Eure liebsten Klarinettenkonzerte

  • Hallo zusammen,


    ein Instrument wurde bisher noch nicht ausreichend gewürdigt: die Klarinette. Zugegeben, es gibt im Vergleich zu Violine oder Klavier nicht so viele Kompositionen. Aber der warme und betörende Klang dieses Instruments ist aus keinem Orchester mehr wegzudenken.
    Zitat:
    Sie glauben nicht, was eine Sinfonie mit … Clarinetten einen herrlichen Effect macht!«
    (W. A. Mozart in einem Brief 1778 an seinen Vater)


    Sabine Meyer, die wohl populärste Klarinettistin unserer Zeit, ihr Lehrer Hans Deinzer, aber auch Karl Leister, Sharon Kam, die Jazzer Benny Goodman und Eddie Daniels oder der Klezmer-Virtuose Giora Feidman und viele andere haben der Klarinette zu Ansehen und Popularität verholfen.


    Sicher habt ihr auch Klarinettenkonzerte in euer Herz geschlossen.
    Nennt doch diejenigen,welche euch besonders gut gefallen.


    Meine Favoriten sind:
    Mozart: A-Dur KV 622
    Weber: f-moll op.72 und Es-Dur op.73 und das Es-Dur Concertino
    sowie die Konzerte von Carl Stamitz, Louis Spohr und Max Bruch für Klarinette und Viola


    Einen Überblick über Klarinettenkonzerte gibts auf der Klassika website.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Siegfried,


    Mozart und Stamitz (viele sogar) gehören zu meinen meist bevorzügten Klarinettekonzerten.


    Dazu kommem noch:
    Baron von Schacht: Klarinettekonzert B-Dur (mit einem sehr schoenen dritten Satz :D); Crusell: drei Klarinettekonzerten; Hoffmeister: Klarinettekonzert + Klarinettenkonzert (2 Klarinetten); Hummel: Introduktion, Thema und Variationen; Mercadante: Klarinettekonzerten; Mendelssohn: Zwei Konzertstücke für Klarinette, Bassetthorn und Klavier.


    LG, Paul

  • Danke lieber Siegfried, daß Du mich auf eine in meiner Sammlung völlig unterrepräsentierte Gattung aufmerksam gemacht hast. Außer Mozarts KV 622, was ich gern höre, findet sich noch Stravinskys "Ebony Concerto", was aber wohl kein reinrassiges Klarinettenkonzert ist.
    Und das war's dann auch schon.


    Letztens im Auto habe ich einen Satz eines Klarinettenkonzerts von Pleyel gehört, den ich sehr schön fand. Leider keine Ahnung, welches das war, mal sehen, ob ich das noch heraus bekomme.



    :hello:
    Reinhard


    [amx=B000026D4F]300[/amx]

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo!


    Ich möchte hier gerne ein vielleicht etwas unbekannteres Klarinettenkonzert vorstellen - es handelt sich um das Konzert für Klarinette und Kammerorchester A-Dur von Boris Tschaikowski (1925-1996). Es stammt aus dem Jahr 1957 und damit noch aus Tschaikowskis erster Schaffensperiode. Zusammen mit der Sinfonietta für Streichorchester und dem Klaviertrio vielleicht ein gutes Werk, um sich Tschaikowski anzunähern. Die Musik ist neoklassizistisch geprägt und meiner Meinung nach leicht rezipierbar, wirklich sehr gemäßigt "modern". Ein bisschen Schostakowitsch-Einfluss ist (vor allem im dritten Satz) feststellbar. Das Kammerorchester besteht aus Streichern, Pauken und drei Trompeten, sodass das Werk doch recht sinfonisch klingt. Es dauert nur etwa 12 Minuten und hat drei Sätze, wobei der erste und zweite Satz jeweils "offen" enden und so zum nachfolgenden Satz überleiten.


