Valery Gergiev - ein russischer Dirigent

  • Sollte Gergiev sein Lebenswerk, den Aufbau seines Mariinsky-Imperiums, riskieren?

    Er hatte halt das Pech in die Mühlen der Geschichte zu kommen


    ES ist halt so, daß nicht nur Künstler die Protektion von Politikern erreichen wollen

    Eher ist es umgekehrt

    Sie werden umworben oder sogar umklammert.

    Und die Wahrheit ist halt stets ein Kind der Zeit.

    Wenn wir uns den Verfolgten Schostakowitsch mal ansehen,

    der ja angeblich in seinen Werken stets Protest gegen das Regime um Stalin einkomponiert hat.

    (was ich ihm bis heute nicht glaube)

    und dafür einen Stalin-Preis - und andere - nach dem anderen einheimste

    Die waren oft mit beträchrtlichen Geldzuwendungen verbunden


    Orden des Roten Banners der Arbeit (1940)

    Stalinpreis (1941, 1942, 1946, 1950, 1952)

    Volkskünstler der RSFSR (1948)Leninorden (1947, 1956)

    Leninpreis (1958)Volkskünstler der UdSSR (1954)Staatspreis der UdSSR (1968)Orden der Oktoberrevolution (1971)


    Es sei ihm vergönnt. - Aber soooo regimekritisch wie er später dargestellt wurde war er mit ziemlicher Sicherheit nicht.

    Es ist halt so - immer schon haben sich Kaiser, Könige,Fürsten, Adelige, Diktatoren etc mit Künstlern umgeben und in deren Glanz gesonnt, um von deren Aura etwas abzubekommen. Und die Künstler und Philosophen haben das gerne hingenommen.

    Bei Diogenes von Sinope funktionierte dies allerdings nicht ("Geh mit aus der Sonne")


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit Verlaub, lieber Holger, aber ich höre, was ich will. Es ist schon schlimm genug, dass man darüber nichts schreiben soll. Wohin wird das noch führen? Ich fürchte, dass in diesem schrecklichen Krieg auch die Freiheit stirbt, zumidest schweren Schaden nimmt. Spätestens dann hätte Putin gewonnen, was Gott verhüte. Wir dürfen keine graue Masse von Opportunisten werden.

    Du solltest die Doppelbödigkeit nicht übersehen, lieber Rüdiger. Gergiev bekommt jetzt so viel Aufmerksamkeit wegen ganz "außermusikalischer" Dinge und gerade nicht wegen seines musikalischen Schaffens. Wenn man jetzt besondere Aufmerksamkeit auf Letzteres legt, dann ist das unvermeidlich ein politisches Statement mit der Aussage - auch wenn man es nicht wahrhaben will: Man will von seiner Verstrickung in den Machtapparat Putins nichts wissen. Ich möchte ihm derzeit einfach keine besondere Aufmerksamkeit schenken in dieser Hinsicht - die über das Normalmaß hinausgeht. Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn man unter anderen Aufnahmen von anderen Dirigenten im Vergleich auch eine Aufnahme von ihm bespricht. Aber nicht eine exklusive Beschäftigung mit Gergiev zu diesem Zeitpunkt. Daran würde ich mich nicht beteiligen.

    Wenn Gergiev dann als Brandstifter bezeichnet wird, der tags zuvor ein Haus abgefackelt habe, dann liegt die Metapher doch sehr dicht beim Urteil desjenigen, der sie gebraucht.

    Du solltest den Kontext berücksichtigen, in dem diese Aussage steht. Mein Vergleich war der mit der alten Sowjetunion. Da gab es einen Konsens - nämlich dass man den Frieden will und nicht den Krieg. Putin droht aber freien Staaten wie Finnland oder Schweden, auch den baltischen Staaten und Polen mit Krieg. D.h. er akzeptiert die Grenzen in Europa, so wie sie sind, nicht. Und Gergiev hat diese Politik mit seiner Unterschrift 2014 gut geheißen und dies durch sein Verhalten jetzt bekräftigt. Und deshalb ist er im Westen untragbar.

