Mario Lanza - Verkanntes Genie?

  • Interessanterweise gibt es bisher kein eigenes Thema über MARIO LANZA (1921-1959), den - glaubt man einer Online-Enzyklopädie - bekanntesten Opermsänger der 50er-Jahre.



    Liegt dieses scheinbare Desinteresse daran, daß er auch als Film-Schauspieler aktiv war und nur zweimal auf der regulären Opernbühne auftrat (1948 in Madame Butterfly)?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Aus dem "großen Sängerlexikon" von Kutsch/Riemens:



    Lanza, Mario, Tenor, * 31.1.1921 im Italienerviertel von New York, † 7.10.1959 Rom; eigentlicher Name Alfredo Cocozza. In Philadelphia, wohin seine Eltern verzogen waren, arbeitete er zuerst als Transportarbeiter, nahm aber bereits in seiner Freizeit Gesangunterricht bei Irene Williams, die ihn auch weiterhin förderte. Der Dirigent Sergej Kussewitzky vermittelte ihm ein Studium am New England Conservatory in Boston, das aber ducrh den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde, den er als Soldat mitmachte. Nach Kriegsende schlug er sich als Gelegenheitsarbeiter durch. Er unternahm schließlich Konzertreisen mit einem »Belcanto-Trio«, das aus ihm, Frances Yeend und Geoge London bestand. Er wurde über Nacht bekannt, als er als Filmsänger in amerikanischen Musikfilmen auftrat (»Der Fischer von Louisiana«, »Alt- Heidelberg«, »Serenade«). Weltruhm trug ihm der Film »The great Caruso« ein, der 1951 herauskam, und in dem er den großen Tenor darstellte, obwohl seine Stimme keineswegs mit der von Enrico Caruso zu vergleichen war. Als Filmsänger und bei seinen Konzertreisen feierte man ihn, wo er nur auftrat, in enthusiastischer Weise. Es gelang ihm jedoch nicht, eine Bühnenkarriere zu entwickeln; er trat lediglich 1948 zweimal an der Oper von New Orleans - erfolglos - als Pinkerton in »Madame Butterfly« auf. Die ins Maßlose gesteigerte Publikumsbegeisterung und die Haltlosigkit seiner Lebensführung brachten ihm ein jähes Ende. Seit 1956 lebte er in Rom, trat aber kaum noch auf. Mit 38 Jahren starb er an einem Herzschlag.


    Lit: H.M. Hausner: »Mario Lanza, Tragödie einer Stimme« (München, 1962); M. Bernard: »Mario Lanza« (New York, 1971); D. Mannering: »Mario Lanza. A Biography« (Calgary, 1992).


    Seine Schallplattenaufnahmen erschienen bei RCA.


    [Nachtrag] Lanza, Mario; er trat bereits 1942 erstmals in einem Konzert beim Tanglewood Festival auf. Während seines Kriegsdienstes war er bei der Truppenbetreuung als Sänger tätig. Er setzte seine weitere Ausbildung bei Enrico Rosati fort. 1947-48 gab er Konzerte in den USA, 1948 erfolgreicher Auftritt in der Hollywood Bowl. Er trat insgesamt in in sieben Tonfilmen auf. In den Pausen zwischen den Film- Dreharbeiten setzte er seine Konzertreisen in den USA wie in Europa fort. 1952 kam es zu einer ersten Stimmkrise, worauf er sich für vier Jahre aus dem Musikleben zurückzog. Nach abermaligem Studium trat er 1956 wieder erfolgreich im Film auf. 1958 unternahm er eine große Europa-Tournee mit Konzerten, u.a. in London und in Hamburg. Er drehte dann in Deutschland den Film »Serenade einer großen Liebe«. Im August 1959 gab er seine letzten Konzerte, gleichzeitig entstanden seine letzten Schallplattenaufnahmen. Er wurde, von Natur her ein schwieriger, unberechenbarer Charakter, weitgehend ein Opfer der zu dieser Zeit aufkommenden Vermarktung einer Künstlerpersönlichkeit, die vor allem durch die Medien betrieben wurde. Hinzu kamen familiäre Probleme; seine Frau wurde zur Alkoholikerin (sie starb ein Jahr nach seinem Tod); die Ehe, aus der vier Kinder stammten, war schließlich ganz zerrüttet. Mit Recht stellte man fest, daß er mit seiner Karriere nicht umzugehen verstand.
    Lit: C. Callinicos: »The Mario Lanza Story« (1960); Terry Robinson: »Lanza- his tragic Life« (Englewood Cliffs, 1980); R.L. Bessette: Mario Lanza - Tenor in Exile (1998 ).


    [Lexikon: Lanza, Mario, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 33: Sängerlexikon, S. 13770 (vgl. Sängerlex. Bd. 3, S. 1989 ff.) (c) Verlag K.G. Saur]



    LG, Elisabeth

  • Sire ( ;) ),


    Mario Lanza war von der Stimme her gar nicht so schlecht, wenn man davon absieht, welchen Raubbau er mit sich betrieb und wie wenig ihm, aus welchen Gründen auch immer, die Weiterbildung bedeutete.


