Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • ... bei Büchern verzichte ich bewusst auf den Link zu JPC. Meine Form der Unterstützung des örtlichen Buchhandels.

    Wohl dem, der einen Buchladen in der Nähe hat, lieber udohasso. Meine sind mir abhanden gekommen. Wo einst Bücher feilgeboten wurden, könnte ich stattdessen Döner, E-Zigaretten oder Medikamente erwerben. Und das ist kein Einzelfall. An mir kann das nicht gelegen haben. Der Verödung des Städte hat andere Gründe. Sie auch dem Onlinehandel anzulasten - wie jetzt oft gehört - ist mir zu einfach und zu ideologisch gedacht. Wollte ich heutzutage ein Buch in einem Geschäft, das damit handelt, kaufen, ich müsste einen Bus nehmen, nach vier Stationen umsteigen und dann nochmal ein Stück zu Fuß zurücklegen. Wenn ich das Buch dann abhole, steht mit derselbe Weg bevor. Zum Buch kommen also nochmal sechs Euro Fahrgeld für hin und zurück. Und wenn ich Pech habe, stecke ich mich noch mit Corona an. Verfügte ich über ein Auto, ich wäre versucht, die Distanz fahrend zu überwinden und würde dabei noch die Umwelt verpesten. Man kann über den Onlinehandel urteilen wie man will: In der Pandemie hat er aber nach meinem Dafürhalten einen ganz wichtigen Beitrag auch zur Bildung geleitet. Einzig, weil es ihn gibt. Ich habe das böse Gefühl, dass mein Traum vom freundlichen und kompetenten Buchhändler um die Ecke, der allwissend über seine Lesebrille schaut, ausgeträumt ist. :(


    Und was lese ich in diesen Tagen? Freytags "Soll und Haben" liegt hinunter mir, jetzt habe ich mit der "Verlorenen Handschrift" begonnen. Parallel dazu blättere ich in Freytags Schriften und Abhandlungen. Darunter eine sehr kritische Auseinandersetzung mit Wagners "Judentum in der Musik". Die Bücher liegen mit in antiquarischen Ausgaben vor. Nix mit Verlinkung zu JPC.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zu den Beiträgen 2785 und 2786


    Joseph II schreibt: "Eugen Drewermann halte ich für einen der klügsten Köpfe, die gegenwärtig auf dem Erdkreis wandeln." So ist es, wenn man die intellektuelle Leistung und Analyse der Welt beurteilt. Was musste dieser Mann an Demütigung erfahren: Entzug seiner Lehrerlaubnis und Suspension vom Priesteramt durch die Amtskirche.


    Was Eugen Drewermann auch in hohem Masse auszeichnet, und ich noch höher werte, ist seine Zuwendung zum Menschen. Das ist in jedem seiner Bücher deutlich und spürbar. Wer ihn schon in einem Vortrag erlebt hat, auf You Tube sprechen hört oder eines seiner Bücher gelesen hat, weiss, was ich meine.


    Ich lese zur Zeit Dostojevski und werde mir das von Ramona1956 erwähnte Buch Drewermanns zum russischen Autor besorgen.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Eingewickelt in meine Decke lese ich vor meinem Spaziergang auf dem Balkon



    Nach einem starken, programmatischen Anfang empfinde ich es zwischenzeitlich auch für mich als allzu abschweifend, während mich der letzte Teil nun wieder gepackt hat. Ich stelle einmal das Cover ein, auch wenn ich ind er glücklichen Lage bin, zwei Gehminuten von meiner Arbeitsstelle eine wunderbare Buchhandlung vor der Tür zu haben, auf deren baldigen Besuch ich mich wirklich freue.


