebet der Unterwerfung des Individuums unter das Gesetz der Machthaber. Im „Possente Ftah…“ aus dem ersten Akt der Aida wird die Anrufung des heidnischen Gottes zur Festigung der hierarchischen Strukturen benutzt:


    Nume, che duce ed arbitro
    Sei d’ogni amana guerra,
    Proteggi tu, difendi
    D’Egitto il sacro suol


    Gott, Führer und Richter
    der Menschheit,
    beschütze und verteidige
    Ägyptens heiligen Boden.


    Den Erfolg der anstehenden Revolution beschwört Procida in I vespri siciliani, wobei diese Aktion mit viel Blutvergießen und einem politischen Machtwechsel verbunden sein wird:


    Heilige Liebe, die aus mir spricht:
    sage den Herzen der Brüder,
    dass das Ende der Schmerzen gekommen ist
    und die große Stunde geschlagen hat!
    Lass die geliebte Erde uns retten,
    danach will ich zufrieden sterben…


    Vieles Weitere ließe sich zitieren, sei es das Chorgebet im Prolog des Attila, sei es die Verfluchung der Hebräer und die Forderung nach deren Tod durch den assyrischen Oberpriester im Nabucco.


    Gruß
    Pylades

  • Hallo zusammen,


    auch als Gebet ansehen würde ich den Schluß des ersten Aktes von Humperdincks KÖNIGSKINDERN:


    Vater! Mutter!
    Hier will ich knien!
    Bitten! Flehn!
    Um Auferstehn....


    LG, Elisabeth

  • Hallo zusammen,


    Webers Freischütz wurde schon genannt, nicht aber das (Tutti-)Gebet aus dem Finale III


    "Ja, laßt uns die Blicke erheben
    Und fest auf die Lenkung des Ewigen baun,
    Fest der Milde des Vaters vertraun!
    Wer rein ist von Herzen und schuldlos im Leben,
    Darf kindlich der Milde des Vaters vertraun!"



    LG, Elisabeth

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  • Hallo Taminos,


    hier möchte ich auch noch die Kirchenszene aus "Faust" von Gounod einfügen.


    Margarethes "Seigneur, daignez permettre à votre humble servante..." und dann Mephisto, der sie immer wieder vom Gebet abhält, während der Chor versucht sie zu unterstützen.
    Eine meiner Lieblingsszenen dieser Oper, sehr dramatisch und vielleicht auch etwas tränenselig, aber so schön!!!!!!




    :hello:


    Gruß
    Regina

  • ist zu empfehlen.


    Da singt


    Joan Sutherland die Maria Stuarda,
    Elisabetta ist Huguette Tourangeau,
    Robero ist Luciano Pavarotti
    Girgio Talbot - Roger Soyer,
    Lord Giueliemo Cecil - James Morris


    Dirigent wie bei Joan Sutherland immer ihr Gatte - Richard Bonynge



    Orchester Tetro die Comunale Bologna.


    Habe diese Aufnahme als Ges. als 3-er LP, und ich finde sie sehr gut.


    Aber ich habe keine Vergleichsmöglichkeit, aber Joan Sutherland
    meistert die Koleraturen wunderbar.


    Ich glaube in Wien hat die Maraia Stuarda, Edita Gruberova gesungen und als Elisabetta war, eine meiner Lieblingssängerinnen: Agnes Baltsa.

    Einmal editiert, zuletzt von oper337 ()

  • Ich denke der berühmte Gefangenchor und das Finale am Ende der Oper ist ein Gebet.


    Beim Gefangenchor eigentlich ein Gebet zur Heimat zurückzukehren, und beim Finale im letzten Akt, singt sowohl Nabucco als auch Abigail zu Gott, natürlich auch der Chor, mit Zaccharia.

  • Jetzt habe ich die Lombarden oder Jerusalem von Verdi vergessen, da wird gebetet um die Rückeroberung des Heiligen Landes, zumindest bei den Lombarden,


    im Troubadour wird gebetet, beim Nonnenchor, wo Leonore ins Kloster gehen will, weil sie denkt Manrico ist tot.


    Bei Il Stiffelio da ist es zwar ein protestantischer Priester, der für seine ungetreue Frau betet.


    Verdi hat, miener Meinung enorm viel religiöse Musik geschrieben, wenn ich vom Requiem und Quattro pecci sacri, absehe.


    Wenn auch Verdi ein Agnostiker war, war er durch seine Kindheit, innerlich, gläubig.


    Das geschieht ja heute auch noch, dass Menschen nicht an Gott glauben, aber religiös und zumindest ethisch sind.


    Papst Johannes XXIII. hat einmal gesagt, es kann jemand religiös sein, ohne den Namen Gottes in den Mund zu nehmen,


    und so ein Mensch war, denke ich Verdi.