    Aber wie schon mehrfach im Forum festgestellt, in dieser Generation gab es Spitzentenöre haufenweise, die sich mehr auf die Oper konzentrierten als er, der seine Bekanntheit über den Film erreichte. Die Vermarktung von Lanza, die zum Teil recht übertrieben war (speziell das Caruso-Getue), mag auch dazu beigetragen haben, daß er bis jetzt im Forum offenbar kein Thema war - was nicht heißt, daß man ihn nicht dazu machen darf. Sein früher Tod war natürlich auch ein Hindernis, denn der jüngeren Generation sagt sein Name vermutlich nur ausnahmsweise etwas.


    LG


    Waldi

  • Die Bioigraphie ist wirklich sehr interessant, leider gibt es sie meines Wissens nur in englischer Sprache:



    Platten hat er vorwiegend bei RCA aufgenommen, es gibt Recital-Angebotre wie Sand am Meer. Einen schönen Eindruck über das Repertoire gibt folgende Doppel-CD:


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    (...) den - glaubt man einer Online-Enzyklopädie - bekanntesten Opermsänger der 50er-Jahre.


    Lanza war Opernsänger? Hüstel...

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Alviano


    Lanza war Opernsänger? Hüstel...


    Wie gesagt: demnach schon. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Taminonen,


    an der Kölner Oper hatte Vincenzo La Scola im Rahmen des traditionellen Festes der schönen Stimmen vor zwei Jahren ein Mario Lanza Hommage Programm vorgetragen.


    Er muß wohl ein großer Verehrer von Mario Lanz sein, denn er hatte den Abend selbst conferiert und aus dem Leben und über die Persönlichkeit Mario Lanzas erzählt (fast mehr als gesungen) und dies mit Fotoprojektionen untermalt.


    Hat nicht auch Jens Malte Fischer in seinem Buch große Stimmen berichtet, daß er gerne Lanza anonym mit berühmten großen Sängern vorspielt und dann erstaunlich viele die Stimme Lanzas rühmen, was sie in Kenntnis des Sängernames immer von sich gewiesen hätten?


    Ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, mich mit Mario Lanza zu beschäftigen. Ireendwann hoffe ich das aber nachholen zu können, wenngleich es eine traurige Geschichte ist, bei der große Stimmbegabung durch kommerzielle Interessen verbrannt wurde.


    LG, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Mario Lanza wurde von der Natur mit einer sehr schön timbrierten, strahlkräftigen Naturstimme beschenkt, die allerdings einer besseren technischen Schulung bedurft hätte, um daraus ein erstklassiges Instrument zu machen. Und leider war Lanza charakterlich nurmehr ein Stimmbesitzer, der einige Zeit lang mit seinem Material massenwirksam herumprotzen konnte, aber weder sonderlich viel Geschmack hatte noch die Gabe, sich zu einem wirklichen Sänger, geschweige denn Musiker zu entwickeln. Eine verpasste Gelegenheit.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Ulmo
    Hat nicht auch Jens Malte Fischer in seinem Buch große Stimmen berichtet, daß er gerne Lanza anonym mit berühmten großen Sängern vorspielt und dann erstaunlich viele die Stimme Lanzas rühmen, was sie in Kenntnis des Sängernames immer von sich gewiesen hätten?


    Das klingt mir doch sehr anekdotisch. Vor Jahren habe ich mir die RCA-Box mit zwei LPs zugelegt, um einen etwas umfassenderen Eindruck von Lanzas Stimme zu bekommen. Er singt dort zwischen "Butterfly", "Pagliacci" und "Otello", alles, was als "populär" gelten darf.


    Was die sängerische Qualität angeht, sind die Aufnahmen eher dürftig. Eine individuelle Gestaltung der Arien und Szenen findet keine statt, die Interpretation degradiert die ausgewählten Stücke zu Schlagern und für technische Fragen scheint sich Lanza nicht interessiert zu haben.


    Das klingt so, wie wenn ein talentierter Laie sich an Oper versucht.


    Der Starrummel tat sein Übriges: wenn man zum "Zweiten Caruso" hochgejubelt wird (eine Anmassung) und immer mehr glaubt, das wirklich zu sein, darf man sich über den erfolgten Absturz nicht wundern.

  • Genau wie Anna Netrebko keine "zweite Callas" ist, war Mario Lanza nicht der "zweite Caruso". Dies sind Marketingmechanismen, die mit der tatsächlichen Leistung nichts zu tun haben.


    Ob er ein Opernsänger war, also eine fuer die Buehne geeignete Stimme besass? George London zufolge, einem Drittel des Belcanto-Trios, war Lanzas Stimme gross genug, um auf der Buehne bestehen zu können, doch Lanza - wie AN als Pop-Ikone vermarktet - wählte einen anderen Weg. Trotzdem wuerde ich persönlich nicht negativ ueber ihn urteilen wollen. Schliesslich verdanke ich dem Film "Der grosse Caruso" meine Leidenschaft fuer Oper und Stimmen, und wenn "Die 3 Tenöre" uebereinstimmend bekennen, dass es ihnen genauso ergangen ist, brauche ich mich nicht zu schämen.


