Camille Saint-Saëns: Orchesterwerke und Konzerte

  • Zitat

    Original von Xaver Frühbeis
    übrigens ist auch außerhalb der qualitativ divergierenden gesamteinspielungen die auswahl so groß nicht. ich staune da wirklich, denn die saint-saens konzerte sind für mich griffig, originell, einzeln dastehend, mitreißend, begeisternd (außer dem 4. leider, das hab ich gar nicht verstanden. muß ich wohl nochmal hören). eigentlich sollten sich die pianisten darauf stürzen.


    Ich habe mal in jpc alle reinen Saint-Saens-Aufnahmen durchgeblättert und hatte den Eindruck, dass die Klavierkonzerte nicht seltener kamen als die Violin- und die Cellokonzerte. Und der einzige Beitrag von Saint-Saens zu den Charts ist doch wohl "Karneval der Tiere". Somit verstehe ich Deine Verwunderung überhaupt nicht.


    Ich kenne ja nur das 3. Violinkonzert, die Orgelsymphonie und diesen Karneval und wundre mich nicht, dass Saint-Saens nicht so beliebt wie Dvorak oder Tschaikowsky ist.

  • "Saint-Saens ist doch ein famoser Musiker!
    Sein viertes Klavier- Concert kann einen von dem Ekel
    an Musik curieren.Welche Sardou'sche Technik und Eleganz!
    Wie hat alles Hand und Fuß,wie gehen bon sens und
    feinsinnige Originalität,Logik und Anmuth harmonisch mit einander".
    (Hans von Bülow 1890)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hi , Forianer!


    Zitat

    Original von Herbert Henn


    Saint-Saens ist doch ein famoser Musiker!


    Ja, allerdings, von seinem violoncellokonzert habe ich so einiges an technik gelernt.


    Ich kann nur sagen, hut ab! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Zitat

    Saint-Saens ist doch ein famoser Musiker!


    Hallo Florian,
    bei aller Liebe zum Cello: Dieser Beitrag ist doch ein Zitat von H.v.Bülow, m.e. gepostet von Herbert Henn zur Ehrenrettung des 4.Klavierkonzertes. :no:
    Und ich stimme dem zu, denn das 4.Klavierkonzert ist vielleicht das "sperrigste", schon alleine wegen seiner eigenwilligen Form (Thema und Variationen, wobei die letzte Variation den Schlußsatz bildet-sehr neu für die damalige Zeit).


    Insofern ist das 4.Klavierkonzert mein allerliebstes unter seinen Klavierkonzerten, sehr zu empfehlen ist übrigens die nicht ohne Grund als historisches Monument gesehene Aufnahme mit Alfred Cortot unter Charles Munch von 1934 :jubel:
    Besser ist dies nie gespielt worden.....


    LG,
    Michael

  • Wie steht die Musikwissenschaft eigentlich zu den beiden Cellokonzerten?


    Ich kenne momentan lediglich das Erste, welches mir im Großen und Ganzen ziemlich belanglos erscheint, bis auf den Anfang des zweiten Satzes, so schön, dieses Thema könnte ich stundenlang in Endlosschleife laufen lassen.
    Steht einem Tschaikowsky an Fantasie und Schönheit in nichts nach.

  • Das 1.Konzert ist schon sehr schön.

    Zitat

    Steht einem Tschaikowsky an Fantasie und Schönheit in nichts nach.


    Völlig richtig, und der Rest ist auch nicht sooo belanglos.


    Das 2.Konzert ist womöglich das bessere, aber wesentlich schwerer als das erste.
    Ein Grund, warum es seltener gespielt wird.

  • Code
    1. Wie steht die Musikwissenschaft eigentlich zu den beiden Cellokonzerten?


    Das zweite ist ein Traum, das erste ist "nur" wunderschön.....:D !


