Applaus während des Konzertes

  • Besonders störend finde ich den unmittelbar nach dem Ende des Stücks losbrechenden Applaus bei Live-Mitschnitten auf CDs.


    Zum Beispiel bei der Aufnahme der Beethoven-Klavierkonzerte mit Brendel/Levine bei Philips. Jedesmal donnert am Ende sofort frenetischer Applaus los. So schnell kann ich die Fernbedienung gar nicht in die Hand nehmen um das abzustellen. Dabei würde ich grade am Ende gerne noch einen Moment der Stille haben als Ausklang.


    Ich habe mal im Fernsehen einen Dirigenten sage hören (war es Barenboim, ich bin nicht sicher), dass er die Qualität des Publikums nach der Zeit abmesse, die zwischen letztem Ton und erstem Klatschen vergeht. Das kann ich gut nachvollziehen.


    Einen sonntäglichen Morgengruß schickt euch Carola :hello:

  • Zitat

    Original von Carola


    Ich habe mal im Fernsehen einen Dirigenten sage hören (war es Barenboim, ich bin nicht sicher), dass er die Qualität des Publikums nach der Zeit abmesse, die zwischen letztem Ton und erstem Klatschen vergeht. Das kann ich gut nachvollziehen.


    Salut,


    wer auch immer es war: Was die Qualität des Publikums betrifft, so kann man das auch sehen, wie man will. Ich würde mich jedenfalls als Autor eines Werkes darüber freuen, wenn während oder unmittelbar nach dem letzten Ton tosender Applaus losbricht.


    So man eine live-Aufnahme bewusst erwirbt, muss man ja mit solchen Dingen rechnen. Wer das nicht will, muss sich eben mit geschnittenen Studio-Einspielungen abfinden.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo zusammen,


    die Zeit zwischen letztem Ton und Applaus sollte doch aber auch mit dem Stück zusammenhängen:


    Wenn ich gerade die virtuosen Schlusskaskaden von beispielsweise Schostakowitschs erstem Klavierkonzert gehört habe (oder Tschaikowsky etc.) muss "es" einfach schneller raus, als wenn gerade das Lied von der Erde oder Mozarts Requiem verdämmert ist. Insofern kann ich dem Dirigenten, der diesen Satz gesagt hat, nicht wirklich recht geben


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Salut,


    noch ein Gedanke kommt mir:


    Als Teil des Publikums kommt es für mich auch darauf an, ob ich an dem von dem "restlichen" Publikum angezettelten Enthusiasmus teilhaben kann, oder nicht. Wenn dies der Fall ist, so stimme ich natürlich selbstpersönlich euphorisch in den Jubel mit ein.


    Zudem hängt es dann auch noch davon ab, wie "heilig" mir persönlich ein Werk ist. Ist ein Werk sehr heilig [im übertragenen wie im reellen Sinne], dann könnte ich ein verfrühtes oder Dazwischenklatschen nicht vertragen, zählt das Werk für mich unter "ferner liefen", wäre es mir ziemlich egal.


