Liebe Taminoianer,
Wie einfach wäre doch das Leben, wenn alles meßbar und wägbar wäre.
Aber leider ist der Wunsch nach objektiver Bewertung (dazu noch in der Kunst) ein Trugbild das sofort zerfließt, sobald man sich ihm nur nähert.
Wer glaubt, er würde beim vergleichenden Hören zweier Aufnahmen zu einem objektiven Urteil kommen, der irrt in der Regel (zumindest mir geht es so).
Um musikalische Eindrücke hier einigermaßen plausibel wiedergeben zu können ist zwar das vergleichende Hören, das sich beziehen auf Referenzen quasi unabdingbar, aber erfasst werden lediglich die "Kennwerte", niemals aber die "Seele" einer Interpretation.
Es ist mir schon passiert, daß ich zwei gute, aber total gegensätzlich aufgefasste Einspielungen im Vergleich gegeneinander laufen ließ.
Das Ergebnis war dann zumeist ein Debakel:
Die konservativere Aufnahme klang dann hausbacken interpretiert, so hatte man das gar nicht in Erinnerung. Die "progressive" Lesart klang da viel spritziger (manchmal auch zu spritzig, ein wenig aufdringlich und aggressiv.)
Manchmal klangen dann beide Aufnahme subjektiv schlecht.
Kein Wunder.
Wer Spitzentees mit Biersorten vergleicht und abwechselnd kostet, dem wird schließlich beides scheußlich vorkommen.......
Die Alternative ?
Man muß sich dem Interpreten "anvertrauen" seine Lesart akzeptieren und mögllichst alle bisher gehörten Interpretationen vergessen.
Das ist, ich weiß es , gewiss nicht leicht, aber man hört dann das Werk gewissermaßen "neu" oder anders gesagt "unschuldig".
Tempi beispielsweise sind eine "Binnensache", das "absolute" Tempo wird schnell angenommen, die Unterschiede liegen in den internen relativen Unterschieden.
Un dann gibt es natürlich Unterschiede, die man nicht mal beschreiben kann, alles scheint sehr ähnlich sein, beim vergleichenden Abhören.
Hört man aber jede Aufnahme "für sich", dann entsteht ein total unterschiedlicher emotioneller Eindruck....
Wer har ähnliche Erfahrungen gemacht ?
Freundliche Grüße aus Wien
Alfred