Liebe Gabi,
es tut mir Leid, Dich da korrigieren zu müssen, aber bei allem Respekt davor, dass man seine Lieblinge in Schutz nimmt, die Fakten sollten schon stimmen.
Curtis Bernhardt war keineswegs der musikalische Leiter von THE STUDENT PRINCE. Vielmehr war er der ursprüngliche Regisseur des Films, der zuvor in Deutschland als Kurt Bernhardt bekannt geworden war. Dort hatte er u.a. DER REBELL mit Luis Trenker und Luise Ullrich inszeniert, in Amerika kurz zuvor auch DIE (verzichtbare) LUSTIGE WITWE mit Lana Turner. Er wurde nach permamenten Querelen mit Mario Lanza tatsächlich von der Regie von THE STUDENT PRINCE suspendiert und durch Richard Thorpe, den Regisseur von THE GREAT CARUSO, ersetzt, der auch den Regie-Credit erhielt. Erst nachdem auch Thorpe nicht in der Lage war, den inzwischen wohl alkoholkranken und deshalb unberechenbaren Lanza zu einer professionellen Arbeit zu motivieren, wurde dieser durch Edmund Purdom ersetzt.
Die musikalische Leitung dieser Verfilmung von Wilhelm Meyer Försters "Klassiker" ALT HEIDELBERG mit Nummern aus Sigmund Rombergs Operette THE STUDENT PRINCE nach dem gleichen Stoff hatte George E. Stoll, damals musikalischer Abteilungsleiter bei MGM. Die zusätzliche Musik schrieb Nicholas Brodsky, von dem auch der Tenorschlager "Be My Love" stammt. Der Dirigent der Filmmusik war Raymond Sinatra. Alle drei hatten ihre Arbeit schon zur offensichtlichen Zufriedenheit des Studios abgeschlossen, denn Mario Lanzas Gesangsstimme blieb dem Film erhalten und wurde seinem Ersatz Edmund Purdom untergeschoben.
Vermutlich stimmt ein wenig von beidem. Lanza, der fraglos eine sehr schöne Stimme hatte, war ursprünglich ein durchaus ambitionierter Sänger mit Potenzial, dem das Leben eines verwöhnten Filmstars schlecht bekam. Seine schauspielerischen und sängerischen Leistungen lassen sich heute ja noch sehr wohl und kritisch beurteilen, auch wenn man den damals extrem zum Kitsch neigenden Stil der MGM-Musikfilme nicht Lanza ankreiden darf, so sehr der ihm wohl auch entgegen kam. Man muss aber nur einige der zum Glück ebenfalls erhaltenen Opernaufnahmen jener Zeit anhören um feststellen zu können, wie viel professioneller man mit seiner Stimme umgehen und welch künstlerisch wertvolle Leistungen man mit ähnlich gutem Material tatsächlich erbringen konnte, wenn man sich genügend forderte oder gefordert wurde. Das MGM-Studio war sicher nicht der beste Ort dafür.
Jacques Rideamus