La Forza del Destino-GP an der WSO

  • Hallo,


    also ich habe mir die Aufführung, zumal nach den Vorberichten, nicht angesehen oder -gehört, nicht zuletzt deswegen, weil Pountney für mich definitiv kein sonderlich guter Regisseur ist, sondern einer dieser typischen (britischen) Kompromissler, die im Grunde nicht daran interessiert sind, dem Stück auf den Zahn zu fühlen, sondern bloß langweiliges Rumsteh- und Rampentheater mit einigen aufgesetzten Pseudoprovokationen und -lustigkeiten produzieren. Also nix mit "Regietheater", sondern bloß Opas aufgemotzte Mottenkiste.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von MosesKR1
    Nachdem ich gestern diesen Thread gelesen habe, wollte ich mit meiner Frau einen genussvollen Opernabend erleben.


    Unser Dilemma fing schon an, dass die Tonübertragung via DVB-T auf 3SAT schlichtweg eine Katastrophe war. Wir mussten die Anlage ganz laut stellen, damit überhaupt etwas aus den Boxen kam. Die Mikrophone waren auf der Bühne omnipräsent, wobei aus dem Orchestergraben ein Gemulche kam. Die Tontechniker sollte man zum Mond schießen.


    ???


    Die Übertragung auf ORF2 war tadellos. Die ORF-Techniker wissen, wie man an der WSO eine Aufnahme macht. Warum sollte es auf 3SAT soviel schlechter sein?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Als bekennender Fan der Naujahrskonzerte mit den Einblendungen des tollen Balletts der Wiener Staatsoper jedes Jahr, musste ich doch heute feststellen, für welchen "Mist" sie sich hergeben mussten... :motz:


    Die lebendigen Bewegungen der Damen passten absolut nicht in die an sich statische (kann und darf man das eigentlich noch Inszenierung nennen??? :no:) Regieführung.


  • Lieber Alfred,
    stimmt, die Publikumsreaktion war überwiegend negativ, diesmal auch berechtigt. Ich finde die Inszenierung ja auch missglückt, wenn auch aus anderen Gründen als du :baeh01: Ich lehne sie nicht ab, weil sie "böses Regietheater" ist, sondern weil sie schlicht und einfach schlecht ist. Außerdem ist es nicht einmal Regietheater, denn dazu bräuchte es mehr als eine lächerliche Cowgirl-Truppe, vor allem ein Konzept.
    lg Severina :hello:


  • Lieber Giselher,
    damit hast du es für die Forza auf den Punkt gebracht, verallgemeinern würde ich das aber nicht, denn ich habe von Pountney durchaus auch schon Brauchbares erlebt.
    lg Severina :hello:

  • @ Theophilus,


    ich kann wirklich nur sagen, dass wir die Anlage sehr viel lauter einstellen musste, um überhaupt etwas mitzubekommen. Vielleicht lag es ja auch an der Übertragung von 3Sat.


    Vielleicht kann jemend, der es auch via 3SAT gesehen hat mal etwas dazu sagen...

  • Liebe Taminos,


    ganz subjektiv, die Inszenierung war unter aller Kanone, milde gesagt. Keiner Diskussion würdig. - Das sagt aber nichts, denn ich bin extrem vorurteilsbeladen. Die letzten Jahre Regietheater sind an mir nicht spurlos vorüber gegangen: ich geh kaum noch in die Oper. Aber wer den Trend zur Regieoper mag … - Allerdings würde ich bei so einem einhelligen Buh nicht so feist grinsen, aber vielleicht ist ja heute ein Buh das Kriterium, auf das Regisseure scharf sind.


    Ich möchte vorweg schicken, daß mir jedes Buh für einen Sänger weh tut, da ich doch sehr bewundere, was sie auf sich nehmen, um uns diese Musik erleben zu lassen. Aber Dirigat und sängerische Leistung haben mich nicht überzeugt, aber ich bin halt vor allem Schallplattenhörer. Darum möchte ich gar nicht so sehr im Einzelnen auf die Sänger eingehen, allerdings hat mich die sehr positive Resonanz zu Nina Stemme im Publikum, aber auch teilweise im Thread überrascht – so viel Vibrato und so wenig Piano . Aber vielleicht haben wir heute keine Besseren …. Ich mag Zubin Mehta sehr, bin sogar durch einen Opernstreik in Venedig vor vielen Jahren auf ewig positiv vorbelastet, aber im Vergleich zu den Dirigaten unten war das zu routiniert.


