Lohengrin, Staatsoper Berlin, 13.12.2020

  • Würden sich die vernünftigen Inszenierungen und diese Verunstaltungen der Werke einigermaßen die Waage halten und wären die entstellten Werke für jedermann eindeutig erkennbar, dass es sich nicht um das vom Komponisten erdachte Werk handelt, gekennzeichnet, wäre diese Diskussion überflüssig.

    Also, wenn ich richtig hingehört habe, waren sowohl Text als auch Musik ganz eindeutig von Richard Wagner. Er hat also dieses Werk erdacht.


    Über die Inszenierung kann man geteilter Meinung sein. Ich habe auch schon bessere gesehen, zuletzt im Vorjahr der leider endgültigen Schließung des Richard-Wagner-Festivals in Wels/Österreich.


    Was der eigentliche Grund meines Beitrags ist: ich sorge mich um den Gesundheitszustand von René Pape. Er zitterte sich buchstäblich durch seine König Heinrich-Partie. Seine Hände machten ständig unkontrollierte Bewegungen, was Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung befürchten lässt.


    Dass es sich hierbei um einen Regie-Gag handelte, glaube ich nicht. Und wenn, dann wäre es ein schlechter, ein sehr schlechter.


    Weiß jemand hierüber etwas mehr?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Es wäre überaus großzügig, wenn die Anhänger des RT den Gegnern auch einmal das Vergnügen gönnen würden, eine Inszenierung nach deren Vorstellungen zu sehen.

    Und wer tut das nicht? Es gibt im Repertoire von jedem großen Opernhaus (also solche, die noch Repertoire spielen) noch alte, klassische Inszenierungen, die dem Geschmack von dir oder Gerhard entsprechen dürften. Ich kann mich nicht erinnern, dass hier jemand die Absetzung solcher Inszenierungen gefordert hätte.

  • Es wäre überaus großzügig, wenn die Anhänger des RT den Gegnern auch einmal das Vergnügen gönnen würden, eine Inszenierung nach deren Vorstellungen zu sehen.

    Worauf die allfällige Entgegnung notwendig ist, dass derartige Pauschalisierungen einfach nur dumm sind: Nur, weil ich das eine (Regiethater) manchmal ganz gut finde, darf es auch das andere geben und ich darf es manchmal ebenso ganz gut finden. Einzig darf niemand von mir erwarten, dass ich für das eine oder das andere unbedingt auf die Barrikaden gehe, nur weil diejenigen, die sich hier so gebährden, es in der Realität nicht tun ...

  • Irgendwie wirkt auf mich das Gezäck um "traditionelle" Opernaufführungen versus "Regietheater" zunehmend müde und kraftlos. Weil die immer gleichen Kontrahenten mit jeweils ähnlicher Argumentation = Wadenbeißerei aufeinander los gehen, vermutlich schon seit Jahren?


    Mich hat gefreut, dass Hans Heukenkamp die Produktion des Lohengrin vorstellte, engagiert und spürbar begeistert von seinem Erlebnis.


    Ich fand's anschließend ebenso erfreulich, dass über einige Ansätze der Regie ein Gedankenaustausch zustande kam. Ob Stichworte wie Zeugungsunfähigkeit und Inzest zentrale Aspekte des Lohengrin sind, darüber lässt sich trefflich streiten. Sicher gehören sie zur großen Fülle dessen, was Richard Wagner mit Text und Musik anbietet. Diese Bandbreite, der gedankliche, assoziative Reichtum ist vermutlich Teil des erstaunlichen Erfolgs seiner Werke, die weiltweit das deutschsprachige Repertoire dominieren. Musikalische Bühnenstücke, die nun wahrlich alles andere als "schnell mal" zu realisieren sind und auch das Publikum ordentlich fordern.

  • Was der eigentliche Grund meines Beitrags ist: ich sorge mich um den Gesundheitszustand von René Pape. Er zitterte sich buchstäblich durch seine König Heinrich-Partie. Seine Hände machten ständig unkontrollierte Bewegungen, was Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung befürchten lässt.

    Dass es sich hierbei um einen Regie-Gag handelte, glaube ich nicht. Und wenn, dann wäre es ein schlechter, ein sehr schlechter.

    Weiß jemand hierüber etwas mehr?

    Mir ist vor allem das Zucken im Gesicht aufgefallen, ich dachte, das ist vielleicht eine Regieidee. Auch wenn ich es nicht verstanden hätte, man weiß ja nie. Für eine Erklärung wäre ich auch sehr dankbar, aber die wird es, wenn es denn eine Erkrankung ist, wohl kaum geben. Wäre schon sehr schade für diesen großartigen Sänger.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Was der eigentliche Grund meines Beitrags ist: ich sorge mich um den Gesundheitszustand von René Pape. Er zitterte sich buchstäblich durch seine König Heinrich-Partie. Seine Hände machten ständig unkontrollierte Bewegungen, was Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung befürchten lässt.


    Dass es sich hierbei um einen Regie-Gag handelte, glaube ich nicht. Und wenn, dann wäre es ein schlechter, ein sehr schlechter.


    Weiß jemand hierüber etwas mehr?

    Angeblich nur ein (abartiger) Regie-Gag. Halt Bieito. :thumbdown:

    "Selbst René Pape, dem die Regie eine Parkinson-Erkrankung aufbürdet, klingt als König Heinrich in der Höhe eng." (Quelle)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich begreife gar nicht, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, dass das wirklich echt sein könnte. Aber wenn mehrere Leute hier das glauben, dann muss dieser Regisseur ja echt was auf dem Kasten haben!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und ich begreife nicht, warum es per se "abartig" sein soll, eine Figur auf der Bühne als kranken Menschen zu zeigen. Dann dürfte man u.a. auch "La Traviata" und "La Bohème" nicht mehr spielen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Es geht hier konkret um die Figur König Heinrich der Vogler. Weder die historische Persönlichkeit noch die Opernfigur bei Wagner weisen irgendwelche Anzeichen einer ernstlichen Erkrankung auf. Ganz im Gegenteil, galt Heinrich I. zeitlebens als besonders tatkräftig und starker Herrscher. Genauso erscheint er bei Wagner und entspricht daher voll dem Vorbild. Insofern ist es durchaus abartig, dies ohne irgendeine sinnige Grundlage derartig zu verzerren. Das ist doch wieder bloß der Versuch eines Regisseurs, hier seine eigenen Hirngespinste unterzubringen.


    Die genannten Fälle bei Verdi sind hingegen anderer Natur und durchs Libretto als Absicht des Komponisten legitimiert. Ein pauschales Zusammenwerfen erscheint also unsinnig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • So einfach ist es nun auch wieder nicht!


    Für mich ist es in unserer Zeit unanständig und respektlos, Menschen als krank darzustellen, wenn es denn nicht Teil des Stückes selbst ist wie in den von Bertarido genannten Werken. Mit Gebrechen spielt man nicht. Von diesem Grundsatz rücke ich auch nicht ab. Als ich den "Lohengrin" anschaute, kam ich nicht auf die Idee, dass der König mit dieser schlimmen Krankheit versehen auf die Bühnen gestellt wird. Als Gag. So verderbt bin ich wohl nicht. Vielmehr war ich in großer Sorge.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Dann beherrschen der Regisseur wie auch der Darsteller ihr Handwerk zumindest so gut, dass sie diese Regieidee (von der man halten kann, was man will) so überzeugend präsentieren, dass Zuschauer glauben können, dass das nicht gespielt, sondern echt ist.


    Jeder, der das im letzten Jahr entstandene MDR-Portrait von René Pape gesehen hat, weiß, dass das nicht echt sein kann.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Noch ein Punkt hierzu: Ein offenkundig körperlich versehrter Herrscher wäre im frühen Mittelalter wohl die längste Zeit auf dem Thron gesessen. Die Fürsten, Grafen und Edlen hätten ihm schwerlich mehr die schwere Bürde der Königsgewalt mit allen damit verbundenen Strapazen zugetraut. Seine Autorität wäre dahin gewesen, seine Herrschaft durch ein Zeichen des Himmels gleichsam delegitimiert worden. Man hätte ihn wohl abgesetzt und durch einen starken Nachfolger ersetzt (genauso erging es etwa Karl dem Dicken ein paar Jahrzehnte vor Heinrich I.).


    Nun ertönen in Wagners "Lohengrin" indes bekanntlich die akklamierenden Rufe "Heil König Heinrich!", die man in dieser feierlichen Intensität keinem Gebrechlichen entgegengebracht hätte. Und wenn der König wörtlich davon spricht, dass er "des Reiches Feind [...] tapfer [...] empfahn" will mit dem "deutsche[n] Schwert", so verstärkt sich der Eindruck nachhaltig, dass hier ein Herrscher in seiner vollen Manneskraft spricht, der seinen Worten auch Taten folgen lassen wird.

    Verlegt man die Szenerie nun natürlich in die Jetztzeit, so gehen all diese fein herausgearbeiteten Hintergründe, die so einfach nur ins Frühmittelalter passen, verloren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber JosephII!

    Ganz im Gegenteil, galt Heinrich I. zeitlebens als besonders tatkräftig und starker Herrscher.

    Dafür haben wir keine Quellen.
    Fast alles, was wir über Heinrich wissen, wurde in ottonischer Zeit geschrieben!

    Heinrich wird da durchweg als Wegbereiter sächsischer Vollkommenheit beschrieben, die natürlich erst sein Sohn Otto erreicht. Aber das im Detail hier auszubreiten, lohnt nicht.
    Für die Frage, welche Vorstellung Wagner von Heinrich hatte, ist das auch ziemlich uninteressant. Das 19. Jahrhundert hatte seine eigene Sicht auf die frühe Zeit des deutschen Reiches. Da waren verherrlichende Portraits der Könige und Kaiser üblich.


    Bieito scheint nicht unbedingt diesen Vorstellung des 19. Jahrhunderts und Richard Wagners zu folgen. Ob er nun Widukind von Corvey, Luidprant von Cremona oder Thietmar von Merseburg konsultiert hat, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis.


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Fast alles, was wir über Heinrich wissen, wurde in ottonischer Zeit geschrieben!

    Nun war Heinrich I. ja selbst der erste "ottonische" König, auch wenn das Herrschergeschlecht eigentlich "Ludolfinger" heißt, nach dem prominentesten Spross ist es aber üblich geworden, es "die Ottonen" zu nennen. Aber du hast Recht, dass die Quellen frühestens einige Jahrzehnte später niedergeschrieben wurden und dass da natürlich auch geschönt wurde. Dennoch ist es völlig zweifelsfrei, dass Heinrich die Schlacht gegen die Ungarn gewonnen und danach noch einige Jahre weiter regiert hat. Die Quellen konnten viele Details ausschmücken, aber nicht aus einen schwachen Herrscher einen starken machen und umgekehrt. Mit dem historischen König Heinrich hat Bieitos Sicht ganz sicher nicht zu tun- und will es ja auch gar nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mit dem historischen König Heinrich hat Bieitos Sicht ganz sicher nicht zu tun- und will es ja auch gar nicht.

    So ist das wohl, und ich halte das auch für völlig legitim. Ob die Sicht dann schlüssig ist, ist wieder eine andere Frage, die man erst beantworten kann, wenn man diese Aufführung auch gesehen hat (was bei mir noch nicht der Fall ist).



    Für mich ist es in unserer Zeit unanständig und respektlos, Menschen als krank darzustellen, wenn es denn nicht Teil des Stückes selbst ist

    Da kann ich Dir nicht folgen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da kann ich Dir nicht folgen.

    Das musst Du auch nicht, lieber Bertarido. Kunst soll vieles dürfen. Damit habe ich kein Problem. Ungeachtet dessen gibt es für mich aber Problem- besser Sperrzonen. Und die beginnen dort, wo Menschen in Gebrechen und anderen von der Norm abweichenden Konstellationen vorführt werdn, obwohl das nicht zwingend nötig ist. Vorgeführt werden einzig in der Absicht, sie zu diskreditieren. Da macht es für mich kaum einen Unterschied, ob es sich um Kunstfiuguren oder reale Figuren handelt. Nächstens wird dann über Alte und Behinderte gelacht. Alles schon dagewesen. Ich brauche das nun wirklich nicht. In diesen Dingen bin ich sehr fürs Korrekte.

    Reingold bezieht sich wohl auf die Vermutung von timmiju das Herr Pape eventuell krank sein könnte..

    So ist es, lieber Rodolfo. Ausgeschlossen ist da ja schließlich nicht. Und ich könnte mir sogar vorstellen, dass Häuser, die den Sänger für bessere Zeiten nachfragen, sich genau danach erkundigen werden, ob die Symptome gespielt oder echt seien. Das Geschäft ist nun mal so.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Sehr richtig, die Schlacht bei Riade 933 hätte Heinrich wohl kaum im Zustand, den uns C. B. vorgaukeln will, gewonnen.

    Aber vielleicht sollten noch einige Worte zu dieser Weimarer Urfassung von 1850 fallen, anstatt wieder dem Inszenator ungewollt unnötig viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.


    Das Vorspiel hörte ich mir gestern konzentriert an. Für sich genommen mag diese Lesart das Ihre haben. Wenn man gleich anschließend aber Otto Klemperers EMI-Einspielung auflegt, erkennt man erst den Qualitätsunterschied. Pintscher hat vergleichsweise gar nichts Überirdisches. Welche Expertise hat er eigentlich in Sachen Wagner? Mir kam er nie zuvor unter und scheint wohl vornehmlich Komponist zu sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sollte nicht Herr Baremboim dirigieren. Von Herrn Pintscher hab ich vorher auch noch nie was gehört bzw. gesehen. Kann es sein das er kurzfristig eingesprungen ist ?

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  • Sehr richtig, die Schlacht bei Riade 933 hätte Heinrich wohl kaum im Zustand, den uns C. B. vorgaukeln will, gewonnen.

    Ich habe zwar den Bayreuther Rattengrin weitgehend aus meinem Gedächtnis gestrichen, aber - wenn ich mich recht erinnere - torkelte dort im ersten Akt König Heinrich I als versoffenes Genie herein, also auch eine schon dagewesene Regisseurstheatermasche.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich verstehe nicht, warum ihr euch hier über diesen König Heinrich streitet. Es ist doch normal im heutigen Inszenierungswahn alles mögliche und unmögliche zu erfinden! Ich denke an den epileptischen Helden Lohengrin in Mailand (Kaufmann).

    An weiteren Irrsinn verweigert mein Kopf die Erinnerung! Mein Kopf benutzt den alten Leitspruch: "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur." Da bleibt meine Laune immer gut.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich verstehe nicht, warum ihr euch hier über diesen König Heinrich streitet. Es ist doch normal im heutigen Inszenierungswahn alles mögliche und unmögliche zu erfinden! Ich denke an den epileptischen Helden Lohengrin in Mailand (Kaufmann).

    An weiteren Irrsinn verweigert mein Kopf die Erinnerung! Mein Kopf benutzt den alten Leitspruch: "Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur." Da bleibt meine Laune immer gut.


    La Roche

    Der Epilepsiegrin aus Mailand hat bei mir auch nur Kopfschütteln verursacht. Aber auch diese Inszenierung habe ich inzwischen - wie du - weitgehend aus meinem Gedächtnis gestrichen. Solche Schmarrn versuche ich dann auch immer schnell aus meinem Kopf zu verbannen.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Und das gelingt am besten, wenn man möglichst immer wieder drüber schreibt. :hahahaha:

    Mir scheint hier auch der Fall eines kulturellen Stockholm-Syndroms vorzuliegen... Selbst die größten Fans von Hans Neuenfels und wahrscheinlich nicht einmal er selbst dürften diese Bayreuther "Lohengrin"-Inszenierung so häufig erwähnen wie der User "Gerhard Wischniewski".

  • Mich hat gefreut, dass Hans Heukenkamp die Produktion des Lohengrin vorstellte, engagiert und spürbar begeistert von seinem Erlebnis.

    Dank YouTube konnte ich endlich den "Lohengrin" aus Berlin sehen. Leider stellte sich die Begeisterung von Hans Heusenkamp bei mir nicht ein.


    Im Gegenteil, weder das szenische Konzept noch die Sänger überzeugten mich. Ärgerlich die vielen Abstimmungsprobleme zwischen Graben und Bühne. Obwohl manche Sänger am Taktstock hingen, wie in den Nahaufnahmen leider nur all zu gut erkennbar. Eine eigenartige Nervösität herrschte im Ensemble, nach meinem Eindruck, über weite Teile des Abends. Gab es, bedingt durch Corona, zu wenige Orchestersitz- und Bühnenorchester-Proben?


    An der Regiearbeit von Calixto Bieito lag es nicht. Die Sänger standen überwiegend herum, in "guter alter Manier" und durften mit Gesten aus ihrer Mottenkiste chargieren. Wirkte eine Figur ausdifferenzierter, Heinrich der Vogler und Heerrufer beispielsweise, sank das sängerische Niveau. Eine Parallele zu meinem musikalischen Eindruck, irgendwie unfertig, dieser Lohengrin.


    Für mich alles in allem ein merkwürdiger, schaler Opernabend.