    Nur eines wuerde ich nicht tun : Einen Sänger, der sich der Popularisierung der Oper verschrieben hat (nach heutigen Mass-stäben manchmal kitschähnlich), mit seriösen Buehnensängern zu vergleichen. Aber ist dies nicht eine deutsche Krankheit? Wer denkt, wenn er von Lauritz Melchior spricht, an den Melchior, der nach seinem Met-Abschied seinen Namen "vertingelt" hat, von Helen Traubel, Ezio Pinza etc. ganz zu schweigen? Alle haben ihren Namen am Schluss ihrer Karriere noch "versilbert". Bei Mario Lanza trifft der Buchtitel "Tragödie einer Stimme" m.E. zu; ich wuerde erweitern "Tragödie eines Menschen", der mit seiner Karriere nicht fertig wurde.


    Mikko

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo,
    Mikko spricht mir mit seinem Beitrag aus der Seele!
    Man sollte wirklich an einen "Unterhaltungs"-Sänger nicht die Kriterien anwenden, die man an den professionellen Operntenor anlegt. Der Stempel des "zweiten Caruso" ist damals ebenso ein Marketing-Gag gewesen wie wenn heute die Platten-Werbung Andrea Bocelli als "zweiten Pavarotti" anpreist!


    Trotzdem höre ich zwischendurch den Mario Lanza ganz gerne und habe auch das eine oder andere Filmchen gesehen, in dem er mitgespielt hat.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich kenne von Mario Lanza nur zwei Filme ("Der große Caruso", "Der Sänger von Capri"), bei denen die Tonqualität nicht so ist, dass ich mir ein Urteil über die Qualität der Stimme erlaube. Auf den paar CD´s, die ich mit ihm habe, klingt er in meinen Ohren nicht nach einem Genie, aber nach einem mehr als ordentlichen Sänger. Aus diesen Aufnahmen schließe ich auch, dass er genau gewusst hat, wo seine stimmlichen Grenzen liegen und was er sich und seinem Publikum zumuten kann. In den Aufnahmen mit Songs etwa von Gershwin und aus Musicals halte ich ihn für absolut stimmig (vor allem bei den "alten" Musicals gefällt mir das Schmalz in seiner Stimme).
    Ich habe aber den Eindruck, dass er ein bequemer Mensch war, der mit relativ geringem Aufwand mit Filmen und Shows mehr Geld verdienen konnte, als es mit Auftritten auf Opernbühnen möglich gewesen wäre. Irgendwie erinert er mich da an den späten Pavarotti. Dazu kommt natürlich, dass zu seiner Zeit vor allem in Italien einige sehr gute Tenöre sangen, die dann auch in den Vereinigten Staaten auftraten. In den USA begann zu diesem Zeitpunkt auch der Stern von Richard Tucker überhell zu strahlen.
    Dass Lanza ein verkanntes Genie war, würde ich bestreiten (nicht verkannt und auch nicht Genie), ein mehr als guter Unterhaltungskünstker war er aber sicher.


    Michael 2

  • Zumindest ist es schade, das es vom Belcanto-Trio, das aus ihm, Frances Yeend und George London bestand, die 1947/48 zusammen auftraten, keine Aufnahme gibt (die hätte ich schon im Hinblick auf London gern gehabt....)



    LG, Elisabeth

  • Zitat

    Original von Mikko
    (...)wie AN als Pop-Ikone vermarktet


    Hallo Mikko,


    während Anna Netrebko, bei allem, was man gegen sie einwenden kann, eine ernstzunehmende Opernsängerin ist, würde ich bei Mario Lanza als Opernsänger ein Fragezeichen setzen. Das trifft nicht nur auf Netrebko, sondern auch auf die anderen Beispiele in Deinem Posting zu - wobei ich gerne einräume, dass ich diese Ausflüge ins ganz leichte Metier bei allen Sänger/innen gleichermassen fürchterlich finde. Pavarotti und Bono, Caballé und Freddie Mercury finde ich genauso überflüssig wie die "Drei (oder zehn) Tenöre".


    Und daraus folgt für mich auch, dass ich dem nicht zustimmen kann:


    Zitat

    Einen Sänger, der sich der Popularisierung der Oper verschrieben hat (nach heutigen Mass-stäben manchmal kitschähnlich), mit seriösen Buehnensängern zu vergleichen.


    Für mich ist diese Musik viel zu wertvoll, als dass ich sie in solch einer banalisierten Form erleben möchte. Mir ist es ein wirklich ganz persönliches Anliegen, dass die Menschen genauer hinhören, Nuancen erkennen können, unterschiedliche Interpretationen bewerten lernen.


    Deswegen sind mir solche Sänger wie Lanza eher ein Graus.


    Mir fällt auch nur ein umgekehrtes Beispiel ein: Marianne Faithful singt eine beachtliche Anna in Weills "Sieben Todsünden".

