Wer ist Euer Lieblingskritiker ?

  • Liebe Freunde,


    meine "Lieblingskritiker" :D sind:


    Eleonore Brüning (FAZ) und Ingo Harden (FonoForum).


    Herzliche Grüße, :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Eine teffende Überschrift in der Tiroler Tageszeitung lieferte der Kritiker B.A. zur 9. Bruuckner vor 3 Wochen: “Viel Marthé - wenig Bruckner”. Der Endkommentar lautete gekürzt: “ein unvergesslicher Musikvergleich” (anstelle “Musikgenuss” - was man sich in Anbetracht eines schönen Konzertabends wohl gewünscht hätte. :-)


    Herzlichen Gruß
    Edi

  • Meine Lieblingskritiker sind:
    KLAUS GEITEL
    er schreibt in der "Berliner Morgenpost" und in "DIE WELT".



    Hier in München Joachim Kaiser.

    mucaxel

  • Einen Lieblingskritiker/rin kann ich nicht nennen, aber gern gelesen habe ich oft die Kritiken von Alfred Beaujean, Matthias Hengelbrock und Teresa Pieschacón Raphael, und das seit vielen Jahren.


    Richtig aufgeregt habe ich mich nur einmal, und zwar über einen Messias-Veriss eines Herrn Gutknecht (ist lange her)


    Vor kurzem habe ich mit Vergnügen auch auf einige Kritiken in der Onlineausgaben der Wienerzeitung gelesen.
    Dieser Kritiker lebt in Wien, ist selbst Komponist und kann wesentliche Inhalte in konturenscharfer Sprache auf den Punkt bringen.
    Seine Rezension von Barenboims Bruckner-Symphonien kann mir als Leser einen guten Eindruck von der Aufnahme geben.
    In Sachen HvK sehe ich die Dinge zwar anders, aber meinem Respekt für diesen Kritiker tut dies keinen Abbruch.
    Bloss seinen Namen habe ich jetzt vergessen.... ;) ;) ;)


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Bis in die frühen 80er Jahre gab es ja die gute alte Zeitschrift HifiStereophonie, die mein Vater seit der Mitte der 60er Jahre bezogen und gesammelt hat. Als Jugendlicher habe ich in diesen Heften immer wieder gelesen - das dort versammelte Kritikerkollektiv (Ulrich Schreiber, Alfred Beaujean, Kurt Blaukopf, Ingo Harden, Gerhard R. Koch, H.K. Jungheinrich u.a.) war enorm kompetent und meinungsfreudig (bis hin zu krassen Einseitigkeiten und Fehlurteilen). Jedenfalls haben sie damals meine Anschauungen über die Interpretation von Musik stark geprägt. Dagegen fand ich das FonoForum immer etwas bieder, obwohl es natürlich auch dort hervorragende Kritiker gab.


    Ulrich Schreiber meldet sich ja ab und zu noch in der FAZ zu Wort (seine Kritiken von Rattles Debussy-CD und Christine Schäfers "Winterreise" habe ich mit Gewinn gelesen), von Beaujean habe ich schon länger nichts gehört, Koch und Jungheinrich schätze ich bis heute vor allem als Opernkritiker.


    Ganz hervorragend die schon mehrfach erwähnte Eleonore Büning in der FAZ. R.J. Brembeck in der "Süddeutschen" nervt zwar öfters durch seine eigenwilligen Ausführungen, ist aber immer interessant zu lesen. Und dann noch der gute alte Joachim Kaiser! Natürlich rollt man mit den Augen, wenn er wieder seine "mit-Furtwängler-war-alles-besser"-Leier spielt, wenn er wohlsituierten Münchener Omis Chopin nahebringt oder wenn er (zu Recht) die Splitter im Auge mancher Kritiker geißelt, den Balken vor dem eigenen aber nicht erkennt. Trotzdem: Manchmal - vor allem wenn er sich mit viel Liebe der Musik selbst zuwendet - lese und höre ich den onkelhaften Sound ganz gerne.


    Immer wenn ich in Österreich bin und die "Presse" aufschlage, ärgere ich mich über Wilhelm Sinkovicz. Fast jede Kritik ist ein Stück Musikpolitik, mit dem in verschiedene Richtungen gewinkt oder gestichelt wird. (Ok, das tun andere ebenso, wenn auch weniger penetrant: jedenfalls passt mir bei Sinkovicz die ganze Richtung nicht :D ).


