Welche Aufführung hat Euch 2007 am meisten beeindruckt ?

  • Einmal abseits aller CD-Käufe - welche Aufführung (Oper/Konzert) hat Euch in diesem Jahr am meisten beeindruckt/berührt?


    Bei mir war es dieses Jahr mit Abstand die Festwochenaufführung im Theater an der Wien -


    Aus einem Totenhaus
    Dirigent - Pierre Boulez
    Regie - Patrice Chereau

    Hear Me Roar!

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  • Also wenn ich nur eine Aufführung nennen darf:


    14.05. Wiener Staatsoper: "Tosca"
    Dirigent: Placido Domingo


    Das "Lucevan le stelle" von Neil Shicoff war so voller Gefühl, voller Verzweiflung und Hingabe vorgetragen, daß mir die Luft wegblieb. DER Moment 2007 in meinem Opernjahr :jubel: :jubel:

  • Bei mir Händels "Guilio Cesare" an der Opéra de Lille mit dem "Concert d'Astrée" unter Emmanuelle Haïm und Sonja Prina in der Titelrolle.
    Auch wenn McVicars hier nicht gutgelitten ist: diese Inszenierung war phantastisch lebendiger Barock. :jubel: :jubel:


    Fairy Queen

  • Gelten auch TV-Aufzeichnungen und DVDS?


    Dann war es für mich fraglos die Zürcher Inszenierung und Aufführung von Schuberts FIERRABRAS. Wie der Regisseur Claus Guth und der Dirigent Franz Welser-Möst, natürlich im Verbund mit Juliane Banse, Christoph Strehl, Jonas Kaufmann u.a. da Schuberts so lange verkanntes Meisterwerk aus dem unverdienten Schatten der Musikgeschichte holten, dem hielt für mich leider kein Live-Erlebnis stand.


    :hello: Rideamus

  • Ich hatte dieses jahr das große Vergnügen, ein Vokalensemble der absoluten Spitzenklasse erleben zu dürfen: den Lettischen Rundfunk-Chor Riga.


    Hier habe ich auch einen Bericht über das sehr beeindruckende Konzert in der Dresdner Frauenkirche geschrieben: >>> hier <<<.


    Für mich persönlich ein, nicht nur im musikalischen Sinne, wirklicher Höhepunkt des jahres 2007.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Mein persönlicher Beitrag zum Thema "Zuviel Mahler" :D



    Mahler, Symphonie Nr. 3, Lucerne Festival Orchestra, Claudio Abbado
    (Mitte August in Luzern)


    Mahler, Symphonie Nr. 3, Berliner Staatskapelle, Pierre Boulez
    (Anfang April in Berlin)


    Mahler, Symphonie Nr. 9, Bamberger Symphoniker, Jonathan Nott
    (im Februar in Bamberg)



    Schließlich außer Konkurrenz ein Liederabend mit Schülern der Klasse von Christoph Prégardien an der Kölner Musikhochschule (Ende Juni): besonders unvergesslich der Vortrag von Schumanns "Sehnsucht nach der Waldgegend" aus op. 35 und Brittens "The Choirmaster's Burial" aus den "Winter Words" durch einen jungen Tenor, dessen Namen ich leider aufgrund von zunehmender Demenz vergessen habe :rolleyes:


    In der Oper war ich dieses Jahr nur sechsmal - sehr selten im Vergleich zu den vergangenen Jahren. Einen wirklichen Höhepunkt kann ich da aber nicht benennen.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Mein Highlight liegt noch nicht allzu lange zurück.
    Eine Woche vor dem Totensonntag gab es in der Berliner Philharmonie das Brahms-Requiem mit der Berliner Bachakademie unter Heribert Breuer.
    Da ich das Werk das erste Mal live gehört habe, hat es mich ungeheuer beeindruckt (vor allem der Chor war phänomenal gut) und ist in meiner Requien-Liste sprungartig auf Platz 1 gesprungen.



    Gruß, Peter.