    Ich habe mir danach zum Ausgleich die Schlußszene mit Stella Roman, Ezio Pinza und Frederic Jagel unter Bruno Walter sowie mit Renata Tebaldi, Cesare Siepi und Mario del Monaco unter Dimitri Mitropoulos reinziehen müssen. - Das ist natürlich unfair, aber ich möchte doch entspannt schlafen gehen.


    arimantas :hello:

  • Hallo severina,


    nun gut, "Brauchbares" hat Pountney vielleicht auch produziert, aber wann wirklich Überzeugendes? Das, was ich von ihm bisher gesehen habe (Aufführungen aus Bregenz und Zürich, allerdings nur im TV), hat sich mir nicht nachhaltig eingeprägt. Seine Inszenierungen kommen mir oft wie Revues vor mit einer Überfülle an (manchmal passenden, oft aber unpassenden) Details und Einfällen, die kein harmonisches Ganzes ergeben. Das ist bestenfalls unterhaltsam, aber vom Stück weiß man hinterher eigentlich nicht mehr als zuvor. Und das ist ziemlich wenig im Vergleich mit dem, was ich bspw. bei den vielen gelungenen Inszenierungen von Peter Konwitschny über die jeweiligen Stücke gelernt habe.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Vielleicht ist es angebracht hier anzumerken, daß das Regie- Ausstattungsteam vom Wiener Publikum EINHELLIG und LAUTSTARK AUSGEBUHT wurde. Als ich das freche Grinsen der so abgelehnten sah habe ich der alten historischen Tradition nachgetrauert, wo man solche Leute mit faulen Eiern oder überreifen Tomaten bewarf. Tempi passati......
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    Lieber Alfred,
    bis wann war denn das in der WSO üblich, oder war es das ohnehin nie?


    Egal, laßt uns gute alte Traditionen wiederbeleben :untertauch: !


  • Hallo Giselher,
    Konwitschny spielt sicher in einer ganz anderen Liga als Pountney, den ich nie in einem Atemzug mit diesem genialen Regisseur nennen würde. Aber in die Mittelklasse würde ich ihn doch einordnen. Womit er mich überzeugt hat? Zu so später Stunde fällt mir ganz spontan Janaceks "Osud" ein, da passte alles zusammen, klamaukhafte Elemente fehlten völlig. Ich werde morgen mein Gedächtnis noch eingehender nach Pountney-Inszenierungen durchforsten ;)
    lg Severina :hello:

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von MosesKR1


    ich kann wirklich nur sagen, dass wir die Anlage sehr viel lauter einstellen musste, um überhaupt etwas mitzubekommen. Vielleicht lag es ja auch an der Übertragung von 3Sat.


    Vielleicht kann jemend, der es auch via 3SAT gesehen hat mal etwas dazu sagen...


    Hallo MosesKR,


    meine Anlage musste ich in der Laustärkenregulierung auch deutlich höher fahren, eine besondere Unausgewogenheit zwischen Bühne und Graben ist mir aber nicht aufgefallen.


    Mein Empfang funktioniert noch über Kabel (analog), Tonstörungen habe ich da nicht erlebt.


    LG, Elisabeth

  • Was sich hier abspielte war unmöglich, dem Regisseur gehört sein Lehrgeld zurück.


    Er hat keine Ahnung vom Stück selbst und Verdi ist ihm egal.


    Das Bettgestell im 1. Akt, die schrecklichen Kostüme des 2. Bildes, ich habe es nur bis zum 2. Akt ausgehalten, dann war Schluss.


    Das Bühnenbild war falsch, da habe ich konzertante Aufführungen ja lieber, denn hier konnte ich selbst mit viel Phantasie, nichts damit anfangen!
    Die vorletzte Inszenierung stimmte, die letzte wurde einige Tage nach der sog. Premiere an der WStO wieder aus dem Programm genommen, mit Recht (zerbombte Staatsoper 1945).


    Muss alles "verinszeniert" werden, es stimmte doch alles hinten und vorne nicht!
    Verdi muss sich im Grab umdrehen, wie ein Ventilator!