    Dergleichen sehe ich mit einiger Fassungslosigkeit. Und noch einmal daran zu erinnern:das Bekenntnis Gergievs aus 2014 zur Krim-Annektion hat mit diesem Krieg nun gar nichts zu tun. Und angesichts von knapp 60 Prozent Russen bei den mehr als zwei Millionen Krim-Einwohnern gegenüber 25 Prozent Ukrainern (Stand 2014) lässt sich die seinerzeitige Haltung fast noch nachvollziehen. Nur zur Erinnerung: die Krim war jahrhundertelang eigenständiges Gebiet, bis Chrustschow sie 1958 der Ukraine zugeschlagen hatte, da er selber Ukrainer war. Er konnte ja nicht damit rechnen, dass die Sowjetunion jemals aufhören würde zu existieren.

    Jetzt bin ich aber fassungslos. Wie viele Nationalitätenkonflikte dieser Art gibt es in Europa? Mit demselben Recht, dass Du jetzt Putin zubilligst, könnte Österreich Krieg gegen Italien führen. Südtirol ist deutsch und gehörte Jahrhunderte zu Österreich. Es kam nur dadurch zu Italien, weil die Italiener 1918 den unerfahrenen US-Präsidenten Wilson übers Ohr hauten - nämlich die deutschen Städtenamen ausradierten auf der Landkarte und durch italienische ersetzten und dann Wilson überzeugten, Südtirol sei italienisch. Genau das wollte die europäische Friedensordnung verhindern - dass uralte Grenzkonflikte wegen nationaler Minderheiten überall in Eruopa wieder aufbrechen und nur Krieg geführt wird. Zudem hat Russland die Ukraine völkerrechtlich anerkannt. Ich finde es fatal, dass völkerrechtlich verbindliche Verträge nichts mehr zählen und ein Bruch des Völkerrechts wie jetzt von Dir mit historisierenden Pseudo-Argumenten gerechtfertigt wird. Das heißt: Statt internationalem Recht gilt nur das Recht des Stärkeren, also der Zynismus von Macht und Gewalt. Es gibt zudem eine interessante Äußerung eines ehemaligen engen Putin -Vertrauten, der emigrierte, dass Putin schon 2014 die komplette Ukraine annektieren wollte und es nur nicht tat, weil die Armee ihm signalisierte, dazu militärisch nicht in der Lage zu sein. Den Zeitpunkt sah er jetzt offenbar gekommen, das "nachzuholen".

    Kann ich nicht nachvollziehen. Ich sehe da keinen Zynismus, wenn Joseph II eine Aufnahme von Gergiev postet. Es kann auch nicht angehen, das Forumsmitgliedern diesbezüglich Vorschriften gemacht werden. Es steht Dir freilich frei, die Dinge dergestalt mit außermusikalischem Inhalt aufzuladen. Persönlich ziehe ich mir solche Schuhe werde bei Gergiev, Netrebko (von beiden besitze ich nicht eine Aufnahme, aber die Einstellung ist ganz grundsätzlich) noch irgendwem anderem an (bevor jetzt wieder jemand mit Künstlern aus schwierigen deutschen Zeiten um die Ecke kommt).

    S.o.!


    Schöne Grüße

    Holger

  • Was mich an dieser Diskussion stört, ist, dass so oft mit zweierlei Maß gemessen wird. Dr. Holger Kaletha hebt die vorsichtige Distanzierung des Bolshoi-Chefs Vladimir Urin positiv hervor und erwartet von Gergiev Ähnliches.

    Nö. Wenn Vladimir Urin zugleich Chef der Mailänder Skala wäre, dann reichte seine nur Russland interne vorsichtige Distanzierung bei weitem nicht.