    Falls Du Dich für das 2. SaSa interessierst, dann darf ich Dir diese grandiose CD empfehlen:



    :jubel:
    Das Cellospiel von Harrell als fantastisch zu bezeichnen wäre schlicht eine Untertreibung. :D

  • Also ich muss meine Aussage bezüglich des 1. Cellokonzerts ewtas revidieren.
    Belanglos erscheint es mir nach mehrmaligem Hören mittlerweile definitiv nicht mehr, jedoch sind Adjektive wie "umwerfend", "fantastisch", "atemberaubend" auch wieder zu hoch gegriffen, die 'Wahrheit' liegt wohl irgendwo dazwischen.


    Ich habe mich mit dem Kauf dieser Box momentan mehr oder weniger absichtlich in eine kleine Saint- Saens-Phase hineingezogen.
    Bezahlt habe ich für diese recht umfangreiche Box mit allen drei Violonkonzerten, allen 5 Symphonien, allen Klavierkonzerten und einigem mehr knappe 20 Flocken.
    Die Klangqualität scheint mir gut bis sehr gut, zu den Interpretationen kann ich leider ohne Vergleiche nichts sagen, außer dass sie mir bis jetzt nicht negativ aufgefallen sind.


    Nach erstem Reinhören und Booklet-Lesen bin ich etwas darüber verwundert, warum denn dem 3. Violinkonzert keine größere Beachtung hier im Forum beigemessen wird, gehört es doch neben denen von Beethoven, Brahms, Dvorak (ja, ich zähle das Dvorak VK auch dazu),Tschaikowsky, sowie Sibelius zu den ganz großen seiner Gattung.
    Schon nach dem ersten mal hören war ich von der Magie dieses Werks fasziniert, vorallem der zweite Satz ist wunderschön, unbedingt anhören! :motz:


    Auch wenn das etwas hektische 2. Violinkonzert nicht ganz an die Tiefe des 3. herankommt, sagt es mir dennoch sehr zu.
    Der erste Satz könnte hier genauso als Finale durchgehen, aber das echte Finale ist in Tempo und Energie dann doch noch etwas rasanter.


    Die Jugend Symphonien (in A und Urbs Romana) hauen mich nicht vom Hocker, leider ebensowenig die offizielle Erste und Zweite.
    Weiter bin ich bis jetzt noch nicht gekommen, vorallem aber auf die Klavierkonzerte und die Orgelsymphonie bin ich gespannt.


    mit Grüßen
    Christoph

  • Zitat

    Original von flotan

    Code
    1. Wie steht die Musikwissenschaft eigentlich zu den beiden Cellokonzerten?


    Das zweite ist ein Traum, das erste ist "nur" wunderschön.....:D !


    ...


    Klingt in der Formulierung eigentlich nicht nach Musikwissenschaftler... :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Handelt es sich bei der CD (die ich zu Hause habe):


    um die gleiche wie?:



    zumindest der Dirigent (Barenboim) und die Titelliste sind die gleiche.


    Vielen Dank schon für die Antworten

  • Korrekt, das ist die gleiche Aufnahme, nur (wie üblich) öfter aufgelegt und eventuell in der "The Originals"-Serie neu remastered.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Theophilus


    Klingt in der Formulierung eigentlich nicht nach Musikwissenschaftler... :D


    Zumindest nicht nach einer offiziellen Verlautbarung eines Musikwissenschaftlers :P

  • Zitat

    Original von teleton
    =) Die zwei Jugendsinfonien sind "ganz nett", gehören aber nicht zu meinem ständigen Repertoire.


    Hallo, Wolfgang, hallo, miteinander!


    Im Zuge des Kennenlernens der auch von Dir genannten Brilliant-Einspielung der Sinfonien, Violin- und Klavierkonzerte habe ich mir heute erstmals die Sinfonie des Fünfzehnjährigen angehört, in der Aufnahme mit Jean Martinon.


    Es ist in der Tat ein talentiertes und charmantes Jugendwerk und klingt quasi nach Schubert, der nach Mozart und Haydn klingt (was ja nun bekanntermaßen weniger komisch ist, als es vielleicht scheint - eben wenn man die ersten fünf Sinfonien Schuberts kennt).


