Im TV gesehen...

  • Die Tosca gestern Abend war eine konzertante Veranstaltung. Die Sänger hervorragend, Albert Dohmen erinnerte mich vom Aussehen etwas an Tom Gerhard ( Hausmeister Krause ). Frau Nagelstedt war eine ganz hervorragende sängerisch und gut aussehende Tosca und selbst Jose Cura hat sich in Sachen Selbstdarstellung zurückgenommen und wirkte direkt sympathischer.


    Mir hat diese Produktion (Erfindung) nicht gefallen. Orchester und Darstellern auf derselben Ebene ist schlecht, die akustische Darstellung hat sehr gelitten. Der Scarpia ohne geeignete Stimme für diese Partie, Frau Nagelstadt OK, gut sängerisch aber die Mimik war ab und zu ungeeignet. Und der "Star Tenor " 2/3 markiert und 1/3 gesungen mit eine Vokale Technik die sehr viele Wünsche übrig lässt.
    Schade das so eine Produktion, auch in TV übertragen , AKZEPTIERT von dem Intendanten und von NDR Redaktion war. :untertauch:

    Pourqoi me reveiller....

  • Derzeit in ORF 2:


    WIENER OPERNBALL 2016
    60. Opernball seit dem 2. Weltkrieg


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Vorbreichterstatung wo u.a. Frau Lotte Tobisch zu Wort kam war unterhaltsamer als die ganze Berichterstattung vom Opern Ball. Und die Gesangseinlagen waren auch schon besser. Aber es gab wenigstens hübsche Debütantinen :) .

  • Die Vorbreichterstatung wo u.a. Frau Lotte Tobisch zu Wort kam war unterhaltsamer als die ganze Berichterstattung vom Opern Ball. Und die Gesangseinlagen waren auch schon besser. Aber es gab wenigstens hübsche Debütantinen :) .


    Die Fernseh-Produktion war diesmal etwas anders als 2015. 2015 fand ich wunderschön gemacht. Heuer war das nicht so interessant, außer dass diesmal wieder Margit Fischer dabei war und außerdem der finnische Präsident mit seiner Gattin, und beide Präsidenten hatten ihre Orden getauscht, was ich wirklich schön fand. 2015 war die Regie besser, die Eröffnung war spannender, auch Schnitte und Kameraführung waren 2015 besser - gab es da heuer anderes Personal?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Vorhin habe ich auf Classica die "Ouvertüre spirituelle" von den Salzburger Festspielen 2012 gesehen, Nach der "Waisenhausmesse" KV 139 von Wolfgang Amadeus Mozart, von der ich nurmehr den Schluss des Agnus Dei mitbekam, gaben Claudio und sein Mozart Orchester Bologna mit dem Arnold Schoenberg Chor und Solisten eine äußerst berührende Mess Es-dur D.950 von Franz Schubert, Diese Messe kenn ich nun seit über 25 Jahren, ebenfalls mit Abbado, die dieser seinerzeit live an Allerheiligen 1988 aufgnommen hatte:



    Schon damals hatte sie mich fasziniert, ist sie doch trotz ihrer Tonart Es-dur über weite Strecken introvertiert, ja intim und auch, was ja bei Schubert gar nicht so ungewöhnlich ist, auch in manchen Sätzen (Sanctus, Agnus Dei) teilweise düster, das Sanctus z. B. im Gegensatz zum Sanctus gar im Requiem von Mozart und Verdi, bei denen dieser Satz geradezu eine melodiöse Pracht entfaltet, nicht so bei Schubert, auch nicht in dieser neuen, vielleicht noch berührenderen und teilweise fast schon jenseitigen Interpretation:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Vorhin habe ich, nach Rückkunft von unserer Chorprobe, diese Oper auf Classica gesehen, und das ganze Geschehen, einschließlich der Chorprobe, hat mich gleich in zweifache Hinsicht tief getroffen:


    zunächst erfuhr ich, dass wir im nächsten Jahr die "Schöpfung" von Haydn aufführen werden, nachdem ich vor nunmehr fast 55 Jahren auf einer Jubiläumsveranstaltung unserer Schule die ersten Chorsätze aus der Schöpfung mitgestalten durfte, unter anderem das Tenorsolo aus dem Chor "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes", dann kehrte ich nach Hause zurück, und tat das, was ich immer tue, wenn ich von der Chorprobe zurückkehre, ich stelle Classica an. Und hier erfuhr ich, dass gerade Nabucco begonnen hatte:



    mit Leo Nucci als Nabucco, Riccardo Zanellato als Zaccaria, Dimitra Theodorescu als Abigaille, Bruno Ribeiro als Ismaile u. a, Orchestra e Coro del Teatro Regio di Parma unter der Leitung von Michele Mariotti.
    Eine prachtvolle Aufführung mit direktem Klang, einem grandiosen Leo Nucci und einer Dimitra Theodorescu, die um eine Klasse besser sang als in der Verdi-Requiem-Aufnahme, die ich von ihr habe (vor allem hatte sie im Nabucco ihr Tremolo besser im Griff), aber darstellerisch war sie auch sehr gut, ähnlich wie ihr Kollege Riccardo Zanellato, den ich von der gleichen Requiem-Aufnahme (Dirigent Yuri Temirkanov) her kenne. Mein Gott, was hat der Mann für einen Bass.
    Aber auch Chor und Orchester, die mich schon bei der Requiem-Aufnahme begeisterten, taten hier ein Übriges. Der besseren Übersicht halber will ich hier auch noch mal das Cover des Requiems posten:

    Wenn man in der Tat Opernaufführungen sehen (und genießen will), in denen man sich sehenden Auges voll auf die Musik und die Handlung konzentrieren kann, ist das Teatro Regio di Parma keine schlechte Adresse.

    Um auf den Anfang meines Beitrages zurückzukommen:
    Einige Wochen nach meiner Mitwirkung an dem Jubiläumskonzert mit Ausschnitten aus der Schöpfung trat ich dem heimischen Kirchenchor bei (mit 16), und eines der ersten Stücke aus einer Oper war der Gefangenenchor aus Nabucco, damals noch mit diesem deutschen Text:


    Knechtschaft ist unser Los unser Leben
    und Gedanken sie dürfen nicht verweilen.
    Mög' der Himmel drum Trost uns geben,
    mag er lindern der Knechtschaft Qual.
    Grüßt die Ufer des heiligen Jordans
    und die Mauern und Zinnen von Zion,
    weil die Heimat für uns ist verloren
    und die Freiheit so fern und so weit.
    An der Weide hängt stumm eine Harfe,
    eine Harfe mit goldenen Saiten,
    sie uns spendet den Trost in der Knechtschaft
    und erzählt uns von glorreicher Zeit,
    doch für immer dahin ist die Freiheit
    der so grausam geschlag'nen Hebräer.
    Gib uns Trost, gib uns Segen du Grosser,
    dass bald Juda vom Joch des Tyrannen wird befreit,
    I: dass bald Juda vom Joch des Tyrannen befreit , :I
    bald wird Juda befreit.


    Ich werde die Gelegenheiten, bei denen wir diesen Chor voller Inbrunst sangen, und auch den Text nie vergessen. Vor allem die Textstelle:
    "An der Weide hängt stumm eine Harfe,
    eine Harfe mit goldenen Saiten,
    sie uns spendet den Trost in der Knechtschaft
    und erzählt uns von glorreicher Zeit..."


    Ich war wirklich ganz gerührt, als ich im Laufe der Opernübertragung mir der ganzen Bedeutung des heutigen Abends bewusst wurde und erkannte, wie alles zusammenhängen kann.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nach meinen Erinnerungen und einigen Beiträgen hier im Forum sah ich im Fernsehen auf Classica eine lohnenswerte Aufführung des Verdi-Requiems vom 1. 8. 2013 vom Verbier-Festival. Die Ausführenden waren:


    Maria Agresta, Sopran:

    Daniela Barcellona, Mezzosopran:

    Pjotr Bezala, Tenor:

    Ildar Abdrazakov, Bass:

    Coro del Teatro Regio di Torino, Verbier Festival Orchestra
    Dirigent: Gianandrea Noseda:


    Es war meines Erachtens wirklich eine herzerfrischende Aufführung. Noseda ist seit 2007 musiklischer Leiter der Turiner Oper und leitete die Aufführung mit erfreulichem Biss. Chöre von der Qualität des Turiner Opernchores sind geradezu geboren, um das Verdi-Requiem aufzuführen.
    Daniela Barcellona lernte ich kennen, als sie um die Jahrtausendwende in Berlin unter Abbado das Verdi-Requiem mit aufführte. Sie hatte, wie schon damals unter Abbado, keine Schwiierigkeiten, sich durchzusetzen. Pjotr Beczala habe ich vor zwei Jahren beim Abschlusskonzert des Schleswig Holstein-Musikfestivals kennengelernt, als er unter Eschenbach im Requiem die Tenorpartie sang. Sein Tenor ist in den Höhen und in den hochdynamischen Sequenzen strahlend, aber er hat nicht die Pianokultur eines Jonas Kaufmann oder eines Francesco Meli in dieser Partie. Die beiden anderen Protagonisten kannte ich noch nicht. Während Ildar Abdrazakov mit seinem veritablen Bass gut durch die Partie kam, wobei ich auch hier die Einschränkung machen muss, dass er nicht über die Pianokultur eines René Pape in dieser Partie verfügt, hatte ich doch den Eindruck, dass die Sopranistin Maria Agresta ähnlich wie Anja Harteros ihre Stärken in den lyrischen Sequenzen ihrer Partie hat und in den Ensembleabschnitten doch zu kämpfen hatte.
    Alles in allem war dies eine weitere Aufführung auf hohem Niveau, und ich würde mich freuen, wenn davon noch eine Aufnahme gezogen würde, die ich dann in meine reichhaltige Sammlung einverleiben könnte.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • "Die Wege des Herrn"


    Ich möchte gerne auf diese interessante Fernsehserie auf Arte aufmerksam machen, alle Folgen der ersten Staffel kann man unter dem angegebenen Link ansehen!


    Zitat

    Familie Krogh steht in einer langen Tradition von Pfarrern. Der charismatische Vater Johannes (Lars Mikkelsen) ist dabei Bischof von Kopenhagen zu werden, der jüngere Sohn August ist in die väterlichen Fußstapfen getreten und hat eine Pfarrstelle inne, während der ältere Sohn Christian mit vielem hadert und von der Business-School geschmissen wurde. Adam Price, Schöpfer der Politserie "Borgen", wendet sich nun in "Die Wege des Herrn" der Spiritualität zu.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich habe die ersten acht Folgen gesehen und kann mich dieser Empfehlung nur uneingeschränkt anschließen. Gerade, was Lars Mikkelsen in der zentralen Rolle des Pfarrers Johannes Krogh schauspielerische leistet, ist absolut außergewöhnlich. Man muss sich allerdings etwas ranhalten: das ganze ist nur noch bis zum 31.12. bei Arte in der Mediathek abrufbar.

  • Also, der erste Teil des Waldbühnenkonzerts, Ravels Sheherazade, war grandios. Tolles Orchester, toller Dirigent, Ausnahmesängerin. Hin und weg!


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

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  • Also, der erste Teil des Waldbühnenkonzerts, Ravels Sheherazade, war grandios. Tolles Orchester, toller Dirigent, Ausnahmesängerin. Hin und weg!



    Die kurze Doku zuvor auf 3Sat war auch ganz interessant. Wer es nicht gesehen hat:


    Oper - das knallharte Geschäft - Mediathek


    Fassbaender, Kaufmann, Beczała, Dreisig, Grigorian u.a. kommen zu Wort. Man erfährt z.B., warum es um den deutschen Sängernachwuchs schlechter bestellt ist als um die Konkurrenz aus Amerika, Russland und Asien.


    LG...MDM :hello:

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Auch ich fand das Waldbühnenkonzert großartig. Leider ist nicht das gesamte Publikum sehr diszipliniert. Es wurde nicht nur nach fast jeden Satz geklatscht, sondern bei der Romeo und Julia-Suite einmal sogar kurz vor Ende eines Satzes, so dass der Dirigent die letzten Takte nachspielen lassen musste. Sehr gut fand ich hingegen, dass auf die Suite noch zwei Zugaben folgten, wobei der slawische Tanz von Dvorakes dann auch erlaubte, dass die obligatorische "Berliner Luft" folgte. An die Romeo und Julia Suite angeschlossen hätte ich diese wie eine "Kalte Dusche" empfunden.

    Beim Sommernachtskonzert aus Schönbrunn fand ich das Publikum wesentlich disziplinierter.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Leider ist nicht das gesamte Publikum sehr diszipliniert. Es wurde nicht nur nach fast jeden Satz geklatscht, sondern bei der Romeo und Julia-Suite einmal sogar kurz vor Ende eines Satzes, so dass der Dirigent die letzten Takte nachspielen lassen musste.

    Lieber Gerhard, diese Konzerte sind Events mit Kind und Kegel und keine akademischen Veranstaltungen. Wer dort hingeht, weiß das. Warum sollen die Leute nicht einmal dazwischen klatschen, es stört mich nicht. Und die Dirigenten sind es gewöhnt. Ob das Programm selbst so passend war, ist eine andere Frage. Im Grunde genommen ist es aus meiner Sicht aber völlig egal, was gespielt wird. Dabeisein ist alles. Peinlich hingegen fand ich einen Vorbericht über das Waldbühnenkonzert in der Abendschau des zuständigen TV-Senders RBB. Dort verkündete die Intendantin der Berliner Philharmoniker, Andrea Zietzschmann, dass mit Krill Pentrenko demnächst nunmehr der siebte Chefdirigent in der Geschichte des Orchesters sein Amt antrete. Es zeigte sich, sie liest bei Tamino nicht mit oder hat schlicht keine Ahnung. ;) Deshalb empfehle ich ihr die Dokumentation von Joseph II.:)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Peinlich hingegen fand ich einen Vorbericht über das Waldbühnenkonzert in der TV-Abendschau des zuständigen Senders RBB. Dort verkündete die Intendantin der Berliner Philharmoniker, Andrea Zietzschmann, dass mit Krill Pentrenko demnächst nunmehr der siebte Chefdirigent in der Gesuchte des Orchesters sein Amt antrete.

    Was ja Berechtigung haben würde, wenn das Orchester mit Furtwängler zu existieren begonnen hätte. Was davor war, ist halt Antike...

    ;)

    .


    MUSIKWANDERER

  • Dann muss sie sagen, welche Zeitrechnung sie zugrunde legt, ob vor oder nach Christus. ;) Furtwängler begann schließlich auch schon 1922.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Kein Widerspruch, mein Lieber! Was auch immer sich die Dame dabei gedacht hat, bei ihr beginnt die Neuzeit offensichtlich mit W.F. Sehen wir es ihr doch - schon hitzemäßig - nach...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ich fand das Programm für eine Waldbühnenveranstaltung sehr anspruchsvoll. Die Ausführenden: Caruso hat uns damals Marianne Crebassa als Newcomer vorgestellt! Großartig. Die Auswahl von Romeo und Julia war hier rein nach Themen, ohne auf die Handlung Bezug zu nehmen, was in einem solchen Konzert absolut erlaubt ist. Das erste Stück, die sich auftürmenden Klangmassen, wo dann am Ende die hohen Streicher liegen bleiben, ist eine der besten Sachen, die Prokofiew geschrieben hat. Es taucht auch auf in meinem thread "Supernovae". Was das Publikum angeht, würde ich Rheingold zustimmen. Ich fand es sehr erfrischend, wenn die Kameras immer wieder in die Zuschauer zoomten. Für ein solches Programm muss ich sagen, dass das Publikum sogar sehr diszipliniert war. Und Prokofiew mit Bier, Wein und Frikadellen, das hat was, das hätte Prokofiew auch gefallen. Das einzige, was mir gefehlt hat, war der running gag, dass man gespannt war, wer die "Berliner Luft" dirigieren würde.

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

  • Andrea Zietzschmann, dass mit Krill Pentrenko demnächst nunmehr der siebte Chefdirigent in der Geschichte des Orchesters sein Amt antrete. Es zeigte sich, sie liest bei Tamino nicht mit oder hat schlicht keine Ahnung.


    Dann muss sie sagen, welche Zeitrechnung sie zugrunde legt, ob vor oder nach Christus. ;) Furtwängler begann schließlich auch schon 1922.

    Ich weiß nicht genau warum, aber in den Publikationen der Berliner Philharmoniker war Karajan immer erst der vierte Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, nach von Bülow, Nikisch und Furtwängler. Demnach wäre Petrenko in der Tat, nach Abbdo und Rattle, der siebente. Vielleicht werden bei dieser Berechnung nur die regulären (gewählten?) Chefdirigenten einbezogen und alle Interims- (etc.) Amtsinhaber nicht berücksichtigt? Offiziell war Furtwängler bis zu seinem Tode durchgehend Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, er war nur an der durchgängigen Ausübung seines Amtes gehindert - Celibidache war sozusagen sein komissarischer Vertreter usw. - nach dieser offiziellen Zählung ist Petrenko wohl tatsächlich erst der 7. regulär amtierende (gewählte?) Chefdirigent der Berliner Philharmoniker.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ihr habt natürlich recht, es ist eben ein "Event". Dennoch habe ich den Eindruck, dass es bei ähnlichen Events (Schönbrunn, Grafenegg) disziplinierter zugeht. Was das Programm angeht, habe ich mir, als ich es in der Zeitung las, auch Gedanken gemacht, ob es für ein solches "Event" nicht ein bisschen zu anspruchsvoll war. Daher hatte ich auch gedacht, dass im Anschluss daran wohl kaum die "Berliner Luft" passen würde. Aber das hat der Dirigent durch die Zugaben geschickt überbrückt.

    Ich glaube nicht, dass sich alle Dirigenten an den Zwischenapplaus gewöhnt haben. Ich habe es schon vielfach gesehen, dass Dirigenten die Miene verzogen und sich zum Publikum wandten, um mit erhobener Hand kundzugeben, dass er doch noch nicht fertig sei.

    Ich habe die Waldbühnenkonzerte schon viele Jahre gespeichert, dabei kann ich dann vorher diese unpassenden Passagen sowie die oft lapidaren Kommentare herausschneiden. Diesmal wird es allerdings wohl schwerer werden, weil der Dirigent an einigen Stellen sofort wieder einsetzte, ohne das Ende des Applauses abzuwarten, speziell in Romeo und Julia, wo ein Satz nach einem Fortissimo piano ausklingen sollte.

    Nehmen wir es also so, wie es nun einmal ist.


    Liebe Grüße

    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ganz verständlich ist mir die Deklarierung Karajans als angeblich viertem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker auch nicht.

    Selbst wenn man Borchard und Celibidache nur als interimistische Chefdirigenten ansieht, wäre Karajan Chefdirigent Nr. 5.

    Musikjournalist Herbert Haffner im Interview zu 125 Jahre Berliner Philharmoniker von 2007 im Deutschlandfunk Kultur:

    "Ja, man muss immer sagen, der erste Chefdirigent – das wird oft sehr falsch gesehen – ist nicht Hans von Bülow, sondern ein Ludwig von Brenner, den heute kaum mehr jemand kennt."

    Demnach wäre Petrenko Chefdirigent Nr. 8.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Aber dieser Ludwig von Brenner spielt (spielte?) in diesen Selbstpublikationen der Berliner Philharmoniker keine Rolle - sie gaben an, von Hans von Bülow gegründet worden zu sein. Mag sein, dass das inzwischen anders ist, ich weiß es nicht.


    Hier wird von Brenner nur als einer von vielen (von dreien) erwähnt und ausdrücklich nicht als Chefdirigent:


    https://www.berliner-philharmo…ang/#event-erstes-konzert


    Und Hans von Bülow ist der erste, dem auf den Seiten der Berliner Philharmoniker ausdrücklich das Prädikat "Chefdirigent" verliehen wird:


    https://www.berliner-philharmo…-konzert-als-chefdirigent

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ja, so etwas in der Art dachte ich mir auch. Da wird nachträglich ein prestigeträchtigerer Gründungsmythos beschworen (der große Bülow klingt halt besser), so mein Eindruck.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Weiß ich nicht, ob man es sich so einfach machen kann, ob es also tatsächliche Belege dafür gibt, dass dieser Ludwig von Brenner wirklich den Titel eines Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker trug.


    Auf alle Fälle sollte man, wo dies zumindest ungeklärt ist, nicht so streng mit der Dame umgehen, die genau das sagt, was die Berliner Philharmoniker selbst auch sagen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • ... die genau das sagt, was die Berliner Philharmoniker slebst auch sagen...

    Weil sie es sagen muss, es ist ihr Job.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Aber dieser Ludwig von Brenner spielt (spielte?) in diesen Selbstpublikationen der Berliner Philharmoniker keine Rolle - sie gaben an, von Hans von Bülow gegründet worden zu sein. Mag sein, dass das inzwischen anders ist, ich weiß es nicht.

    Nach der Darstellung in der zitierten Quelle hat sich das Orchester selbst gegründet:


    "Im März 1882 weigerten sich 50 Mitglieder der Kapelle des populären Musikdirektors Benjamin Bilse ihre neuen Kontrakte zu unterscheiben – zu schlecht erschienen ihnen die Konditionen: So sollten sie kaum mehr verdienten als Tagelöhner. Die Musiker beschlossen sich selbständig zu machen und fortan auf eigenes Risiko zu arbeiten."

    Und Hans von Bülow ist der erste, dem auf den Seiten der Berliner Philharmoniker ausdrücklich das Prädikat "Chefdirigent" verliehen wird:


    https://www.berliner-philharmo…-konzert-als-chefdirigent


    Das scheint mir doch auch die naheliegende und nicht unwahrscheinliche Erklärung zu sein. Ludwig von Brenner wird nur als einer von drei Dirigenten genannt, mit denen das selbständige Orchester anfangs zusammen arbeitete, und nicht einmal als der für das Orchester wichtigste dieser Zeit:


    "Unter Dirigenten wie Ludwig von Brenner, Ernst Rudorff und vor allem Franz Wüllner feierten die Philharmoniker ihre ersten großen Erfolge. "


    Warum soll nicht von Bülow tatsächlich der erste Dirigent gewesen sein, den das Orchester zu einem Chefdirigenten wählte?

    Wei ich nicht, ob man es sich so einfach machen kann, ob es also tatsächliche Belege dafür gibt, dass diese Ludwig von Brenner wirklich den Titel eines Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker trug.

    Eben. Wenn man die Selbstdarstellung des Orchesters anzweifelt, sollte man dafür dann auch Belege anführen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Weil sie es sagen muss, es ist ihr Job.

    Wenn das deine Meinung ist, dann kann ich aber ehrlich gesagt diese deine Kritik und vor allem die Art und Weise ihres Vortrags noch weniger nachvollziehen:


    Dort verkündete die Intendantin der Berliner Philharmoniker, Andrea Zietzschmann, dass mit Krill Pentrenko demnächst nunmehr der siebte Chefdirigent in der Geschichte des Orchesters sein Amt antrete. Es zeigte sich, sie liest bei Tamino nicht mit oder hat schlicht keine Ahnung.

    Bei allem Respekt für "Joseph II." und seine hiesigen Aktivitäten, aber vielleicht haben die Berliner Philharmoniker selbst dann doch mehr Ahnung von ihrer eigenen Geschichte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Warum soll nicht von Bülow tatsächlich der erste Dirigent gewesen sein, den das Orchester zu einem Chefdirigenten wählte?

    Wobei auch das so nicht im Text der Berliner Philharmoniker steht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gestern (24.06.2023) war das traditionelle Waldbühnenkonzert der Berliner Philharmoniker (Original mit Pausenfüllergequatsche auf RBB, Kurzfassung zeitversetzt auf der ARD). Hat das keiner gesehen? Lohnt es sich nicht darüber zu diskutieren?

    Ich habe es auf RBB gesehen und fand eine Zweiteilung sowohl in der Musik als auch in der Interpretation. Vor der Pause Weber und Wagner, nach der Pause Richard Strauss.

    Und ich fand es vor der Pause miserabel, mit Tonproblemen, Bildstörungen und auch Wacklern im Orchester, kratzenden Phasen bei Klaus-Florian Vogt, schlechte Einsätze und auch eine schlechte Ausgewogenheit des Gesamtklanges.

    Nach der Pause ein total anderes Bild. Ein glanzvoller Till Eulenspiegel, ein um Klassen besserer Vogt bei der Interpretation von 3 Strauss-Orchesterliedern und eine ungeheuer aufwühlende Rosenkavalier-Suite. Vogt war ein wunderbarer Strauss-Sänger, und das Orchester spielte wie entfesselt. Dazu eine neue 1. Konzertmeisterin, die mit dem samtenen Klang ihrer Solostellen verzaubern konnte.

    Vielleicht war mein Mißfallen im 1. Teil auch Übertragungsproblemen zuzuschreiben, aber dann hätte man darauf hinweisen können. Völlig unnötig das sinnlose Pausengequatsche und die Einblendungen trinkender und speisender Zuschauer, die zwar das besondere Flair des Waldbühnenkonzertes charakterisieren, aber nicht wirklich Konzentration auf die Musik bedeuten. Wer also das Konzert sehen will, der sollte in der Mediathek möglichst die Zusammenfassung wählen.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Danke La Roche für den Konzerteindruck. Ich bin zwar ein Abonent der Digital Concert Hall, aber ich meide immer die populäreren Konzerte wie Waldbühne oder auch Wiener Neujahrskonzert etc. Das ist nicht so mein Fall. Denn wenn ich z.B. Till Eulenspiegel hören möchte, finde ich bestimmt eine gute Aufnahme aus einer Konzerthalle in einer Mediathek. Ich würde auch eher nicht zu dieser Art Konzerte hingehen. Mir hat eine Aida in der Römischen Arena Verona gereicht: Tolles Flair, aber die Musik leidet (nicht nur akustisch) ungemein. Hinter dir packt jemand sein Wurstbrot aus, es wird auch mal geredet usw. Einfach nicht so meins...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

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