    Mit besten Grüßen zum Wochenende

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Meine sind mir abhanden gekommen. Wo einst Bücher feilgeboten wurden, könnte ich stattdessen Döner, E-Zigaretten oder Medikamente erwerben. Und das ist kein Einzelfall. An mir kann das nicht gelegen haben. Der Verödung des Städte hat andere Gründe. Sie auch dem Onlinehandel anzulasten - wie jetzt oft gehört - ist mir zu einfach und zu ideologisch gedacht. Wollte ich heutzutage ein Buch in einem Geschäft, das damit handelt, kaufen wollen, ich müsste einen Bus nehmen, nach vier Stationen umsteigen und dann nochmal ein Stück des Weges zu Fuß zurücklegen. Wenn ich das Buch dann abhole, steht mit derselbe Weg bevor. Zum Buch kommen also nochmal sechs Euro Fahrgeld für hin und zurück. Und wenn ich Pech habe, stecke ich mich noch mit Corona an. Verfügte ich über ein Auto, ich wäre versucht, die Distanz fahrend zu überbrücken und würde dabei noch die Umwelt verpesten. Man kann über den Onlinehandel urteilen wie man will: In der Pandemie hat er aber nach meinem Dafürhalten einen ganz wichtigen Beitrag auch zur Bildung geleitet. Einzig, weil es ihn gibt. Ich habe das böse Gefühl, dass mein Traum von freundlichen und kompetenten Buchhändler um die Ecke, der allwissend über seine Lesebrille schaut, ausgeträumt ist. :(

    Lieber Rheingold1876, lieber JLang


    Meine Beschaffungssituation sieht nicht so rosig aus. Ich bin im ländlichen Raum wohnhaft. Eine kulturelle Wüste, was die Geschäfte für Bücher und Tonträger betrifft. Zur nächsten Buchhandlung ist es mit dem ÖV eine Tagesreise. Und was ich da antreffe an Auswahl, trifft nicht meinen Geschmack. Ich lasse mir die Titel durch die Buchhändlerin einer kleinen Buchhandlung bestellen, die die Tochter einer Freundin ist und hole sie bei ihr ab. Für CDs sieht die Beschaffungssituation ähnlich düster aus. Hier bin ich auf jpc und medimops angewiesen.


    Ich war ein fleissiger Käufer und Besucher von Buchhandlungen, Antiquariaten und CD-Handlungen. Tempi passati.


    LG


    moderato

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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Wohl dem, der einen Buchladen in der Nähe hat

    Lieber Rheingold1876, anders als bei Tonträgern werden Bücher doch unverändert landauf, landab angeboten, nach meinem Eindruck.


    In meiner kleinen deutschen Heimatstadt, knapp unter 50.000 Einwohner, halten sich nicht nur zwei Traditionsbuchhandlungen - es haben in den letzten Jahren noch zwei weitere eröffnet. Ich erlaube mir gelegentlich die launige Bemerkung, dass Brötchen schwerer zu bekommen sind als Bücher...


    :)


    Was sicher am Sonderstatus durch die Buchpreisbindung liegt. Fiele diese, gingen in den weitaus meisten Läden die Lichter aus. Gäbe es andererseits Preisbindung bei Tonträgern, analog zum Buch, wären wir bei deren Erwerb nicht auf Gedeih und Verderb wenigen Vermarktern ausgeliefert.


    Ich bleibe dem stationären Buchhandel treu. Nicht zuletzt, weil ich den persönlichen Bezug schätze, und deshalb den vom Unternehmer geführten Laden bevorzuge und Ketten meide. Dies gilt für mich nicht nur, aber eben auch beim Buch.

  • Lieber .....

    Zitat von Rheingold1876

    ........

    Rüdiger, dein Beitrag gefällt mir sehr!

    Die Situation zu einer Buchhandlung zu kommen ist bei mir nicht das Problem bei mir aber, bei dem Lesestoff den ich bevorzuge heisst es dann, kann ich Ihnen bestellen, nee dann doch lieber gleich beim Online-Handel.

    Das Problem mit den CDs ist dagegen sehr schwer, vor der Pandemie bin ich des öfteren dann doch mal mit den öffentlichen in die Landeshauptstadt gefahren, da gibt es noch einen hervorragenden CD Laden, um auch einwenig zu bummeln, fällt z.Z. ja auch flach.