    Was mir aufgefallen ist, ist das von Mozart in der Jupitersinfonie (aber eben nicht nur dort) verwendete C-D-F-E-Motiv, das den Kopfsatz prägt.


    Zu "meinem ständigen Repertoire" wird diese Sinfonie gewiss auch nicht gehören - aber das ist einzig ein Problem begrenzter Lebenszeit ... :yes:


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Hallo, miteinander!


    Das weiter oben bereits erwähnte, gut viertelstündige Septett (mit den Sätzen: Préambule - Ménuet - Intermède - Gavotte et Final) ist ein Meisterwerk Saint-Saenschen Klassizismus: höchst brilliant, schwungvoll, voll blumiger Melodik (vor allem der Mittelteil des zweiten Satzes stellt ein umfangreiches, kantables, glänzend aristokratisches Thema vor), formal ausgewogen - sicher keine in die Tiefe gehende Ausdrucksmusik.


    Ich habe gestern meine drei Einspielungen des Septetts, op. 65, Es-Dur, für Trompete, zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass und Klavier, 1880/1881, verglichen:



    In der Aufnahme von 1996 spielt das London Festival Orchestra unter Leitung von Ross Pople den "Karneval". Für das Septett werden Solisten genannt; der Pianist ist nicht eindeutig zuzuordnen (denn im "Karneval" sind es schließlich zwei), auf den Namen des Trompeters hat man verzichtet. :no: Platz drei, da meist sauber und auch nicht zu träge musiziert, aber doch mit mehr Esprit vorstellbar. Die Trompete drängt sich nach vorne, ohne wirklich durch Glanz zu überzeugen, nicht nur, aber vor allem der finale Spitzenton enttäuscht doch sehr. Durchschnittliche Klangqualität.



    Pathetischer als die beiden anderen Einspielungen, vor allem im langsamen Satz, nicht ganz so durchsichtig wie Capucon e.a., wärmer, mit einem wunderbaren Mittelteil im zweiten Satz, der das aristokratische Thema sehr zügig nimmt und der die Instrumente so grandios zu verschmelzen vermag wie in keiner der beiden anderen Aufnahmen - obwohl Trompeter Maurice André sich in den anderen Sätzen naturgemäß durchaus in den Vordergrund spielt. Platz zwei. Gute Klangqualität.



    Sehr gute Klangqualität. Eine glänzend virtuose, frische, durchsichtige, ausgewogene Einspielung. Allenfalls das aristokratische Triothema wird nicht ganz so interessant musiziert wie bei André. Platz eins.


    Kennt jemand eine weitere Aufnahme? Möchte mir jemand widersprechen? ;)


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • PS: Weiter oben fiel im Zusammenhang mit dem Septett der Name Strawinsky - seitens C. Huth. Ein interessanter Vergleich! Man muss allerdings von Strawinskys neoklassizistischer Reizharmonik absehen, sonst drängt sich diese Parallele bestimmt nicht auf, da "Reizmelodik" diese Rolle bei Saint-Saens einnimmt. Aber das künstlerische Grundverständnis des heiter-distanzierten Spiels mit der Tradition - quasi frühe Postmoderne - scheint mir in der Tat eine subtile Beobachtung!


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Meine Lieben,


    Dem hier geäußerten Lob über das 2.Klavierkonzert in g-Moll, op.22, aus dem Jahr 1868 schließe ich mich an. Wüßte ich nicht das Datum, würde ich dieses Werk eigentlich später ansetzen; manchmal klingt es fast schon wie Übergang von der Tradition zu einer frühen Moderne, sehr kühn und gegensätzlich, fast neuromantisch (besonders im 2.Satz). Nichts fürs Wunschkonzert, aber für Liebhaber ein Leckerbissen.
    Einstweilen kenne ich nur die Aufnahme von 1953 (die aber sicher referenzverdächtig ist) mit Dimitri Mitropoulos, dem New York Philharmonic Orchestra und Artur Rubinstein, der hier nicht bloß virtuos, sondern einfach hinreißend spielt.
    Da es von meiner Centurion-CD, auf der es mit der Havanaise, op.83 (Barbirolli/London Philharmonic/Heifetz) kombiniert ist, bei unseren Partnern kein Cover gibt, stelle ich fürs Optische eine andere Edition herein:



    LG


    Waldi

  • Hallo


    Zitat

    Original von Walter Krause
    Nichts fürs Wunschkonzert, aber für Liebhaber ein Leckerbissen.