    Gesanglich und musikalisch aber nicht schlecht, Augen zu und durch.

  • Hallo MosesKR,


    ich habe die gleichen Tonprobleme wie Du erlebt. Wir empfangen per Digital-Satellit, vielleicht lag's am Restorkan, aber beim Ton gabs ständig kürzeste aber mehr als nervende Aussetzer, und Klangtrübungen. Eher aber so, als käme das nicht von der Aufnahme selbst sondern durch einen Fehler bei der Übertragung.


    Aber das passt ja auch wieder zusammen; bei einer Inszenierung, in der die Qualität unterirdische Aussetzer hat, muß ja auch der Ton nicht perfekt sein!


    (Allerdings: Pountneys 'Soldaten'-Inszenierung in Bochum war grandios, mir ein Rätsel, wieso er hier derartig seelenlos inszeniert. Aber vielleicht meinte er es ernst im Pauseninterview, wenn er von Revue und Musical redete und auch noch gleich dem US-Wahlkampfzirkus eins auswischen wollte. Wobei er hier aber die falsche Oper erwischt hat).


    Schönen Sonntag wünscht Winfried

    Beste Grüße!

  • Ach Du liebe Güte die Regie war wohl eindeutig
    ein totaler Flop.
    Ich bin nur wegen der Sänger dabei geblieben.
    Frau Stemme fand ich ganz hervorragend und
    die anderen Sänger gefielen mir gut.
    Die Übertragung vom ORF mit dem peinlichen
    Interview mit Mehta von Herrn Zoglauer geführt.
    Das fand ich auch schlimm.
    Fazit große Freude nicht dabei gewesen zu sein
    und sich nur im Pantoffelkino geärgert zu haben
    billiger und dazu bequem und ich hätte doch
    abschalten sollen.
    Schönen Sonntag in alle Lande!
    bequemer.


    :no::no::no::no::no:

    mucaxel

  • Ich habe mich bis zum "Klosterbild"durchgeärgert, in dem ein Jesuiten-General von einer Schar Derwische umgeben, die anscheinend zum Katholizismus konvertiert waren,(danach wurde der Orden verboten) schöne Chöre von Verdi sangen.
    Dann habe ich mir, angeregt durch die Cowboys und Cowgirls einen echten Western angesehen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Konwitschny genial!!?? :hahahaha::hahahaha::no:


    Simone Young lässt im Hamburg gerade seine Inszenierungen durch Neue ersetzen! Ich kann sie verstehen!



    Herzlioche Grüße


    von LT :hello:

  • Durch Severinas exzellenten Bericht über die Generalprobe war ich vorgewarnt und daher von der Inszenierung nicht sonderlich überrascht und enttäuscht.
    Sie ist mir schlicht und ergreifend egal und kann mir nie eine Lieblings-Oper vermiesen.


    Vielleicht wäre es ein besserer Regieansatz gewesen, einen aktuelleren Bezug (Fußball-EM 2008 mit Preziosilla als „Einpeitscherin“ für die gewaltbereiten Fan-Gruppen, Guardian als Schiedrichter, Alvaro als dunkelhäutigen Sturmtank, der vom grimmigen Verteidiger Don Carlos verfolgt wird, etc.) herzustellen.


    Enttäuschend hingegen war für mich die gesangliche Darbietung von Frau Krasteva (Preziosilla). Wenn schon Buhs sein müssen, sie hätte sich diese als einzige verdient.


    Hervorragend waren für mich Dirigat, Orchester, Nina Stemme und Carlos Alvarez, die Buhs für Licitra fand ich ungerecht (seine große "Inferno-Arie" hat man natürlich schon besser gehört, aber warum soll ich mir den Spaß an der Oper dadurch vergällen).

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Simone Young lässt im Hamburg gerade seine Inszenierungen durch Neue ersetzen! Ich kann sie verstehen!