  • Also bei mir waren’s diese (zweimal Konzerthaus Dortmund, zweimal Februar 2007, einmal ist Mahler dabei):



    02. Februar 2007
    Arnold Schönberg: Variationen für Orchester op. 31
    Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 5 cis-moll

    Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim



    23. Februar 2007
    Igor Stravinsky: Le Sacre du Printimps
    Orchestre de Paris, Christoph Eschenbach
    (außerdem wurde Beethovens 6. gespielt, die ich nicht besonders gern mag und die Eschenbach absolut verschleppt hat – aber das »Sacre« war ein absoluter HAMMER!!!).


    Herzlichst,
    Medard

  • BILLY BUDD in FRANKFURT - 18.11. / 09.12.


    ...habe mir gleich die 1. UND letzte Aufführung dieser 1.Serie angesehen...
    BRITTEN hat also aufgeholt :] und liegt jetzt nur noch 2 Punkte hinter Janacek !!


    (D.h. ca. 70/80mal dürfte ich mittlerweile in der Oper gewesen sein
    - dabei führt Leos mit 9, gefolgt von Benjamin mit 7 Opern)


    Über den Frankf. "Billy" stehen schon im "Kurznotizen a.d. Opernhäusern"-Thread einige Zeilen...
    Langelange hat mich im Opernhaus keine Solo-Szene mehr derart bewegt wie (im Dez.) Billy`s Solo zwischen seiner Verurteilung und Hinrichtung...
    Auch der Darsteller Peter Mattei schien mir dann vor dem Vorhang sichtbar gerührt............


    Ein SEHR emotionaler Sonntag - nachdem ich mittags noch ein langes Gespräch mit einer schwerkranken Freundin hatte...
    An den beiden Folge-Abenden war ich dann nicht in der Lage, meine Termine wahrzunehmen :wacky:


    einen schönen Abend wünscht
    Micha

  • Ich gebe zwei grundverschiedenen Aufführungen die Krone gemeinsam:


    "Il Giustiono" von Giovanni Legrenzi bei den Schwetzinger Festspielen, weil es eine großartige Produktion (Sänger, Musiker, Regie) einer ausgegrabenen Oper war und "Idomeneo" in Luzern, weil Olivier Tambosi ein stimmiges Regiekonzept erstellt und umgesetzt hat und Christiane Boesiger eine sehr gute Elettra war.


    Michael 2

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von brunello
    Ich gebe zwei grundverschiedenen Aufführungen die Krone gemeinsam:


    "Il Giustiono" von Giovanni Legrenzi bei den Schwetzinger Festspielen, weil es eine großartige Produktion (Sänger, Musiker, Regie) einer ausgegrabenen Oper war


    Michael 2


    Legrenzis "il Giustiono" wollte ich auch nennen, beeindruckend auch der "Bewegungschor". Habs hier in Schwetzingen zweimal mir mit viel Freude angeschaut :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard

  • Liebe Rosenkavalier,


    meine volle Zustimmung zu Deiner Einschätzung der Inszenierung. Ich habe den Vetter aus Dingsda im Januar im ABO und bin noch am überlegen, ob ich umtausche oder ihn mir eines zweites Mal ansehe


    LG :hello:


    Emotione

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von brunello
    "Il Giustiono" von Giovanni Legrenzi bei den Schwetzinger Festspielen, weil es eine großartige Produktion (Sänger, Musiker, Regie) einer ausgegrabenen Oper war


    Michael 2


    Dies hat auch die Zeitschrift "Opernwelt" befunden und die Aufführung der Legrenzioper " Il Giustino" bei den Schwetzinger Festspielen als «Wiederentdeckung des Jahres» ausgezeichnet :jubel: :jubel:



    Gruß :hello:


    aus Schwetzingen


    Bernhard


    der sich schon auf die Aufführung der Oper "Niobe, re di Tepe" bei den Festspielen 2008 freut =) =)

  • Salüh,


    bei mir wars der diesjährige Auftritt von Red Priest in Rheinberg (Programm 'Nightmare in Venice'). Ich weiß, einige halten das vermutlich für kulturketzerischen Crossover-Firlefanz, aber wer so denkt, ist Opfer seines eigenen Vorurteils. ;)


    Selten habe ich eine Barockaufführung solch virtuoser Spielfreude gesehen, wie die Red Priests.