    Der erste Satz ist ein Moderato, eigentlich der langsame Satz, eher in fis-moll als in A-Dur. Die Musik ist hier lyrisch, recht elegisch und die Klarinette darf sich mit kantablen, fließenden Melodien profilieren. Der zweite Satz (Vivace) stellt einen erheblichen Kontrast dar: er dauert nicht einmal 2 Minuten und ist eindeutig auf die Präsentation von Virtuosität angelegt. Eine Art Scherzo, das durch schnelle Skalen gesprägt ist. Die Intensität der Musik steigert sich fortlaufend und mündet schließlich in einen lauten, leicht dissonierenden Akkord. Das Finale, ein Allegro in der Haupttonart A-Dur, zeichnet sich durch einen gewissen Divertimento-Charakter aus, mich erinnert es stellenweise fast ein wenig an Mozart (und natürlich, wie oben erwähnt, Schostakowitsch). Der Satz wird vom Wechselspiel des quirligen Hauptthemas und des ruhigeren, anmutigen Seitenthemas beherrscht. Es ist der längste und am stärksten entwickelte Satz des Konzertes. Am Ende steht ein vergnügter, aber energischer Schluss.


    Insgesamt eine erfrischendes, harmonisches, wirklich sehr schönes Stück, die ich gerne höre. Tschaikowskis Personalstil ist hier noch nicht vollständig entwickelt (das erste Werk, indem er eindeutig ganz eigene Wege geht, ist wohl sein Cellokonzert von 1964), das ändert aber nichts daran, dass diese Komposition absolut eine Empfehlung wert ist. Zwei Einspielungen sind erhältlich, beide sind nicht schlecht. Die eine ist von Northern Flowers (zusammen mit Kammersinfonie, der Kantate "Tierkreiszeichen" und den Vier Préludes für Kammerorchester), es spielt Adil Fedotow begleitet vom Petersburger Kammerorchester unter Edward Serow. Die zweite ist bei Naxos erschienen, zusammen mit dem Klavierkonzert und wiederum den Tierkreiszeichen. Hier ist Anton Prischtschepa der Solist, zusammen mit dem Kammerorchester der Russischen Musikakademie unter Timur Mynbajew. Ich ziehe die ältere Northern Flowers-Einspielung leicht vor, sie erscheint mir einen Tick intensiver und prägnanter. Aber mit Naxos macht man auch nichts falsch. Hier die Links zu jpc:



    Viele Grüße
    Holger

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  • Hallo,


    Für mich gibt es eigentlich nur das Mozart-Konzert...(obwohl ich ja eigentlich kein großer Mozart-Verehrer bin).


    Des weitern mag ich das Weber-Konzertstück sehr.
    Würde ich mehr Klarinettenkonzerte kennen, dann wäre mein voting vielleicht anders...


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Ich kenne nur das Mozartkonzert, liebe dieses aber so sehr, dass ich es trotzdem als meine Nr. 1 nennen möchte.



    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo,


    auch mir fällt kein Werk dieser Musikgattung ein, das ich in einem Atemzug mit dem großen Klarinettenkonzert Mozarts nennen könnte.


    Ein sehr beachtliches und schönes Konzert der letzten Jahrzehnte ist das sphärische Klarinettenkonzert von Edison Denisov.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Meine Lieblingsklarinettenkonzerte sind- die Reihenfolge ist zufällig:


    Mozart:



    Weber:



    Stamitz:



    Spohr:



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:



    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo,


    hier noch zwei spätromantische Klarinettenkonzerte (zu spät mögen manche meinen):


    Gerald Finzi - Klarinettenkonzert
    Aaron Copland - Klarinettenkonzert


    Copland schrieb das Konzert für Benny Goodman, der es mit Fritz Reiner 1950 auch uraufführte. Das Werk ist zweisätzig. Der erste Satz ist sehr lyrisch gehalten, der zweite - ebenso wie die technisch anspruchsvolle Kadenz - nimmt munter Anleihen im Jazz und in südamerikanischer Musik.




    Gruß
    B.