  • Gerghiev hat 2000 im Opernhaus Zürich "Salome" dirigiert. Regie führte Martin Kusej. Am Tag einer der letzten Bühnen-Orchester-Proben (oder war es die Hauptprobe?) warteten Sänger, Orchester und Technik auf seine Ankunft. Der Maestro erschien mit einer völlig unakzeptablen Verspätung (20 Minuten oder so) und meinte "Sorry, I had an interview". Wäre es jemand von Pereiras Personal gewesen, wäre er rausgeschmissen worden.

    Gerghiev begann dann völlig abwesend zu dirigieren, ohne überhaupt wahrzunehmen, dass sich Sänger auf der Bühne befanden, wir mussten aus der Seitenbühne Einsätze geben. Plötzlich unterbrach er und meinte "I think, this theatre is too small for Salome" - und dirigierte im gleichen Stil weiter. Wir meinten, so könne nur jemand auftreten, der unter Drogen steht.

    Die Wiener Zeitung meinte damals "Am Pult des fantastischen Orchesters der Oper Zürich steht Valery Gergiev, der einen atemberaubend intensiven, spannenden und in jedem Moment völlig durchhörbaren Strauss dirigiert. Dieses Musizieren muss wohl auch den anspruchsvollsten Strauss-Liebhaber absolut zufrieden stellen". Praktisch alle anderen Rezensionen waren voller Gerghiev-Begeisterung.

    Wir direkt Beteiligten fanden diese musikalische Darbietung uneben und ziemlich konzeptionslos. Kusej wurde an der Premiere übrigens mit einem gewaltigen Buh-Orkan begrüsst.

    Ich erinnere mich nicht mehr genau, es kann sogar sein, dass der Maesto dann spätere Vorstellungen abgesagt hat.

  • Ich gebe zu, ich finde es ziemlich irritierend, wenn nicht sogar abseitig, mit welcher Verve hier vor dem Hintergrund dessen, was in der Ukrainie passiert, diskutiert wird, wie denn jetzt wohl "angemessen" mit Herrn Gergiev oder auch Frau Netrebko umzugehen ist ... ich halte es da eher pragmatisch: Entweder sie hätten sich eindeutig vom Kriegsverbrecher Putin distanziert oder sie sollen halt hingehen, wo der Pfeffer wächst. Alles andere (inklusive der Diskussion hier) ist m.E. lediglich eine peinliche Seitwärtsbewegung! - Aber wie gesagt, nur meine persönliche Meinung.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Entweder sie hätten sich eindeutig vom Kriegsverbrecher Putin distanziert oder sie sollen halt hingehen, wo der Pfeffer wächst.

    Ist womöglich nicht so einfach. Vielleicht haben Leute wie Netrebko und Gerghiev einfach Angst, eines schönen Morgens eine unbekömmliche Dosis Nowitschok oder Polonium in ihrem Frühstückstee serviert zu bekommen. Dem KGB und speziell Putin ist alles zuzutrauen, wirklich alles; die sind unberechenbar. Und hinterher wird natürlich wie üblich behauptet , man hätte damit nix zu tun. Neenee, mit den Tschekisten würde ich mich als prominenter Russe auch nicht anlegen wollen.

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Statt Boris Christoff wurde der Italiener Cesare Siepi, der mit der "Don Carlos"-Premiere am 6. 11. 1950 sein amerikanisches Debüt gab, engagiert - und er war nachweislich Antifaschist.

    Und bei dem gab es, wie Bing berichtet, Probleme, weil er in Mailand in der Via Moscova wohnte...

  • Es passt so perfekt in diese Debatte, dass ich mir nicht verkneifen kann, diesen Beitrag der "Nachdenkseiten" vom Heutigen an dieser Stelle zu posten. Als Link, versteht sich. Und da wir ja eine Gemeinde von Hörenden sind, mein Hinweis: den Beitrag gibt's auch als Audio.


    https://www.nachdenkseiten.de/?p=82514


    Liebe Grüße vom Thomas :hello: und in die Stadt, die's nicht gibt.