    Dabei erfreut sich das Konzert aber doch - neben dem wundervollen 5. - eigentlich einer sehr großen Beliebtheit und nimmt unter den Werken Saint-Saens wohl in der Berühmtheitsskala neben Karneval, Orgelsyphonie, Totentanz und 1.Cellokonzert einen Spitzenplatz ein...
    Die ersten beiden Sätze sind schon etwas zäh, das stimmt, aber der 3. geht doch runter wie Öl, oder? Das war eine meiner erste Begegnungen mit klassischer Musik, die mich extrem fasziniert haben!


    LG
    Raphael

  • Lieber Raphael,


    Also mir zergehen alle drei Sätze auf der Zunge. Aber was die Berühmtheit angeht, die war früher sicher größer, doch dem normalen Musikfreund ist dieses Konzert meiner Erfahrung nach kein Standardbegriff - der kennt natürlich "Samson et Dalila" (meist nicht einmal ganz) und den "Karneval der Tiere". Bei Klaviermusik-Kennern ist das natürlich anders. Trotzdem schätze ich, daß selbst unter den Taminos mindestens 50% diese Komposition nicht wirklich geläufig ist. Es wäre zu schön, würde ich mich irren!


    LG


    Waldi

  • Ok, ok...du hast recht - aber sein wir mal ehrlich: Wie oft ist hierzulanden denn überhaupt der Name "Saint-Saens" auf den Konzertprogrammen zu lesen?


    Ich höre das Konzert am 28.10. zum ersten mal live mit dem Orchestre National de Touluse im Konzerthaus Berlin und freue mich schon sehr!


    LG
    Raphael


    PS: Selbst die famosen "Populären Konzerte" der "Konzertdirektion Hohenfels" geben/gaben das Konzert dieses Jahr! ^^


    "Gönnen Sie sich einige Stunden der Entspannung und Harmonie, garantiert durch immer wieder gern gehörte Meisterwerke berühmter Komponisten, durch die populären Konzerte in der Philharmonie, in der festlichen Atmosphäre eines ausverkauften Hauses!", "1. Tschaikowsky-Konzert", heute, 20 Uhr, Philharmonie" :hahahaha:

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  • Hallo Saint-Saens-Freunde,


    in den letzten Tagen habe ich mich mit verschiedenen Aufnahmen des Cellokonzertes Nr.1 a-moll, op.33 beschäftigt um festzustellen welche behaltenswert ist.


    1.
    Kliegel, Bournemouth Sinfonietta, Monnard (Naxos, 1995, DDD)


    Diese CD hatte ich gekauft um auch das Cellokonzert Nr.2 kennenzulernen. Dieses steht an Gehalt, dem Ersten aber deutlich nach und konnte mich nicht so groß begeistern.
    Leider mußte ich auch im Vergleich feststellen, das maria Kriegel zwar in den Konzerten ein sehr gutes und angemessenes Cellosolo spielt. Doch ist die Orchsterbegleitung der gesamten Naxos-Cd ziemlich lasch und ohne Inspiration, sodaß die Werke nicht die Frische ausstraheln , die einem Saint-Saens zugesteht.


    2.
    Rostropowitsch / LSO / Giulini (EMI, 1978, ADD)


    Neuzugang - bechachtliche Orchesterleistung, spannendes und aufregendes Spiel von Rostropowitsch, dessen solistische Leistung wiedereinmal phänomenal ist. Schon wie er am Anfang des Konzertes flott abzieht, läßt einen von den ersten Takten an aufhorchen und man ist in Spannung versetzt. Vom Cellospiel her, eine der besten Aufnahmen des CK Nr.1 , die ich je gehört habe.


