Die Stadtbibliothek

  • Hallo zusammen,


    ich war heute mal wieder in der Stadtbibliothek. Und ich habe wieder echte Schätze gehoben. Da habe ich mich gefragt, ob ich wohl der einzige hier im Forum bin, der sich solch einer Einrichtung bedient?


    Von leidenschaftlich bis fanatischen Sammlern ist hier ja häufig zu lesen. Und solch einen Sammler wird dem Leihen von Musik auch nicht mehr fürchterlich viel abgewinnen können. Schon gar nicht, wenn er mehr Musik sein Eigentum nennt, wie er eigentlich hören kann. Oder doch? Einsteiger, die sich relativ zügig einen Überblick verschaffen möchten, tun sich – behaupte ich - oft schwer an entsprechendes Material ranzukommen. Ein paar hundert Scheiben kommen da ja schnell zusammen, beim Überblick verschaffen. Neben dem finanziellen Aspekt, der sicher für viele einen nicht zu vernachlässigenden Faktor darstellt, ist da ja noch das Problem mit der Katze im Sack (und das trifft eigentlich nicht nur den Einsteiger). Wer gibt schon gerne Geld für Aufnahmen aus, die hinterher dann doch nicht gefallen?


    Für mich ist die Stadtbibliothek Anlaufstelle Nummer eins, wenn ich mir ein Thema neu erschließen will. Mein Weg führt mich dann in dieses Gebäude.



    Neben, den entsprechenden Aufnahmen findet sich dort dann meist auch noch die passende weiterführende Literatur.


    Wie sind Eure Erfahrungen?
    Besucht ihr solch Bibliothek? Wenn ja, welche?
    Findet Ihr dort was Ihr sucht? Welche Wünsche bleiben offen?
    Warum geht Ihr nicht in städtische Büchereien oder ähnliches?
    Gibt es besonders empfehlenswerte Häuser oder Alternativen?
    Womit habt Ihr schlechte Erfahrungen gemacht?
    Kauft Ihr dann die Scheiben, die Euch besonders gut gefallen haben oder bleiben Neuanschaffungen dem Unbekannten vorenthalten.


    Auf Eure Erfahrungen freut sich
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Hallo GalloNero,


    als ich Schüler war, hat meine Musikleidenschaft in der Bibliothek so richtig Nahrung bekommen. In Dortmund gab's die Stadt-und Landesbibliothek mit einem Wahnsinnsfundus an Schallplatten (die werden wohl mittlerweile alle durch CD's ersetzt worden sein). Die wurden ausschließlich von den Bibliotheksdamen aus dem Magazin geholt und aufgelegt. Sechs Plattenspieler standen da, Kassettenrecorder und ein Spulentonbandgerät. Wenn man wusste, was man wollte, war die Sache einfach: Man ging an den Karteikasten, schrieb sichdie Nr. der gewünschten Platte auf einen Leih-/Hörschein bekam einen Kopfhörer und zog sich zum Hören zurück. Das Karteisystem war recht simpel: Platten mit dem Kürzel SA waren Einzel-LP's, SS waren die LP-Kassetten. Wenn ich einen Musiktrödelnachmittag verbringen wollte, hatte ich mir Karteinummern ausgedacht, die es zumeist tatsächlich gab. So wußte ich eigentlich nie, was es da gleich zu hören gab (SA 666 werde ich nie vergessen, ein Brahms-Quartett war das, was ich auf Anhieb langweilig fand, aber brav bis zum Schluß gehört habe; die Damen blickten recht streng, wenn eine Platte nicht ganz angehört wurde), habe aber so manche spannende Entdeckung gemacht. Bei Gefallen hatte ich den Damen dann eine Tonbandspule zurückgelassen. Das Aufnehmen dauerte höchstens eine Woche (soviel im übrigen zum Kopierschutzterror heutiger Musikhersteller). Das war ganz legal, die Stadt zahlte einen GEMA-Pauschbetrag.