    PS: Danke an Adriano für den sehr interessanten Bericht. Man hat dies ja aus Bayreuth auch berichtet, aber da schine mir das Dirigat ganz passabel.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Dank an Adriano für diesen aufschlussreichen Bericht. Dieses nicht akzeptable Verhalten Gergievs dürfte im Jahre 2000 längst bekannt gewesen sein. So war er, so ist er, so wird er sein. Hier in Mikkeli begannen seine Konzerte stets mit mindestens 20 Minuten Verspätung, weil er die Probe erst zum angesetzten Konzertbeginn beendete. Das war bei uns keine Ausnahme. Dies ist in St. Petersburg die Regel.


    Was mich jedoch wundert, ist, dass es auch heute noch unter denen, die Gergiev engagieren, welche gibt, die nicht wissen, wie er "tickt". Selbst der ehemalige Intendant der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, der Gergiev durch Michael Güttler bei Lohengrin-Dirigaten ersetzte, weil Gergievs Maschine nicht rechtzeitig gelandet war, fand als Intendant der Mailänder Scala offensichtlich nichts dabei, ihn für die Leitung von Pique Dame einzuladen, wobei Gergiev die Vorbereitung inklusive der Generalprobe Timur Zangiev überließ und nur die Premiere dirigierte. Seine Anziehungskraft schien immerhin groß genug zu sein, um sich mit ihm zu schmücken. Tempi passati!


    Zu dem Ausspruch, das Züricher Opernhaus sei eigentlich zu klein für Salome, fällt mir ein, dass er diese Oper 1996 hier in Mikkeli dirigierte, wobei er sich nicht daran störte, dass die beiden (szenischen) Aufführungen in einer Konzerthalle stattfanden, die gerade 699 Zuschauer fasste und mit ihrem winzigen Orchestergraben nicht für Werke dieses Ausmaßes geschaffen war. Dass Gergiev in Zürich nur eine einzige Vorstellung der Salome dirigiert und dann abgesagt hatte, scheint nicht zu stimmen. Laut Peter van Laarhovens "Valery Gergiev's Conducting History" leitete er 4 Aufführungen, und zwar am 20., 24., 26.10. sowie am 2.11.2000 (dazwischen lagen Konzerte mit den Berliner Philharmonikern).



    Beste Grüße aus Finnland


    Peter Schünemann

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  • Nett gemacht. Distanziereritis ist der Gratismut einer Generation, der man in großen Teilen jede Form von tatsächlicher physischer Wehrhaftigkeit absprechen muss.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Das schöne und manchmal ärgerliche an der F.A.Z. ist es, dass sie nicht nur eine Meinung zulässt:


    Kriegsdirigent


    "Der Youtube-Film namens „Der Dirigent von Putins Krieg“ stellt Gergiev, der mit seinem Petersburger Mariinsky The­ater in aller Welt gefeiert wird, der bis vor Kurzem die Münchner Philharmoniker leitete und in Baden-Baden, Mailand, Rotterdam dirigierte, als Putins Schattenaußenminister hin. Er solle mit großer russischer Musik Verbrechen des Re­gimes vergessen machen und den Ruf des Präsidenten im Ausland aufpolieren."


    https://www.faz.net/aktuell/fe…utins-krieg-17967905.html

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • als Putins Schattenaußenminister hin.

    Eine primitive Retourkutsche der Verfasser.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Eine primitive Retourkutsche der Verfasser.

    Retourkutsche wofür jetzt eigentlich? - Für den gescheiterten Mordanschalg an Nawalnyj per Vergiftung? Oder "nur" für sein Wegsperren unter fadenscheinigen Begründungen? Und was hätte Gergiev damit zu tun gehabt?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Retourkutsche wofür jetzt eigentlich? - Für den gescheiterten Mordanschalg an Nawalnyj per Vergiftung? Oder "nur" für sein Wegsperren unter fadenscheinigen Begründungen? Und was hätte Gergiev damit zu tun gehabt?

    Ich meine den gesamten Artikel und die Anschuldigungen des Nawalnij an Gergiev, ein Schattenaußenminister Putins zu sein. Das hast Du schon begriffen.