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo zusammen,


    bei mehrsätzigen Konzertstücken,Symphonien usw.wird erst nach Beendigung des letzten Satzes applaudiert.Das gehört zur Allgemeinbildung und sollte von allen Konzertbesuchern respektiert werden.Zwischen den Sätzen zu klatschen ist dumm und rücksichtslos.Trotzdem ist diesem Banausentum leider nicht Einhalt zu bieten.
    Im Opernhaus gelten weniger strenge Regeln.Wirklich sakrosankt ist nur,nach dem 1.Akt des Parsifal auf Beifall zu verzichten und ruhig die Musik nachwirken zu lassen,wie von Richard Wagner gewünscht.Und diese Stille hat etwas besonderes.In Bayreuth und in Stuttgart selbst schon erlebt,"klingt"diese Stille unheimlich lange nach.
    Ansonsten kommt es sehr auf die Art der Oper an,deutsches oder italienisches Fach,heitere (Kinder-)Oper oder Musikdrama erfordern unterschiedliche Beifallszenarien.Da gehört eben ein gewisses Fingerspitzengefühl dazu.Grundsätzlich darf jedoch die Musik n i e durch Applaus abgewürgt werden.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Der schnell losbrechende Schlussapplaus bei den Beethoven-Konzerten stört mich nicht. Eher schon die Art und Weise, wie er nach kurzer Zeit ziemlich schnell und schlampig wieder ausgeblendet wird. Wenn schon - denn schon.
    Allerdings muss es ja nicht so extrem sein wie beim Mitschnitt der Vierten von Beethoven unter Carlos Kleiber, wo der minutenlange Schlussapplaus ehe dazu zu dienen scheint, die kümmerliche Spieldauer der CD ein wenig zu verlängern.
    Ansonsten hängt es vom Stück ab: Bei vielen ernsten Werken (nicht nur geistliche Kompositionen) verbietet sich ein Schlussapplaus bisweilen oder man lässt eine Gedenkminute verstreichen, bis man applaudiert.


    Der Applaus zwischen einzelnen Sinfoniesätzen ist unpassend und zeugt von wenig Kenntnis.


    Dazu gibt es eine lustige Parallele, die allerdings kaum stört: Charterflieger klatschen immer bei der Landung. In Linienfliegern gehört sich das nicht.

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

  • Muss mal wieder eine (dilletantische) Frage an die Profis stellen:


    Mendelssohn VK e-moll: erster Satz geht mit einem Hornsolo in den zweiten über. Welcher Grund? :stumm:

  • Hallo allerseits,


    bei meinem oder unserem letzten Konzertbesuch durften Peter und ich auch von dem Publikum bei Mozarts Violinkonzert gestört werden. Welch eine Ehre :motz: :angry:


    Gleich nach dem ersten Satz legten sie los und begannen zu klatschen!
    Zum Glück hat sich der Großteil zurückgehalten, sonst hätte sich das wahrscheinlich auch noch in die Länge gezogen...


    Es war wirklich eine tolle Darbietung von Akiko Suwanai, dem Berliner-Sinfonie Orchester und Inbal, aber man hätte doch auch noch die anderen beiden Sätze abwarten können.
    Ich fand es nicht so doll und Peter sah mich auch eher ablehnend an und meinte: "Jetzt doch noch nicht...".


    Aber es sehen halt nicht alle Menschen so und müssen deswegen auch noch mittendrin applaudieren.


    Das ist ja fast störender, als wenn mal einer hustet (natürlich nur wenn es kurz ist und wenn sowieso gerade ff gespielt wird :D).



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Zitat

    Original von Daskalos
    Muss mal wieder eine (dilletantische) Frage an die Profis stellen:


    Mendelssohn VK e-moll: erster Satz geht mit einem Hornsolo in den zweiten über. Welcher Grund? :stumm:


    Lieber Daskalos,


    das Hornsolo gehört zum Beginn des zweiten Satzes, der erste Satz endet ganz normal (Welche Aufnahme besitzt Du?). Gelegentlich findet sich bei den Satzbezeichnungen der Hinweis "attaca", dann schließen die Sätze nahtlos aneinander an. Ein solcher Übergang lässt sich bei Beethovens 5. Klavierkonzert beobachten. Zum Ende des Mittelsatzes klingt das Thema des abschließenden Rondos bereits an, die beiden Sätze gehen ineinander über.


    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Hallo,


    Zu Opern und Liederabend gehe ich so selten, daß ich mich da zum Thema Applaus nicht äußern mag.


    Bei Konzerten mag ich keinen Zwischenapplaus. Allerdings auch nicht die Unruhe, das Stühle-Scharren, das Gehüstele, eventuell gar geflüsterte Kommentare zwischen den Sätzen.
    Und auch am Schluss wäre mir es recht, wenn erst mal einige Momente Stille wäre. Damit die Musik, auch ganz lebendige, furiose, noch ungestört etwas nachwirken kann.
    Dann allerdings finde ich es schön, die Begeisterung der anderen auch zu hören. Das gilt auch für kirchliche / religiöse Werke, auch bei Aufführungen in Kirche. Wobei ich natürlich die Bitte im Programmheft, Applaus zu unterlassen, respektiere.