  • Zitat

    Original von Rideamus
    In der wirren un d nachgerade antimusikalischen Salzburger Inszenierung Philipp Stölzls ( Carnival in Toyland - Stölzls Benvenuto Cellini in Salzburg) dürfte es kaum jemand gemerkt haben, aber zu Beginn des zweiten Aktes von Berlioz' BENVENUTO CELLINI gibt es ein Gebet von unerwarteter Schlichtheit und großer Schönheit. Zwei Soprane (Cellinis geliebte Teresa und sein Gehilfe Ascanio) bitten am Morgen des Aschermittwoch nach dem tödlich geendeten Tumult des vorangegangenen Karnevalsabends die Jungfrau Maria ("Sainte vierge Maria") darum, dass sie ihnen Cellini wohlbehalten zurückgeben möge.


    ...


    :hello: Rideamus


    Zu ergänzen ist dazu, dass es noch zwei weitere Gebete in dieser Oper gibt.


    Die Arie "La gloire était ma seule idole" endet im Schlussteil als Preghiera, auch wenn Cellini sich dabei nicht an Gott, sondern an die Liebe wendet und im Finale wendet sich Cellini, als alles verloren zu sein scheint, ebenfalls an Gott, auch wenn der Komponist hier auf eine große Soloszene verzichtet hat, sondern dem Zeitdruck seines Helden Rechnung zu tragen scheint.


    Seigneur, use de ton pouvoir!
    Dans ta main est le seul remède.
    Si tu ne veux pas que je cède
    Au désespoir,
    Aide-moi donc. pulsque je m'aide.


    Cellini wird übrigens sofort erhört, er weiß nun, wo er das fehlende Metall her bekommt-


    Für mich das interessanteste Gebet in einer Oper überhaupt: kurz und bündig, aber mit Erfolg.


    Herzliche Grüße
    Waltrada

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Zitat

    Original von gioachino
    Zum Heulen schön : Die Preghiera aus Rossinis " Mosé in Egitto "
    ( Soli + Chor ).


    Ciao. Gioachino


    Da kann ich nur zustimmen und einen Plattentip hinterlassen:


    Zwar einige Live-Geräusche, aber Ghiaurov ist einfach nur SPITZE!!!
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG Joschi

  • Gebete auf der Opernbühne sind natürlich immer "dankbar", weil man da Chor, Solisten und Orchester auch einmal ein wenig schwelgen lassen kann, in Musik, Gefühl und idealerweise auch Andacht - in der weiter vorher erwähnten "Maria Stuarda" (auch eine meiner Lieblingsopern, genial inszeniert Ende der 90er Jahre an der Neuen Oper in Moskau, deren Besuch ich jedem Rußland-Reisenden dringend an's Herz lege!) könnte man da stundenlang zuhören, und alles, was im letzten Akt noch kommt, ist eigentlich eher ein Antiklimax...
    Maria Stuarda in der Aufnahme mit Sutherland, Tourangeau und Pavarotti ist übrigens von Peter Weigl mit richtigen Schauspielern verfilmt worden - die eingelegten Sprechtexte sind dem Schiller-Drama entnommen. Das klingt ziemlich abenteuerlich, ist aber für Liebhaber beider Werke sicher eine interessante Variante (wenn ich den Gebrauch des scanners gelernt haben werde, folgt auf solche Hinweise auch noch ein Bild des DVD-Covers, ich bitte um Geduld..)

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Liebe Taminos !


    Heute kam mir beim Anhören von "Tiefland" blitzartig der Gedanke, im 3. Akt die Szene Martha/Tommaso wird doch von Tomasso quasi mit einem Gebet beendet. :angel:


    Diese kurze Stelle des Tommaso ist für mich eine der beeindruckendsten Stellen der Oper, wenn sie vom Bassisten nicht verhaut wird.


    Liebe Grüße -


    vom Operngernhörer :hello:

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  • Also sehr eindrücklich ist für mich der schon genannte Chor aus Cavalleria Rusticana: Innegamo il signore del mondo. Auch das Va pensiero aus Nabucco empfinde ich als Gebet.


    Dann das Duett Carlos - Posa im ersten Akt von Verdis Don Carlo, das zumindest als Gebet beginnt, oftmals aber nur zur Anschaubarkeit der Stimmpotenz gebraucht wird.
    "Ave Maria" aus Otello ist absolut himmlisch, ebenso "Euch Lüften die mein Klagen" aus Lohengrin. Für die Baritöne kann ich nur noch mal den Valentin aus Faust nennen.

  • Rossini: Semiramide, Gebet der Semiramide im 2. Akt "Al mio pregar t'arrendi"
    Donizetti: Gemma di Vergy, Gebet der Gemma "Eccomi sola alfine...Un altare...."
    Verdi: Simone Boccanegra: "A te l'estremo addio", Gebet des Fiesco im Prolog
    Goldmark: Die Königin von Saba, Gebet des Assad im 4. Akt "Du Ew'ger, der mein Aug'gelichtet"