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  • Der große Fan von Klarinettenkonzerten bin ich eigendlich nicht.
    Warscheinlich kann ich dieses "gefiepse" nicht andauernd ertragen.


    :yes: Aber ein Komponist hat es durch seine interessante, spannende Orchester-Instrumentation geschafft ein tolles Werk hinzuzaubern:
    Nielsen - Klarinettenkonzert
    und Bernstein ist wiedermal der Ideale Interpret - bei ihm verkommt nichts zu Langeweile. Die Klarinette ist sehr ausgewogen in den Orchestersatz eingebunden und wirkt nirgens unangenehm.
    Das gleiche gilt auch für Nielsens Flötenkonzert.

    Nielsen: Klarinettenkonzert und Flötenkonzert
    Hindemith: Violinkonzert

    Julius Baker/Stanley Drucker/Isaac Stern / NewYorker PH / Bernstein
    SONY

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ja, das Nielsen-Klarinettenkonzert ist vielleicht der erste würdige Nachfolger für das KV 622. Wegen meiner Begeisterung für Nielsen und meiner Präöferenz für Musik zu Beginn des 20. Jhd, mag ich es sogar etwas lieber als Mozarts.


    Kompositorisch ist es nicht besser als KV 622, aber steht diesem im wesentlichen auch nicht nach.


    Bernstein ist wie immer nicht der ideale Nielsen-Interpret, sorry teleton.


    Ich persönlich besitze die Naxos-Aufnahme, mit der ich mehr als zufrieden bin.
    Außerdem bietet sie noch das Violinkonzert und das inzwischen zur Bekanntheit gelangte Flötenkonzert.


    Was will man mehr?? :]


    :hello:
    Wulf

  • Hab noch zwei Schätzchen ausgegraben, sehr melodisch und voller Leben:
    2 Klarinettenkonzerte von Leopold Kotzeluch (1747-1818)


    Freundliche Grüße Siegfried

  • Diese Aufnahme fehlt aber noch in der gerade nicht üppigen Aufzählung: :rolleyes:



    Stanford, Sir Charles Villiers:
    Konzert für Klarinette und Orchester a-Moll op 80

    gespielt vom Ulster Orch., Vernon Handley
    Janet Hilton, Klarinette

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

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  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    zu den schönsten und eindringlichsten Klarinettenkonzerte zählen wir


    Krzysztof Penderecki: Konzert für Klarinette und Orchester


    Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki hat 1997 ein Konzert für Klarinette und Orchester komponiert. Es ist ein sechs sätziges Werk von knapp über zwanzig Minuten Spieldauer. Es ist eine Transcription eines früheren Konzerts für Viola und Orchester aus dem Jahre 1983. Es ist eine ausdruckstarke intensive Komposition in dem die Klarinette in einem regen Austausch mit dem mit Streicher geprägten Orchester steht. Die Uraufführung wurde von Sharon Kam gespielt.


    Dmitri Ashkenazy an der Klarinette spielt das Solokonzert mit viel Einsatz unter der Leitung des Komponisten bei der unten aufgeführten CD



    herausgebracht beim polnischen Label DUX


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Wäre ich nicht schon seit langem ein Liebhaber der Klarinette gewesen, dann hätte mich die Interpretation des Klarinettenkonzertes A-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart durch den damals erst 22-jährigen Sebastian Manz sofort zum Fan gemacht. Der blutjunge Solist erreichte beim renommierten Musikwettbewerb der ARD nicht nur die seit 40 Jahren nicht mehr vergebene Höchstpunktzahl, sondern auch den Publikumspreis. Der von Sabine Meyer geförderte Klarinettist ist eines der größten Talente der letzten Jahre auf diesem Instrument. Nach Rundfunk- und Fernsehsendungen im In- und Ausland bekommt er bereits so viele Angebote, dass er diese Flut bereits nicht mehr bewältigen kann.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Von den britischen Inseln weht Klarinettenklang.


    Das Klarinettenkonzert Nr 2 von John Mahon schmeichelt dem Ohr. Leider gibt es meines Wissens keine Noten dieses anmutigen Konzertes.