    Also, auch hier bleibt es beim OH, und wo und bei wem ist meine private Angelegenheit, nur soviel, ich bin sehr zufrieden :)!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die Situation zu einer Buchhandlung zu kommen ist bei mir nicht das Problem bei mir aber, bei dem Lesestoff den ich bevorzuge heisst es dann, kann ich Ihnen bestellen, nee dann doch lieber gleich beim Online-Handel.

    Ja, lieber Fiesco, die Buchhandlungen scheinen mir ähnliche Probleme zu haben wie der Handel insgesamt. Sie wollen und können sich nicht bevorraten. Warenbestand belastet sie. Das ist ökonomisch auch nachvollziehbar. Ich gehöre zu denen, die meist gezielt auf der Suche nach Büchern sind. Ich krame weniger in den Regalen - wenn sie mir denn zur Verfügung stünden. In Antiquariaten ist das anders. Da gibt es gelegentlich noch Zufallsfunde. Aber auch diesbezüglich bediene ich mich online. ZVAB und Booklooker sind - wie ich finde - unschlagbar. Dort kommt man sogar mit den angeschlossenen Antiquaren telefonisch ins Gespräch, wenn man denn Wert darauf legt. Ich weiß in der Regel, was ich will und interessiere mich nicht sonderlich für jene vorhandenen Titel in den Auslagen, die gern zu Bestsellern hochgelobt werden, ohne es zu sein. Ich bin da sehr misstrauisch. :( Ich lese nie, was ich lesen soll, nehme aber gern Empfehlungen von Leuten auf, auf deren Urteil ich etwas gebe. Deshalb schaue ich auch immer in diesem Thread vorbei.


    Im Moment warte ich auf ein Büchlein über vergessene Künstler in Thüringen, eine Sammlung von Handzeichnungen Goethes, der 1806 auch zwei Motive meiner Heimatstädtchens Orlamünde festgehalten hat, sowie auf den "Neuen Büchmann".



    Ich kam wieder darauf, weil sich in dieser Sammlung geflügelter Worte auch die berühmte letzte Zeile des Gedichts "Des Fremdlings Abschied" von Georg Philipp Schmidt von Lübeck findet, das Schubert unter dem Titel "Der Wanderer" (D 493) leicht verändert vertonte: "Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück." Im Original heißt es: "Da, wo du nicht bist, ist das Glück."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Rheingold1876: Ich gehöre zu denen, die meist gezielt auf der Suche nach Büchern sind. Ich krame weniger in den Regalen - wenn sie mir denn zur Verfügung stünden.

    Interessant, lieber Rheingold, wie unterschiedlich die Gewohnheiten sind, im Buchladen kaufe ich gern auch spontan, nicht unbedingt Bestseller, aber ich habe das Privileg, in einen Buchladen gehen zu können, in dem Wert darauf gelegt wird, auch Bücher in der Auslage anzubieten, die nicht auf den Listen landen. Ich kaufe dann auch gern spontan, sei es, dass ich bei einem Buch den Eindruck habe, dass ich es verschenken möchte, sei es für mich selbst. Die online-Plattformen nutze ich rege zum Erwerb von Fachbüchern, bei denen ich den Vorteil habe, sie meist wirklich günstig zu bekommen. Demnach bin ich wohl ein klassischer Mischkäufer. Nun aber zurück zum Thema.



    Der letzte Teil von Camus ist ein Essay zu Franz Kafka, die Gesamtausgabe wünschte ich mir zum Schulabschluss (auch im Fischer Verlag, aber noch mit anderem Cover). Dass ich sie vollständig gelesen hätte kann ich nicht behaupten. Aber den Prozess habe ich schon gelesen. Dennoch oder gerade aus diesem Grund stellt er meine derzeitige Lektüre dar. Mit besten Grüßen zum Sonntag JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Dass ich in den letzten Tagen etwas wenig im Forum unterwegs war liegt neben einem vollen Schreibtisch auch daran, dass mich meine Kafka-Gesamtausgabe, die viele Jahre im Regal steht und nur ausschnittweise gelesen wird, richtig eingenommen hat. Ich komme davon nur schwer los und bin gerade beim letzten Roman, Das Schloss, angelangt, der - wie andere auch - nicht zur Veröffentlichung bestimmt war. Ich bin froh, dass sich Max Brodt (unter Ankündigung) hier über die Anweisung des Autors hinweggesetzt und den unfertigen Roman zum Druck gegeben hat.



    Ich muss sagen, dass ich wirklich begeistert bin, seit ich die Geschichte so hinnehme, wie sie ist und nicht krampfhaft versuche, die einzelnen Bedeutungen im Sinne eines stringenten Verständnisses, herauszufinden.

    Abendliche Grüße

    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

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  • Ein befreundeter Maler hat mich um die Angaben zu einem bestimmten Gedicht von Peter Härtling gebeten, weil er weiss, dass ich jede Ausgabe seiner Bücher in meiner Bibliothek stehen habe. Ich hab's im schmalen Gedichtband "Anreden" gefunden.


    Ich bin beim Lesen vom Ton berührt, wie er mit wenigen Zeilen den Kern trifft.


    Härtling-Peter-Anreden-Gedichte-aus-den-Jahren-972-1977.jpg

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Heute lese ich mal wieder in Goethes Faust I, wen wundert's, an Ostern natürlich den


    Osterspaziergang


    Vom Eise befreit sind Strom und Bäche

    durch des Frühlings holden, belebenden Blick.

    Im Tale grünet Hoffnungsglück.

    Der alte Winter in seiner Schwäche

    zog sich in rauhe Berge zurück.

    Von dorther sendet er, fliehend, nur

    ohnmächtige Schauer körnigen Eises

    in Streifen über die grünende Flur.

    Aber die Sonne duldet kein Weisses.

    Überall regt sich Bildung und Streben,

    alles will sie mit Farbe beleben.

    Doch an Blumen fehlts im Revier.

    Sie nimmt geputzte Menschen dafür.

    Kehre dich um, von diesen Höhen

    nach der Stadt zurückzusehen!

    Aus dem hohlen, finstern Tor

    dringt ein buntes Gewimmel hervor.


    Jeder sonnt sich heute so gern.

    Sie feiern die Auferstehung des Herrn,

    denn sie sind selber auferstanden.

    Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,

    aus Handwerks- und Gewerbesbanden,

    aus dem Druck von Giebeln und Dächern,

    aus der Strassen quetschender Enge,

    aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht

    sind sie alle ans Licht gebracht.


    Sieh nur, sieh, wie behend sich die Menge

    durch die Gärten und Felder zerschlägt,

    wie der Fluss in Breit und Länge

    so manchen lustigen Nachen bewegt,

    und, bis zum Sinken überladen,

    entfernt sich dieser letzte Kahn.

    Selbst von des Berges ferner Pfaden

    blinken uns farbige Kleider an.

    Ich höre schon des Dorfs Getümmel.

    Hier ist des Volkes wahrer Himmel.

    Zufrieden jauchzet gross und klein:


    Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!


    https://www.fruehling-gedichte…ern/osterspaziergang.html


    Hier Will Quadflieg in der legendären Inszenierung des Hamburger Schauspielhauses aus dem Jahre 1960 :

    mit Eduard Marks als Wagner:



    In Anlehnung an dieses Beispiel werde ich nachher meinen diesjährigen "Osterspaziergang" starten und auf Übereinstimmungen und Unterschiede achten.


    Allen nochmals ein frphes Osterfest


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,


    Michail Bulgakow:


    Arztgeschichten


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    Michail Bulgakow zählt zu den wichtigsten Schriftstellern des sog. Silbernen Zeitalters Russlands. Er studierte Medizin in Moskau und schloss 1917 ab. In den zwanziger Jahren notiert er im Erzählstil aus der Ich-perspektive die spektakulären Erinnerungen aus seiner zeit als alleiniger und unerfahrener Arzt eines Dorf-Krankenhauses.


    Für mich als spezialisierten Neurochirurgen sind diese Anekdoten von besonderem Wert, weil sie das Notwendigste der Gesundheitsversorgung mit geringen Mitteln und personellen Ressourcen aufzeigen. Außerdem wird man hier daran erinnert, was es bedeutet Arzt zu sein mit all seinen ethisch-moralischen Grundzügen.


