Hallo,
ich habe ca. 2 Stunden der unsäglich idiotischen Macbeth-Premiere ertragen, davon die letzten 90 min komplett.
Mein Eindruck: Musikalisch durchaus beeindruckend, besonders Chor und Orchester. Deren Qualität haben Macbeth auf eine höhere Stufe gehoben als ich bisher eingeschätzt hatte. Allerdings kenne ich die Oper nicht live, habe aber 1 oder 2 DVD´s und kann auch auf CD´s und die Medien zurückgreifen. Und da war die gestrige musikalische Qualität besonders in Chor und Orchester hoch, auch wenn Frau Netrebko keine Lady Macbeth ist und deshalb auch lautstarke Buhs ertragen mußte. Als Macbeth ist mir Josef Metternich unerreicht, wenn ich auch nur eine CD (im Sammler Josef Metternich) mit ihm habe, die aber die Mehrzahl aller Macbeth-Auftritte beinhaltet (es ist wohl eine Aufnahme aus Berlin in den 50-ern, natürlich in deutsch).
Die Sänger entsprachen dem Niveau, welches man bei einer Premiere in Mailand erwartet, aber es gibt wohl momentan wenig bessere. Ein Niveau wie früher mit Callas, Rysanek, Gw. Jones, Cossotto, Bruson, Milnes, Raimondi u.a. kann man heute nicht mehr erwarten.
Den Buhsturm hat sich der Regisseur redlich verdient. Leider wurde er durch das Gequatsche der Ansagerin unterbrochen und sehr schnell beendet. Diesen Höhepunkt der Inszenierung hätte ich mir gerne länger gegönnt. Enttäuscht bin ich von Chailly, daß er solchen Schwachsinn mit den Kindersäbeln als Tötungsinstrument und der ganzen saudämlichen Kulisse hat durchgehen lassen. Seine Kraft und Autorität hätten einen solchen Unwillen des Publikums durchaus lindern können, er ist aber eben nur ein Angstellter und muß sich fügen. Wie singt Metternich in seiner letzten Arie als Macbeth "Wenn sie zu Grabe mich getragen, kein Mensch wird um mich weinen und klagen." Eines fand ich positiv - mit den Bildeinspielungen als Hintergrund wurde einmal mehr gezeigt, daß auch mit einfachen Mitteln Stimmung erzeugt werden kann. Die rot am Himmel ziehenden Wolken waren für mich allerdings der einzige positive Punkt in dieser sinnentstellenden und furchtbaren Inszenierung, die der Verdioper "Macbeth" nicht zugeordnet werden kann.
La Roche