    "Rondo" im Internet ist zwar prinzipiell verdienstvoll, leidet aber an einem Phänomen, das nicht nur in der Web-Musikkritik verbreitet ist (FonoForum!): Die Kritiken werden kürzer und kürzer, so dass man bald überhaupt nichts Substantielles mehr über die Aufnahmen erfährt. Außerdem herrscht oft eine gewisse Beliebig- und Profillosigkeit. Resumé: Alles wird schlechter. :D


    Viele Grüße


    Bernd

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  • Hallo,


    die Beiträge zweier Leute lese ich sehr gerne: Zum einen die von Claus Spahn in der ZEIT. Der gehört zu denen, deren Meinung ich oftmals erst nicht teile, dann aber in manchen Fällen hinterher eines Besseren belehrt bin. Ich mag ja nicht nur das lesen, was mich in meiner Meinung bestärkt, sondern mehr das, was meiner Meinung eine neue Richtung und mir neue Impulse geben kann. Spahn regt mich manchmal auf, manchmal macht er mich nachdenklich und manchmal sitze ich freudig - wie das kleine Trommeläffchen klatschend - vor seinen Beiträgen. Unlängst erst in seinem Artikel über die Opernregie der letzten Zeit.


    Im Bereich Violine mag ich Harald Eggebrecht von der Süddeutschen Zeitung sehr gerne. Trotz aller blumiger Sprache versteht er es, mir Konzertberichte oder CD-Kritiken so zu schildern, dass ich nahezu hören kann, was er meint. Gebündelt findet man das in seinem Buch "Große Geiger", erschienen bei Piper.


    Gruß
    B.

  • Ich höre schon mal auf das, was Herr Trüb (Thomas Rübenacker, z.B. in der Stereoplay) so empfiehlt - bisher jedenfalls mit "Erfolg"

  • Hallo m-müller,


    Thomas Rübenacker ist ein guter Name in der STEREOPLAY, die ich schon seit Jahrzehnten lese.


    Allerdings ist in den letzten Jahren die Klassik-Rezensionsabteilung immer mehr geschrumpft und immer dünner geworden, was ich sehr bedauere.
    Zu Zeiten der HIFI-Stereophonie (so hieß die Stereoplay früher) waren noch massig Rezensionen vorhanden, die sogar jedes Jahr in einem Jahrbuch zusammengefaßt wurden. Leider sind diese Sternstunden der Klassikrezension vorbei und die STEREOPLAY begnügt sich mit 2 manchmal 4Seiten KLASSIK.
    Ich hatte mein Abbo aus diesem Grunde 2006 schon gekündigt. AuzfGrund eines TOP-Angebotes bin ich jetzt allerdings wieder dabei (aus HIFI-technischen Gründen).


    Jetzt ist das Blättchen fast nur noch für HIFI-Freunde interessant, denn da waren sie immer gut.


    Der Verlag der STEREOPLAY hatte zwischenzeitlich für mehrere Jare mal eine reine KLASSIK-Rezensions-Zeitschrift in Programm, die Zeitschrift SCALA, die ich sehr gut fand. Aber dieses Bälättchen konnte finanziell nicht gehalten werden, es wurde zu wenig gekauft. - schade, das war ein Ersatz für die heute fehlenden Stereoplay -Rezensionen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Manchmal habe ich den Eindruck, der schlimmste Platz im Opernhaus oder im Konzert ist einer neben einem Kritiker.


    Der eine hat eine Stoppuhr dabei, um die genaue Aktlänge zu messen und liest taschenlampenbewehrt im Klavierauszug mit. Die Aktion auf der Bühne scheint ihn wenig zu interessieren...


    Der nächste schnippt gelangweilt so lange mit seinem Schreibgerät herum, bis die genervten Zuschauer den Störenfried vom Einlasspersonal entfernen lassen. Hätte mich interessiert, ob er über Akt 2 und Akt 3 der Wiesbadener "Götterdämmerung" auch was gemeint hat - die hat der Typ nämlich nicht mehr gesehen.


    Der dritte ist das Modell Schreibblöckchenfetischist: unablässig wird in den eigenen Notizen geblättert, das Programmheft mit Anmerkungen übersäht und gleichfalls das Schreibgerät geräuschvoll malträtiert. Ausstattung aber vom Feinsten: der Kugelschreiber hat eine integrierte Taschenlampe, die dauernd an und ausgeht.


    Gestern war ein Höhepunkt in einer kleineren Stadt in der Kölner Gegend: die Rezensentin, Modell Provinzkulturtante, wechselte während der Aufführung mehrfach ihren Platz, breitete ihre Siebensachen auf dem Boden vor ihr aus und fotografierte die Künstler/innen während des Programmes. Da ihr mein Stuhl besser geeignet schien, um eine Totale der Ausführenden zu fotografieren, dieser aber leider durch mich besetzt war, beugte sie sich geradezu unanständig weit zu mir rüber und blitzte munter drauf los.


    Also, ich lese ja auch gerne Aufführungsberichte - aber sowas muss doch nicht sein...