    Aber was solls. Putin gehört vor ein internationales Gericht, weil er internationale Regeln übertreten hat und für einen Aggressionskrieg verantwortlich ist. Allerdings wird das wohl nichts werden. Nawalnij stand vor einem russischen Gericht, weil er russische Gesetze übertreten hat.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Seien wir doch mal ehrlich. Ob Gergiev je wieder im Westen auftreten wird ist fraglich - aber nicht ausgeschlossen. Wenn genug Geld bei beiden Seiten verdient wird, dann wird man sich gegenseitig "verzeigen"

    Angepatzt aber - das bleibt er lebenslänglich - vielleicht sogar über den Tod hinaus....

    Bei Putin sehe ich das anders. An sich glaube ich, daß er diesen Krieg nicht überleben wird - weder politisch noch psychisch

    Er ist einfach strategisch-taktisch einfach untragbar gworden. Für ALLE Seiten.

    Wer macht mit jemandem eine Friedensvertrag, der als notorischer Lügner und Massenmörder gesehen wird. ?

    Selbst seien Anhänger wird er der Klotz am Bein sein.

    Er reisst sie mit ins Verderben. Und sein Anhang kann sich IMO nur durch einen Mord an ihm freikaufen.

    Hitler war in einer ähnlichen Lage - und er hat selbst die Konsequenzen daraus gezogen weil ihm bekannt war, was man mit Mussolinis Leiche, der seine Freundin und einigen Anhängern gemacht hatte.Die Leichen wurden kopfüber aufgehängt und öffentlich zur Schau gestellt hatte, nach dem man sie brutalst zugerichtet hatte. Deswegen befahl Hitler die Verbrennung seiner Leiche, bevor si in die Händer seiner Feinde geraten konnte.

    So sehe ich auch die Meldung, daß P. die mehrheitliche Zustimmung seiner Bevölkerung geniesse. Wenn erst die ganze Wahrheit über Verluste bekannt wird und der Lebensstandard sinkt, dann wird P. sein blaues Wunder erleben.

    Und dann braucht er keinen Gerichtshof mehr. Was wäre denn das Urteil, wo es nicht mal eine Todesstrafe gibt ?


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich meine den gesamten Artikel und die Anschuldigungen des Nawalnij an Gergiev, ein Schattenaußenminister Putins zu sein. Das hast Du schon begriffen.

    Mal langsam mit den jungen Pferden! - Ich habe lediglich folgendes Begriffen: Nicht Nawalnij, sondern eine Unterstützergruppe Nawalnijs erhebt die Vorwürfe. Ob diese Gruppe Zugang zum unhaftierten Nawalnij hat und ihn bzgl. der Vorwürfe bzw. des Videos um Einverständnis bitten konnte, wage ich zu bezweifeln. Weiter erhebt ja nicht der FAZ-Kommentar von Frau Holm die im Video anscheinend erhobenen Vorwürfe (ich kann leider kein russisch), sondern gibt diese lediglich wieder. Insofern handelt es sich hier m.E. nicht um einen Kommentar, sondern eigentlich eher um eine Nachricht - aber das nur nebenbei.


    Um es auf den Punkt zu bringen, La Roche: Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn Du die Bedeutung oder den Inhalt des fraglichen Artikels anders einordnest, als ich es tue. Ich finde es aber etwas schwierig, wenn Du einerseits wiederholt betonst, dass Du verschiedene Medien nicht mehr wahrnehmen willst, weil sie Deiner Meinung nach einseitig oder auch tendenziös berichten, andereseits aber das, was Du wahrnimmst m.E. nicht korrekt wiedergibst.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Ob diese Gruppe Zugang zum unhaftierten Nawalnij hat und ihn bzgl. der Vorwürfe bzw. des Videos um Einverständnis bitten konnte, wage ich zu bezweifeln. Weiter erhebt ja nicht der FAZ-Kommentar von Frau Holm die im Video anscheinend erhobenen Vorwürfe (ich kann leider kein russisch), sondern gibt diese lediglich wieder.

    Das Video ist englisch untertitelt (unten rechts anklicken) und somit für die meisten verständlich.


    Die Sache mit den Schattenaussenminister ist unglücklich: es ist wahrscheinlich so gemeint, dass der böse Herr Lawrow Russland im Ausland politisch vertritt während der nette Gergiev die kulturelle Seite vertritt.


    Zu den Immobilienbesitzen werden Dokumente gezeigt, die nicht nur den Wert belegen, sondern auch, dass Gergiev nicht nur gegen russische Gesetze verstößt, weil er den Besitz der Immobilien immer geleugnet hat (er muß den Auslandbesitz in Russland steuerlich angeben), sondern auch weil er im dekadenten und verhassten Westen einige Refugien besitzt. Putin toleriert das anscheinend.


    Der Beleg zur Wohnung in New York

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    Als Besitzer des Palazzo Barbarigo in Venedig taucht nicht der Name Gergiev auf, sondern die Immobiliengesellschaft "Commercio Edilizio SRL"

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    diese Firma ist allerdings zu 100% ins Besitz von Valery Gergiev

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    Der Mann hat seine Schäfchen ins (vermeintlich) Trockene gebracht

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Solange sich persönlicher Reichtum eines Dirigenten nicht in seiner Interpretation eines musikalischen Werkes ausrückt, interesiert mich solcher Besitz nicht. Sollen sich doch die bunten Blätter mit entsprechehenden Aufrechnungen überbieten. Allenfalls wäre die Frage interessant - denn sie betrifft auch die Steuerzahler direket - um wieviel beispielsweise die Stadt München die Kontostände Gergiews aufgebessert hat und ob diese Honorare für nicht den besten Dirigenten angemessen gewesen sind. Alles andere halte ich für bigottes Geschwätz, an dem sich leider auch die FAZ beteiligt. Es zielt nämlich - bewusst oder unbewusst - ehr auf die niederen Instinkte von Menschen. Hatten wir das nicht schon einmal in sehr dunkler Zeit?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Alles andere halte ich für bigottes Geschwätz, an dem sich leider auch die FAZ beteiligt. Es zielt nämlich - bewusst oder unbewusst - ehr auf die niederen Instinkte von Menschen. Hatten wir das nicht schon einmal in sehr dunkler Zeit?

    Im FAZ-Artikel ist u.a. das hier zu lesen, worüber im Film berichtet wird:


    Schwer wiegt der mit Quittungen und Grundbuchauszügen be­legte Vorwurf, Gergievs Wohltätigkeitsstiftung, in die russische wie ausländische Firmen, Banken und Oligarchen einzahlen und die junge Talente fördern soll, habe Apartments in Moskau und Petersburg für den Maestro erworben.


    Dazu kommt:


    Zu den Immobilienbesitzen werden Dokumente gezeigt, die nicht nur den Wert belegen, sondern auch, dass Gergiev nicht nur gegen russische Gesetze verstößt, weil er den Besitz der Immobilien immer geleugnet hat (er muß den Auslandbesitz in Russland steuerlich angeben), sondern auch weil er im dekadenten und verhassten Westen einige Refugien besitzt. Putin toleriert das anscheinend.

    Das alles sind Fälle von Korruption und persönlicher Bereicherung, die bei einem Putin-Freund von offizieller Mediensete in Russland natürlich vertuscht werden. Es ist Aufgabe von investigativem Journalismus, so etwas aufzuklären. Natürlich ist der in Putins Russland nicht zugelassen und unerwünscht. So unerwünscht, dass das System Putin auch vor Mordanschlägen nicht zurückschreckt, wie gerade der Fall Nawalny zeigt. Ausgerechnet so eine Recherche der Nawalny-Gruppe hier so zu behandeln, ist schon bedenklich. Ist es etwa Tabu, das System Putin zu kritisieren? Wieso die Aufforderung zur Verdrängung dieser Seite von Gergiev? Investigativer Journalismus hat nichts mit dem Bedienen von "niedrigen Instinkten" zu tun, sondern ist schlicht die Aufgabe von glaubwürdiger Journalistik in einer Diktatur.