    Kann ich nur aufs wärmste Empfehlen! :jubel:



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Hallo zusammen,


    ich habe dieses Jahr drei klare Favoriten:


    1. Händel: Semele, in einer Inszenierung von Carsen in Zürich. Dirigiert hat William Christie, gesungen unter anderem Cecilia Bartoli. In dieser Inszenierung mit diesen Musikern einfach eine wunderbare Aufführung.


    2. Pierre-Laurent Aimard spielt Etüden: Die erste Hälfte des Konzerts waren die Symphonischen Etüden von Schumann in einer schönen Interpretation. Der Hammer war aber die zweite Hälfte in der jeweils eine Etüde von Ligety mit Etüden von Chopin, Messiaen, Debussy und Liszt abwechselten. Ein sehr ungewöhnliches Programm, durch die ungewöhnliche Reihenfolge konnte man für mich ungehörte Einflüsse und Gemeinsamkeinten der Musiker entdecken. Chopin klang dabei erstaunlich modern, Ligety wahnsinnig spielfreudig. Am langweiligsten war Liszt...


    3. Jordi Savall, Andrew Laurence-King, Xavier Diaz-Latorre: Altre Follie. Gespielt wurden Folias, Chaconnes Canarios Fandangois etc von Ortiz, Mudarra, Hume, Correa de Arrauxo, Valente, Sanz, Anonyme, Murcia und (der Höhepunkt) Marais. Ja, diese Musiker sind auch life Garanten für magische Momente.


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Auf ähnliche Höhepunkte in 2008!


    Viele Grüße,


    Melanie

  • Zitat

    Original von Klawirr
    (außerdem wurde Beethovens 6. gespielt, die ich nicht besonders gern mag


    8o 8o 8o
    :faint:


    ;) , halb so schlimm, aber die Pastorale ist mir die liebste Beethovensymphonie geworden, vor allem der letzte Satz :angel: .


    Gleichzeitig war sie Gegenstand meines Konzerthöhepunkts 2007: die Wiener Philharmoniker unter Daniele Gatti in der Bierheimer Kulturvollzugsanstalt am Gasteig.


    Vorher stand die I. Brahms auf dem Programm - ich bin mir sicher, dass es tatsächlich bei Musik ähnlich tiefsitzende Ekelreaktionen geben kann wie beim Essen.


    Aber dann nach der Pause dieses apollinisch-elysische Stück in einer vollkommenen Darbietung, die Freiheit mit Präzision und vollendete Klangkultur mit fein differenziertem Ausdruck zu organischer Einheit verschmolz: es war ein Traum, und doch durft' es wirklich sein.


    Da kann die Vorauflage mit den technisch weit weniger sicheren Wiener Philharmoniker unter dem weit weniger vielschichtigen alten Mystagogen Furtwängler nicht mit, um von Karajanischer bzw. Gardiner'scher Totenstarre mal zu schweigen...


    :hello:
    Sonnenfloh :D

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von Barockbassflo


    Vorher stand die I. Brahms auf dem Programm - ich bin mir sicher, dass es tatsächlich bei Musik ähnlich tiefsitzende Ekelreaktionen geben kann wie beim Essen.


    8o 8o 8o
    :faint:


    ;) , aber auch "halb so schlimm"...


    Liebe Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von Barockbassflo


    es war ein Traum, und doch durft' es wirklich sein.


    Oh grenzenlose Freude, dass es in diesem Forum Leute gibt, die den "Rosenkavalier" zu schätzen wissen :jubel::hello:

    Hear Me Roar!

  • Zitat

    Original von Barockbassflo


    8o 8o 8o
    :faint:


    ;) , halb so schlimm, aber die Pastorale ist mir die liebste Beethovensymphonie geworden, vor allem der letzte Satz :angel: .



    Ich darf noch ein kürzlich erlebtes Konzert nachnominieren - zumal es hier auch um Beethovens "Pastorale" geht.


    Am 23.12. konnte ich für einen Abend vor dem familiären Weihnachtstrubel in die Kölner Philharmonie fliehen. Dort gab es folgendes Programm:


    Beethoven: Violinkonzert
    Sibelius: „Rakastava“ op. 14
    Beethoven: Pastorale


    Viktoria Mullova, Violine
    Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
    Paavo Järvi, Dirigent


    Wunderbar schon das Violinkonzert, von Mullova und Järvi erfreulicherweise im ersten Satz etwas schneller gespielt als in der Mullova/Gardiner-Aufnahme, vor allem auch in der Durchführung ohne die übliche Tempoaufweichung. Eine wirklich lebendige Aufführung, ohne den sonst oft zu hörenden Klangbrei im ersten Satz.


    Die Pastorale war aber der Höhepunkt des Konzerts. Das war das erstemal, dass mich eine Aufführung dieser Symphonie restlos begeistert hat. Ich kenne von keiner Beethoven-Symphonie (ausgenommen vielleicht die Neunte) so wenige wirklich gelungene Aufnahmen und Aufführungen. Ganz schnell klingt das Werk sonst langweilig, gerade im zweiten Satz. Nicht so in dieser ungemein farbigen, beseelten und lebendig pulsierenden Darbietung (ich verfalle leider in den Joachim-Kaiser-Stil). Kleine Orchesterbesetzung (auch mit Naturtrompeten), sparsam und differenziert eingesetztes Streichervibrato, Befolgung der Metronomzahlen und einiges andere mehr: das ist ja heute nichts besonderes mehr und hilft auch nicht unbedingt weiter, wie man u.a. an den Gardiner- und Norrington-Aufnahmen des Werks hören kann. Das von BBF gebrauchte Wort "Totenstarre" ist zwar recht hart, aber trifft trotzdem sehr gut die merkwürdige Leblosigkeit dieser und anderer Aufnahmen. Und traditionelle Symphonieorchester verfallen gerade bei der "Szene am Bach" oft in diesen Hochglanz-Edel-Stil, der so schnell langweilt (selbst Scherchen und Gielen wissen mit diesem Satz nicht wirklich etwas anzufangen). Bei Järvi und der Kammerphilharmonie "singt" der Satz so, wie ich mir das immer vorgestellt habe, wird die Vogelstimmenepisode am Ende zum fast komisch-rührenden Intermezzo gestaltet - und nicht möglichst unauffällig (sprich: peinlich berührt) in den Satzverlauf integriert. Schwer zu beschreiben, die entsprechende CD wird ja wohl nächstes Jahr rauskommen.



    Viele Grüße


    Bernd

  • Abgesehen von den Abenden, an denen ich Angela Denoke erleben durfte und meinem ersten durchgehend besichtigten "Ring" in Nürnberg - eindeutig die Barry Kosky-Inszenierung von "Tristan und Isolde" am Aalto-Theater Essen. Allein die Tatsache, dass ein Theater bis auf die weibliche Titelrolle (Herlitzius) ein solches Stück derart solide mit Ensemblemitgliedern (Tristan-Dowd) aufzuführen vermag straft all diejenigen Intendanten Lügen, die der Meinung sind sie müssten für exorbitante Summen abgehalfterte Tagelöhner von anno dazumal engagieren. Sicher wird es für jede einzelne Rolle eine objektiv bessere Besetzung geben, aber dieses Zusammenspiel auf der Bühne hat die wenigen Kritikpunkte (sogar Soltesz als mitsingenden Dirigenten !) mehr als nur wettgemacht.
    Hinzukommt eine Inszenierung - insbesondere im zweiten Akt - von einer dramturgisch-poetischen Dichte, die einem den Atem stocken ließ. Den sich immer stärker drehenden Kubus während des Liebesduettes werde ich so schnell nicht vergessen.
    Summa summarum konnten da weder der Münchner (Nagano, Treleaven, Watson) noch der Baden-Badener Tristan (Stemme, Gambill) mithalten.