    Die anderen Werke mit Klarinette bzw. Bassetthorn oder Fagott von Johann Christian Bach und James Hook sind hörenswert und eine Bereicherung für das Klarinettenrepertoire. Eine HIP Aufnahme, die Wohlklang bietet.



    .

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Eine gelungene Scheibe – und die zählt zu meinen Lieblingsaufnahmen:



    Cartellieri, Antonio Casimir (1772-1807)
    Klarinettenkonzerte

    Prager Chamber Orchestra
    Dieter Klöcker, Klarinette

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Kalevi Aho: Konzert für Klarinette und Orchester (2005)


    Der bedeutende finnische Komponist Kalevi Aho hat 2005 ein Klarinettenkonzert geschrieben. In seinem Schaffen stehen grossformatige Orchesterwerke im Vordergrund aber auch bereits mehrere Opern hat er geschrieben.


    Der bekannte schwedische Klarinettist Martin Fröst erhielt im Jahre 2003 den bedeutenden Borletti-Buitoni Preis für junge und aussergewöhnlich talentierte Musiker. Er entschied das Preisgeld dafür zu verwenden, ein neues Klarinettenkonzert in Auftrag zu geben. Die Wahl viel schlussendlich auf Kalevi Aho. Fröst erzählte Aho über die technischen Eigenheiten der Klarinette in Bezug auf Ausdruck und Virtuosität und ein Konzert entsprechend seinen Visionen.


    Das Konzert hat fünf Sätze und dauert gut eine halbe Stunde. Die Solostimme verfügt über zahlreiche schwierige Artikulationstechniken, Klangfarben und Stakkatokapriolen. Der Beginn ist sehr kraftvoll und wird zur Mitte langsamer. Die Kadenz leitet zum Zentrum des Konzertes über, dem technisch anspruchvollsten Satz. Die Taktzeichen wechseln beinahe in jedem Takt. Es folgt ein langsamer und melancholischer vierter Satz. Auch der Epilog ist langsam gehalten und die Atmosphäre wirkt geheimnisvoll.


    Trotz der progressiven avantgardistischen Moderne des Werks, bleibt das Stück nachvollziehbar. Die Bläser bleiben naturgemäss bei einem Klarinettenkonzert im Vordergrund. Es sind aber auch wunderbare Übergänge von der Soloklarinette zu den Streichern zu finden.


    Die Uraufführung durch Martin Fröst und dem BBC Symphony Orchestra und der Leitung von Osmo Vänskä war im April 2006 in London.


    Martin Fröst gehört zu den renommiertesten Klarinettisten der Gegenwart und hat bei Hans Deinzer in Hannover und bei Sölve Kingstedt in Stockholm studiert. Er gewann bereits zahlreiche Preise.



    Eine Aufnahme des Klarinettenkonzertes Ahos wurde bereits 2007 bei BIS veröffentlicht. Auch hier fungiert Osmo Vänskä als Dirigent, diesmal mit dem Lahti Symphony Orchestra.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

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  • Neulich war Eisel zu Gast im Radio auf SWR2 - mein erster Kontakt zu Eisel und der (auch von Feidman eingespielten) Klezmerversion des Klarinettenkonzerts von Mozart. Lange habe ich dieses Stück nicht mehr gehört (im Regal mit Bernstein und Schmidl) und hier neu entdeckt. Was habe ich gelacht! Sehr unterhaltsam und beswingt. Heute habe ich die CD bestellt.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Es ist zwar kein reines Clarinettenkonzert, aber eines, das m. E. motivisch dem Mozartschen nahe kommt - die Clarinette wird noch von einem Fagott unterstützt:



    Antoine Frédéric Gresnick (1755-1799)

    Sinfonia concertante B-Dur


    Eric Hoeprich, Clarinette
    Jane Gower, Fagott


    Les Agrémens

    Guy van Waas

    Cnusper, cnusper, cnasam, qui cnusperat meam casam?
    (Hexa dixit)