  • Hallo,


    ich möchte dazu nur sagen: Mario Lanza war mit einer schönen,


    individuellen Stimme ausgestattet, hat aber nicht die Technik erlernt


    die zu einer schönen Stimme gehört, deshalb mußte er scheitern.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo miteinander,


    nein, Mario Lanza war gewiss kein verkanntes Genie; er besaß "nur" eine schöne Stimme (wenn man baritenori mag; ich ziehe ja die heller timbrierten Tenöre vor), aus der er jedoch leider nichts machte.


    Zitat

    Zitat von Alviano:Was die sängerische Qualität angeht, sind die Aufnahmen eher dürftig. Eine individuelle Gestaltung der Arien und Szenen findet keine statt, die Interpretation degradiert die ausgewählten Stücke zu Schlagern und für technische Fragen scheint sich Lanza nicht interessiert zu haben.


    Was die Banalisierung von Opernarien angeht, stimme ich Alviano zu: Ich war auch sehr enttäuscht, als ich, angeregt von Jens Malte Fischers Buch, einmal hören wollte, was es mit der Lanza-Hype auf sich hatte.


    Was die Ausflüge ins leichte Metier betrifft, kommt es für mich immer darauf an, was gesungen und wie es dargeboten wird:
    Von Opernsängern mit leichter Stimme geschmackvoll dargebotene Folk-Songs, Volkslieder oder Chansons höre ich gern: Nellie Melba, John Mc Cormack, Jussi Björling oder Tino Rossi (der allerdings auch kein richtiger Operntenor war) und Feruccio Tagliavini haben dafür sehr schöne Beispiele geliefert.


    Opera goes Pop finde ich jedoch seeehr gewöhnungsbedürftig und mag mich auch daran nicht gewöhnen:
    Pavarotti/Bono und Caballé/Mercury kann ich nichts abgewinnen, ebenso wenig mochte ich die stimmliche Vergewaltigung des zarten "Bridge over troubled Water" durch einen Heldentenor (war es Peter Hofmann?). Aber das wird bei mir jetzt OT und gehört eigentlich in einen Crossover-thread ...


    :hello: Petra

  • Der Name Mario Lanza ruft bei mir Erinnerungen wach: Im Hause meiner Eltern gab es eine Platte, auf der Lanza Weihnachtslieder gesungen hat. "O du Fröhliche" und "O Tannenbaum" auf Englisch: das ist der Eindruck, der sich bei mir von Mario Lanza eingebrannt hat, und ich werde ihn wohl nicht wieder los. Das sind schöne, sentimentale Erinnerungen, aber aufgrund dieser frühkindlichen Prägung kann ich Mario Lanza beim besten Willen nicht mehr als seriösen Opernsänger ernst nehmen. Wenn er Weihnachtslieder singt, ist das zweifellos besser als Roger Whittaker oder was auch immer sonst noch so zur Weihnachtszeit in deutschen Wohnzimmern herumgeistern mag. Dass seine Stimme schön ist, wurde ja bereits zu Recht festgestellt. Mir ist auch klar, dass es viele große Opernsänger gegeben hat, die Weihnachtslieder gesungen haben, was ja für sich genommen nicht ehrenrührig ist. Lanza bleibt für mich aber trotzdem immer der nette junge Mann, der kurz vor der Bescherung "Joy to the World" anstimmt.

  • Hallo Alviano,


    ich habe nocheinmal nachgelesen.


    J.M. Fischer hat seine Hörer in Sachen Lanza anonym z.B. mit einen Duett aus Otello ("Dio ti giocondi") beglückt, S. 401 in Grosse Stimmen.
    Und er sprich von Begeisterung, also war Ruhm vielleicht zu poetisch, aber nicht ganz falsch.


    Ich bin jedenfalls auch der Meinung, daß Mario Lanza bestenfalls als Ariensänger zu bezeichnen wäre.


    Selbst wenn er ganze Partien beherrscht hätte: Ein wirklich großer Interpret erarbeitet sich Ausdruck und Wirkung auf der Bühne. Er bewährt sich in bocca del lupo. Deswegen lege ich mir wo möglich auch (zusätzlich) Gesamtaufnahmen zu, deren sich die Interpretentatsächlich auf der Bühne in den Rollen bewährt haben.


    LG, Ulmo

    SINE IRA ET STUDIO (Tacitus)

  • Zitat

    Original von Ulmo


    J.M. Fischer hat seine Hörer in Sachen Lanza anonym z.B. mit einen Duett aus Otello ("Dio ti giocondi") beglückt, S. 401 in Grosse Stimmen.
    Und er sprich von Begeisterung, also war Ruhm vielleicht zu poetisch, aber nicht ganz falsch.


    LG, Ulmo


    Fischer ist generell jemand, der sich sehr für das pure "Material" eines Sängers begeistern kann - und dann auch nicht zögert, auch diejenigen Fälle lobend in Erinnerung zu bringen, wo dem Material keine adäquaten künstlerischen Mittel gegenüber standen. (Gänzlich anders verfährt hier interessanterweise Kesting, für den mangelhafte Ausschöpfung von Potential stets Anlass für Polemik ist. )
    Ähnlich wie bei Lanza weist ja Fischer auch häufig auf das beachtliche Stimmpotential von Ernst Kozub hin, wo der Sänger und Interpret ebenfalls nicht mit dem Stimmbesitzer mithalten konnte.


