Liebe Leute,
ich denke, wir bräuchten einmal Kriterien, nach welchen sich Fragen wie "Wann war wer besser ..." entscheiden lassen; ansonsten ist es wie immer: Der Konsument entscheidet!
Im Hinblick auf Operngesang möchte ich aber unterstreichen, daß die Ansprüche an die Gesangstechnik in der Spitze niedriger geworden sind, als sie es etwa um die Jahrhundertwende waren. Das heißt nicht, daß es nicht auch Entwicklungen gegeben hat, die ein Fortschritt waren (etwa Callas' Wiederbelebung des Belcanto jenseits von reinem Soubretten-Gezwitscher). Dennoch: Zur Zeit von Melba und Patti existierten noch mehrere Soprane, die vom Notentext (bzw. den hinzugefügten Kadenzen) nicht so unrettbar überfordert waren, wie wir es heute so häufig erleben müssen. Wer sich die Met-Ensembles ansieht, die bis 1945 zusammengestellt wurden, der mag sich schon fragen, ob er heute an zehn Opernhäusern zusammengenommen derartige Qualität finden mag.
Die ständige Mäkelei ist natürlich nervig, aber die Tendenzen des heutigen Marktes sind schlicht traurig. Wie Stimmen mit Potential verheizt werden und ein Starkult um musikalisch Minderbemittelte betrieben wird, ist erschreckend!
Was aber richtig ist: Das orchestrale Niveau ist wohl seit Toscanini, Reiner, Mengelberg und Karajan auf ein Level gehoben worden, das die "früheren Zeiten" gern vergessen läßt. Interpretatorisch muß dies aber nicht gelten!
Hoffen wir, daß dies wenigstens bei den führenden Orchestern so bleibt!
LG,
Christian