    LG Siamak

  • Hugo von Hofmannsthal


    Verse auf ein kleines Kind

    Dir wachsen die rosigen Füße,
    Die Sonnenländer zu suchen:
    Die Sonnenländer sind offen!
    An schweigenden Wipfeln blieb dort
    Die Luft der Jahrtausende hangen,
    Die unerschöpflichen Meere
    Sind immer noch, immer noch da.
    Am Rande des ewigen Waldes
    Willst du aus der hölzernen Schale
    Die Milch mit der Unke dann teilen?
    Das wird eine fröhliche Mahlzeit,
    Fast fallen die Sterne hinein!
    Am Rande des ewigen Meeres
    Schnell findest du einen Gespielen:
    Den freundlichen guten Delphin,
    Er springt dir ans Trockne entgegen,
    Und bleibt er auch manchmal aus,
    So stillen die ewigen Winde
    Dir bald die aufquellenden Tränen.
    Es sind in den Sonnenländern
    Die alten, erhabenen Zeiten
    Für immer noch, immer noch da!
    Die Sonne mit heimlicher Kraft,
    Sie formt dir die rosigen Füße,
    Ihr ewiges Land zu betreten.

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Kindheit_Dziecinstwo_Anna_Lajming.jpg


    Dieses Buch - der erste Teil einer Trilogie - schildert die Kindheit der kaschubischen Schriftstellerin Anna Lajming. Für mich hat es eine ganz besondere Bedeutung. Im selben Haus wie Anna lebte die Familie meiner Großmutter, die schon lange tot ist. Plötzlich erfahre ich etwas aus deren Jiugend, was ich so nicht für möglich gehalten hätte. Wenn ich das Buch fertig gelesen habe, werde ich es in der entsprechenden Rubrik des Forums näher vorstellen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das Buch der russischen Historikerin und Bürgerrechtlerin Irina Scherbakowa: Die Hände meines Grossvaters hab ich mit Gewinn gelesen.


    Bei aller Widrigkeit der Umstände dem Leben Positives abgewinnen, diesen Gedanke übernimmt man nach der Lektüre diese Buches in das eigene Leben oder man wird daran erinnert, es vermehrt zu tun.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich lese derzeit Ungeduld des Herzens von Stefan Zweig. Im Zentrum steht die Frage nach dem Ursprung und Wesen von Mitleid. Der Protagonist, ein junger Leutnant, verlobt sich aus Mitleid mit einem jungen Mädchen, das körperlich behindert ist und wenig Aussicht auf Heilung hat. Es endet unheilvoll...


    https://www.jpc.de/jpcng/books…des-herzens/hnum/10377326


    Mich fasziniert an diesem Buch vor allem Zweigs Fähigkeit all die Nuancen seelischer Abgründe zu beschreiben. Über das Wesen des Mitleids lässt sich wohl immer gut streiten. Ist es ein Ausdruck inniger Anteilnahme am Leid eines anderen oder ist es doch nur unser eigenes Leid, das ausgelöst wird durch das des Gegenübers? Kann das Mitleid gar wohltuend sein, weil wir uns einbilden, dass es uns menschlich auszeichnet? Oder spendet es deshalb Trost, weil man sich wirklich gegenseitig stützt? Abgesehen von all diesen Fragen finde ich auch interessant, wie nah Schuld und Unschuld oft beieinander liegen. Auch darüber könnte man sich wieder viele Gedanken machen und ich möchte jetzt nicht zu sehr ausufern. Aber gerade wenn eine eigentlich arglose Tollpatschigkeit Anfang allen Übels ist und das fortschreitende Übel noch dazu Ausfluss guter Absichten ist, hinterlässt das zumindest bei mir als Leserin ein sehr ambivalentes Gefühl.


    Kann denn vielleicht jemand ein Buch zu Schumann empfehlen? Sind die Briefwechsel zwischen ihm und seiner Frau Clara interessant? Ich habe auch gelesen, dass es Ehetagebücher von den beiden gibt.

    Ich wünsche eine geruhsame Nacht!

  • Liebe ninasophie, zunächst möchte auch ich Dich herzlich im Forum willkommen heißen. Deine literarische Auswahl gefällt mir. Ich habe das Buch "Ungeduld des Herzens" auch mit große Anteilnahme gelesen und teile, was Du an Eindrücken vermittelst. So vermittels, dass es sogar als sehr aktuell erscheint in dieser von der Pandemie überschatteten Zeit. Ich sollte es mir auch wieder vornehmen. Versuche, mich mit Stefan Zweig, den ich in meinen jungen Jahren regelrecht verschlugen habe, erneut zu beschäftigen, sind mir bisher nicht recht gelungen. Ich finde seine Thema nach wie vor sehr wichtig, allein sie versinken nach meinem Eindruck gelegentlich in einer sich zu verselbständigen drohenden virtuosen Sprachflut.


    Kann denn vielleicht jemand ein Buch zu Schumann empfehlen? Sind die Briefwechsel zwischen ihm und seiner Frau Clara interessant? Ich habe auch gelesen, dass es Ehetagebücher von den beiden gibt.

    Das kann ich nicht, weil ich auf so eine Empfehlung auch neugierig wäre. Es ist ja kein Mangel an Literatur und Quellen, die wissenschaftlich ausgewertet wurden. Ich weiß aber nicht, wer darauf aufbauend eine Biografie geschrieben hat, die sich an neuesten Forschungen orientiert und nichts ausspart. Es wurde in der Vergangenheit viel verklärt, idyllisiert und romantisiert.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Kann denn vielleicht jemand ein Buch zu Schumann empfehlen?

    Liebe "ninasophie",


    auch von mir herzlich willkommen im Forum! Im Schumann-Jahr 2010 habe ich einige Bücher zu Schumann gelesen (u.a. auch die Martin-Geck-Biographie). Empfehlen würde ich dir von diesen "Robert & Clara Schumann. Musik und Leidenschaft- Biographie" von Veronica Beci, Düsseldorf 2006. Ich hatte das mehr als 300-seitige Buch seinerzeit für 7,99 € bei Zweitausendundeins gekauft und dann gebannt an auf einen Zug durchgelesen, weil es sich wirklich besser, interessanter las, als manch anderes Buch.


    So sieht das Cover aus:


    Veronika-Beci+Robert-und-Clara-Schumann-Musik-und-Leidenschaft.jpg


    Bei JPC ist es leider nicht verfügbar, ja nicht einmal gelistet.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die Ehetagebücher erschienen, hrsg. von Gerd Nauhaus und Ingrid Bodsch, im Stroemfeld-Verlag 2013. Sie sind zurzeit aber nicht auf dem Markt.

    Ansonsten zu empfehlen:

    Michael Krausnick: Du bist mir so unendlich lieb. Briefwechsel zwischen Robert und Clara Schumann und Johannes Brahms, Wellhöfer-Verlag 2010

    und:

    Irmgard Knechtges-Obrecht: Clara Schumann. Ein Leben für die Musik, WBG 2019

    (hab´s gelesen, es lohnte sich)

  • Liebe Herren,


    zunächst einmal vielen Dank für die warmen Willkommensworte und Empfehlungen! Darüber freue ich mich wirklich sehr.


    Versuche, mich mit Stefan Zweig, den ich in meinen jungen Jahren regelrecht verschlugen habe, erneut zu beschäftigen, sind mir bisher nicht recht gelungen. Ich finde seine Thema nach wie vor sehr wichtig, allein sie versinken nach meinem Eindruck gelegentlich in einer sich zu verselbständigen drohenden virtuosen Sprachflut.


    Das kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich sehe seine Sprachvirtuosität eher als Bereicherung und habe mir für die Lektüre sogar ein kleines Heft zugelegt, in dem ich die schönsten Worte und Redewendungen bei Gelegenheit niederschreibe. Das hat aber wohl auch mit meinem Fluchtversuch vor sprachlicher Verwahrlosung zu tun. In meiner Generation ist der Schriftverkehr oft so kurz (und eigentlich unbedeutend), dass auch der Wortschatz sehr darunter leidet. Aber ja, der Nachteil dieser "virtuosen Sprachflut" (das trifft es gut) ist vielleicht, dass sie die wichtigen Themen zwar nicht verhüllt, aber doch so umhüllt, dass die Kernbotschaften nicht mehr ganz so klar hervorscheinen. Vielleicht ist das aber auch abhängig von der literarischen Gattung? Bei Ungeduld des Herzens empfinde ich es besonders stark, bei seinen Novellen ist es mir noch nicht so aufgefallen. Aber vielleicht irre ich auch (die Novellen habe ich schon länger nicht mehr gelesen).


    Empfehlen würde ich dir von diesen "Robert & Clara Schumann. Musik und Leidenschaft- Biographie" von Veronica Beci, Düsseldorf 2006.


    Vielen lieben Dank noch einmal! Ich habe es mir soeben bestellt!


    Die Ehetagebücher erschienen, hrsg. von Gerd Nauhaus und Ingrid Bodsch, im Stroemfeld-Verlag 2013. Sie sind zurzeit aber nicht auf dem Markt.


    Ich hatte Glück und habe noch ein gebrauchtes Exemplar gefunden und sogleich bestellt. Falls ich danach noch immer nicht genug von den Schumanns bekommen kann, werde ich mir noch das Buch von Knechtges-Obrecht bestellen - vielen Dank auch für diese Empfehlung!

  • Das vom Stimmenliebhaber empfohlene Buch gibts noch antiquarisch bei

    Antiquarische Fundgrube e.U. (Wien, Österreich)

    Das müsste doch bei dir um die Ecke sein.

    Siehe hier: https://www.zvab.com/servlet/B…p=snippet-_-srp1-_-title5

    Die Ehetagebücher sind ebenfalls noch antiquarisch zu kriegen:

    Siehe hier: https://www.zvab.com/servlet/S…kn=nauhaus%20bodsch&sts=t


    Edit: Da war ich wohl zu spät :untertauch::hail:

    Zum Nutzen und Gebrauch der Lehrbegierigen Musicalischen Jugend, als auch derer in diesem studio schon habil seyenden besonderem Zeitvertreib auffgesetzet und verfertiget (Johann Sebastian Bachs Eigentitel auf dem Titelblatt des Autographs des Wohltemperierten Claviers, Teil I, 1722)

  • Das auf die Musik bezogene Buch, das ich gerade lese, ist das Bach-Buch von Wolff

    der dieses Jahr auch die Bach-Medaille Leipzig erhalten hat. Es gefällt mir bisher besser als das von Gardiner, weil er strukturierter schreibt und schön differenziert, was Fakten sind und was vermutlich so gewesen ist. Bei ihm kann ich mir die Zeit Bachs besser vorstellen.


  • Derzeit begleitet mich lesend dieses Biographie von Carl Maria von Weber. Sie ist seit gut fünf Jahren auf dem Markt, verfasst vom Dramaturgen Christoph Schwandt, der kurz nach deren Fertigstellung starb. Sie ist flott geschrieben, geht sehr ins Detail und gilt als letzter Stand der Dinge. Das Leben von Weber und seiner Familie ist bestens erforscht. Schwandt konnte auf eine reiche Literatur zurückgreifen. Deren Grundlagen sind bereits im 19. Jahrhundert gelegt worden. Im Anhang findet sich ein Verzeichnis aller Werke, die im Buch behandelt, wenigstens aber gestreift werden. Es macht schmerzhaft deutlich, was es alles noch nicht auf Tonträger geschafft hat.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der CD-Player hat ne Macke. Ich musste ihn in die Reparatur bringen. Das bringt mehr Zeit fürs Lesen, zumal die Stapel der ungelesenen Titel sich türmen.


    Ich bin gespannt, ob sich in der Lektüre dieser kürzlich veröffentlichten Urfassung neue Aspekte ergeben.


    Fjodor M. Dostojewski


    Der Doppelgänger


    Übersetzer Alexander Nitzberg


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lisa Eckhart


    Metrische Taktlosigkeiten, Eine Einführung ins politische Korrektum




    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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