    3.
    Rose / Philadelphia O / Ormandy (SONY, 1974, ADD)


    Diese CD war bisher immer nur wegen der Klavierkonzerte Nr.2 und 4 für mich interessant (meine Lieblingsaufnahmen). Das Cellokonzert habe ich hier gar nicht so beachtet, zwar mal gehört, aber es so als gegeben angenommen. Ich kannte es halt gar nicht anders.
    Nun habe ich durch meinen Vergleich festgestellt, dass Ormandy die famoseste Orchesterbegleitung bietet und mit Feuer und Biss bei der Sache ist. Da auch der wichtigste Part, das Cello, von Rose fast so perfekt wie von Rostropowitsch gemeistert wird, nenne ich diese feurig emotionale Aufnahme zu meinem mein neuen Favorit, auch für das Cellokonzert (obwohl dies meine älteste und warscheinlich erste Aufnahme des CK 1 ist).
    :yes: Im Nachhinein eigendlich kein Wunder, da Ormandy mit Entremont schon die KK wahnsinnig interpretierte.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Diese CD hatte ich gekauft um auch das Cellokonzert Nr.2 kennenzulernen. Dieses steht an Gehalt, dem Ersten aber deutlich nach und konnte mich nicht so groß begeistern.


    Hallo Wolfgang,


    naja! Sagen wir's mal so: das zweite Cellokonzert ist womöglich spröder als das erste, nicht so unmittelbar zugänglich, ich weiß nicht. Ich kenne es und mag es schon sehr gerne. Den zweiten, langsamen Teil des ersten Satzes finde ich zum Beispiel sehr gelungen. Aber dass du behauptest, es stehe an Gehalt dem ersten Konzert nach, ist nicht richtig. Es ist mit Sicherheit kein qualitativ schlechteres Werk, und nebenbei gesagt vor allem wohl für den Cellisten sehr schwierig (ich kenne die Noten allerdings nicht). Am ersten habe ich mich übrigens in früheren Tagen sogar selbst mal versucht...


    Viele Grüße
    Holger

  • Ich hätte eigentlich vermutet, daß das 3. Violinkonzert h-moll nach einigen der Klavierkonzerte (die ich selbst alle noch nicht kenne) noch vor dem 1. Cellokonzert das beliebteste Konzert dieses Komponisten sein würde. Eigenartigerweise wurde es hier noch gar nicht erwähnt. Es ist zwar ein "Virtuosenkonzert", aber keineswegs substanzlos, dabei sehr melodisch und farbig instrumentiert. Es kann m.E. locker mit den Konzerten von Dvorak, Bruch oder Glasunow mithalten und ist von ganz anderer Qualität als Paganinis (für mich völlig uninteressant, da das Virtuosenfeuerwerk mich ziemlich kalt läßt).



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    ganau - es stimmt, das das Violinkonzert Nr.3 zu Saint-Saens beliebtesten Werken gehört. Nur höre ich diese hochromantischen Werke nicht ständig, da ihnen eine gewisse Patina anheftet, die mir nur manchmal liegt. Auch wenn es als das beliebteste Orchesterwerk gilt, so muß das nicht auch für mich gelten.

    Das VC Nr.3 ist auch das erste Saint-Saens-Werk, das ich jemals gehört habe und das in der sagenhaft energiegeladenen Aufnahme mit
    Zino Francescatti / Philadelphia Orchestra / Ormandy (CBS-LP).
    Kann es noch besser und beeindruckender gehen als hier ???



    **** Gestern habe ich eine meiner Aufnahmen des VC Nr.3 auf CD erstmalig gehört, obwohl ich diese CD schon seit Jahren habe (angeregt durch Johannes Frage/Beitrag):

    Ulf Hoelscher,Vio/New PH Orchestra London / Pierre Dervaux
    EMI , 70er, ADD


    Bekanntlich gibt es jetzt diese Aufnahnen der VC 1-3 auch megabillig bei Brillant
    ( :D aber ich habe sie noch in der "anständigen" EMI-Version, genau wie die Sinfonien und KK).
    Es ist zwar einige Passagen anders gewichtet, als ich es von Francescatti und einer weiteren Aufnahme mit Perlmann (DG) im Ohr habe, aber der Solist Hoelscher überzeugt durch sein kraftvolles und beseeltes Spiel schon sehr und wird orchestral angemessen von Dervaux unterstützt.
    :yes: Wirklich gute Aufnahme, bei der auch die Violine sehr sonor und körperreich klingt - Klasse.



