Wenn Gulda Mozart spielte, konnten einem die Tränen kommen. Seine DG-Veröffentlichung der Sonaten KV 576 und 570 gekoppelt mit der Fantasie in c-moll (KV 475), gehört sicherlich zum Faszinierendsten, was an Mozartaufnahmen heutzutage zu bekommen ist.
Leider hat es Gulda seinen Kritikern nach meiner Beobachtung nur allzu leicht gemacht, ihn zu hassen. Wenn sich Klassikkonsumenten als "scheißreaktionäre Künstlerlemuren" oder als "Bürger, die im Ghetto leben und Ghetto-Musik von Beethoven hören" oder schlicht als "Arschlöcher" bezeichnen lassen mußten, hat dies sicher nicht dazu beigetragen sein Ansehen als Mensch zu vergrößern. Aber auch Musikerkollegen, wie Heinrich Schiff oder Nikolaus Harnoncourt sollen, freundlich formuliert, so ihre Schwierigkeiten mit Gulda gehabt haben, obwohl man zunächst wohl recht gut miteinander ausgekommen ist. So läßt die Aufnahme der Klavierkonzerte KV 488 und 537 im Concertgebouw zusammen mit Harnocourt den Eindruck einer lockeren und erfrischenden Spielfreude von Dirigent und Solist aufkommen. Weshalb Gulda dann einige Zeit später Harnoncourt gegenüber "schwere Vorbehalte" äußerte, "von den Qualitäten des Herrn Harnoncourt nicht" mehr "so sehr überzeugt" war, hat sich mir nie erschließen wollen.
Ich tippe auf eine ausgeprägte Wankelmütigkeit (-Sucht?).