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  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Edwin Baumgartner natürlich. ;)
    Herbert.


    mit Vorbehalt :D


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Lieblingskritiker ? Ich glaub, Helisara hiess ett, oda so änlisch ! :boese2:


    *wiederinskomafall* :beatnik:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Edwin Baumgartner natürlich. ;)


    Wobei man seinen etwas skurrilen Musikgeschmack und seine heimliche Liebe zu Tiroler Blasmusik in Rechnung stellen muß. :D


    Ansonsten habe ich keinen ausgesprochenen Lieblingskritiker, sie kritisieren mir nämlich zu viel, das mag ich nicht. 8)

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  • WOLFRAM GOERTZ von der "Rheinischen Post" !!!
    Einige Monate verbrachte ich jeden Sa-vorm. 30 Min. bei "Cafetiero" im D`dorfer Hbf (OT aber lecker :D) - mit Goertzens Sa-Kolumne vor der Nase...
    Die besteht (oder bestand ?() a u s s c h l i e s s l i c h aus Lobreden !!
    (gegen gut begründete Nörgeleien habe ich wahrlich nichts - letzteres ist aber einfach mal ... wohltuend :yes:)


    Im Moment fallen mir nur 2 CD´s ein, die ich dieser Lektüre verdanke
    (Janaceks "Tagebuch eines Verschollenen" mit Ian Bostridge / Die Orgel-Hymnen von Nicolas de Grigny mit Anne-Chapelin Dubar),
    aber schon DAFÜR hat sich`s dicke gelohnt !!!!!!
    - auch von der Existenz eines Komponisten namens Nikolaus B r u h n s erfuhr ich erstmals von ihm !!
    THANK YOU WOLFRAM


    Mein Lieblingssatz von ihm (über Leos Janacek):
    "Ein liebenswerter Kauz, für den eine Zeitung nicht aus Papier besteht, über dem man Kartoffeln schält,
    sondern aus Artikeln, die man ausschneidet und mit in den Urlaub nimmt"
    :)


    :hello:
    Micha


    PS
    Ohne ULRICH SCHREIBER selig und JOCHEN SCHMIDT wäre ich wohl nicht
    in Christoph Loys Rheinopern-"Don Carlos" bzw. - im gleichen Haus - in Youri Vamos`"Romeo und Julia" (mit der Prokoffjev-Musik) gegangen
    - beides bleibende Erinnerungen :yes::yes:


    PPS
    ...von Zeit zu Zeit les`ich den Kaiser gern !

  • Zitat

    Original von teleton
    ...
    Zu Zeiten der HIFI-Stereophonie (so hieß die Stereoplay früher)
    ...


    Nein, die beiden Zeitschriften hatten nichts miteinander zu tun. Anfang der 80er Jahre wurde die HiFi-Stereophonie an den Verlag verkauft, der auch Audio und Stereoplay herausgab und recht bald eingestellt (angeblich zu wenige Abonnenten). Dafür wechselte der HiFi-Stereophonie-Chef Karl Breh an die Spitze von Stereoplay.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Was Rezensionen von Tonträgern angeht, der schon erwähnte Mathias Hengelbrock, aber auch Dettmar Huchting, den ich auch mal kennenlernen konnte, als er nebenher in einem Frankfurter Fachgeschäft arbeitete, wir hatten ausführliche Diskussionen über Bach-Einspielungen. Erschreibt u.a. online für Klassik heute.
    Thomas Synofzik (u.a. in Concerto) schätze ich ebenfalls sehr.

  • Joachim Kaiser ist mir zunächst mal sympathisch, weil er so dermassen wortverliebt ist, so fabuliersüchtig und sich viel zu oft auf ein sehr dünnes Eis begibt, um ein bewegendes Sprachbild zu erreichen. (Ein Eis natürlich, auf dem er auch ausrutschen kann, um bei unscharfem Kitsch zu landen.)
    Aber gerade das mag ich auch.


    Ausserdem wurde der Edwin ja schon mehrmals genannt und irgendwie denke ich ihn mir als den Henryk M. Broder der klassischen Musik, und das meine zumindest ich als wirklich großes Kompliment. :D

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Ein Name, der bislang noch nicht gefallen ist, dürfte der englischsprachige
    Kritiker David Hurwitz sein, welcher für mein Dafür- bzw. Dagegenhalten
    häufig unstete Wertungen abgibt und von einem Extrem in das andere
    wandert; aber eigentlich sollte ja ein Lieblingskritiker genannt werden, und
    auch ich würde hier gerne Joachim Kaiser stehen sehen, der mir vor allem
    wegen seiner - wie es Marc gerade eben beschrieben hat - akrobatischen
    Disbalance zwischen Inhalt und Form, gerade aufgrund einer durchaus
    vorhandenen Selbstgenügsamkeit, sich Kritik über die Kritk gefallen lassen
    muss.