    Anna-Beate

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  • Den Beitrag mit dem Vergleich der Charterflieger, die z.B.
    in Kreta ankommen und klatschen TOLL :D
    Linienflieger machen das wirklich nie.
    So ähnlich ist es im Konzert doch auch..
    Nach einem grandiosen Konzert muß auch ein "Bravo" sein, auch wenn
    es den einen oder anderen stören sollte. Oder???
    :hello:

    mucaxel

  • Hallo,


    @Mendelssohn Violinkonzert e-moll: Der Übergang vom 1. zum 2. Satz ist ein Fagottsolo: h schiebt sich auf C. Somit wird der Übergang zwischen e-moll und C-Dur vollzogen: h als Dominantton zu e-moll wird Leitton zu C-Dur. Ein kurzer aber genialer Moment. Grund dürfte sein in Konzerten und Symphonien angestrebtes Satzverknüpfungsziel gewesen sein, wie schon weiter oben erwähnt.


    Viele Grüße,
    Daniel :hello:

  • von der anderen Seite gesehen


    - manchmal geht mir Applaus auf die Nerven...bei Operettenkonzerten oder in heiterem Zusammenhang ist es eine freundliche Atmosphäre, aber bei "ernsten", mir wichtigen Werken, will ich meine Ruhe haben!
    die Leistung einer Bach-Fuge oder komplizierter Werke wird nie angemessen honoriert im vergleich zu billigen Effefktstücken...


    ganz arrogant gestehe ich übrigens ein, daß mir das Verbeugen verhaßt ist...
    ich leiste meine Arbeit - und das Publikum zahlt - damit ist für mich alles erledigt - wozu diese Sch....Formalitäten??


    Muß sich jemals ein Verkäufer verbeugen, wenn er Wurst geschnitten und verpackt hat, müssen ein Installateur, eine Büroangestellte verbeugen, wenn sie ihre normale Arbeit leisten?
    gibt es noch Persönlichkeiten (vielleicht außer dem Papst..) bei dem eine Verbeugung wirklich angebracht ist?


    Verbeugen als Dank für den Applaus - naja, ich will den Applaus ja gar nicht - hab nicht darum gebeten...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Salut,


    was Du schreibst ist interessant! Ich würde mich auch am liebsten nach getaner 'Arbeit' verpissen. Wir sind eben vielleicht Menschen, die sich eher ungern 'feiern' lassen.


    da der applaus /:genau zu nemmen:/ der wahre Endzweck unsers tuns ist, so habe ich mich seit ein Paar Jahren mit diesem wahren, besten freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein bild nicht alleine nichts schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel beruhigendes und tröstendes!


    [Frei nach W.A.]


    :hello:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • hallo Tastenwolf,


    selten mal, es kam vor, dass ich im anschluss einer 'monsteroperation' von der op-schwester und dem anästhesisten applaus bekam. 'mein' applaus ist die gesundung oder besserung des patienten ! daher meine ich schon, dass die meisten musiker den applaus brauchen, um sich in ihrer arbeit bestätigt zu sehen. jeder mensch braucht für seine tätigkeit ein feedback, und beim musiker ist es eben der applaus !


    gruß, siamak :hello:

    Siamak

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  • Servus Tastenwolf,


    wäre ich Musiker, würde es mich viel mehr bestätigen, wenn das Publikum ergriffen schweigt und nach Hause geht. Nur - wie sieht das denn aus so ganz ohne shakehands? :D


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Siamak,


    (Ah! ein musikalischer Arzt - ist mir noch gar nicht aufgefallen!!)


    du triffst die Sache sehr gut - viele Musiker brauchen den Applaus als Bestätigung...aber ich bin sicher, daß sehr viele auf das Höflichkeitsritual verzichten können


    sehr viele Menschen applaudieren nur, "weil man das macht, weils so üblich ist..."