    Dennoch meine ich mich - ich muß es nochmal genauer nachlesen - zu erinnern, dass Fischer schon stark einschränkte, indem er Lanza auf jeden Fall einen besseren Lehrer gewünscht hätte. Insofern sehe ich das Ganze mit einem sehr groben Körnchen Salz: Ein eindrucksvolles stimmliches Potential, dass man wohl - eher als Kuriosum - mal gehört haben muß. Die fehlende künstlerische Ernsthaftigkeit des Interpreten lässt weiterhin Zweifel zu, ob ein besserer Lehrer von Nutzen gewesen wäre.


    Gruß
    Sascha

  • Ich hatte jetzt auch die einmalige Gelegenheit, anhand zweier Lanza-CDs (aus der Bibliothek geliehen!! :O :D ) meinen Eindruck des Sängers zu vertiefen.


    Und ich schließe mich da im Ergebnis gerne dem sehr deutlichen Urteils Alvianos an. Es war kein Genuß. :wacky:


    Klar haben diejenigen Recht, welche darauf hinweisen, dass man einen "Film- und Schlagersänger" - und mehr war Lanza nicht, auf der Opernbühne hat er sich nie bewährt - nicht mit professionellen Opernsängern vergleichen dürfe.


    Aber leider tun das gerade die Lanza-Fans immer wieder, dazu reicht ein 10 minütiger Google-Eindruck. Da wird das Nessun Dorma von - ich zitiere - "Jussi Boring" - (welch Wortwitz :wacky: ) gegen Lanzas Version ausgespielt.
    Und es werden Parallelen zu Fritz Wunderlich und Richard Tauber gezogen, was aber ein absolut unsinniges Unterfangen ist, das an Majestätsbeleidigung grenzt :wacky:. Wunderlich und Tauber waren Opernsänger, die sich nicht nur auf der Bühne bewährten, sondern darüberhinaus mit großer Musikalität und souveräner Technik nicht nur im Opernrepertoire, sondern eben auch in populären Bereichen überzeugten.


    Lanza hingegen hat keine dieser Tugenden in seine Darbietungen eingebracht, und wie gesagt, ist zudem die Überzeugung auf der Opernbühne schuldig geblieben. Diejenigen, die da die schicksalhafte Verkettung unglücklicher Umstände sehen, welche ein großes Talent in die Mühlen Hollywoods gezwungen haben, sollten mal auf George London schauen. Dessen Karriere zeigt ja offenbar, dass man frühzeitig die Kurve bekommen konnte , wenn man wollte - seine Karriere lief ja eine Zeit mit Lanzas parallel. Lanza hingegen war vor dem Krieg sogar mit einem Stipendium durch den Dirigenten Kussewizki ausgestattet worden, hielt es aber nicht für notwendig, seine Stimme stetig professionell ausbilden zu lassen. Das ist kein Schicksal, sondern eine bewußte Entscheidung - und zwar letztendlich gegen die Qualität, und letztendlich ist ja Phlegma auch ein Talent. :D


    Wenn jemand Lanza mag, ist das doch vollkommen O.K. Ich höre im Moment auch gerne Weihnachtslieder von Bing Crosby. (sonst bekomme ich von meiner Frau keine Weihnachtsplätzchen :pfeif: )
    Aber das hat alles wenig bis gar nix mit Kunstgesang zu tun, wie er in diesem Forum diskutiert werden sollte.
    Ansonsten können wir auch gerne morgen einen Thread über Karel Gott eröffnen, der schließlich auch eine klassische Gesangsausbildung hatte - und dann seine legendäre Version der "Biene Maja" mit dem Lohengrin von Sandor Konya vergleichen.


    :hello:
    Sascha

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Antracis
    Ansonsten können wir auch gerne morgen einen Thread über Karel Gott eröffnen, der schließlich auch eine klassische Gesangsausbildung hatte - und dann seine legendäre Version der "Biene Maja" mit dem Lohengrin von Sandor Konya vergleichen.


    Das wäre sicher interessant: Eine Doppel-CD "40 Tenöre singen Die Biene Maja". Bei Del Monacos MAAAAAAAAAAAJAAAAAAAAAAAA!!! würde wahrscheinlich der Honig aus der Wabe spritzen... :D


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Bei aller Wertschätzung des Urteils Saschas und seines berechtigten Versuchs, Jussi Björling, Fritz Wunderlich und Richard Tauber vor Vergleichen mit Mario Lanza in Schutz zu nehmen, kann ich mich seinem Urteil nicht anschliessen, Mario Lanza fuer einen Film- und Schlagersänger zu halten. Aus der Tatsache, er habe sich auf der Opernbuehne (im Gegensatz zu George London oder Frances Yeend etwa) nicht bewährt, zu schliessen, er habe nicht das Material fuer eine Laufbahn auf der Opernbuehne gehabt, hielte ich fuer verkehrt. Wohl gemerkt, ich spreche von Material, nicht von Stil und Geschmack!


