Der am 1.10.1926 in Dessau geborene Gerhard Stolze, ist mir in den frühen 1960er Jahren, als Charaktertenor unvergessen.
Neben der ersten "Carmina Burana", die ich meinem Bruder, Seinerzeit, kaufte, wo Gerhard Stolze den Tenor - Part sang, war er vor allem Wagner- und Richard Strauss Tenor.
Sein Aegisth in der Richard Strauss Oper "Elektra" war eine stimmliche und schauspielerische Meisterleistung.
Jedoch hatten wir in Wien, bei der ersten "Fledermaus" im Haus am Ring, nach der Wiedereröffnung einen blendendenen Orlofsky, eben Gerhard Stolze.
Sein Tenor war enorm felixbel und hoch, wie ich ihn als "Oedipus der Tyrann" von Carl Orff, in Erinnerung habe.
Sein Monostatos in der "Zauberflöte" war von einer Ausdruckskraft und er hatte hier nicht, wie viele anderen Sänger in dieser Partie, als Gegenpart zu Peter Klein gewirkt, der ja diese Partei, fast immer sang, wo ich Gerhard Stolze kennenlernnen durfte, es war ja die Zeit, wo ich den Ersten Knaben sang.
Nicht, weil er als der beste Charaktertenor seiner Zeit galt, schätzte ich ihn, er war auch als Mensch bescheiden und zugänglich.
Ich, der ich kein großer Wagnerianer bin liebte ihn als David in den "Meistersingern" und als Walther von der Vogelweide im "Tannhäuser", das soll, bei mir, was heißen.
Gerhard Stolze kam aus Berlin zu uns nach Wien, an die Wiener Staatsoper, Herbert von Karajan schätzte ihn sehr, nicht zu Unrecht, denn sein Herodes in der "Salome" war eine solche Klasse, dass mir erst wieder Heinz Zednik imponierte.
Seine Gastspielreisen führten ihn nach Bayreuth, nach Salzburg, an die Staatsoper Stuttgart dem Nationaltheater in München, an die MET und die Covent Garden.
Neben seinen Ausflug in die moderne Oper, in der er äußerst geschätzt wurde, war er aber auch ein umworbener Lied-, Oratoriensänger.
Gerhard Stolze verstarb am 11.3.1979, mit 52 Jahren, und liegt in Garmisch-Partenkirchen begraben.