    und das Schöne am Applaus ist, wenn er unerwartet, spontan kommt - also echte Begeisterung widerspiegelt.


    mir ist wichtig, das Publikum (musikalisch) zu berühren - ob das "angekommen" ist, sehe ich eher in geöffneten Augen, einer aufrechten Körperhaltung (=Zuwendung)


    ich denke, daß ich mich von der üblichen Gleichung gelöst habe - die Forderung des Künstlers nach für seine außergewöhnliche Leistung...das Verbeugen im stolzen Bewußtsein, sich von der Masse des Publikums abzuheben, über ihnen zu stehen


    meine Leistung ist schließlich für mich etwas alltägliches - für mich kann ich die Stücke jederzeit spielen (obwohl das Spielen vor Publikum mit Streß verbunden ist...)


    vor allem als Begleiter ist mir verhaßt, wenn Sänger auf mich zeigen und mich nötigen, auf den Applaus zu reagieren...mir ist klar, daß das Konzert ohne mich nicht zustandegekommen wäre...


    wenn darüber nachdenke, stört es mich als Solist weniger...


    Austria


    ergriffen, beeindruckt, berührt, nachdenklich gestimmt, auch heiter, oder auch ein bißchen fassungslos...das sind einige der Wirkungen, die ich erzielen möchte.
    Applaus zerstört doch das alles, zieht es ins Banale...


    bei einigen Stücken will ich so etwas wie Ehrfurcht vor der Komposition erzeugen, das soll ganz losgelöst von meiner Person sein...


    Applaus als "Bezahlung" einer künstlerischen Leistung stört mich wieder - weil es IMO keine gleichwertige Reaktion gibt - man bleibt dem Künstler immer etwas schuldig...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • hallo Wolfgang (tastenwolf),


    ich persöhnlich, der hauptsächlich klavierabende besucht, applaudiere immer. dieser applaus kennt allerdings unterschiedliche kategorien:


    kategorie 1: 'höflicher applaus, um die leistung grundsätzlich zu belohnen


    kategorie 2: kraftvoller applaus in aufrechter haltung


    kategorie 3: standing ovations.


    es gibt situationen, wo sich 'mein' applaus vom durchschnittsverhalten des publikums unterscheidet. z.b. standing ovations von der mehrheit, ich bleibe sitzen und z.b. umgekehrt ! interessante beobachtung nach den goldberg-variationen mit andras schiff in essen. der pianist reagierte verärgert auf den raschen eintritt des applaus nach beendigen der abschließenden aria. schiff wollte wohl noch etwas stille wirken lassen und selbst das signal zum applaus geben. jedenfalls schlug er mit einem krach den klavierdeckel zu !


    gruß, siamak :)

    Siamak

  • Mir fällt da gerade ein, daß in Toscaninis NBC-Naxos-Liveaufnahme der Sechsten von Tschaikowsky ein kleiner tosender Applaus nach dem gewaltig furiosen dritten Satz aufbrandet und auch von selbst wieder abbricht. Hier wußte das Publikum sicher, daß die Sinfonie noch nicht zu ende ist, aber die angestaute Energie mußte sich kurz zwischendurch mit einem Kurzapplaus, sozusagen einem sinfonischen Szenenapplaus, entladen.


    Wenn einmal ein einzelner Satz derartig überzeugend und mittreissend gelingt, darf man von mir aus auch einen sinfonischen Zwischenapplaus einschieben. Ist eh nicht schlimmer als die üblichen Hustkonzerte in den Pausen der Sinfoniesätze.


    Oder?