    Man sollte lieber Simone Young austauschen :rolleyes:

  • Da kann ich Alviano nur zustimmen. Frau Young hat als Dirigentin sicher ihre Meriten, aber als Intendantin ist sie m.E. fehl am Platz. Szenisch ist bislang (bis auf Guths gelungenen "Simone") bestenfalls gepflegtes Mittelmaß gezeigt worden, in letzter Zeit gab es allerdings ziemlich schlimme Ausreißer nach unten ("Arabella" und "Rosenkavalier" als fade aufgewärmte Leihgaben aus Wien bzw. Helsinki/Graz). Selbst das ansonsten handzahme "Abendblatt" fragt mittlerweile, ob Frau Young in szenischer Hinsicht überhaupt irgendeinen Ehrgeiz besitzt.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von MosesKR1
    @ Theophilus,


    ich kann wirklich nur sagen, dass wir die Anlage sehr viel lauter einstellen musste, um überhaupt etwas mitzubekommen. Vielleicht lag es ja auch an der Übertragung von 3Sat.


    Vielleicht kann jemend, der es auch via 3SAT gesehen hat mal etwas dazu sagen...


    Sehr viel leiser als was? Klassische Musik ist dynamisch das anspruchsvollste Programm und muss im Mittel sehr viel leiser sein als andere Sendungen, die noch dazu in der Regel dynamisch nivelliert sind. Wenn es aber auch leiser als andere Klassik-Übertragungen war, heißt das nur, dass weniger Kompression im Einsatz war als üblich und damit ein naturgetreueres Klangbild zu hören war. Das mag sich bei manchen Anlagen nicht unbedingt positiv auswirken, ist aber noch lange kein Grund, um Gewaltmaßnahmen gegen die Tontechnik zu fordern.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Meine Lieben,


    Wer den Interviewstil von Barbara Rett und Franz Zoglauer kennt, der merkte schon, daß auch sie eigentlich auf Distanz zum Regisseur und zum Bühnenbildner waren, deren Interviews die ganze Qualitätsarmut und Inkompetenz dieser Herren verrieten. Ich meine, wenn schon Revue, dann wenigstens gute, aber das war ja nicht einmal Kitsch, sondern nur hilflos (und deswegen will ich der Krasteva ihre schwache Leistung auch nachsehen - was sollte sie denn bei ihrem verzweifelten Pistolenziehen und -schwenken auch schon tun als künstlerisch resignieren?). Eine Spitzenleistung des Herrn Poutney war ja auch die These, Leonora würde ins Männerkloster flüchten, weil sie im Grund immer nur eine Vaterfigur sucht. Daß man nach einem adeligen Fräulein natürlich im Nonnenkloster zuerst fahndet und eher nicht annimmt, daß sich die Senorita in männliches Habit wirft (was zur Zeit der Librettoentstehung ja noch längst eine recht heikle Sache war), daß Leonora außerdem eine Empfehlung an den Padre Guardian besitzt, das geht in einen solchen Regisseurskopf offenbar nicht hinein.
    Die Reaktion des Publkums war ja schon von Anfang an ziemlich zurückhaltend.
    Am besten gefiel mir noch Carlos Alvarez, der immerhin Persönlichkeit entwickelte. Nina Stemme ist eine gute Wagnersängerin, wie schon weiter oben bemerkt wurde, aber von solchen Rollen sollte sie sich eher fernhalten. Salvatore Licitra mag ja in seiner derzeitigen Form in der italienischen Provinz angehen, und er hatte immerhin auch ein paar schöne Töne dabei, aber für die Staatsoper wünsche ich mir doch etwas mehr. Der Marchese bzw. Guardian verfügt über keine schlechte Stimme, aber von Gestaltungskraft merkte ich wenig (was vielleicht gar nicht so sehr dem Sänger zuzuschreiben ist).
    Ich konzediere auch, daß es nach der Pause tlw. etwas besser war, aber das machte nicht so viel Unterschied.
    Sieht man einmal von Verdi ab und bewertet nur die Optik, so ändert sich meine Einschätzung überhaupt nicht. Bühnenbildner und Regisseur haben als Buben vielleicht zu wenig mit Metallbaukästen spielen dürfen, jetzt holen sie es nach, müssen aber zeitgenössische Ästhetik erst lernen. Über die Choreographie sagt man am besten gar nichts.
    Leider muß ich auch Herrn Holender bescheinigen, daß er sich auf solche Weise keine gute Nachrede verschaffen wird, sondern eher die Ansicht bestärkt, daß das Optische nicht zu seinen wirklichen Fähigkeiten gehört. Man verlangt ja nicht unbedingt immer eine sensationelle "Forza", sondern nur eine leidlich gute, aber das war eher eine "Debolezza" oder eine "Pena".


    LG


    Waldi


  • Liebe Taminoaner,


    mir erscheint es immer sehr bedauerlich, dass so viele begeisterte Opernliebhaber und -kenner sich nur mehr (oder immer mehr) aufs Konserve zurückgreifen und da auch mehrheitlich auf längst vergangene Produktionen/Interpreten. All das hat unleugbar seine Berechtigung, ich möchte aber trotzdem den Kontakt mit, und aktuelle Eindrücke über die heutigen Sänger und Aufführungspraxis nicht missen. Das sage ich jetzt in Anbetracht der für mich eigenartigen Tatsache, dass offensichtlich sehr wenige "von uns" - zumal aus Wien/Wien-Umgebung in der WSO jetzt dabei waren, und wenn, dann sich noch nicht geäußert haben.


    Ich war tatsächlich dort, sowie auch die Übertragung daheim aufgezeichnet. Sehr interessant war dann der Vergleich mit dem soeben live Gehörten, bzw. auch die Gespräche von Frau Rett und Hr. Zoglauer - teilweise an Peinlichkeit schwer zu überbieten, so das Gespräch in der Pause mit Mehta sowie der wohl geplante "Siegesjubel" über einen großen Erfolg am Ende, was dann ziemlich schwerfällig irgendwie hingebogen werden konnte.


    Aber der Reihe nach:


    Severinas GP-Bericht erwies sich im Nachhinein als echte Hilfeleistung für den Opernbesucher. Während der Pause konnte ich Gesprächsfetzen auffangen wie: also, mit dieser Inszenierung kann ich leben. Oder: das tut mir nicht ganz so weh wie manches andere. Das ist natürlich je nach Gemütsverfassung und Anspruch ziemlich gut oder schlimm genug. Aber es ist halt so: wenn eine Inszenierung eine lange Vorbereitung an den Opernbesuch verlangt und tiefgehende Forschungsarbeiten in die Psyche und Arbeitsweise des Regisseurs etc., und selbst dann ist die Inszenierung nicht durchgehend schlüssig und nur schwer nachzuvollziehen, dann haben viele - auch ich - Probleme damit. Trotzdem: die Videoprojektion mit dem Schmetterling/Schicksalsrad/etc. während der Ouverture war eines der Details, die zumindest mir gut gefallen haben, auch wenn sie möglicherweise die Konzentration auf die Musik gestört hat.


    @Zitat 1. Abschnitt: vollkommen richtig. Über die ganze Inszenierung läßt sich aber als "höchstes Lob" sagen: sie ist vollkommen repertoiretauglich. Denn das, was die Darsteller hier darstellen sollen, das lernt jeder neu dazustoßende/r Sänger/in in 5 Minuten. Was auch nicht immer das Schlechteste ist. Bei der Übertragung kam außer den Tanz- und Kampfszenen, die in Totalaufnahmen gezeigt wurden, mehr Stimmung und Eindrücke rüber, als in den Großaufnahmen der Sänger. Da war dann alles zu düster, was aber auf der Bühne gar nicht so finster und düster gewirkt hat. Und dass Alistair Miles nur brav singt aber sonst nur bieder wirkt und sonst gar nix, ist bekannt und offensichtlich nicht zu ändern. Zu Licitra etwas später mehr.


    @Zitat 2.Abschnitt: Pountney hat für sich die Gleichung aufgestellt: Marketenderinnen tanzen = Operette = Musical (lt. Einführung), was an sich schon hinkt, aber in natura dann teils unverständlich, teils lächerlich gewesen ist. Empört war ich nicht, aber die Frage drängt sich schon auf: war das jetzt ein großer Wurf, oder was? Und was habe ich da nicht verstanden? Und das Singen unter diesen (tänzerischen) Umständen konnte Frau Krasteva einfach nicht leicht fallen - auch sonst hatte sie einige Schwierigkeiten mit Ihrer Partie. Doch möchte ich das auf die Premierenbelastung schieben.