    Fuer mich hatte Lanza (ich denke, das kann man aus den Aufnahmen heraushören) eine Opernstimme, im Gegensatz etwa zu dem von Sascha erwähnten Karel Gott (zu ergänzen durch Helmut Lotti oder Andrea Bocelli). Weshalb er es dann "nur" zum Film- und Schlagersänger gebracht hat, kann auch ich nicht erklären. Ich vermute, es lag in seiner Persönlichkeit, nach den Anfangserfolgen im Filmgeschäft nicht den "normalen" und steinigen Weg zur Buehne gefunden zu haben, denn der Opernsänger Lanza hätte sich immer gegen den Filmstar behaupten und sich an ihm messen lassen muessen. Lanza ist nicht der einzige Kuenstler, der diesem Erwartungsdruck nicht stand gehalten hat. Andere haben ihre Karriere aufgegeben, er wählte den auch pekuniär ergiebigeren, jedoch in den Augen vieler unseriöseren.


    Ich weiss, Uebertreibung macht anschaulich, aber auch anfechtbar.


    Mikko

  • Zitat

    Original von Antracis
    ...
    Ansonsten können wir auch gerne morgen einen Thread über Karel Gott eröffnen, der schließlich auch eine klassische Gesangsausbildung hatte - und dann seine legendäre Version der "Biene Maja" mit dem Lohengrin von Sandor Konya vergleichen.
    ...


    Und jetzt sag' nicht, dass das nicht erstklassig gesungen wäre! ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die Tragik im Leben des Mario Lanza war, daß er für sich keinen Weg finden konnte, der ihn von seiner Freßsucht weggeführt hätte. Er vertilgte Unmengen an Speisen aller Art und sobald eine Filmrolle winkte, mußte er -zig Kilogramm abhungern, um in die vorgesehenen Kleider und Kostüme reinzupassen. Diese ständige Vergewaltigung des Körpers hat seiner Stimme und natürlich auch dem ganzen Organismus geschadet. Sein früher Tod war logische Folge seines Lebenswandels. Schade um eine Sängerhoffnung, die sich nie hat voll entfalten können.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Theophilus


    Und jetzt sag' nicht, dass das nicht erstklassig gesungen wäre! ;)


    Doch, ich finde auch, das Sandor Konya einen erstklassigen Lohengrin gesungen hat, da gebe ich Theophilus völlig recht :D!

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Mikko,


    ich habe aus meiner Sicht nicht den Versuch unternommen, Wunderlich, Björling und Tauber gegen einen Vergleich mit Lanza in Schutz zu nehmen, sondern glaube, dass mir dies auch gelungen ist, weshalb ich es nochmal zu erläutern suche:


    Ich habe nicht behauptet, dass Lanzas stimmliches Material zu klein für eine Opernbühne gewesen sei, sondern ich habe vielmehr seine Gesamteignung für dieses Fach in Zweifel gezogen. Er hatte die Möglichkeit zum Studium, hat es aber offenbar aus mangelndem Qualitätsbewußtsein nicht für notwendig gehalten, diese zu nutzen. Auf der Opernbühne ist er nie angekommen. Er hat dann Musikfilme gedreht und Plattenaufnahmen gemacht, auch aus dem Opernrepertoire. Das nun zu vergleichen mit Künstlern, die auf der Bühne zu den bedeutensten Sängern des Jahrhunderts gezählt werden können, da gehe ich in der Tat nicht mit.


    Dein Einwand gegen meinen Karel Gott-Vergleich in allen Ehren. Stimmen sind von Ihrer Größe auf Platte sicher nur schwer zu beurteilen. Lanzas Stimme wirkt aber in der Tat größer, als die von "Gott". Allerdings darf man nicht außer acht lassen, dass der gute Karel (ganz im Gegensatz zu Lanza!) 3 Jahre am Prager Konservatorium studierte, und danach mit den führenden tschechischen Orchestern aufgetreten ist. Er hat auch klassische Sachen, wie beispielsweise ein Ave Maria aufgenommen. So ganz hinkt dann der Vergleich doch nicht, in Ihrer Tätigkeit, nämlich als mikrophonverstärkte Bühnensänger, und in erster Linie Film- und Schallplattenstars im Schlagerrepertoire sind sie durchaus vergleichbar, Gott kann sogar auf die solidere Ausbildung zurückgreifen, auch , wenn die Stimme für die Opernbühne nicht gereicht hätte.


    Mag sein, das Lanza ein Opernsänger hätte werden können, wenn Ihm jemand Disziplin, Musikalität und noch ein paar andere Sachen geschenkt hätte...aber das ist mir dann doch zu hypothetisch. Aber er war es nie, und seine diskographische Hinterlassenschaft, soweit mir zugänglich, hat vom künstlerischen Wert her den Mantel des Schweigens verdient.


    Meine harte Haltung in dieser Sache rührt sicher auch daher, dass ich eine gewisse Abneigung dagegen habe, wenn man sich nur am Material eines Sängers erfreut - vor allem am Timbre des Sängers -, und dem Singen an sich, der Tonproduktion und auch der Musikalität des Künstlers wenig bis keinen Wert beimisst. Da ich viele Deiner Beiträge gelesen habe, ist das nun das letzte, was ich Dir persönlich unterstellen würde.
    Aber den Leuten, die im Netz die von mir angesprochenen Vergleiche anstellen, tun genau das. Da kommt einer, besitzt eine von Natur aus passabel sitzende Stimme, knallt ein noch wohlmöglich durch die Aufnahme begünstigtes Vincerò! in den Himmel...und ist schon ein Jahrhundertsänger. Nee danke. :(


    Gruß
    Sascha

  • Mario Lanza war ein Opernariensänger.


    Die Frage ist: Kann ein ein Opernsänger überhaupt ein Genie sein?


    Ein Genie sollte meines Wissens doch ein kreativer Mensch sein.


    Wenn ein Opernsänger aber kein Genie ist, dann kann doch ein


    Opernariensänger noch weniger ein Genie sein.


    :hello:Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Heute (10.11.) nacht sendet Arte ein fast 1 1/2stuendiges Porträt Mario Lanzas mit dem treffenden Titel "Mario Lanza - Ein Tenor in Hollywood". Da es hier eine Stunde später ist, werde ich diese Sendung ueber Satelliten-Receiver aufnehmen und mir später ansehen. Ich bin gespannt, ob ich danach zu einem anderen Urteil ueber Lanza komme.


    Bis dahin gilt : Dem oftmaligen Besuch des "Großen Caruso"-Films verdanke ich den Beginn meiner Opernleidenschaft und weiss mich darin in guter Gesellschaft, denn immerhin Domingo, Pavarotti, Carreras haben auf ihre Prägung durch Lanza hingewiesen. Mein Fazit bis heute : Verkanntes Genie? Nein, bestimmt nicht. Weder verkannt, noch Genie. Opernariensänger? Ja, denn bis auf New Orleans 1948 (Madama Butterfly) sang er keine vollständigen Opern. Filmsänger? Kein Zweifel, das war Lanza, und wenn man seine Interpretationen stilistisch kritisiert, kommt dieser Stil IMO vom auf einen breiten Massengeschmack ausgerichteten Film. Undiszipliniert? Bestimmt; schon 1 Jahr nach dem Caruso-Film stieg er aus dem Film "The Student Prince" aus (oder wurde ausgestiegen), weil er nicht mehr in die Kostueme passte. Siegfried hat ja bereits auf seine diversen Abmagerungskuren hingewiesen, und hinzu kam eine Abhängigkeit vom Alkohol.


    Wenn ich in meinem vorigen Beitrag den Begriff Material erwähnte und nicht weiter auf Musikalität und Stil einging, tat ich dies, um Lanza von den Sängern zu unterscheiden, die sich ohne Mikrophonverstärkung nicht durchsetzen könnten/konnten. Auch wenn fast alle Aufnahmen Lanzas im Studio produziert wurden, so gibt es doch eine entscheidende Ausnahme, die einen Hinweis auf das Volumen seiner Stimme erlaubt : einen Mitschnitt eines Konzerts aus der Londoner Royal Albert Hall. Und hier klingt die Stimme gross genug, um die Spekulation zu erlauben, ob aus Lanza - wenn es denn den Film nicht gegeben hätte - nicht doch ein ernstzunehmender Sänger hätte werden können.


    Mikko

  • Ich vermute einmal, dass Mario Lanzas Scheitern als ernsthafter Opernsänger darin liegen könnte, dass er sich wahrscheinlich die Galeerenarbeit eines Gesangsstudenten nicht antun wollte oder konnte.


    Er hätte Noten lesen lernen, dazu ein wenig Klavierspiel, hätte sich in Intonation, Rhythmik und all die technischen Quälereien, die ein seriöser Unterricht beinhaltet, voll einlassen müssen. Und dann eine ganze Partie Note für Note, Takt für Takt auswendig zu lernen. Horrible dictu!


    Vielleicht ist das der Grund, dass er beschloss, diesen Quälereien aus dem Weg zu gehen und dafür lieber ein gutbezahlter oberflächlicher Filmsänger mit tollen Karriereaussichten zu werden.


    Eigentlich schade um das wirklich beeindruckende und auch attraktive Stimmmaterial!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Mario Lanza ist mein absoluter Lieblingstenor, auch aus sentimentalen Gründen zugegebenerweise, denn er eröffnete mir, wie vielen anderen aus meiner Generation und danach (auch hier haben sich einige geoutet) den Zugang zur Opernmusik. Aber er hatte auch, für meine Ohren jedenfalls, eine wunderschöne, warme und aufregende Stimme, die ich immer sofort nach dem ersten Ton erkenne, und wegen seiner wunderbaren Interpretationen (zugegeben nicht durchwegs sehr glücklich), Phrasierung und eben Sangeskunst. Ich werde darüber noch etwas Längeres ausarbeiten, denn gerade bei meiner letzten Bemerkung wird sich sofort Widerspruch erheben.


    Ich war nicht besonders angetan von einigen Urteilen hier. Nicht etwa, weil sie dem meinen widersprechen, sondern weil da vornehmlich vermutet und zusammengereimt wird. Daher will ich heute nur auf einige "äußerliche" Punkte eingehen, die ich ganz schnell richtig stellen kann. Auch der eingangs zitierte Auszug "Aus dem "großen Sängerlexikon" von Kutsch/Riemens:" weist einige Fehler bzw. Auslassungen auf, die das Bild verzerren.


    Generell möchte ich noch darauf hinweisen, dass die RCA - Aufnahmen großenteils nicht von bester Qualität sind, es gibt inzwischen sehr viel mehr als die hier angeführten, z. B. Mitschnitte von einigen Konzerten Lanzas sowie etlicher Fernsehauftritte etc. Eine ausführliche Diskographie mit Empfehlungen muss ich noch erstellen. Dann noch ein Wort zu den Biographien: Einige wurden hier schon angeführt, wobei die Mannering-Bio ("Singing to the Gods") die beste ist. Leider auch nur auf Englisch ist jedoch die "ultimative" Lanza-Biographie 2004 erschienen, mit einem Vorwort von Placido Domingo, der bekanntlich auch ein Lanza-Verehrer ist. Es handelt sich um: Armando Cesari : An American Tragedy Cesari beruft sich immerhin auf 30 Jahre Recherche, es ist also ein gründliches Buch, das sich auch ausführlich mit Lanzas sängerischen Qualitäten befasst. Wie ich höre, soll demnächst eine nochmals erweiterte Neuauflage herauskommen. Ich kann es sehr empfehlen.



    Nun zu den angekündigten Punkten:


    Zitat

    Antracis schrieb: Auf der Opernbühne hat er sich nie bewährt


    Das ist falsch. Mario Lanza hatte sein Debut auf der Opernbühne 1942 als Fenton in "Die Lustigen Weiber von Windsor", in Tanglewood (dem Sommersitz des Boston Symphony) in einer Produktion, die von Boris Goldovsky und Leonard Bernstein erarbeitet wurde.. Lanza erntete begeisterte Kritiken, nicht von irgendwem, sondern auch von Noel Straus von der NY Times.
    Kriegsereignisse unterbrachen die beginnende Karriere. Es kam dann 1948 zu den im Thread schon genannten beiden Auftritten als Pinkerton in "Madame Butterfly" in New Orleans, ebenfalls mit besten Kritiken.



    Zitat

    Milletre schrieb: Ich vermute einmal, dass Mario Lanzas Scheitern als ernsthafter Opernsänger darin liegen könnte, dass er sich wahrscheinlich die Galeerenarbeit eines Gesangsstudenten nicht antun wollte oder konnte.


    Dies ist nur ein Zitat aus möglichen weiteren. Es wird der Eindruck geäußert, Lanza habe keine Gesangsausbildung erhalten oder gar eine solche verweigert. Das ist falsch. Lanza begann mit regelmäßigem Unterricht 1940, mit 19 Jahren. Zwei Jahre später sang er bei Sergej Koussevitzky vor, der ihm auf der Stelle ein Stipendium in Tanglewood gab.
    Nach dem Krieg - genaue Zahlen habe ich im Moment nicht im Kopf - studierte Lanza in New York bei dem Besten: Enrico Rosati, dem alten Lehrer von Beniamino Gigli. Zahlreiche Lobeshymnen über Lanza in Wort und Schrift sind von ihm überliefert. Diese fruchtbare Zusammenarbeit ging etwa 1 1/2 Jahre. Als Beispiel für Lanzas damalige ernsthafte Einstellung sei genannt, dass Rosati ihm eine Mitwirkung in einer Toscanini-Aufführung von Verdis Requiem verschaffen wollte, Lanza sich aber noch nicht reif dafür fühlte. Unnötig zu sagen, dass damals sein erklärtes Ziel natürlich die Opernbühne war und er in allem darauf hinarbeitete.



    Zitat

    Mikko schrieb: schon 1 Jahr nach dem Caruso-Film stieg er aus dem Film "The Student Prince" aus (oder wurde ausgestiegen), weil er nicht mehr in die Kostueme passte.


    Falsch. Das ist eine Legende. Beide amerikanischen Biographen Mannering und Cesari, haben nachgewiesen, dass Lanza in dieser Zeit kein Gewichtsproblem hatte. In der Tat war es so, dass es zwischen Lanza und dem musikalischen Leiter, Curtis Bernhardt, zu einer Unstimmigkeit über die Auffassung eines der Songs aus dem Film gekommen war und Lanza daraufhin erbost das Set verließ. MGM weigerte sich, Bernhardt auszuwechseln, woraufhin Lanza nicht mehr mitspielte.


    Im übrigen hat dieser Vorfall eine schwere persönliche Krise für Lanza nach sich gezogen.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose