Der Ö1-Rundfunkmitschnitt ist da (7 Tage abrufbar). Ich hörte bisher nur ganz kurz hinein. Einen quälend langsameren Wotan-Abschied habe ich noch nie gehört. Wo bei Knappertsbusch und Klemperer ein großartiger Spannungsbogen aufgebaut und gehalten wird, zerfällt es bei Thielemann leider ziemlich. Mal sehen/hören, wie der Rest ist.

Remake: Nach 50 Jahren kehrt die "Walküre" zurück
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....Für den Jahrhundertring hatte ich immer den Chereau-Ring gehalten. ......
Den meinte ich auch. Vom Stein des Anstosses zum Klassiker -
Ich habe die Aufführung nur gehört, nicht gesehen. Ich war angenehm überrascht und manchmal sogar außer mir vor Entzücken. Ich kann gar nicht glauben, dass jemand den Siegmund bemängelt hat. Seiffert hat alles notengetreu gesungen und hat sehr zur Spannung beigetragen, meist mit wunderschöner Stimme und mit Schmelz. Dass er in den ersten Takten oder bei den ganz tiefen Noten Mühe hatte (oder er manchmal beim Einsatz nicht exakt war), hat mich angesichts der großartigen Leistung überhaupt nicht gestört. Ich würde da eher den Thielemann kritisieren, dass er die Sänger nötigt, Noten überlang - bis zur Karikatur - auszuhalten (da denke ich jetzt nicht nur an die Wälse-Rufe) oder Generalpausen einzuführen, wo keine vorgesehen sind. Mich haben diese Stellen aber nicht wirklich gestört; mich freute es, mal eine Walküre so schön anders als sonst und so differenziert musiziert zu hören.
Mein derzeitiges Hauptproblem ist, dass ich mich am Samstag entscheiden muss, von 3sat die Walküre oder von Ö1 den fantastischen Parsifal aufzunehmen. Ich entscheide mich wohl für Parsifal aus der Wiener Staatsoper - den besten, den ich je gehört habe und den ich sonst vielleicht nie wieder nachhören kann. Von der "Jahrhundert"-Walküre (halbes Jahrhundert) kann ich ja vielleicht bald eine DVD kaufen.
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Ich war angenehm überrascht und manchmal sogar außer mir vor Entzücken. Ich kann gar nicht glauben, dass jemand den Siegmund bemängelt hat. Seiffert hat alles notengetreu gesungen und hat sehr zur Spannung beigetragen, meist mit wunderschöner Stimme und mit Schmelz. Dass er in den ersten Takten oder bei den ganz tiefen Noten Mühe hatte (oder er manchmal beim Einsatz nicht exakt war), hat mich angesichts der großartigen Leistung überhaupt nicht gestört. Ich würde da eher den Thielemann kritisieren, dass er die Sänger nötigt, Noten überlang - bis zur Karikatur - auszuhalten (da denke ich jetzt nicht nur an die Wälse-Rufe) oder Generalpausen einzuführen, wo keine vorgesehen sind. Mich haben diese Stellen aber nicht wirklich gestört; mich freute es, mal eine Walküre so schön anders als sonst und so differenziert musiziert zu hören.
Lieber Melot, Deine Betrachtungen teile ich voll und ganz. Ich kann mich nicht erinnern, in jüngster Zeit einen derart kultivierten Wagner gehört zu haben. Den ersten Aufzug fand ich musikalisch am besten gelungen. Alle drei Solisten hatten sich dazu schon kürzlich in Berlin bei einem Konzert getroffen. Diese "Vorarbeit" schien mir nachzuwirken. Es wurde mir wieder einmal deutlich, dass Wagner nicht gebrüllt, sondern gesungen werden muss. Insofern gab es einen starken Bezug zu Karajan. Ich habe mir auch gleich die Mitschnitte von damals, und nicht die Studioproduktion, hervorgesucht, um nachzuhören. Das meiste war auch bestens zu verstehen. Wunderbar! Ja, Thielemann hat mich auch etwas ratlos zurückgelassen. Ich empfand das Orchester etwas grau und fad. Ist es doch nicht (mehr) so gut wie immer herausgestellt? Oder war die Übertragungstechnik nicht ausgereizt? Diese Langsamkeit mit den Generalpausen, gegen ich ich prinzipiell nichts einzuwenden habe, hat er schon besser beherrscht. Nur langsam reicht eben nicht. Die Spannung war nicht da. Auch ich bin auf die Optik gespannt. Wir werden also bald wissen, wie diese "Re-Kreation" (ein schreckliches Wortgebilde!) gelungen ist und ob sie eine Möglichkeit darstellt, eine gewisse szenische Eintönigkeit und Verslammung der Wagner-Rezeption zu unterbrechen. Durch die Dokumentation auf 3Sat vom vergangenen Wochenende, die auch noch in der Mediathek des Senders abrufbar ist, sind wir ja vorbereitet. Ich finde es schon einen sehr interessanten Gedanken, immer mal wider nachzufragen, woher etwas kommt - also Vergangenes mit Gegenwärtigem zu verbinden, um es zukunftsfähig zu machen.Gruß Rheingold
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Und wenn sie es wäre? Was ist denn eigentlich so schlimm daran? Wer immer wieder diesen Standpunkt vertritt, müsste logischerweise auch fordern, dass man alle Museen dieser Welt abschafft, weil sie uns nichts mehr zu sagen haben und daher überflüssig sind.
So ist es. Es lebe das Museum Opernhaus! -
Wenn man die Pressemeldungen von heute morgen liest, scheint das Resumee zu sein, musikalisch hervorragend, inszenatorisch gescheitert.
"Siegmund dreht sich schon mal eine Zigarette, und Brünnhilde hoppelt auf einem Steckenpferd über die Weltenscheibe, .." "Hunding greift seiner Sieglinde unerotisch in den Schritt"
Dafür muss ich ja wohl keine 50 Jahre alte Kulisse reaktivieren, da kann ich mir auch eine aktuelle Inszenierung anschauen.
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das Wort "museal", wie es von den Anhängern des Regisseurstheaters im abfälligen Sinne gebraucht wird, ist ein weiterer Unsinn, der hier immer wieder bis zum Erbrechen wiederholt wird. Museal ist für mich positiv und du hast Recht, es ist völlig unlogisch, wenn sie nicht auch die Abschaffung aller Museen fordern. Ich habe ihre Devise schon "Schafft doch ab, was aus der Vergangenheit existiert", hier schon ein paarmal beanstandet. Sollten wir nicht auch die Geschichte und alles was in früheren Zeiten entstanden ist, einfach leugnen??
Den Unsinn hast wieder einmal Du verzapft! Denn in Deinem Starrsinn willst Du einfach nicht erkennen, dass Opern keine Bilder sind, die man in ein Museum hängt und unverändert über Jahrhunderte hinweg anschaut.Ich habe nicht das geringste gegen Museen, ich habe sogar bis vor nicht allzu langer Zeit für eines gearbeitet, und zwar voller Begeisterung für dessen Auftrag, Kulturgüter zu sammeln, zu bewahren und auszustellen. Und wenn ich demnächst zu einer kleiner Opernreise nach Madrid und Paris aufbreche, dann gehören Besuche im Prado und im Louvre zum festen Programm. Ich gehe auch gerne mal in ein Theatermuseum, wenn ich mir anschauen möchte, wie vor hundert Jahren Opern inszeniert wurden. Aber das ist eben Aufgabe eines solchen Museums und nicht eines Opernhauses. Ein Opernhaus dient der immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und die findet nicht dadurch statt, dass man die Kostüme und Kulissen aus der Mottenkiste holt, die schon bei der Uraufführung verwendet wurden.
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So jetzt freu ich mich auf die Premiere von Le Prophete in Essen.
Lieber rodolfo, schreibst Du dazu noch etwas? Ich bin sehr gespannt auf Deine Eindrücke. -
Ein Opernhaus dient der immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und die findet nicht dadurch statt, dass man die Kostüme und Kulissen aus der Mottenkiste holt, die schon bei der Uraufführung verwendet wurden.
Doch, doch, eine neue Auseinandersetzung findet auch statt, wenn man Kostüme und Kulissen (wie) zur Zeit der Uraufführung verwendet. -
Zit. kurzstueckmeister: "Doch, doch, eine neue Auseinandersetzung findet auch statt, wenn man Kostüme und Kulissen (wie) zur Zeit der Uraufführung verwendet."
Interessant, diese Äußerung! Sie rührt an einen Fragenkomplex, der heute in der Kunst-Philosophie diskutiert wird und bei dem es um die Bedeutung des Zitats in der Kunst geht. Dazu hat die Kunsthistorikerin Katharina Bahlmann eine interessante Dissertation vorgelegt ("Arthur C- Danto und das Phantasma vom Ende der Kunst", 2015). Darin vertritt sie die These, dass ein Zitat zwar leere Kopie sein könne, aber auch ein Akt gelungener Wiederaneignung von Geschichte. Schon die Auswahl eines Gegenstandes ist dann ja nicht reiner Zufall, sondern ein bewusster Akt im Willen zum Neubeginn. Damit widerspricht sie Danto, der im Zitat ein Kreisen der Kunst um sich selbst sieht und ein Indiz für das Ende der Kunst. Sie hingegen meint, dass es beim Zitat entscheidend darauf ankomme, wie stark das nun entstandene neue Werk in der Lage sei, den historischen Augenblick zu transzendieren.
Klingt im Zusammenhang mit der gerade hier angeschnittenen Frage alles ein wenig weit hergeholt und arg philosophielastig. Ist es aber nicht, wie ich finde. Bei der These, ein historisches Werk, wie es ja zum Beispiel eine überlieferte Oper darstellt, könne einem heutigen Rezipienten nur dann etwas sagen, wenn man alle genuin historischen Elemente daraus eliminiert und durch solche ersetzt, die aus der Gegenwart genommen sind, dürfte es sich um einen großen Irrtum handeln. Ein derartiges Eliminieren vernichtet das künstlerische Potential, das dem Werk, so wie es der Komponist geschaffen hat, innewohnt und bei dem es sich um ein eminent historisches handelt. Beraubt man es dieser Historizität ganz und gar, wie das zum Beispiel bei dem Bemühen um Gegenwartsrelevanz im Konzept des Regisseurtheater geschehen kann, dann handelt es sich dabei nicht um eine - aus dem Willen zur Wiederaneignung von Geschichte erfolgende - Auseinandersetzung mit eben diesem künstlerisch-historischen Potential aus der Fragestellung der Gegenwart heraus, sondern um eine Entfremdung des Werkes von sich selbst im Akt des Ignorierens seiner künstlerischen Aussage.
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Den Unsinn hast wieder einmal Du verzapft! Denn in Deinem Starrsinn willst Du einfach nicht erkennen, dass Opern keine Bilder sind, die man in ein Museum hängt und unverändert über Jahrhunderte hinweg anschaut.Ein Opernhaus dient der immer wieder neuen Auseinandersetzung mit einem Stück, und die findet nicht dadurch statt, dass man die Kostüme und Kulissen aus der Mottenkiste holt, die schon bei der Uraufführung verwendet wurden.
Sagt wer? Gab es dazu eine Untersuchung? -
Bei der These, ein historisches Werk, wie es ja zum Beispiel eine überlieferte Oper darstellt, könne einem heutigen Rezipienten nur dann etwas sagen, wenn man alle genuin historischen Elemente daraus eliminiert und durch solche ersetzt, die aus der Gegenwart genommen sind, dürfte es sich um einen großen Irrtum handeln. Ein derartiges Eliminieren vernichtet das künstlerische Potential, das dem Werk, so wie es der Komponist geschaffen hat, innewohnt und bei dem es sich um ein eminent historisches handelt. Beraubt man es dieser Historizität ganz und gar, wie das zum Beispiel bei dem Bemühen um Gegenwartsrelevanz im Konzept des Regisseurtheater geschehen kann, dann handelt es sich dabei nicht um eine - aus dem Willen zur Wiederaneignung von Geschichte erfolgende - Auseinandersetzung mit eben diesem künstlerisch-historischen Potential aus der Fragestellung der Gegenwart heraus, sondern um eine Entfremdung des Werkes von sich selbst im Akt des Ignorierens seiner künstlerischen Aussage.
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Doch, doch, eine neue Auseinandersetzung findet auch statt, wenn man Kostüme und Kulissen (wie) zur Zeit der Uraufführung verwendet.
Das Publikum kann sich allerdings auch damit auseinandersetzen, wohingegen sich das Regieteam mit einer bloßen Kopie einer künstlerischen Auseinandersetzung verweigert und damit m.E. seinen Auftrag verfehlt. Ebenso wie ein Musiker seinen Beruf verfehlt hätte, wenn er seinen Ehrgeiz nur darin setzen würde, die Aufführung eines anderen zu kopieren statt eine eigene Lesart des Werks zu finden.
Interessant, diese Äußerung! Sie rührt an einen Fragenkomplex, der heute in der Kunst-Philosophie diskutiert wird und bei dem es um die Bedeutung des Zitats in der Kunst geht. Dazu hat die Kunsthistorikerin Katharina Bahlmann eine interessante Dissertation vorgelegt ("Arthur C- Danto und das Phantasma vom Ende der Kunst", 2015). Darin vertritt sie die These, dass ein Zitat zwar leere Kopie sein könne, aber auch ein Akt gelungener Wiederaneignung von Geschichte. Schon die Auswahl eines Gegenstandes ist dann ja nicht reiner Zufall, sondern ein bewusster Akt im Willen zum Neubeginn. Damit widerspricht sie Danto, der im Zitat ein Kreisen der Kunst um sich selbst sieht und ein Indiz für das Ende der Kunst. Sie hingegen meint, dass es beim Zitat entscheidend darauf ankomme, wie stark das nun entstandene neue Werk in der Lage sei, den historischen Augenblick zu transzendieren.
Ich bin auch der Meinung, dass Zitate eine Funktion in der Kunst haben können. Aber sicherlich nicht als bloße Kopie eines anderen Kunstwerks, sondern nur im Rahmen eines eigenen künstlerischen Ansatzes.
Klingt im Zusammenhang mit der gerade hier angeschnittenen Frage alles ein wenig weit hergeholt und arg philosophielastig. Ist es aber nicht, wie ich finde. Bei der These, ein historisches Werk, wie es ja zum Beispiel eine überlieferte Oper darstellt, könne einem heutigen Rezipienten nur dann etwas sagen, wenn man alle genuin historischen Elemente daraus eliminiert und durch solche ersetzt, die aus der Gegenwart genommen sind, dürfte es sich um einen großen Irrtum handeln. Ein derartiges Eliminieren vernichtet das künstlerische Potential, das dem Werk, so wie es der Komponist geschaffen hat, innewohnt und bei dem es sich um ein eminent historisches handelt. Beraubt man es dieser Historizität ganz und gar, wie das zum Beispiel bei dem Bemühen um Gegenwartsrelevanz im Konzept des Regisseurtheater geschehen kann, dann handelt es sich dabei nicht um eine Auseinandersetzung mit eben diesem künstlerisch-historischen Potential aus der Fragestellung der Gegenwart heraus, sondern um eine Entfremdung des Werkes von sich selbst im Sinne des Ignorierens seiner künstlerischen Aussage.
Zunächst einmal behaupte ich nicht (und hat meiner Erinnerung nach auch niemand anderes hier je behauptet), dass eine überlieferte Oper einem heutigen Rezipienten nur dann etwas sagen könne, wenn man alle genuin historischen Elemente daraus eliminiert. Es geht vielmehr darum, diese historischen Elemente anschlussfähig zu machen und das überlieferte Werk aus heutiger Sicht zu lesen und zu interpretieren. Ganz vehement widerspreche ich Dir auch bei Deiner These, das künstlerische Potential eines solchen Werks sei ein "eminent historisches". Ganz im Gegenteil zeichnet sich mindestens ein großer Teil des künstlerischen Potentials eines Theaterstücks dadurch aus, zeitlos zu sein. Gerade das Transzendieren eines spezifischen historischen Kontextes macht ein großes Kunstwerk aus. Wenn eine Inszenierung einer Oper oder eines Theaterstücks deren zeitlos gültige Aussagen aus dem historischen Gewand herausschält, dann ignoriert sie nicht deren künstlerische Aussage, sondern macht diese ganz im Gegenteil gerade sichtbar.
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Zitat
Zitat von Bertarido: Den Unsinn hast wieder einmal Du verzapft! Denn in Deinem Starrsinn willst Du einfach nicht erkennen, dass Opern keine Bilder sind, die man in ein Museum hängt und unverändert über Jahrhunderte hinweg anschaut.
Lieber Bertarido,das ist wieder einmal eines der billigen Argumente, wenn euch die Argumente für das Regisseurstheater, die bisher alle unplausibel waren (es gibt nämlich keine echte Begründung!) ausgehen. Dass die Musik und das Libretto, auf das diese geschrieben wurde, nicht im Museum hängen, ist mir wohl genauso bekannt wie dir. Aber sie sind wie die Bilder existent und es gelingt euch nicht, sie zu verleugnen. Und - man muss sich bei den Argumenten der Befürworter, die sich immer wieder um um dieselben fadenscheinigen Argumente drehen, leider auch immer wiederholen - jede Inszenierung, die die Handlung verändert und bei historischem oder mythologischen Hintergrund örtlich und zeitlich versetzen, ist eine Verunstaltung und Zerstörung des Werkes. Das braucht man nicht starrsinnig zu sein. Starrsinnig ist vielmehr, dass ein kleine Minderheit die Inszenierungen, für die es keinerlei gescheite Begründung - außer dass man verlangt, dass alles Alte über den Haufen zu werfen ist - gibt, rein für sich zu beanspruchen Versuch und ihr jedes unsinnige Schlagwort dazu recht ist.
Wenn ich die Erwiderungen zu deinem Beitrag hier lese, dann geben mir viele Recht. Und ich werde weiterhin Klartext reden, auch wenn es dir nicht passt und du das alles mit solchen Argumenten zu verdrehen versuchst. Das Schlagwort "Mottenkiste", das die Verehrer des Regisseurtheaters für konventionelle Inszenierung so gerne auf Lager haben, ist genau so unsinnig wie "museal".
Ich habe manche Oper in mehreren Inszenierungen gesehen und auch auf DVD. Keine einzige war und ist wie die andere, aber alle hielten und halten sich an die Handlung und ließen deren Zeit und Ort in unterschiedliche Kulissen und Kostümen erkennen. Von "Mottenkiste" habe ich -und mit mir viele andere - nichts gespürt. Aus dem Sperrmüll stammen eher die Möbelstücke, die man heute anstatt der Kulissen auf die Bühne setzt und aus der Mottenkiste oder Altkleidersammlung die langweiligen Kostüme unserer Zeit, die man den Sängern anzieht.
Man nehme noch etwas Müll oder Kot, einige Gewalttätigkeiten, die so im Libretto nicht vorgesehen sind, ein paar Nacktheiten und sexuelle Andeutungen, die so im Werk nicht vorgesehen sind, hinzu, und fertig ist das von einigen so geliebte und inzwischen abgetakelte Regisseurstheater, das immer wenige Leute noch interessiert.Liebe Grüße
Gerhard -
[Musik und Libretto] sind wie die Bilder existent und es gelingt euch nicht, sie zu verleugnen.
Niemand will das verleugnen. Was soll also diese Unterstellung bezwecken?
Und - man muss sich bei den Argumenten der Befürworter, die sich immer wieder um um dieselben fadenscheinigen Argumente drehen
Genau das, was Du den so genannten Befürwortern vorwirfst, machst Du ja auch, allerdings mit dem einzigen Unterschied, dass Du für Deine Argumentation das Wort »fadenscheinig« nicht gelten lassen willst. Aber wer sollte darüber entscheiden dürfen, was nun richtig ist? »Die Welt ist groß genug, dass wir alle darin Unrecht haben können«, heißt es bei Arno Schmidt (der damit wiederum möglicherweise H.G. Wells zitiert, der mal an James Joyce geschrieben hat: »My warmest wishes to you, Joyce. I can’t follow your banner any more than you can follow mine. But the world ist wide and there is room for both of us to be wrong.«)
Starrsinnig ist vielmehr, dass ein kleine Minderheit die Inszenierungen, für die es keinerlei gescheite Begründung - außer dass man verlangt, dass alles Alte über den Haufen zu werfen ist - gibt
Auch hier wieder die gleichen Muster: Zum einen kann eine »gescheite Begründung« für Dich natürlich nur eine sein, mit der Du konform gehst. Du diffamierst damit von vornherein jeden Diskussionspartner, der nicht Deiner Meinung ist, indem Du davon ausgehst, alles andere sei ja sowieso unvernünftig bzw. nicht gescheit. Zum anderen ist die Behauptung, die so genannten Befürworter würden verlangen, dass »alles Alte über den Haufen zu werfen ist«, einfach nur Blödsinn. Wer sollte das wo verlangt haben? Zeig uns doch bitte die Stellen.
Und ich werde weiterhin Klartext reden, auch wenn es dir nicht passt
Schon wieder so eine unsägliche Unterstellung. Weder Bertarido noch sonst jemand hier hat gesagt, es würde ihm nicht passen, wenn Du »Klartext« redest. Der einzige, der das Bertarido und anderen unterstellt, bist Du. Wenn aber Bertarido mal Klartext redet und von »Starrsinn« spricht, führst Du Dich auf.
Ich habe manche Oper in mehreren Inszenierungen gesehen und auch auf DVD. Keine einzige war und ist wie die andere, aber alle hielten und halten sich an die Handlung und ließen deren Zeit und Ort in unterschiedliche Kulissen und Kostümen erkennen. Von "Mottenkiste" habe ich -und mit mir viele andere - nichts gespürt.
Ja, und Du hast auch schon mehrfach erklärt, dass Du nichts gegen moderate Veränderungen hast, solange sie innerhalb der von Dir gesetzten Grenzen stattfinden. Aber wenn man dann mal moniert, dass zum Beispiel bei der von Dir als werkgerecht bezeichneten Aida in Verona die Vorgaben des Librettos bezüglich dem, was zwischen den Personen passiert, völlig ignoriert werden, dann kommt von Dir – nichts.
Mir scheint, die Diskussionen mit Dir über das Thema sind deshalb so unfruchtbar, weil Du eigentlich nur mit (Privat-)Axiomen argumentierst. Da muss natürlich alles falsch sein, was dem widerspricht. (Und ich habe auch den Eindruck, dass manche derjenigen, die Du als Deine Mitstreiter wider das Regietheater siehst, nicht immer glücklich sind mit der Haltung, die Du hier zur Schau trägst.) Leider scheint es Dir auch nicht gegeben zu sein, Deine Axiome einmal sozusagen probeweise oder als Gedankenspiel links liegen zu lassen, um zu sehen, ob die Argumente der anderen Seite vielleicht auch etwas für sich haben könnten. Aber versuche es doch einmal. Wenn es durch Diskussionen hier bei Tamino sogar gelungen ist, dass ich meine Haltung zur historischen Aufführungspraxis relativiert habe, ist bei Dir vielleicht auch noch nicht »Hopfen und Malz verloren«.
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Ich fände es wünschenswert, wir würden wieder zum eigentlichen Thema des Threads zurückfinden...
Über die Inszenierung werde ich mich erst, nachdem ich es nächsten Samstag auf 3sat gesehen habe, äußern, zweifle aber daran, dass ich darüber groß begeistert sein werde. Schade z.B., dass die Regisseurin die stimmungsvollen Kostüme durch heutige Straßenkleidung und Pelzmäntel ersetzt hat
Was mich aber echt entsetzt hat, ist die Tatsache, dass kaum ein Kritiker die Besetzung kritisch differenziert beurteilt und somit alle Mitwirkenden gleichermaßen begeistert gelobt hat.
Auch hier im Forum wurde beispielsweise Peter Seifferts Leistung akklamiert. Ich mag mich den in keiner Weise anschließen. Erstens einmal verfügt er nicht über die notwendige Tiefe für diese Partie, so dass alle Töne unter den Notenlinien nur brüchig gesprochen und nicht gesungen wurden. Was aber zweitens für mich viel schlimmer ist: Seine Stimme hat altersbedingt mittlerweile einen derartigen Schlag, dass sie man nur mit dem englischen Wort "Wobble" charakterisieren kann. Ich gebe zu, dass einzelne lyrische Passagen sehr schön gesungen wurden, aber das ist mir für diese Partie schlicht zu wenig.
Von der restlichen Besetzung war auch ich recht angetan, wobei mir Anja Harteros in ihren sonstigen Partien mehr zusagt. -
Offenbar haben nur wenige Taminos die interessante Dokumentation zur Walküre auf 3Sat gesehen. Dort wurde auch gesagt, daß es sich hierbei um eine Rekonstruktion der Inszenierung handelt. Außerdem hätte sich auch in den Jahren der Regie Stiel verändert, da sich die Sänger heute viel mehr auf der Bühne bewegen würden. Und es sei schließlich Wagner gewesen, der gesagt hat: Kinder schafft was Neues.
Deiner Aussage zu Peter Seiffert lieber m.joho , kann ich nur bestätigen. -
Schade z.B., dass die Regisseurin die stimmungsvollen Kostüme durch heutige Strassenkleidung und Pelzmäntel ersetzt hat
Lieber Marcel,und schon diese o.g. Veränderungen reichen bei mir aus, mich nicht auf 5 Stunden Wagner zu freuen. Es paßt einfach nicht, die teils schwülstigen Texte von Wagner in heutiger Straßenkleidung zu sehen, das ist für mich Stilbruch. Text, Bühnenbild, Musik und evtl. Kulisse passen dann nicht zusammen. Ich werde trotzdem meine Festplatte im Programmmodus lassen, aber wenn Siegmund in moderner Kleidung in Hundings Hütte kommt, wird meine Stimmung kippen. Dann genügt ein Klick, und der Spuk ist vorbei. Ich will das nicht sehen!
Zu Peter Seiffert. Ich habe ihn als Siegmund in der Walküre aus Valencia im Fernsehen gesehen (und sogar bis zum Ende, trotz einiger Regiemätzchen), da hat er mir noch ganz gut gefallen. Vor etwa 15 Jahren habe ich ihn in Dresden erlebt, als Rienzi in einer konzertanten Aufführung. Da war er Weltklasse. Aber 15 Jahre gehen gerade an einem Tenor nicht spurlos vorbei. Und um das zu beurteilen, wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als zumindest den ersten Akt vollständig über mich ergehen zu lassen. Wenn ich dann schlechte Laune bekomme, knips ich alles weg. Basta.
Herzlichst La Roche
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Ich habe Peter Seifert zuletzt als Lohengrin und Tannhäuser sowie im Herbst mit dem 1. Akt Walküre in Berlin live erlebt. Seine Stimme klingt derzeit frischer und ausgeruhter als stellenweise vor einigen Jahren. Dass er Defizite in der Tiefe hat, geschenkt, wenn man diese herrliche Stimme erleben darf!
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Offenbar haben nur wenige Taminos die interessante Dokumentation zur Walküre auf 3Sat gesehen. Dort wurde auch gesagt, daß es sich hierbei um eine Rekonstruktion der Inszenierung handelt.
Ich habe sie teilweise gesehen, aber davon kann ja dann hier gar keine Rede sein. Wenn man gesehen hat wie intensiv sich Karajan in die einzelnen Personen hineinversetzt hat und deren Bewegung und Gestik vorgemacht hat, dann kann man doch überhaupt nicht von einem Remake reden, wenn eine völlig neue mit aktuellem Firlefanz angereicherte Personenregie abgeliefert wird. Das ist doch dann wirklich Kundentäuschung. -
Ich habe sie teilweise gesehen, aber davon kann ja dann hier gar keine Rede sein. Wenn man gesehen hat wie intensiv sich Karajan in die einzelnen Personen hineinversetzt hat und deren Bewegung und Gestik vorgemacht hat, dann kann man doch überhaupt nicht von einem Remake reden, wenn eine völlig neue mit aktuellem Firlefanz angereicherte Personenregie abgeliefert wird. Das ist doch dann wirklich Kundentäuschung.
Danke, genauso ist es! Eine Mogelpackung! Wieder mal:-( -
Zit: "Offenbar haben nur wenige Taminos die interessante Dokumentation zur Walküre auf 3Sat gesehen. Dort wurde auch gesagt, daß es sich hierbei um eine Rekonstruktion der Inszenierung handelt."
Wer diese Sendung wirklich gesehen hat, der weiß, dass es bei diesem Projekt nicht um eine simple "Rekonstruktion" der Karajan-Inszenierung ging und geht, sondern um eine "Rekreation". Und das ist etwas anderes!
Wer sich vergewissern möchte: Hier der Link: -
FREMDWöRTERLEXIKON
Re|kre|a|ti|on 〈f.-; unz.〉 Erholung [< lat. recreatio »Erholung, Wiederherstellung«; zu recreare »kräftigen, sich erholen«]...Ich glaube, ich verstehe dann den Unterschied zwischen Rekreation und Rekonstruktion nicht. Kannst Du ihn mir bitte erklären.
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Lieber Helmut, herzlich danke ich Dir, dass Du nochmals auf die Sache selbst zurückgekommen bist. Inzwischen fragte ich mich, ob es glücklich war, beim Start dieses Threads in der Überschrift von "Remake" gesprochen zu haben. Ich stehe dazu, weil ich das Thema etwas zugespitzt beginnen wollte. Wer konnte schon ahnen, dass es den Verlauf nimmt, den solche Themen, in denen es sich um Theater dreht, gern nehmen im Forum. Andererseits ist wohl das Interesse daran so stark, dass es immer wieder geschehen muss, oft mit ähnlichen Argumenten.
Rekretation! Dieses umständliche Wortgebilde, das ich nicht sehr liebe und das in Texten, die ich lese, kaum noch Anwedung findet, scheint mir aber auch der Versuch gewesen zu sein, die Schwierigkeit des ganzen Unterfangens zu umschreiben oder gar ins Unbestimmte zu heben. Was in Salzburg auf die breite Bühne kam, hat - wenn ich die Beiträge richtig verstanden habe - noch niemand mit eigenen Augen gesehen. Es kommt mir aber so vor, als hätte dieser oder jener Diskussionsteilnehmer doch drinnen gesessen. Warten wir also ab, was die TV-Ausstrahlung bringt. Niemand muss sie sich anschauen. Nachdem ich die von Dir abermals verlinkte Dokumentation gleich bei der Erstsendung sah, war ich von der Projektidee sehr angetan. Noch mehr angetan war ich aber von dem, was Karajan zustande brachte. Obwohl ich ihn auch kritisch wahrnehme, ist mir seine Einzigartigkeit als Künstler und Manager erneut deutlich geworden. Insofern ist diese Rekretaion auch eine Hommage an ihn.
Gruß Rheingold
PS. Eben lese ich, was lutgra noch hinzugesetzt hat. Das bestärkt mich in meiner Annnahme, dass im Gebrauch des Begriffs Rekretaion im Zusammenhang mit dem Salzburger Projekt auch eine gewisse Hilflosigkeit zum Ausdruck kommt.
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Zitat
Zitat von Rodolfo: Und es sei schließlich Wagner gewesen, der gesagt hat: Kinder schafft was Neues.
Lieber Rodolfo,das ist sie wieder, die typische Aussage von Leuten, die von Wagner nichts kennen. Man nehme eine solche Aussage und interpretiere sie in völlig falschen Sinne, um damit die Verunstaltung von Werken zu rechtfertigen. Wagner kann damit einzig und allein gefordert haben, dass neue eigene Werke geschaffen werden sollten, so wie auch er neuartige Werke geschaffen hat. Keineswegs aber kann er gemeint haben, dass seine Werke neu geschaffen werden sollten. Das widerlegt ganz eindeutig seine Aussage, die ich schon einmal genannt habe, aber leider hier noch einmal wiederholen muss, damit klar erkennbar ist, dass dies eine absurde Fehlinterpretation ist:
Garnichts liegt mir daran, ob man meine Sachen gibt: mir liegt einzig daran, dass man sie so gibt, wie ich mir's gedacht habe; wer das nicht will und kann, der soll's bleiben lassen. Das ist meine ganze Meinung.
(Richard Wagner an Ferdinand Heine, Dezember 1852)Wenn bei dem, was nach allem jetzt zu erwarten ist, von einer Rekonstruktion der Inszenierung von Karajan die Rede ist, wäre das nicht nur eine weitere Verhunzung des Werkes, sondern auch eine Fehlinformation und damit ein Betrug am Zuschauer. Außerdem wäre es eine Beleidigung für Karajan.
Zwar kann man nicht erwarten, dass sich die Sänger genauso auf der Bühne bewegen wie zu Karajans Zeiten, daran ist wohl nicht zu bemängeln, aber die Umstrickung und Anreicherung mit modischen Mätzchen hat, wenn es so wäre, nichts mehr mit der Karajan-Inszenierung zu tun und passt dann nicht mehr zu der Ankündigung. Warten wir ab, ob es eine Rekonstruktion ist (dann müssten Kulissen und Kostüme wie in der Karajan-Inszenierung aussehen und auf alles unnütze Beiwerk verzichtet werden) oder eine Rekreation (dann wurde hier eine Inszenierung neu erschaffen, die mit der von Karajan nichts mehr zu tun hat). Warten wir den Samstag ab. Leider ist schon so viel Abschreckendes im Voraus verkündet worden.
Liebe Grüße
Gerhard -
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Ich sehe gerade: Ich komme mal wieder zu spät. Man ist hier schon wieder längst mit was anderem beschäftigt. Internet-Forum-Tempo eben. Man kommt als alter Mensch, der ein wenig Zeit zum Nachdenken und zum Formulieren braucht, oft gar nicht mehr mit. Ich stelle dennoch ein, was ich im Bemühen um Antwort auf die Beiträge von lutgra und Rheingol1876 , und im Nachdenken darüber, hervorgebracht habe. Also denn.
Wenn Du mit dem "Du" mich meinst, lieber lutgra, wovon ich jetzt mal ausgehe, dann komme ich Deiner Bitte gerne nach. Bitte sei mir nicht böse, wenn ich nun aufs Lateinische zurückgreife, denn da kommt dieser Begriff ja her.
In ihm steckt das lateinische Wort "creare", und das beinhaltet auf Deutsch: "hervorbringen", "erschaffen". So sind wir denn, wir Menschen, als Ergebnis eines solchen Schöpfungsaktes "Kreaturen", - wie auch das liebe Vieh.
Dieser - gewiss unschöne - Begriff hat also sehr wohl einen Sinn. Während die "Rekonstruktion" eine getreue Wiederherstellung des ursprünglichen Originals beinhaltet, will die "Rekreation" dieses Original sozusagen neu "erschaffen". Das heißt: Sie will etwas Neues hervorbringen, in dem das Alte, das "Original" zu neuem Leben erweckt wird, wobei die alte Gestalt dabei nur das leitende Prinzip ist, die sozusagen verbindliche Richtschnur für die "Neu-Erschaffung".Genau dieses beabsichtigte man mit diesem Projekt. Man wollte eine Neu-Inszenierung der "Walküre" nach dem Regiekonzept Karajans und auf der Grundlage des - zweifellos genialen - Bühnenbilds von Günther Schneider-Siemssen. Dies aber in Gestalt einer musikalischen Neu-Interpretation durch heutige Solisten, und ein anderes Orchester (die Sächsische Staatskapelle) und einen anderen Dirigenten, Thielemann bekanntlich. Auch das alte Bühnenbild hat man unter Zuhilfenahme moderner Projektionstechnik sozusagen neu geschaffen. Und nicht das allein ist "Rekreation", man hat auch eine Regisseurin mit ihren neuen Ideen einbezogen, Vera Nemirova nämlich.
Und das hätte man besser gelassen, so ich dem Urteil von Eleonore Bühning vertrauen darf (was ich seit eh und je ohne Bedenken tue). Der Gesang an der Rampe, das hölzerne Steckenpferd als Geschenk von Wotan an Brünhilde und die Zigarette, die sich Siegmund am Fuß der Weltesche anzustecken versucht, dazu aber nicht mehr kommt, - das waren wohl völlig deplazierte Regie-Schnapsideen, wie sie heute ja leider gang und gäbe sind. Orchester, Dirigent und Solisten stoßen übrigens bei Eleonore Büning auf durchweg positive, teilweise sogar begeisterte Beurteilung.Natürlich werde ich die Übertragung im Fernsehen aufmerksam verfolgen, - unter Beachtung all dessen, was ich nun schon von diesem Konzept weiß. Aber "natürlich" ist das für einen wie mich, der der Opernmusik fern steht eigentlich gar nicht. Rheingold1876 hat mich auf diese Schiene gesetzt, - mit diesem Thread hier. Und deshalb danke ich ihm noch einmal dafür. Es ist eine echte Bereicherung für mich. Die "Walküre" habe ich nur eine einziges Mal live erlebt. Das ist sehr lange her, und umso mehr freue ich mich auf eine Wiederbegegnung.
Übrigens, lieber Rheingold, in Deiner Beurteilung Karajans stimme ich Dir voll und ganz zu. Den habe ich mehrfach im Konzert erlebt und war jedes Mal regelrecht hingerissen. Wie auch jetzt wieder, als ihn ihn in besagter DreiSat-Sendung Beethoven habe dirigieren sehen. Es kommt bei mir selten vor, dass ein Fernseh-Abend den ganzen Tag danach noch nachklingt.
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Lieber Helmut
vielen Dank - ich hatte zwar auch mal Latein - aber immer nur ein "ausreichend". Mal losgelöst von dem Begriff, das Hauptproblem dieser Inszenierung hast Du ja schon genannt:
Man wollte eine Neu-Inszenierung der "Walküre" nach dem Regiekonzept Karajans und auf der Grundlage des - zweifellos genialen - Bühnenbilds von Günther Schneider-Siemssen.
Der Gesang an der Rampe, das hölzerne Steckenpferd als Geschenk von Wotan an Brünhilde und die Zigarette, die sich Siegmund am Fuß der Weltesche anzustecken versucht, dazu aber nicht mehr kommt, - das waren wohl völlig deplazierte Regie-Schnapsideen, wie sie heute ja leider gang und gäbe sind.
Karajan war ein Perfektionist, jedes Detail war ihm wichtig, solche "Gimmicks" hätte er nie und nimmer akzeptiert. Insofern ist es eben keine Neu-Inszenierung nach seinem Regiekonzept. Und ein hölzernes Steckenpferd reitet auch schon seit ca. 15 Jahre über die Stuttgarter Bühne wenn es die Götterdämmerung gibt, das ist so unoriginell wie es kaum unorigineller geht. Und doof dazu. Daraus kann ich nur schließen, dass das Produkt, das dort generiert wurde mit Karajan und seiner Walküre von 1967 nichts zu tun hat, da hätte ich jeden Ansatz einer Neuinszenierung vorgezogen. -
Daraus kann ich nur schließen, dass das Produkt, das dort generiert wurde mit Karajan und seiner Walküre von 1967 nichts zu tun hat, da hätte ich jeden Ansatz einer Neuinszenierung vorgezogen.
Aber den Namen Karajan habe ich in den Ankündigungen für das Leitungsteam auch nie gelesen, sondern nur den Namen Schneider-Siemssen beim Bühnenbild, während bei der Regie immer Vera Nemirova angegeben war. Daher konnte ich auch den Vorab-Jubel der Konservativen hier auch nicht so recht verstehen... -
Aber den Namen Karajan habe ich in den Ankündigungen für das Leitungsteam auch nie gelesen, sondern nur den Namen Schneider-Siemssen beim Bühnenbild, während bei der Regie immer Vera Nemirova angegeben war. Daher konnte ich auch den Vorab-Jubel der Konsevativen hier auch nicht so recht verstehen...
So wurde dieses Ereignis auf der offiziellen Seite der Salzbuger Osterfestspiele angekündigt:
Zitat:Sehr verehrte Musikfreunde!
Mit der Gründung der Osterfestspiele Salzburg vor 50 Jahren setzte Herbert von Karajan Maßstäbe, die nach wie vor Gültigkeit haben. Unter den idealen Bedingungen, die das Große Festspielhaus bietet, gelang es Herbert von Karajan, seinen Wunschtraum von einem „Fest-spiel“ im Festspiel zu realisieren. Die Osterfestspiele Salzburg kreisten um seine Person wie einst die Bayreuther Festspiele um den Musikdramatiker Richard Wagner und – in der Frühzeit – die Salzburger Festspiele um den Theatermagier und Impresario Max Reinhardt.
An diese große Tradition wollen wir bei den Jubiläums-Osterfestspielen 2017 anknüpfen, indem wir eine Re-Kreation von Karajans musiktheatralischer Vision der Walküre aus dem Jahre 1967 versuchen. Wenn dieses Werk nun in den Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen wiederersteht, rückt gleichermaßen jenes historische Original in den Blickpunkt wie die Frage nach den Möglichkeiten einer Re-Interpretation in unserer Zeit. Es geht uns indessen bei der Wiederbelebung des bühnenbildnerischen Walküre-Konzepts von 1967 keinesfalls um eine Glorifizierung der damaligen Zeit, sondern um eine Befragung der Bühnenästhetik von gestern, heute und morgen. Eine begleitende Ausstellung und zwei Symposien werden Herbert von Karajans Idee vom „Fest-Spiel“ nachzeichnen und in der Gegenüberstellung historischer und heutiger Dimensionen Fragen an alte und neue Hör- und Sehgewohnheiten stellen.
Ende Zitat.
Gruß Rheingold