    Das Bühnenbild der Kriegsmaschinerie mit dem sich drehenden mehrstöckigen Gestell hat mir sehr gut gefallen, die Lösung mit den verschiedenen Geschehnissen auf mehreren Ebenen ist gut verständlich und nachvollziehbar.


    @Zitat 3.Abschnitt: Man kann Stimmen mögen oder auch nicht, die eigene Meinung kann niemals als sakrosankt gelten. Daher ist für mich die Aussage (in einer Kritik gelesen):` Nina Stemme möge bei Wagner bleiben, sie hätte keine Verdikultur und keine Piani` ist sehr persönlich gefärbt und auch unrecht. Dem Ende zu hat sich ihr Vibrato zwar verstärkt, doch war sie sehr eindrucks- und gefühlvoll. Carlos Alvarez hatte den Beifall ebenfalls verdient, Schwierigkeiten habe ich nicht wirklich bemerkt. Salvatore Licitra ist ein Kapitel für sich. er mag vielleicht ein schönes Stimmaterial besitzen, verheimlicht er das aber sehr konsekvent. Schon bei seiner letzten Aida-Serie als Radames (3- gesehen und gehört) musste ich feststellen: nein, er ist nicht indisponiert, er kann halt nicht besser. Die gestemmten oder gepressten Töne bei einer Stimmfärbung wie bei Heiserkeit gibt es bei ihm leider auf Dauer. Und da hilft es wenig, wenn einige Passagen tatsächlich wunderschön gelingen. Aber vielleicht liegt das an seiner Technik? Ich weiß nicht.


    Abschliessend mein Resumee: keine geniale, aber doch in weiten Teilen verständliche Inszenierung mit manchen diskussionswürdigen Details, sehr gut spielendes Orchester (viele Substituten und Ersatz, da Philharmoniker nicht da) und gutes Dirigat, gewohnt guter Chor, sehr gute Leonora und Carlos, rollendeckender Vater/Guardian, ein Alvaro mit Entwicklungsbedarf. Man kann nur hoffen, daß das Phänomen der "optimalen 3.Vorstellung" auch hier eintrifft.


    LG Jahnas:hello:

  • Hallo GiselherHH,


    Simone Young hat vielleicht nur mittelmäßiges erreicht, was dioe Szenerie betrifft, dagegen war Konwitschny ständig unter der Gürtellinie (im übertragenen Sinne)!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    ---dagegen war Konwitschny ständig unter der Gürtellinie (im übertragenen Sinne)!


    Will heißen? Zumindest in den Hamburger Inszenierungen habe ich bei Konwitschny keine Ausstellung primärer noch sekundärer Geschlechtsmerkmale beobachten können, wenn man mal von den überdimensionierten Gummibrüsten in der "Lulu" absieht. Was man ihm allenfalls vorwerfen kann, ist, dass er zum Ende hin ein wenig zu klamaukig und selbstreferentiell wurde (insbesondere im "Titus").


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Simone Young hat vielleicht nur mittelmäßiges erreicht, was dioe Szenerie betrifft, dagegen war Konwitschny ständig unter der Gürtellinie (im übertragenen Sinne)!


    Was wieder die Frage aufwirft, wieviel Konwitschny-Inszenierungen Du insgesamt gesehen hast und wieviele der Hamburger Produktionen Dir bekannt sind.

  • Zitat

    Original von Jahnas
    @Zitat 2.Abschnitt: Pountney hat für sich die Gleichung aufgestellt: Marketenderinnen tanzen = Operette = Musical (lt. Einführung), was an sich schon hinkt, aber in natura dann teils unverständlich, teils lächerlich gewesen ist.


    Da ich erst nach der Pause diese Übertragung mitbekam (war leise, aber ohne Störungen), kann ich natürlich nicht mitreden, war nur sehr traurig, dass Miles so viele Buhs abbekam, da ich ihn von München her sehr mochte (vor allem als Saul und Zoroastro).


    Als ich den Namen der Choreografin las, war mir natürlich vieles klar, denn diese Art ist leider ihr Markenzeichen. Wie schade, denn als Tänzerin beim BSB mochte ich sie total gern. Bin ja gespannt, ob sie bei Orphée et Eurydice wieder selbst mittanzt oder inzwischen den Beruf ganz gewechselt hat.


    Hier noch ein Hinweis auf eine frühere Zusammenarbeit mit Pountney:
    Aus der tz:
    "Die Bruchlandung ist perfekt, wenn Pountney für den Tanz die Verantwortung an Beate Vollack abgibt und ihr bei dem hilflosen Gewackel und Gehopse nicht energisch dazwischen fährt (frühere „Moses"-Aufführungen nannten Cranko, Neumeier, Kresnik als Choreografen)."


    :hello: Ingrid

  • Hallo Alviano,


    ich habe von Konwitschny in Hamburg gesehen:


    "Lohengrin"


    "Freischütz"


    "Rosenkavalier"


    "Don Carlos"


    Bis auf ein paar minimal guter Einfälle, alles grottenschlecht! Keines dieser Werke hat er Libretto-getreu in Szene gesetzt. Im Gegenteil: deshalb meine Bezeichnung "unter der Gürtellinie" (im übertragenen Sinne)!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Gut, eines habe ich hier gelernt - dass eine Diskussion, die so verläuft, sofort in einer Sackgasse landet. Deshalb nur soviel: ich würde jede einzelne dieser Inszenierungen gerne nochmal sehen, sie gehören mit zum Stärksten, was ich in den letzten zehn Jahren auf der Opernbühne überhaupt erlebt habe - so unterschiedlich können die Geschmäcker ausfallen.

  • Hallo zusammen!


    Zur gestrigen Forza-Premiere fällt mir nur dieses Statement ein:


    Krieg ist ein grobes Handwerk, also muss man diese Oper möglichst grobschlächtig inszenieren und ebenso singen,---- dachten sich wohl alle Protagonisten von der Regie angefangen über die Sänger, besonders die Rollen des Alvaro und des Carlo hörte ich noch nie so grob und brutal gesungen, Nina Stemme ist keine Verdi-Sängerin, Fra Melitone und Pater Guardian waren dafür so gut wie gar nicht vorhanden, also alles so wie es sich Verdi beim Komponieren vorgestellt haben mag :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    In der Staatsoper gibt es wieder eine Inszenierung mehr, für die ich nur den Betrag eines Hörsitzes (10 EUR) und keinesfalls mehr ausgeben würde, und das auch nur bei Umbesetzungen der Gesangsrollen. :angry: :angry: :angry::boese2: :boese2:

  • Zitat

    Original von Alviano
    Gut, eines habe ich hier gelernt - dass eine Diskussion, die so verläuft, sofort in einer Sackgasse landet. Deshalb nur soviel: ich würde jede einzelne dieser Inszenierungen gerne nochmal sehen, sie gehören mit zum Stärksten, was ich in den letzten zehn Jahren auf der Opernbühne überhaupt erlebt habe - so unterschiedlich können die Geschmäcker ausfallen.


    Lieber Alviano,


    ich ziehe mich bei all dieser Häme auf jeden Fall wieder zu meinem Beethoven zurück. Die Opernfreunde tun dem Objekt ihrer Begierde mE keinen Gefallen, weil sie nicht etwa Lust darauf machen, Oper zu erleben, sondern jemandem wie mir, für den Verdis "Forza" ohnedies erst einmal interessant gemacht werden muss, für die ich gewonnen werden muss, jede Freude am Opernerlebnis nehmen.


    Kritik bedeutet nicht, dass man auch jeden Respekt vor der Leistung und der Person der Akteure - und dazu gehören auch die Regisseure - vermissen lässt. Kritik - ja und immer, herabsetzende Häme - ohne mich. Ich habe etwa Konwitschnys "Don Carlos" gesehen und bewundere die Leistung der Regie, vor allem weil ich mich ziemlich ausgiebig mit der Partitur beschäftigt habe. Das heißt bei weitem nicht, dass ich mit jeder Entscheidung des Regisseurs einverstanden bin, aber er hat mich für die Oper Verdis eingenommen.


    Wie wäre es mit einem Pranger für Regisseure, an den sie gestellt werden, um mit faulem Gemüse beworfen zu werden - auf der Bühne könnten doch unschuldige Sänger getroffen werden. Dann wäre man wenigstens wieder im Mittelalter - und da kenne ich mich zumindest besser aus ...



    Zutiefst enttäuscht


    Peter

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose