René Jacobs - ein vielseitiger Spezialist

  • Hallo Liebe Opern und Barockfreunde,


    Natürlich ist der Titel ein Widerspruch in sich ein Paradox also, aber trotzdem passt er.
    Rene Jacobs studierte Gesang, debutierte als Tenor, sattelte aber nach Kontakten mit Alfred Deller und Gustv Leonhardt zum Countertenour um.
    Aus dieser Epoche seiner Karriere sind uns zahlreiche Schallplattenaufnahmen überliefert.



    Später erneuter Fachwechsel, diesmal widmet er sich dem Dirigieren. Seine Spezialität (auch wenn er das nicht gerne hört) sind Barockopern. Monteverdi Cavalli, Händel, Graun und Keiser: All das nimmt er auf CD auf.




    Seit einiger Zeit profiliert sich Jacobs auch als Mozart-Spezialist: Seine "Cosi fan tutte" heimste zahlreiche Preise ein, und seine "Nozze die Figaro"
    die erst kürzlich erschien, kann sich auch hören lassen, ich habe diese Aufnahme.


    Vielleicht hat der eine oder der andere aus unserer Gruppe eine dieser Aufnahmen, sei es nun als Dirigent oder als Countertenor und möchte was dazu sagen, bzw schreiben.


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Von Rene Jacobs habe ich viele Aufnahmen, aber nur welche, auf denen sicher gestellt ist, daß er NICHT selbst singt :rolleyes:
    Mittlerweile hat er das Singen ja zum Glück aufgegeben und dirigiert nur noch, womit er ganz sicher sehr gut beraten ist. Sein rasiermesserartiges Organ sorgte dafür, daß ich in den frühen 80gern während einer Aufführung des Buxtehudeschen "Jubilate domino" fluchtartig die Kirche verliess, in der diese akustische Zumutung zelebriert wurde: Für die Partituren barocker Meisterwerke (bekannter wie unbejkannter) hat er jedoch ein glückliches Händchen und stellvertetretend für etliche andere nenne ich diese Aufnahmen:







    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred,


    ich hebe mal den Rene Jacobs einmal wieder etwas mehr ins Zentrum des Geschehens:


    Mir gefällt ein sehr schöner Dido & Aeneas:



    Bachs h-moll Messe:



    Kannst du näheres zum "Figaro" sagen? Lohnt die Anschaffung?


    Gruß aus Hamburg
    Uwe


    Tsss, Tsss, Tsss: Die hätte ich fast vergessen. Unverzeihlich...


  • Hallo,


    Eure Begeisterung für Jacobs' Aufnahmen des "Rinaldo", Mozarts "Nozze di Figaro" sowie der Monteverdi-Madrigale kann ich sehr gut nachvollziehen, da ich diese gerade in letzter Zeit sehr oft gehört habe.


    Nun wird ja momentan die neue Aufnahme von Haydns Jahreszeiten hochgelobt, und zwar in der deutschen wie der britischen Presse. Hat diese jemand von Euch bereits gehört und kann hierzu seine Eindrücke etwas detaillierter schildern?


    Liebe Grüße,


    Spatz.

  • Spatz schrieb:


    Zitat

    Nun wird ja momentan die neue Aufnahme von Haydns Jahreszeiten hochgelobt, und zwar in der deutschen wie der britischen Presse. Hat diese jemand von Euch bereits gehört und kann hierzu seine Eindrücke etwas detaillierter schildern?


    Bisher leider noch nicht, aber ich werde (vielleicht noch heute, in Planung war es ohnehin) einen Thread über Haydns "Jahreszeiten"
    eröffnen, vielleicht animiert das jemand (beispielsweise mich ?) zum Kauf :yes:


    Grüße aus Wien


    Alfred



    PS: Ich freu mich, daß Du gleich aktiv wirst bei uns im Forum

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  • Hallo Taminoianer,


    wir haben erfahren, dass Le Nozze di Figaro dirigiert von Rene Jacobs bei den diesjährigen Grammy Awards in der Kategorie "Beste Opern Aufnahme" gewonnen hat. Jacobs dirigierte für diese Produktion, bei der auch die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager mitwirkte, dass Concerto Köln.
    Wer von Euch kennt bereits diese Aufnahme? Ist sie wirklich zu Empfehlen?


    Liebe Grüße


    Bettina und Wilfried

  • Ich stimme BigBerlinBear zu, auch ich mag die Stimme René Jacobs nicht. Für meinen Geschmack verwendete er viel zu viele Glissandi. Was er allerdings als Dirigent macht, ist aller Ehren wert. Neben den schon genannten Aufnahmen möchte ich das Augenmerk auf Aufnahmen (früh-)barocker Opern aus Italien werden. Zum Beispiel die drei großen Opern Giasone, La Calisto und Xerse von Francesco Cavalli oder Pietro Antonio Cestis Orontea und natürlich die Opern Monteverdis. Alles vorbildliche Einspielungen.




    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Ich habe einen Großteil der Monteverdi-Aufnahmen Rene Jacobs, sie gehören im Rahmen einer doch größeren Auswahl zu meinen bevorzugten - hervorzuheben besonders aus der letzten Teil die Aufnahme des 8. Madrigalbuches, die z.Z. wohl konkurrenzlos ist. Zu den Mozartaufnahmen ist hier im Forum an anderer Stelle schon der Lorbeer verteilt worden. Dem ist nichts hinzuzufügen.


    Für mich immer wieder zu nennen ist auch die Aufnahme der Bach Motetten von Rene Jacobs mit dem RIAS Kammerchor (harmonia mundi 2003).



    Dafür lasse ich die Herreweghe-Aufnahme (ebenfalls harmonia mundi) im Regal stehen.


    Mit besten Grüßen


    Matthias

    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

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  • Sagitt meint:


    René Jacobs wurde 1946 in Gent geboren, wo er im Knabenchor des Domes sang. Nach dem Klassik- und Gesangsstudium in Brüssel setzte er seine Ausbildung in Den Haag fort. Die Gebrüder Kuijken, Alfred Deller und Gustav Leonhardt ermutigten ihn, sich zum Countertenor zu spezialisieren. Innerhalb weniger Jahre profilierte er sich als herausragender Meister seines Faches und trat in der ganzen Welt als Solist auf.
    Ich habe einige Aufnahmen vom ihm, die ich großartig finde, auch wenn mir diese Stimmlage sonst nicht so zusagt. Abendempfindung von Mozart ist ebenso grossartig wie eine CD les concerts spirituell, dessen erster Track due seraphim aus der Marienvesper "himmlisch" klingt und beweist, wie virtuos Jacobs mit seiner Stimme umgehen konnte.
    Sehr rechtzeitig hörte Jacobs mit dem Singen auf und stürzte sich auf Dirigieren. Da ihn das noch unerschlossene Barockrepertoire faszinierte, gründete er 1977 das Concerto Vocale. Seine dirigentische Begabung ermöglichte es ihm, Opern von Monteverdi, Cesti, Cavalli, Gluck und Händel an allen großen Bühnen Europas und Japans zu dirigieren. Die meisten dieser Aufführungen wurden auf Tonträgern festgehalten und erhielten mehrere hohe Auszeichnungen. Im Jahre 1991 wurde René Jacobs zum künstlerischen Leiter des Opernprogramms der Innsbrucker Festspiele gewählt. Seinen Monteverdi-Zyklus schloss er 1993 mit einer Aufführung von Orfeo bei den Salzburger Festspielen ab. Seine besondere Leidenschaft gilt der venezianischen Oper. Calisto zB. Sie wurde auch in Berlin, Barcelona, Lyon und Montpellier gezeigt. Als erster Gastdirigent und künstlerischer Berater für alte Musik der Berliner StaatsoperIn der Saison 1996/97 wurde er u.a. vom Schwetzinger Festival eingeladen, seine erste Mozartoper zu dirigieren. Er entschied sich für Così fan tutte und war damit so erfolgreich, dass die Inszenierung noch im gleichen Jahr an der Berliner Staatsoper gezeigt wurde. Die Aufnahme davon ist heute eine der Referenzaufnahmen,nicht so sehr wegen der Sänger, sondern wegen der musikalischen Umsetzung. Wir diskutierten darüber.
    Inzwischen ist Figaros Hochzeit erschienen und man darf auf weitere Produktionen hoffen.
    Als Dirigent arbeitet Jacobs mit den besten ensembles historischer Spielweise zusammen, concerto cölln ebenso wie Freiburger Barockorchester, mit dem Rias-Kammchor hat er ein hochwertiges Gesamgsensemble zu Verfügung und immer wieder produziert er RefernzaufnahmenzB die Haydn-Sinfonien mit dem Freiburger Barockorchester- mehr davon !
    Welche Stücke sind Eure Favoriten ?



