Zitat
Heute in der Welt-online gesehen:
"Simone Young: Über ein Aufmerksamkeitsdefizit in der Stadt brauchte Simone Young noch nie zu klagen. Doch in diesem Jahr setzt sie ihrer Präsenz die (vorläufige) Krone auf: vom Turm des Michels aus will sie am 2. März Brahms Zweite Sinfonie dirigieren. Ihr Philharmonisches Staatsorchester sitzt auf die ganze Stadt verteilt vor den Pulten."
Das finde ich zum :kotz:
Liebe ForianerInnen,
Na ja: Was uns ein besorgter und angewiderter Tamino mitteilt, klingt auf den ersten Horcher tatsächlich etwas bescheuert. Aber seien wir doch nicht päpstlicher als der Papst: Wenn die auf den Michel hinaufkletternde Stabführerin und die (aus dem Elfenbeinturm herabsteigenden) Staatsphilharmoniker durch diese classic-PR Übung auch nur ein Dutzend Menschen (die den Weg in die Laeisz-Halle für gewöhnlich nicht finden) berührt, und damit ein Interesse weckt für die klassische Musik, dann hat sich diese Aktion doch allemal gelohnt.
Wer sonst soll denn künftig die himmelstrotzend-herzogdemeuronsche Elbphilharmonie füllen, wenn nicht die Neo-Classics aus der Juppie-Szene, und Brahms wird es allemal überleben! (wobei ich mir tatsächlich Gedanken machen darüber, ob es für eine solche Aktion nicht geeignetere Werke gäbe...)
Ich erinnere mich an eine vergleichbare „Uebung“ des Jugendsinfonieorchesters des Konservatoriums Bern auf dem Thunersee:
4 Passagierschiffe näherten sich bug-voran zu einem „4-Zack-Stern“: Das Orchester (gevierteilt) verteilt auf den 4 Schiffen, tapfer Tschaikowskis Schwanensee executierend, mutig und verzweifelt- gestikulierend (knapp) zusammengehalten durch den trefflichen Dirigenten.
Musikalisch war das Happening verständlicherweise ein ziemliches Desaster. Aber ich kenne einige Musikschüler, für welche dieser Event der Höhepunkt ihrer musikalischen Karriere war, und es gibt viele (das Happening begleitende) Eltern musizierender Sprösslinge (meine Wenigkeit eingeschlossen), die dem damaligen Konservatoriumsdirektor durchaus dankbar sind für dieses unvergessliche "nautisch-musikalische" Erlebnis.
Aus diesen Gründen finde ich die geplante Aktion in Hamburg nicht zum K... Ich finde sie (Michels-)Spitze!
Ich bin der Meinung, es stünde uns gut an, jegliche Art von Promotion unserer geliebten Musik mit Wohlwollen zu betrachten: Die grosse Musik wird die scheinbare Banalisierung allemal überstehen, aber die Musiker brauchen Menschen, die sich für ihre Arbeit interessieren, und das geht oft nur über den Weg der Boulevardisierung, was nicht per se schlecht sein muss!
Was sagt ihr dazu?
Herzlich grüsst aus Bern
Walter