    **** Auch beachtlich und vom Violinsolo IMO näher an Francescatti dran ist
    Perlmann, der auch von Barenboim mit Biss und ohne Langatmigkeiten unterstützt wird. ((Eine meiner wenigen Barenboim-CD´s - aber TOP !))
    Ich finde es gibt nichts schlimmeres bei Saint-Saens, wenn die Orchesterbegleitung nicht eine gewisse Frische mit Temprament ausstahlt, so wie ich es bei den Cellokonzerten mit Kriegel (Naxos) erleben mußte.
    Hier bei Lalo (Superklasse) und Saint-Saens superangemessen mit brio.



    Perlmann, Orchestre de Paris, Barenboim
    DG, 1983, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo miteinander,


    nachdem Saint-Saens lange Zeit einer meiner Lieblingskomponisten war (und noch ist) verfüge ich über eine Anzahl guter Aufnahmen der Werke um die es bisher ging (und noch mehr).
    Grundsätzlich ist es natürlich immer sehr schwierig, Frühwerke (wie die Sinfonie A-Dur von 1850) mit späten Kompositionen zu vergleichen. Das dürfte für viele Komponisten gelten.
    Was man bei Saint-Saens gut beobachten kann (gerade an den Sinfonien) ist eine nach und nach Entwicklung des Kompositionsstiles. Man bedenke: Die Sinfonie A-Dur hat er mit 15 Jahren komponiert. Absolut beeinflusst von (wie oben schon erwähnt) Mozart/Beethoven und Co. Dieses Werk wurde bei der Uraufführung (er war hier 17 Jahre alt) bejubelt, als aber das zarte Alter des Komponisten bekannt wurde, wurde die Stimmung deutlich kühler. Die Sinfonie F-Dur "Urbs Roma" von 1856 komponierte er für einen Komponistenwettbewerb der
    Sadt Rom, daher der Name "Urbs = Stadt" (lat). Diese Sinfonie ist groß angelegt und weitschweifig. Ich verstehe aber die Argumente, dass gerade die beiden Jugendwerke nicht nachhaltig beeindrucken. Die Sinfonier Nr. 1, Es-Dur hat schon viel mehr den Charakter des späteren Saint-Saens. Und das, obwohl sie vor der "Urbs" entstanden ist!!


    Folgende Sinfonien hat Saint-Saens geschrieben:


    Sinfonie B-Dur (nur 1.Satz vollendet) von 1848 (mit 13 Jahren)
    Sinfonie A-Dur von 1850
    Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, Op. 2 von 1853
    Sinfonie F-Dur "Urbs-Roma" von 1856
    Sinfonie Nr. 2 a-moll, Op.55 von 1859
    Sinfonie Nr. 3 c-moll, Op.78 von 1886 "Orgelsinfonie"


    Und auch für die beiden Cellokonzerte sollte man bedenken, dass zwischen dem Entstehungsjahr des a-moll Konzertes Nr. 1 Op. 33 (komponiert 1872) und dem Konzert d-moll Op. 119 (komponiert 1902)
    eine Zeit von 30 Jahren liegt.
    Das zweite Konzert ist in der Tat spröder und hektischer, steht an Qualität dem ersten aber sicher nicht nach! Hier kann man auch den Reifeprozess des Komponisten und seines Stils verfolgen.


    Noch ein Wort zum Carneval. Die Plattenindustrie stellt ja gerne Verkaufsschlager her. Es ist ja ganz amüsant die vielen musikalischen Zitate aus dem Carneval herauszuhören. Saint-Saens hatte ihn aber Zeit seines Lebens nicht veröffentlichen mögen, weil er (ich meine zurecht) um seinen guten Ruf fürchtete.
    Fazit: Es gibt, gerade in der Kammermusik, wesentlich bessere und auch wichtigere Kompositionen von Saint-Saens. Gerade auch hier gilt, dass das Spätwerk (weil anspruchsvoller) schwerer zu verstehen ist als die leichtfüßigen frühen Kompositionen. Gilt dies nicht auch z. B. für Beethoven oder Schubert?
    Es gilt auch zu bedenken: Saint Saens starb erst 1921 und er war bis zum Schluß aktiv.
    Kammermusik (eine Auswahl):


    Op. 14 Klavierquintett a-moll
    Op. 16 Suite für Violoncello und Klavier
    Op. 18 Klaviertrio Nr. 1, F-Dur
    Op. 32 Violoncellosonate Nr. 1 c-moll
    Op. 38 Berceuse für Violine und Klavier
    Op. 65 Septett für Trompete, Klavier und Streicher Es-Dur
    Op. 75 Violinsonate r. 1, d-moll
    Op. 112 Streichquartett Nr. 1, e-moll
    Op. 123 Violoncellosonate Nr. 2, F-Dur


    Es gibt natürlich noch div. Sonaten für Blasinstrumente und Klavier.
    Ein besonderer Verdienst von Saint-Saens ist es, auch für Instrumente komponiert zu haben die sonst sehr Vernachlässigt sind (z.B. Harmonium, Posaune, Xylophon usw.).


    Dies war für heute mein Versuch etwas zu diesem Kapitel der Musikgeschichte beizutragen. Ich hoffe, es ist was brauchbares dabei.


    Herzliche Grüße aus dem hohen Norden!


    Stefan.M

    Stefan

  • Mein bescheidener Beitrag ist diese Empfehlung:




    Wie so oft werden Rosinen herausgepickt und die restlichen Werke gar nicht erst eingespielt. Da fehlt mir oft ein bisschen der "lexikalische" Auftrag und Antrieb der Firmen... ;)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Zitat

    Original von Stefan.M
    Noch ein Wort zum Carneval. Die Plattenindustrie stellt ja gerne Verkaufsschlager her. Es ist ja ganz amüsant die vielen musikalischen Zitate aus dem Carneval herauszuhören. Saint-Saens hatte ihn aber Zeit seines Lebens nicht veröffentlichen mögen, weil er (ich meine zurecht) um seinen guten Ruf fürchtete.
    ...
    Dies war für heute mein Versuch etwas zu diesem Kapitel der Musikgeschichte beizutragen. Ich hoffe, es ist was brauchbares dabei.


    Herzliche Grüße aus dem hohen Norden!


    Stefan.M


    Und ob! Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Überblick.


    Leichte Reserven möchte ich allerdings bei der Anmerkung anmelden, Saint-Saens habe mit Recht gefürchtet, dass seine Reputation unter dem KARNEVAL DER TIERE hätte leiden können. Das kann doch wohl allenfalls für die trockensten Akademiker seiner Zeit gelten, und die Nachwelt hat diese Befürchtung ja auch nachhaltig widerlegt. Dazu steht aber schon sehr viel in diesem Thread: Tierisch gut - Camille Saint-Saens KARNEVAL DER TIERE


    :hello: Jacques Rideamus

  • Lieber Michael :


    Dank für Deinen Hinweis auf die wohl leider fast vergessene Einspielung des 4. KK durch


    Alfred Cortot und Charles Munch ( 134 ) .


    Hinweisen möchte ich auf die ebenfalls grandiose Interpretation des 2. Klavierkonrtes durch


    Arthur Rubinstein .


    Insgeamt sind die GAen durch Aldo Ciccolini , der viel zu wenig im deutschsprachigen Raum geschätzt wird , wie die durch Collard hervorzuheben .


    Auch die Interpretationen der Klavierkonzerte Nrn. 2 und 4 durch Philippe Entremont ( mit einem kongnialen Eugen Ormandy und dem herrlich klingenden Philadelphia Orchestra ) verdienne mehr als nur Resepkt .


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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