    Das nun folgende trifft zwar nicht den Kern dieses Threads, kann aber für
    eine erweiternde, sich logisch anschließende Ummantelung sorgen. Konkret
    würde ich noch eine Person nennen wollen, die bislang noch keine Kritiken
    schreibt, aber alsbald damit anfangen sollte >> Reinhard Hübsch, SWR2.
    (Schlägt in die gleiche Kerbe wie Joachim Kaiser, ist aber ein paar Jahre jünger)

    "Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt."
    Arnold Schönberg

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  • Zitat

    Original von Milosz
    David Hurwitz sein, welcher für mein Dafür- bzw. Dagegenhalten
    häufig unstete Wertungen abgibt und von einem Extrem in das andere
    wandert;


    Stimmt, das, bzw. ihn finde ich auch sehr lesenswert!


    Aber das wirft natürlich die Frage auf, was man sich von einem Kritiker erwartet. Von Leuten, die für das Fono Forum z.B. CDs rezensieren, erwarte ich mir eher klare und eindeutige Aussagen. Also wenn ich dann z.B. lese, dass der Beethoven von x/y "überhaupt nicht titanenhaft und dramatisch" sei, dann ärgere ich mich kurz darüber, dass der Rezensent das als Kompliment gemeint hat, aber ich weiß, womit ich zu rechnen habe.


    Interessant wird es aber erst, wenn ein Kritiker die Fähigkeiten besitzt, sich für mehr und für andere Dinge lesenswert zu machen. Das kann die Sprache sein, das kann die Direktheit sein, das kann ein "unkonventionelles" Urteil sein etc. pp.


    ...und besonders erwähnenswert wird ein Kritiker dann, wenn er beides kombinieren kan.

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Ich lese äußerst selten Opern- oder Konzertkritiken, weil ich mir lieber ein eigenes Bild mache, und wenn ich mal über eine stolpere, frage ich mich oft, ob der gute Mann wirklich in der gleichen Produktion gewesen ist wie ich.....Alvianos Schilderungen von den Freuden, neben einem Kritiker zu sitzen, könnte ich einiges hinzufügen. Bei PR im Akademietheater hatte ich vor vielen Jahren oft das zweifelhafte Vergnügen, Hanz Heinz Hahnl (inzwischen kritisiert er nur von einer Wolke herunter) als Nachbarn zu haben, der spätestens nach einer halben Stunde selig entschlummert war, was ihn aber nicht daran hinderte, am nächsten Tag glänzende Kritiken oder Verrisse zu schreiben, wahrscheinlich je nachdem, wie großzügig sich die Kritisierten ihm gegenüber zeigten.... Oft scheint ihm nicht einmal ganz klar gewesen zu sein, welches Stück er eigentlich hätte sehen müssen, denn da kam es schon vor, dass er Personen verwechselte (Grillparzers "Sappho" vereinigte sich dann mit "Hero und Leander" :no: ) oder ihm in der REM-Phase Striche entgingen.....
    Was den hier gerühmten Karl Löbl betrifft, den ich in erster Linie von seiner TV-Sendung "Lieben sie Klassik?" kenne, so gibt es wohl wenige Kritiker, die ihre Vorlieben für bestimmte Sänger derart unverblümt zur Schau stellen. Sein Carreras-Kult war schon hart an der Grenze zur Peinlichkeit (Und zeugt nicht eben von einem geschulten Gehör :stumm: ), und bis heute hat er nicht gelernt, Sängernamen korrekt auszusprechen. Dass zwischen einem italienischen und einem spanischen "C" ein Unterschied besteht, sollte ihm in seiner jahrzehntlangen Tätigkeit als Kulturjournalist irgenwann aufgefallen sein, aber nein, bei ihm gibt es nach wie vor nur "Frantschisko" und "Frantschesko" und "Martschellllllo", (Und natürlich Villazón) alles überlagert von einem zarten wienerischen Idiom :wacky:
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von Marc


    Stimmt, das, bzw. ihn finde ich auch sehr lesenswert!


    Und weil ich genauso unstet und extremwandelnd bin, deswegen mag ich ihn am allerliebsten... :lips:

  • Also, mein absoluter Lieblingskritiker ist auf jeden Fall David Hurwitz!


    Natürlich sind seine Kritiken unstet, um nicht zu sagen launisch, aber sie sind immer lesenswert in ihrer provokanten Art und Weise und dabei auch meistens noch sehr erhellend. Auf classicstoday.com rezensiert er allerdings nur sinfonisches Repertoire, den Rest überlässt er seinen nicht minder lesenswerten Kollegen.


    Hurwitz hat seine Lieblinge und Hassfiguren, das ist offensichtlich aber entschuldbar, weil die jeder gute Kritiker hat. Dass er zum Beispiel nicht viel von Simon Rattle und John Barbirolli hält, merkt man, er begründet seine Ablehnung aber meistens auch sehr gut. Seine Zuneigung zu amerikanischen Mittelmassdirigenten wie Leonard Slatkin oder Andrew Litton leuchtet mir zwar nicht ein, aber es sei ihm verziehen.


    Bislang ist mir nur ein wirklich krasses Fehlurteil aufgefallen, und das bezieht sich auf die Sibelius-Sinfonien-Gesamtaufnahme mit John Barbirolli und Hallé Orchestra auf EMI. Diese allgemein zu Recht als eine der Referenzeinspielungen gewürdigte Aufnahme macht er in einer Art und Weise nieder, die schlimmste antibritische Ressentiments erkennen lässt. Das Hallé Orchestra, das sicher nicht mit einem der Big-Five-Orchester aus den USA gleichzustellen ist, vergleicht er allen Ernstes mit einer sabbernden und schlabbernden englischen Bulldogge, die zwar herzensgut sei, aber unberechenbar und überall ihre Ferkeleien hinterlassen würde. Dies führt er in seiner Kritik weitschweifend aus und zieht Barbirollis Interpretationen vollkommen in den Dreck. Ich weiss nicht, ob er das wirklich ernstgemeint hat oder einfach nur einen schlechten Tag hatte, jedenfalls ist die Kritik unzumutbar und wird diesen Jahrhundertaufnahmen in keiner Weise gerecht.
    Nachzulesen hier:
    http://classicstoday.com/review.asp?ReviewNum=1683


    Abgesehen davon kann man sich aber auf Hurwitz verlassen. Hervorzuheben ist insbesondere sein Engagement für das Label Naxos, dessen Aufnahmen er den gleichen Raum und die gleiche Besprechungsintensität einräumt wie denen der Hochpreislabels.
    Das gibt es in deutschen Fachzeitschriften a la FonoForum nicht. Hier werden Naxos-Aufnahmen immer noch vollkommen stiefmütterlich behandelt und in der Regel auch ungerechterweise schlecht besprochen.


    Also, ich möchte ohne David-Hurwitz-Kritken nicht mehr leben!



    Schöne Grüße,
    Philipp

  • David Hurwitz muss man immerhin in zwei Punkten loben: er lässt einen selten kalt und er bemüht sich immer wieder, ausgesuchte Passagen der besprochenen Interpretationen konkret zu beschreiben - letzteres ist unter Kritikern eher die Ausnahme und somit besonders hervorzuheben.


    Trotzdem halte ich ihn für einen miserablen Musikkritiker. Mal am Beispiel seiner Mahler-Rezensionen illustriert (bei diesem Komponisten hält er sich für besonders kompetent):


    1. Hurwitz inszeniert allzu oft nur seine eigenen Vorurteile. Seine felsenfesten Überzeugungen, dass die Wiener und Berliner Philharmoniker bis heute keinen Mahler spielen könnten, dass Barbirolli ein schlechter, Rattle ein katastrophaler und Horenstein ein noch miserablerer Dirigent sei, sind unverrückbar. Mahler-Aufnahmen dieser Orchester und Dirigenten haben von vornherein keine Chance bei ihm und fallen fast regelmäßig seinen Totalverrissen zum Opfer. Die mag manch einer amüsant finden - ich erkenne da immer den Stammtisch-Holzhammer und manchmal auch nur den blanken Hass.


    2. Indem Hurwitz konkrete Passagen der Interpretationen beschreibt, begibt er sich aufs Glatteis. Hier geht es immerhin um halbwegs objektivierbare Tatbestände - und was Hurwitz schreibt, ist in viel zu vielen Fällen schlichtweg falsch. Beispiele: seine Ausführungen über die Temporelationen am Anfang von Horensteins Aufnahme der Siebten, die Bemerkungen über das Schlagzeug und das tiefe Blech in Abbados Zweiter aus Luzern, die Beurteilung der Dynamik im ersten Satz von Hardings Vierter oder beim LvdE unter Boulez (The orchestra never rises above mezzo-forte - gemeint sind natürlich wieder mal die Wiener Philharmoniker) etc. etc.


    3. Sehr verräterisch ist, welchen Details sich Hurwitz mit Vorliebe annimmt: in erster Linie geht es um bestimmte Stellen im Schlagwerk (Hurwitz war wohl mal Hobby-Schlagzeuger), seine besondere Liebe gilt dem Tam-Tam. Ansonsten hört er es auch gerne im Blech richtig krachen. Auf der anderen Seite des Spektrums wird ihm oft viel zu leise gespielt - dauernd bemängelt er "unhörbare" Passagen (gerne auch wieder beim Tam-Tam): ich höre die allerdings fast immer sehr gut. Ergebnis: Interpretationen mit (über)präsentem Schlagzeug und voll ausgespielten Höhepunkten haben bei Hurwitz gute Chancen (Ausnahmen: das falsche Orchester spielt bzw. der falsche Dirigent dirigiert). Dirigenten, die subtilere Konzepte verfolgen, haben schlechtere Karten. Sein Sinn für die Vielfalt interpretatorischer Konzeptionen ist eh wenig ausgeprägt - Hurwitz versucht nicht den spezifischen Gestus einer Aufnahme wenigstens zu verstehen, bevor er sie ablehnt (damit steht er allerdings nicht allein). Über die Beschreibungen einzelner Passagen hinaus bezieht er sich fast nie auf größere musikalische Zusammenhänge. Gelegentlich zweifelt man an seinem Mahler-Verstand: wenn er Soltis früher Londoner Neunter (eine der unsensibelsten Aufnahmen dieser Sinfonie, die ich kenne) im ersten Satz bewundernd a Straussian sumptuousness unterstellt, scheint eine gröbere Verkennung des Klangcharakters dieses Satzes kaum denkbar. Aber Hauptsache, Solti pegs all of the climaxes with tremendous power.


    Es ist gar nicht so, dass ich Hurwitz immer schlecht fände. Mit einem Drittel seiner Mahler-Rezensionen (die meisten im Netz zugänglichen habe ich jetzt nochmal überflogen) kann ich mich anfreunden, mit einem weiteren Drittel habe ich meine Probleme. Aber das dritte Drittel ist so indiskutabel, wie ich es von kaum einem anderen Kritiker kenne. Und zwar nicht, weil ich eine andere Meinung habe, sondern weil die Kritiken in Details sachlich falsch und ansonsten ausschließlich von Vorurteilen geprägt sind.



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Lieber Bernd,


    die Charakteristik von David Hurwitz' Kritiken hast Du da recht gut und detailliert ausgedeutet, wie ich finde. Dieses Schema ist bei ihm nicht auf Mahler beschränkt, sondern zieht sich letztlich durch.


    Bei ihm weiß ich, wie ich seine Einschätzungen zu beurteilen habe, er macht kein Hehl aus der Schlangengrube seines Herzens, und das ist einer der Gründe weswegen ich ihn stets mit Vorliebe und außerordentlichem Vergnügen lese: Einen Denkanstoß finde ich bei ihm immer. Nach relativ wenigen Kritiken kennt man seine Schwachstellen, kann sie also bei den nächsten Texten gedanklich einbauen. Absolut köstlich sind immer wieder seine Verrisse. Sein Abstand zu den Berliner Philharmonikern, die angeblich sein Abbados Zeiten durch Austausch des Altbestands gegen frische Jungsolisten schwach geworden sind, hat doch durchaus etwas bedenkenswertes. Irgendwie hole ich mir bei ihm die moralische Genehmigung ab, Rattle nicht pauschal gut finden zu müssen, oder die besten deutschen Orchester in Leipzig und Dresden verorten zu dürfen. :yes:


    Für mich sind Hurwitz' Kritiken Gegenstand echten Genusses. :D


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Zitat

    Original von Ulrich Kudoweh
    Bei ihm weiß ich, wie ich seine Einschätzungen zu beurteilen habe, er macht kein Hehl aus der Schlangengrube seines Herzens, und das ist einer der Gründe weswegen ich ihn stets mit Vorliebe und außerordentlichem Vergnügen lese: Einen Denkanstoß finde ich bei ihm immer.


    Lieber Ulrich,


    wir sind hier bei einem Thema, das ja kürzlich auch schon in einem anderen Thread diskutiert wurde: haben Vorurteile im Sinne einer zwanghaften political incorrectness den Vorteil einer erkenntnisfördernden Ehrlichkeit? Ich meine: nein. Kann Unverblümtheit (vulgo: ausgelebtes Ressentiment) die Inkompetenz und einen musikalischen Horizont, der den Tellerrand eines Tam-Tams nicht überschreitet, aufwiegen?



    Zitat

    Nach relativ wenigen Kritiken kennt man seine Schwachstellen, kann sie also bei den nächsten Texten gedanklich einbauen.


    Dann bleibt von den Texten nicht mehr viel übrig :D. "Gegen-den-Strich-Lesen" ist ja schön und gut, aber man kann es auch übertreiben.



    Zitat

    Absolut köstlich sind immer wieder seine Verrisse. Sein Abstand zu den Berliner Philharmonikern, die angeblich sein Abbados Zeiten durch Austausch des Altbestands gegen frische Jungsolisten schwach geworden sind, hat doch durchaus etwas bedenkenswertes. Irgendwie hole ich mir bei ihm die moralische Genehmigung ab, Rattle nicht pauschal gut finden zu müssen, oder die besten deutschen Orchester in Leipzig und Dresden verorten zu dürfen. :yes:


    Wozu braucht man denn heute noch eine moralische Genehmigung, Rattle oder die Berliner Philharmoniker nicht pauschal gut finden zu müssen? Die vermeintliche oder tatsächliche Rattle-Krise bei den Berliner Philharmonikern wird doch mindestens einmal wöchentlich in den einschlägigen Kreisen bzw. Feuilletons diskutiert und ist nachgerade schon zum Allgemeinplatz geworden. Allerdings ist das Maß an Differenzierung meist größer als bei Hurwitz. Vgl. seine Kritik der neuen Haydn-Einspielungen Rattles:


    These performances by the world's most overrated conductor and orchestra achieve the paradox of being at once monstrous and impotent. They represent the coming of the Anti-Haydn, and Simon Rattle is his apostle.


    Das nennt man dann wohl ein manichäisches Weltbild... :wacky: Diese vermutlich witzig gemeinte Holzhammer-Polemik dürfte in ihrer Dynamik sogar die Hammerschläge in Mahlers Sechster übertreffen.



    Zitat

    Für mich sind Hurwitz' Kritiken Gegenstand echten Genusses. :D


    Gut, ich amüsiere mich auch schon mal gern unter Niveau... :D



    Viele Grüße


    Bernd

  • Hm.
    Wenn man der englischen Wikipedia Glauben schenken darf, dann ist Mister Hurwitz auch sehr vielseitig:


    Zitat

    David Hurwitz is a classical music writer (...) He also voices the character Mello in the Japanese anime series, Death Note.


    :D


    http://en.wikipedia.org/wiki/David_Hurwitz
    http://www.youtube.com/watch?v=bS16uOACDOI


    Kann das wirklich der Hurwitz sein?
    (Ich erinnere mich gerne an ein früheres Seminar, in dem es u.a. darum ging, mindestens drei Fehler in dem Wiki-Artikel über Max Webers "Protestantische Ethik" zu finden. :D)

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Hurwitz polarisiert - und deshalb ist er natürlich eine ideale Angriffsfläche. Das weiss er sicherlich auch ganz genau und pflegt sein Image.


    Mag sein, dass aus einigen seiner Äusserungen der "blanke Hass" spricht, aber wieso auch nicht? Es gibt nun mal grottenschlechte Aufnahmen und die müssen auch als solche benannt werden. Und gerade Herr Rattle hat mit den Berliner Philharmonikern nun mal überwiegend Müll produziert. Und das spricht Hurwitz aus. Von den deutschen Konsenskritkern traut sich das natürlich niemand. Armes Deutschland.


    Ich kaufe mir die FonoForum und was muss ich da lesen? Immer wieder das gleiche nichtssagende Geschwafel von der immergleichen Langweilerkritikern. Das kann ich mir auch alles selber zusammenreimen. Dafür muss ich nicht 5,80 EUR zum Fenster rausschmeissen.


    Hurwitz gibts im Netz umsonst, und er ist einfach besser als der Rest. Er nervt nicht mit lexikalischem Faktenwissen, das so gern im deutschen Feuilleton breitgewalzt wird ( :kotz:) und das jeder Musikliebhaber sowieso in-und auswendig kennt; er kommt zur Sache!


    Der Name Attila Csampai dürfte ja sicher einigen bekannt sein. Seine jubelnden Ergüsse über SACD und neuerdings XRCD in der FonoForum und Stereoplay stinken ja mittlerweile zum Himmel. Egal, was da veröffentlicht wird, es ist alles pauschal "sensationell". Regt sich da irgendjemand drüber auf? Natürlich nicht.


    Bei Hurwitz habe ich nie das Gefühl, das er irgendwie auf der Gehaltsliste der Plattenindustrie steht, wie bei vielen anderen "Kritikern". Er lobt Michael Gielens Mahler, aber er lobt nicht pauschal alle Aufnahmen von ihm (z.B. Stravinsky) und auch Rattle macht er eben nicht immer runter (z.B. Messiaen). Er weist auf wiederveröffentlichte Aufnahmen hin, z.B. aus der australischen Eloquence-Serie, wo sich wahre Schätze drunter befinden (z.B. Dohnanyis Stravinsky und Bartok).


    Aber wer Hurwitz nicht mag, muss ihn ja auch nicht lesen, oder?



    Philipp

  • Zitat

    Original von Agon
    Mag sein, dass aus einigen seiner Äusserungen der "blanke Hass" spricht, aber wieso auch nicht? Es gibt nun mal grottenschlechte Aufnahmen und die müssen auch als solche benannt werden.


    Warum blanker Hass zum Benennen grottenschlechter Aufnahmen notwendig ist, will mir nicht ganz einleuchten. Zumal der blanke Hass bei Hurwitz und bei anderen nichts "benennt", sondern geifert.



    Zitat

    Und gerade Herr Rattle hat mit den Berliner Philharmonikern nun mal überwiegend Müll produziert. Und das spricht Hurwitz aus. Von den deutschen Konsenskritkern traut sich das natürlich niemand. Armes Deutschland.


    Kulturkritik vom Feinsten, jetzt ist gleich wieder ganz Deutschland schuld :D. Ich habe oft genug schlechte Kritiken deutscher Kritiker über Rattle-CDs und -Aufführungen gelesen. Dass es auch den Typ des Konsenskritikers gibt, stimmt zweifellos. Der geht mir auch auf die Nerven.


    Aber der eine (Konsenskritiker) macht es eben auf die eine Weise falsch, der andere (Hurwitz) auf die andere. Ich wende mich von beiden mit Grausen ab. Und warum man Aufnahmen, die einem nicht gefallen, gleich als "Müll" klassifizieren muss, will mir auch nicht in den Kopf.



    Zitat

    Ich kaufe mir die FonoForum und was muss ich da lesen? Immer wieder das gleiche nichtssagende Geschwafel von der immergleichen Langweilerkritikern. Das kann ich mir auch alles selber zusammenreimen. Dafür muss ich nicht 5,80 EUR zum Fenster rausschmeissen.


    Also ich kaufe mir das FonoForum schon lange nicht mehr. Höchstens noch für längere Zugfahrten und dann bestimmt nicht wegen der Qualität der Kritiken.



    Zitat

    Hurwitz gibts im Netz umsonst, und er ist einfach besser als der Rest. Er nervt nicht mit lexikalischem Faktenwissen, das so gern im deutschen Feuilleton breitgewalzt wird ( :kotz:) und das jeder Musikliebhaber sowieso in-und auswendig kennt; er kommt zur Sache!


    Auf den Beleg, warum Hurwitz "einfach besser" ist, warte ich aber immer noch. Dass er "zur Sache kommt", d.h. dass die deskriptiven Anteile seiner Kritiken hoch sind, habe ich oben ausdrücklich gewürdigt. Leider (ich wiederhole mich) beschreibt er 1. die falschen Sachen (Stichwort: Tamtam über alles) und beschreibt sie 2. auch noch oft genug falsch. "Zur Sache kommen" im Sinne von Urteilsfreudigkeit kann man Hurwitz zweifellos attestieren. Allein, was hilft's, wenn die Urteilsfähigkeit fehlt?



    Zitat

    Der Name Attila Csampai dürfte ja sicher einigen bekannt sein. Seine jubelnden Ergüsse über SACD und neuerdings XRCD in der FonoForum und Stereoplay stinken ja mittlerweile zum Himmel. Egal, was da veröffentlicht wird, es ist alles pauschal "sensationell". Regt sich da irgendjemand drüber auf? Natürlich nicht.


    Hier im Forum gab es schon einige kritische Bemerkungen über Csampais Verflechtungen, findet man mit der Suchfunktion. Niemand hindert Dich daran, Deine eigenen Erkenntnisse ausführlich hinzuzufügen.



    Zitat

    Bei Hurwitz habe ich nie das Gefühl, das er irgendwie auf der Gehaltsliste der Plattenindustrie steht, wie bei vielen anderen "Kritikern". Er lobt Michael Gielens Mahler, aber er lobt nicht pauschal alle Aufnahmen von ihm (z.B. Stravinsky)


    Tja, für Gielens Mahler hat er ja auch einige Booklettexte verfasst... :rolleyes:



    Zitat

    und auch Rattle macht er eben nicht immer runter (z.B. Messiaen).


    Ausgerechnet die Éclairs sur l'au delà, eine der wirklich und auch nach dem Urteil verschiedener (u.a. konsensbesessener deutscher) Musikkritiker ziemlich danebengegangene Aufnahme. Hurwitz setzt dem Ganzen die Krone auf, wenn er im gleichen Atemzug eine der besten Messiaen-Aufnahmen herunterputzt:


    ...the Berlin Philharmonic sounds about a million times better here than it did in Kent Nagano's dreadful Turangalila-symphonie for Warner...


    Es folgt noch eine Bemerkung über - na? wer errät es? - das tiefe Blech und das Schlagzeug... Und was vermisst er? "Sheer power" und "richness of tone"... :D (Hat sich Hurwitz eigentlich in irgendeiner Kritik auch mal über den Streicherklang eines Orchesters geäußert?)


    An Rattles neuem Haydn dagegen mag man einige wenige Manierismen bemängeln (obwohl man auch versuchen könnte, dahinter den Gestaltungswillen zu erkennen). Aber was daran zu einem solchen Ausbruch von Hass führen kann wie oben zitiert, bleibt mir schleierhaft und macht mir den Mann zutiefst suspekt.



    Zitat

    Aber wer Hurwitz nicht mag, muss ihn ja auch nicht lesen, oder?


    Och, wie auch bereits oben gesagt: Seinen deskriptiven Ansatz finde ich im Prinzip gut und mit einem Drittel seiner Rezensionen kann ich mich anfreunden. Außerdem gibt's Hurwitz ja umsonst, wie Du selbst oben zu Recht betonst.


    Im Gegensatz zum FonoForum, das man übrigens auch nicht lesen muss...



    Viele Grüße


    Bernd

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