    Threads durch MOD 001 Alfred zusammengefügt


    Danke, ich hatte den beim Suchen in der Suchfunktion nicht gefunden

  • Mir persönlich ging die Stimme von Jacobs nie so auf die Nerven.
    Warum weiß ich auch nicht, irgendwie kannte ich ihn seit Ewigkeiten und es war normal :D


    Ich kann es aber durchaus nachvollziehen, dass viele seine Stimme nicht mögen.


    Und ganz sicher bin ich auch der Meinung, das er als Gesangslehrer was den Ausdruck und die Affekte betrifft, sowie als Dirigent wirklich Großes geleistet hat und hoffentlich noch leisten wird.


    Ich würde mal behaupten, dass ich einen Großteil seiner Aufnahmen besitze, egal ob er als Sänger oder als Dirigent daran beteiligt war.


    Er ist für mich einer der größten Dirigenten überhaupt, denn wenn er ein Werk übernimmt, kann man fast sicher sein dass es eine Referenz werden wird.
    Ich würde mir wünschen, dass er weitere venezianische Opern des 17. Jahrhunderts einspielen würde - zumindest mal eine neue Aufnahme einer Cesti Oper.


    Zumindest bei Händel ist Jacobs ganz sicher meine erste Wahl!


    :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Zumindest bei Händel ist Jacobs ganz sicher meine erste Wahl!


    :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:


    :yes:


    z.B. hier:


    :jubel: :jubel: :jubel:


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • gerade für diese Aufnahme reichte mein Budget noch nicht X(


    dafür habe ich aber glücklicherweise die Einspielungen von Giulio Cesare, Flavio und Rinaldo.


    Begeistert war ich auch von den beiden Scarlatti Einspielungen, Il Primo Omicidio und Griselda.


    ach ja und Calisto von Cavalli :lips: die beiden anderen sind zwar auch ganz nett ( Giasone und Xerxes ) aber damit hat er sich selbst übertroffen.
    Cestis Orontea dürfte den Meisten zu trocken sein, aber ich liebe diese Aufnahme besonders, Die beiden Aufnahmen von Gluck sind auch herrlich ( Eccho et Narcisse, Orfeo ed Euridice ) obwohl ich den Orpheus noch nicht komplett habe.


    Aber dafür den Orpheus von Telemann - und diese Aufnahme ist wirklich der Hammer :yes:


    Sobald ich wieder flüssig bin möchte ich auch unbedingt die 3 Monteverdi Opern, die Auszüge die ich bisher gehört habe gefallen mir unheimlich gut und wenn diese Aufnahmen nicht immer noch so teuer wären, dann ständen sie längst in meinem Regal...

  • Zitat

    Original von der Lullist
    gerade für diese Aufnahme [Saul] reichte mein Budget noch nicht X(


    Ich habe hier eine gewöhnliche CD-Version (keine Hybride) vom Krokodil über Amazon Marketplace für wesentlich preiswerter als die reguläre HybridSACD-Version erhalten, mit Versand nur EUR 22 oder.


    Zitat


    dafür habe ich aber glücklicherweise die Einspielungen von Giulio Cesare, Flavio und Rinaldo.


    Der Flavio fehlt mir noch, Cäsar ist großartig. Ich habe auch noch einen Admeto (Dir. Curtis?), wo er selbst singt (er ist nicht mein favorisierter Countertenor, aber doch wesentlich besser als gewisse Äußerungen im thread weiter oben schließen lassen...)


    Zitat


    Begeistert war ich auch von den beiden Scarlatti Einspielungen, Il Primo Omicidio und Griselda.


    Den Ersten Mord hatte ich auf Deine Empfehlung gekauft, indes erst ein einziges Mal gehört, zu mehr Scarlatti oder Keiser hats noch nicht gereicht.
    Großartig und recht preiswert ist Monteverdis Vesper, ich habe auch noch das 8. Madrigalbuch (aber diese Musik kenne ich auch noch nicht gut), ebenso Bachs Weihnachtsoratorium, alles sehr gut. Auch finde ich Jacobs Auswahl der Gesangssolisten meistens sehr überzeugend (mit einigen Einschränkungen bei Rinaldo)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich stimme ins Loblied voll mit ein! Alles, was ich bisher mit Jacobs als Dirigent gehört habe, ist großartig. Spitzenorchester und den IMO heutzutage besten Chor (RIAS Kammerchor), dazu meist sehr überzeugende Solisten und natürlich und nicht zuletzt Jacobs Lesart der Stücke. Die Aufnahmen werden absolut zurecht mit diversen Preisen und Auszeichnungen bedacht. Als nächstes werde ich die Mozartopern mit ihm anschaffen, darauf bin ich schon sehr gespannt.



    :hello:
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Auch uns gefällt die Lesart Jacobs meistens sehr gut, zudem ist er mit Basel eng verbunden :yes:


    Eine Aufnahme die wir oft und gerne hören:



    Monteverdi: Madrigali Libro 8


    Als Solistin tritt die in Basel wohnhafte Frau Maria Cristina Kiehr auf. Auch Bernarda Fink im "Lamento della Ninfa" gestaltet ihren Part herzzerreissend traurig. Beide Stimmen gefallen uns sehr. Eine mitreissende Interpretation die keine Vergleiche zu scheuen braucht.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Zitat

    Original von sagitt
    Inzwischen ist Figaros Hochzeit erschienen und man darf auf weitere Produktionen hoffen.


    Hallo sagitt,


    ich würde mal vermuten, dass die nächste CD-Veröffentlichung einer Mozart-Oper unter Jacobs die in diesem Mozart-Jahr erstaunlich viel gespielte "La clemenza di Tito" sein wird. Denn die hat er im September 2005 allüberall in Europa (naja, fast) aufgeführt. Besetzung zum Beispiel der Pariser Aufführung am 19.11.2005:


    René Jacobs, direction musicale


    Mark Padmore, Tito
    Alexandrina Pendatchanska, Vitellia
    Bernarda Fink, Sesto
    Marie-Claude Chappuis, Annio
    Sunhae Im, Servilia
    Sergio Foresti, Publio


    Freiburger Barockorchester
    RIAS Kammerchor


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo C.


    Danke für die Info. Ich fände das sehr gut, weil Titus nicht eine Überfülle guter Aufnahmen "hat" und wir sicher sein können, Jacobs wird uns einen Genuss verschaffen. Ich habe selten einen Musiker erlebt, der so konstant high-lights präsentiert.
    Ich gebe allerdings zu, ich wünschte mir momentan einfach mehr Haydn-Sinfonien. Also, wie er mit den Freiburgern Haydn spielt, da lass ich eigentlich fast alles sonst im Schrank.


    Schöne Grüsse


    Sagitt

  • Sagitt meint:


    Jacobs habe ich zu verdanken, dass ich die Jahreszeiten von Haydn als großartiges Werk kennengelernt habe. Wenn man dem Text nicht allzu viel Aufmerksamkeit wirdmet, präsentiert uns Jacobs mit seinen bekannten Protagonisten, Freiburger, Rias Kammerchor,Petersen,Güra,Henschel en fascinierendes Kadeiloskop Haydn´schen Schaffens. Auch eine so eine high-light Aufnahme, bei der ich annehme, sie ist nicht zu toppen. Kann ich aber letztlich nicht beurteilen, weil ich bei anderen Aufnahmen einfach abgeschaltet habe,während ich ich Jacobs mit großer Freude durchgehört habe.Da wird so farbig,lebendig musiziert, das es schiere Freude ist( wobei ich ich den leisen Verdacht habe, dass bei manchen Stücken eine gewisse Leutseligkeit ironisiert wird,juhé, der Wein ist da ( Herbst)).
    Jedenfalls auch wieder eine Produktion, bei der man sich wünscht, dass Jacobs noch ganz viel Haydn einspielt.

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  • Na dann meinen herzlichen Glückwunsch...


    gestern hatte ich das erste mal ganz bewußt eine Aufnahme gehört, in der er als Alt mitwirkte. Sind zwar nur 8 Minuten die er zu singen hat in BWV 198, ist aber ein vollwertiges Lehrstück, wie überzeugend und sinnlich ein guter Altist sein kann im Vergleich zu indiskutablen Vertretern seiner Zunft.


    Sehr zu empfehlen. Wirds ja dann auch irgendwann in der Billigheimer-Version geben.


  • ... und die FAZ hat heute auch eine 1-spaltige Laudatio. Bei Zeit, und wenn ich es gelesen habe, läßt sich das hier hinein tippen.

  • René Jacobs ist ein Segen! Bei jeder Aufnahme, die ich von ihm im Regal habe, könnte ich ins Schwärmen geraten!


    Bereits oben erwähnte Monteverdi-Aufnahme gehört dazu, ebenso die Cosi und der Figaro und natürlich Saul und der Messias!


    Auch mit den Jahreszeiten hat er mir den einen oder anderen Tag sehr versüßt.


    Meine Liebe zur klassischen Musik wäre nicht so schnell gewachsen ohne René Jacobs. Danke dafür!


    Und alles Gute zum Geburtstag! :hello:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • "Schlüsselfigur: Der Dirigent René Jacobs wird sechzig


    Den Allerweltsbegriff "Alte Musik" mag René Jacobs nicht. Denn die Musik vor Mozart, zumal die Oper, ist ihm denkbar gegenwärtig in ihrer oft experimentellen Musik und mit ihren gültigen Einblicken in die menschliche Tragikomödie. Die Erfahrung als Countertenor, Dirigent, Restaurator und Herausgeber barocker Musik hat ihn zu einer Schlüsselfigur für die Wiederbelebung der Barockoper und der angemessenen Gesangskunst werden lassen. Als Dirigent wie als Lehrer an der Schola Cantorum Basiliensis bevorzugt er intelligente Sänger mit flexiblen Stimmen, sinnlichem Timbre und kontrolliertem Vibrato, vielseitige Künstler, die auch Mozart, Rossini und Donizetti singen können und rasche Affektwechsel, Verzierungen, Koloraturen und sprachzentriertes Singen (parlar cantando) beherrschen. Diesem Ideal ist er selbt zwanzig Jahre lang als Sänger gefolgt und gibt es seit 1978 an jüngere Generationen weiter. Den zunächst von der "Originalklang"-Bewegung propagierten vibratofreien, "instrumentalen" Klang hingegen hält er zumal bei Opernpartien für überholt.
    Der einstige Chorkanabe an der Kathedrale seiner Geburtsstadt Gent löste das Dilemma der fehlenden Tiefe beim falsettierenden Countertenor mit dem dosierten Beimischen des Brustregisters. Dadurch erhielt seine leicht nasal timbrierte, farblich wie klang-rhetorisch außerordentlich agile Stimme einen Kern, der nur wenigen Altisten angeboren ist, etwa Jacobs` Schüler Andreas Scholl. Jacobs` weltweite Sängerkarriere führten zu einem Paradigmenwechsel in der Kenntns des barocken Repertoires und Gesangs. Zum Dirigieren wechselte er fließend - in der Eisnicht seines schauspielerischen Defizits, andererseits seiner größeren Entfaltungsmöglichkeit als impulsgebender Primus inter pares. Ein wichtiger Schirtt dorthin war 1977 die Gründung des volkal-instrumentalen Ensembles "Concerto Vocale", mit dem er seine Entdeckerlust befrieden konnte und fünf Jahre darauf, noch in Doppelfunktion als Sänger und Dirigent, mit Marc Antonio Cestis "L`Orontea" (1649) in Innsbruck und auf der Schallplatte sein hinreißendes Debüt als Opernleiter gab. [...] ELLEN KOHLHAAS"


    Soweit ungefähr die Häfte des Artikels, Jacobs` Anfang ist doch hin und wieder noch unbekannt.
    Sophia

  • René Jacobs genießt bei mir eine große Wertschätzung. Spätestens, seit ich Ihn live mit der "L'incoronazione di Poppea" in Berlin erlebt habe - war eine großartige Aufführung. Ich besitze bisher 5 Aufnahmen


    L'incoronazione di Poppea(Monteverdi)
    Julius Caesar(Händel)
    Orpheus und Euridike(Gluck)
    Cosi fan Tutte(Mozart)
    Weihnachtsoratorium (Bach)


    die ich alle in die höchste Kategorie meiner persöhnlichen Liebhaber-Skala einstufe.
    Er hat mir im Bereich der "älteren" Musik einiges an Repertoire erschlossen - und durch Ihn habe ich gelernt, dass Rezitative durchaus klangschöne, genußvoll zu hörende Teile eines Vokalwerkes sein können und nicht nur eine zu duldende Unvermeidlichkeit.


    Gruß
    Sascha

  • In diesem Artikel sagt Jacobs, dass der Don Giovanni voraussichtlich im Frühjahr 2007 erscheinen wird:


    "http://www.musikansich.de/ausgaben/1206/a_jacobs.html"

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Salut,


    Jacobs mag ja ein "vielsaitiger Spezialist" sein [wobei sich dies nun wiederspricht: man ist entweder vielseitig oder Spezialist], aber es gibt ja auch einen selbsternannten Mozartspezialisten, dessen Namen wir nicht mehr nennen...


    Ich schätze z.B. Jacobs schriftlcihe Ausführungen zu diversen Werken sehr - nicht vollständig hingegen seine musikalische Umsetzung [des Geschriebenen].


    Weniger gut gefallen mir sein Cesare und Saulus [Händel mit Concerto Köln], einigermassen akzeptabel war sein Don Giovanni [Mozart mit dem Freiburger Barock], aber mit dem kommt auch Östman nicht ganz mit... :P


    Irgendwie klingt mir Jacobs im Ergebnis zu gekünstelt, nicht ehrlich, aber sehr bedacht und auf Perfektion aus, was ich durchaus als positiv "werte". Nur darf man für mein Geschmacksempfinden die eigentliche "Arbeit" an dem Werk nicht hören: Es fehlt mir das "Routinierte" am bzw. im Werk, wobei Jacobs mit Sicherheit ein routinierter Musiker der Spitzenklasse ist. Auch habe ich - trotz feuriger Musiken - stets das Gefühl der Lustlosigkeit und des fehlenden Flusses bei jacobinischen Interpretationen. Ich finds grundsätzlich nicht übel, aber gefallen tuts mir auch nicht so wahrhaft. Und ich hab auch keine Lust, mich an diesen "Stil" zu gewöhnen.


    :D


    Also so wirklich "HIP" ist das auch nicht... :no: Mal wieder ein klarer Fall [für mich] von überflüssiger Überinterpretation.


    Da ziehe ich Curtis eindeutig vor - da ist hoffentlich noch jede Menge zu erwarten. :yes:


    :hello:


    Ulli

    Als Pumuckl sich zum Frühstück noch ein Bier reingeorgelt hat, war die Welt noch in Ordnung.
    (unbekannt)

  • Moin Ulli,


    Zitat

    Original von Ulli


    Jacobs mag ja ein "vielsaitiger Spezialist" sein [wobei sich dies nun wiederspricht: man ist entweder vielseitig oder Spezialist], [...]


    eine Frage am Rande: ist das ein bewußter Verschreiber bei der Hervorhebung? Dann würde es ja wieder stimmen, daß man als Spezialist auch vielsaitig sein kann ;).


    Sophia

  • Ich habe die CD:


    Carl Heinrich Graun
    Cleopratra & Cesare
    René Jacobs
    Williams, Vermillion, Dawson, Gambill u. a.
    Concerto Köln


    irgendwann mal im Radio gehört; ich kannte keine Händel-Opern, keinen Graun, keinen Jacobs etc., war aber vollkommen begeistert.


    Einerseits die Art der Oper (Barock, Händel) andererseits von den Sängern (Belcanto).


    Jahre später habe ich - nachdem ich Internet hatte - die CD gefunden, welche ich damals gehört hatte und mir sofort gekauft.


    Danach habe ich mir weitere Händel-Einspielungen und "Jacobs-Einspielungen" zugelegt. Ich wurde nie enttäuscht. Nicht vom Komponisten und nicht vom Ensemble oder dem Dirigenten René Jacobs.


    Für mich eine Bereicherung, auch bei den Dirigenten.


    Als Spezialisten würde ich Jacobs nicht bezeichnen. Wer dirigiert schon alles... gut? Dafür ist das "Klassische Spektrum" einfach zu vielfältig.


    Spezialist wäre Jacobs, wenn er lediglich Händel dirigieren würde..., aber dem ist ja nicht so.


    Bis dann.

    Einmal editiert, zuletzt von keith63 ()

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