  • hallo Thomas Bernhard,


    diesen live-broadcast-mitschnitt habe ich auch. das 1. klavierkonzert tschaikowskys mit horowitz wird auch absolviert !


    gruß, siamak :hello:

    Siamak

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  • lieber tastenwolfgang
    den dir ungenehmen applaus kannst du leicht abwehren, bzw. -lenken, indem du dir die noten wie einen schild vor den kopf hältst...
    :beatnik:

  • Sagitt meint:


    Ich suchte dazu etwas,fand aber nichts. Beifall. Heute wieder erlebt. Eine Künstler entäussert sich, geht tief in seine Rolle hinein. Da stirbt eine Violetta, und dann prasselt der Beifall los.Man sieht, wie sehr die Künstler im ersten Moment gequält wird, mit Lichtgeschwindigkeit zurück ins Jetzt.
    Meine schönsten Konzerte habe ich erlebt: im Publikum nur angehende Künstler, die schöne Müllerin, nach dem Ende- einfach Stille. Man respektierte, was man gerade gemeinsam erlebt hatte, Beifall dann später, aber erst einmal Respekt.


    Was sind Eure Erkenntnisse ?

  • Beifall am Ende der Matthäus Passion. Und wie. Vor ungefähr zwanzig Jahr fing das an. Und es wurde immer schlimmer. Das Concertgebäude wurde (oder "wird" im Zukunft ) fast abgebrochen.
    Das ist ein Grund, warum ich nicht mehr dort hingehe.


    LG, Paul

  • frei nach Molière:



    "der schönste Beifall kommt von Daumen und Zeigefinger..."



    oder auf bayrisch : "Diri Dari"


    $ $ $ $ $ $ $ $ $ :D:D:D




    aber im Ernst, warum nicht, ich finde es albern, wegen irgendwelcher "seltsamer" Gedanken auf den Beifall zu verzichten, oder das Lächerlichste was ich bisher mitbekommen habe: an das Publikum werden kleine Hölzchen verteilt, da das Klatschen so odinär sei..... :rolleyes:

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  • Hallo Thomas,
    Du schriebst,


    "Mir fällt da gerade ein, daß in Toscaninis NBC-Naxos-Liveaufnahme der Sechsten von Tschaikowsky ein kleiner tosender Applaus nach dem gewaltig furiosen dritten Satz aufbrandet"


    In den USA ist es gang und gäbe, nach jedem Satz eines Werkes zu applaudieren, allerdings meistens nur kurz.
    Den "großen" Schlußapplaus gibt es dann noch einmal am "wirklichen" Ende.


    Allerdings sind die Aufführungen der 6.Tschaikowski, bei denen ich mitwirkte, und bei denen kein Applaus nach dem 3.Satz kam, stark in der Minderheit.
    Dieser Satz ist einfach zu mitreißend und es gibt sicherlich immer noch eine große Anzahl von Konzertbesuchern, und wird es immer geben, die diese 6. Tschaikowski nicht genau kennen und in die Applausfalle tappen.
    Ich denke, daß dies auch damals bei Toscanini der Fall war.


    Beste Grüße,


    Michael


    P.S.Mir sind die üblichen Hustkonzerte zwischen den Sätzen sehr teuer!
    Zeigen sie doch, daß für das Publikum die Anspannung so groß war, daß sie sich irgendwie entladen muß und man als Interpret das Publikum erreicht hat.
    Völlige Stille zwischen Sätzen würde ich auf der Bühne als niederschmetternd empfinden, vor allem, wenn sich vorher schon alle Hustvirtuosen während der Darbietung entäußert hätten :D.


    Mir sind auch "große Augen" und eine etwaige "grade Sitzhaltung" des Publikums herzlich egal, für solche Beobachtungen habe ich auf der Bühne keinen Sinn und keine Zeit.


    Mich freut es, wenn ich am Applaus erkennen kann, daß erstens das Werk, welches ich soeben gespielt habe, gefallen hat, und daß zweitens meine Interpretation auch gefallen hat.
    Dieser "Applaus" kann sich, wie sagitt beschrieben hat, auch in Stille entäußern, dies ist in dem von ihm beschriebenen Fall sogar das höchste Lob.
    Es kommt halt auf das Werk und den Ort an.