    Und natürlich sind Sport und Kultur auch etwas, wodurch sich ein Regime im Ausland präsentiert und repräsentiert wird. Da spielt Gergiev seine Rolle.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Nawalny ist ein anderes Thema. Das hast Du hervorgeholt, nicht ich. Ich verurteile es, dass er eingesperrt ist, verfolgt wird und dass ihm nach dem Leben getrachtet wird. Für all das gibt es keinerlei Rechtfertigung. Dennoch halte ich zu Nawalny eine große Distanz, seitdem er sich auf unerträgliche Weise gegen Ausländer und Minderheiten positioniert hat - und nehme nicht alles für bare Münze, was seine Recherchegruppen vermeldet. Ich kann auch nicht beurteilen, ob die oben gezeigten Dokumente der schlagende Beweis für die Korruption des Dirigenten sind. Man muss das auch glauben wollen.


    Ich bleibe bei meiner auf Zurückhaltung bedachten Meinung und bin gegen Belehrungen, wie ich sie stündlich aus den Medien und nun auch noch an dieser Stelle vernehme, ohnehin immun.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich kann auch nicht beurteilen, ob die oben gezeigten Dokumente der schlagende Beweis für die Korruption des Dirigenten sind. Man muss das auch glauben wollen.

    Auch nach deutschem Recht haben Journalisten das Recht, in solchen Fällen das Grundbuch einzusehen. Wenn da die Originaldokumente gezeigt werden, ist das erst einmal glaubwürdig und Glaubwürdigkeit durchaus keine Frage der Beliebigkeit des Glaubenwollens.

  • Inzwischen habe ich die Spuren von Valery Gergiev im internationalen Immobilienmarkt noch etwas weiter verfolgt, zumindest soweit es mir mit den mir zur Verfüging stehenden Mitteln möglich war.


    Dass Gergiev Eigentümer der "Commercio Edilizio s.r.l." in Mailand ist, gilt als gesichert. Stutzig machte mich der Hinweis im "Elenco dei soci" (ist oben abgebildet) auf die Cittadinanza (Staatsbürgerschaft): paesi bassi (Niederlande). Sollte Gergiev eventuell Niederländer sein? Nein, jedoch als Managing Director dieser Firma ist eine Frau namens ANNIE LUISETTE VAN DRIESSCHE in den Niederlanden registriert, und deren Name taucht bei verschiedenen Firmen auf, z.B. auch als "Présidente" bei der "Société LUDI-S.F.M." (Spielautomaten) in Nizza, wie man bei der Website für Unternemensinformationen "manageo.fr" erfährt.

    Das Ganze ist ein schwer zu durchschauendes Geflecht, in dem Gergiev anscheinend mit Billigung Putins eine Hauptrolle spielt.


    Kann er sich heute überhaupt noch erlauben, sich von Putin zu distanzieren ohne Gefahr zu laufen, dass der ihm sein Wohlwollen entzieht? Das ist kaum denkbar und erkärt sein Schweigen.

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Lieber Orfeo,


    nur zur Information : Gergiev besitzt tatsächlich die niederländische Staatsbürgerschaft, die ihm vor vielen Jahren von der Königin verliehen worden war.


    Quelle für diese Information : Gergiev selber.


    Die Frage, ob Gergiev sich überhaupt von Putin distanzieren kann, würde ich mit Nein beantworten, außer er trägt sich mit dem Gedanken, sich mit seiner Familie außerhalb Russlands anzusiedeln. Das hieße dann allerdings auch, sein "Lebenswerk", das Mariinsky-Theater im Stich zu lassen.


    Beste Grüße aus Finnland


    Peter Schünemann

  • Auch nach deutschem Recht haben Journalisten das Recht, in solchen Fällen das Grundbuch einzusehen. Wenn da die Originaldokumente gezeigt werden, ist das erst einmal glaubwürdig und Glaubwürdigkeit durchaus keine Frage der Beliebigkeit des Glaubenwollens.

    👏👏👏

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