Hi , liebe Forianer!
Ich bin zugegebenermaßen kein Lang - Lang - Fan, aber hat er das verdient:
"SALZBURG: Kabaretthaftes Intermezzo beim Festspiel-Konzert des Pianisten Lang Lang
Die Glitzerleiche eines Klavierjünglings
Es wurde geklatscht, und wie! Nach dem verhalten ausklingenden ersten Teil von Schumanns Fantasie C-Dur op. 17. Nach dem zweiten, martialisch zu Ende gedonnerten Satz natürlich auch. Und dann in den leise verklingenden Schlusston des Finales hinein, noch weit bevor Lang Lang das Pedal losgelassen hatte. Was den unmusikalischen Paschern dann aber doch verdächtig vorgekommen ist, sie hörten auf. Aber dann war keiner da, im ganzen riesigen Festspielhaus nicht, der beherzt signalisiert hätte: Jetzt ist es wirklich aus. Peinlich, denn nun blieb der Beifall aus...
Lang Lang wird aus dieser kabarettreifen Begebenheit hoffentlich seine Schlüsse ziehen, was Beifall wert ist. Es waren auch die Standing Ovations nichts wert an diesem einigermaßen deprimierenden Abend, ebenso wenig wie die Pianistik des 25-jährigen Chinesen. Die Rakete, vorschnell hinausgeschossen in die Höhenluft künstlerischer Ausgesetztheit, scheint hoffnungslos ausgebrannt. Es funktionierten an diesem Abend auch die rasanten, technisch herausfordernden Stücke nicht so recht. Die rabiate Steigerung am Ende von Liszts sechster Ungarischer Rhapsodie hat zwar mächtig Lärm und ergo Effekt gemacht, konnte aber nicht hinwegtäuschen über schlampige Artikulation, ja: Hilflosigkeit. Auch Granados "Los requiebros", ein Funkelstück sondergleichen, war zwar auf Tempobolzerei angelegt, blieb aber ein Schwarzweißbild von einem Motiv, das ob seiner Farbenpracht bezaubern müsste.
Extra-Wolke Pomade
Aber Lang Lang ist längst zum Popstar mutiert, was zählen da solche Einwände. Angebot und Nachfrage passten zusammen. Oder anders gesagt: Jedes Publikum bekommt den Pianisten, den es verdient. Also einen, der Mozarts Sonate in B-Dur mit einer Extra-Wolke Pomade einstäubt und sich im Übrigen von Manierismus zu Manierismus hantelt. Noch verkitschter kann man das nicht spielen. Schumanns Fantasie C-Dur lässt Lang Lang losrollen, noch bevor er richtig auf dem Hocker sitzt. So etwas wie Sammlung ist ihm fremd, von innerer Dramaturgie, von aufgebauter Spannung keine Rede. "Isoldes Liebestod" in der Liszt-Transkription hat manuell noch am ehesten überzeugt.
Ein eigenes Kapitel: die "traditionellen chinesischen Werke", die er auch gern spielt. Das klingt in etwa so, wie wenn Klavierschüler die Pentatonik an den schwarzen Tasten entdecken. Natürlich ausgefeilter, aber die Substanz ist nie höher als die wackere Zwischendurch-Impro eines Barpianisten.
Fazit: Zu erleben war da eine im schwarzen Anzug mit Funkelsteinen adrett drapierte pianistische Leiche. Zum Weinen, wenn einer fast noch im Jünglingsalter verscheidet. Bevor ihm die Musikindustrie und bevor er selbst sich die Chance gegeben hat, aus seiner Fingerkunst irgendetwas zu machen außer Geld."
Selten so eine gemeine Kritik gelesen, auf der anderen Seite gefällt sie mir auch irgendwie...
Was meint ihr dazu?
LG Florian