  • Hallo Michael,


    bei der 6. Tschaikowsky bin ich nicht deiner Meinung. Der Großteil der Leute kann bis vier zählen, und es ist nicht Unkenntnis des Werks, dass nach dem 3. Satz applaudiert wird. Diese Symphonie ist eine der Ausnahmen von der Regel (siehe mein 1. Posting in diesem Thread), und es ist die Reverenz vor der Bravourleistung des Orchesters, die zum Applaus führt. Außerdem ist man nach dem Schlusssatz zumeist in einer ganz anderen Stimmung, wo der Applaus naturgemäß sehr viel verhaltener kommt als es dem Werk und seiner Aufführung angemessen ist.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    "und es ist die Reverenz vor der Bravourleistung des Orchesters, die zum Applaus führt"


    das meine ich doch auch, deshalb schrieb ich ja, daß dieser Satz einfach auch zu mitreißend ist.


    Es ist ganz natürlich, daß danach Applaus kommt.


    Allerdings bin ich nach wie vor der Meinung, daß es auch noch genügend Hörer gibt, welche in dieser Situation vergessen haben, bis vier zu zählen oder aber diese Sinfonie überhaupt nicht oder nur ein wenig kennen.


    Beste Grüße,


    Michael

  • Zitat

    Original von Carola


    Ich habe mal im Fernsehen einen Dirigenten sage hören (war es Barenboim, ich bin nicht sicher), dass er die Qualität des Publikums nach der Zeit abmesse, die zwischen letztem Ton und erstem Klatschen vergeht. Das kann ich gut nachvollziehen.



    Abbado sagt so etwas Ähnliches in der biographischen Dokumentation "Die Stille hören", die es auf DVD gibt. Ein Klasse Film! Seit ich diesen Film gesehen habe, denke ich bei jedem Konzert, in dem unmittelbar beim Ende eines Musikstückes applaudiert wird, es wäre halt ein Ausdruck von Respekt gegenüber den Künstlern und den anderen Konzertbesuchern, einige Sekunden verstreichen zu lassen. Sofort zu applaudieren finde ich genau so unnütz wie bei einer besonders lauten Stelle ein Foto zu machen. Besonders krass ist es bei italienischer Oper, wo mittendrein geklatscht wird. Besonders störend finde ich es bei intimeren Stücken - da kommt es mir wirklich vor wie wenn der Musiker geohrfeigt würde durch so ein "Braaaaavo!" gleich am Ende der Musik. Zwischen den Sätzen husten und sofort nach der letzten Note klatschen, warum eigentlich? Zeigt man damit, dass man das Stück "kennt"?
    :rolleyes:
    Zumindest sollte man warten, bis der Schall wirklich vollständig verhallt ist und die Musiker von den Instrumenten ablassen (ist meine Meinung).

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Vieles hat sich im Laufe der Zeit geändert.


    Zwischenapplaus in der Oper - von einigen von Euch als störend empfunden - war einst ein Indiz für eine geglückte Aufführung: Das Publikum konnte sich nicht länger zurückhalten und die Emotion brach sich Ihre Bahn....


    Heute - wo jede Aufführung aus gründen der Sparsamkeit mitgeschnitten wird - und das zahlende Publikum von der Plattenindustrie lediglich als sich selbst finanzierende Akustikmatte gesehen wird - ist sowas natürlich verpönt.


    Im Konzert zwischen den Sätzen zu applaudieren galt in Wien ja schon seit Menschengedenken als "unfein" - während es in Paris - so wurde ich informiert (kontrolliert habe ich es allerdings nicht !!) durchaus als gesellschaftsfähig toleriert wurde....


    Bei geistlichen Werken ist das so eine Sache:
    in sakralen Räumen sollte man aus meiner Sicht eher auf Applaus verzichten (am besten man vermerkt einen diesbezüglichen Wunsch auf den Programmzetteln) - in Konzertsälen jedoch - wo viele das Werk als Kunstwerk- losgelöst vom religiösen Inhalt betrachten - wird sich indes solch ein Wunsch kaum realisieren lassen



    mit freundlichen Grüßen


    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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