    Rückblickend waren das fast meine schönsten Jugendnachmittage, Musikhören in der Bibliothek. Für die Kölner Bibliothek habe ich keinen Ausweis. Durch Deinen Beitrag frage ich mich natürlich jetzt, warum das so ist. Heute ist der Bibliotheksbesuch vielfach durch den Austausch mit Freunden und Bekannten ersetzt. Man tauscht untereinander CD's und Bücher aus, in einer Stadtbibliothek war ich schon lange nicht mehr. Bei rechtem Bedenken ein absolutes Versäumnis. Zumal: das geliehene Buch liest man ja doch irgendwie, schaut sich auch den geliehenen Film an oder hört die geliehene CD. Muß man ja alles in einem überschauberen Zeitraum zurückgeben. Vor allem: In der Menge, in der ich früher gelesen habe, wäre Lesen ein unbezahlbares Vergnügen gewesen, selbst bei Taschenbuchpreisen von 2,80 DM. Für die Musik gilt genau das Gleiche.


    Bei den gekauften Dingen? Wie oft wird ein Buch gekauft oder eine CD und dann erst mal nicht gehört? Man besitzt sie ja. Man sieht: besitzen kann nachteilig sein.


    Eine schöne Thread-Idee jedenfalls, bin schwer ans Nachdenken gekommen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ich denke mit Wehmut an meine Zeit in Bonn zurück, wo die Musikbibliothek im Schumann-Haus untergebracht und sehr gut sortiert war.


    Hier in Erding ist die Stadtbücherei klein, das Klassikangebot sehr, wirklich sehr übersichtlich. ;( Es finden sich zahlreiche Riö, Loddi, Kleidermann, Mä - CDs im Angebot. Alles für mich interessante habe ich bereits ausgeliehen. Das eine oder andere Schmankerl war schon dabei, zB einige Klavier-Kaiser CDs, Orfeo et Euridice von Gluck mit Weil. Musikbücher sind auch spärlich, neuere lexikalische Werke dürfen nur in der Bücherei eingesehen werden. Verständlich, aber umständlich. Die DVD-Reihe zur Musik des 20.Jahrhundertshabe ich bereits in einem anderen Thread erwähnt (mit Rattle), sehr gut!

  • In Wien gibt es die hervorragende Städtische Bücherei mit mehreren Filialen in allen 23 Bezirken, einem Online-Katalog (Suchfunktion, auch wenn man nicht eingeloggt ist) und Online-Bestellmöglichkeit und Vormerkfunktion. Die neue Hauptbücherei ist architektonisch interessant (über der ehemaligen Stadtbahn und heutigen U-Bahn U6 - mit direkter Rolltreppe von der Station in die Bücherei - als aufragende Insel in der Mitte des stark befahrenen "Gürtels") und großzügig bestückt (u. a. sehr große Musikabteilung). Für ca. 18 Euro im Jahr kann man fast alles ausleihen, was man will und kann die Bücher, CDs, DVDs etc. auch in jeder nahe gelegenen Zweigstelle/Filiale zurückbringen.


    "http://www.buechereien.wien.at"


    Ich habe sehr viel Musik und einen großen Teil an Literatur dank der Städtischen Bücherei kennengelernt. Wenn mir etwas besonders gut gefallen hat oder besonders ans Herz gewachsen ist, habe ich es mir später dann gekauft. Die Hauptbücherei und die Filialen haben allesamt freundliches hilfsbereites Personal, sind benutzerfreundlich und kinderfreundlich; die Hauptbücherei ist so weitläufig, dass nicht mal mehrere stöbernde Schulklassen störend wirken.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Natürlich muß ich mich schon von Berufs wegen hier zu Wort melden und an die herrliche Situation in München erinnern, wo wir immerhin zwei Bibliotheken zur Verfügung haben, deren musikalische Schätze siich erkunden lassen. Die Staatsbibliothek will ich mal außer Acht lassen und nur von der Musikbibliothek im Gasteig sprechen, die voriges Jahr ihren hundertsten Geburtstag feierte. Sie hat ihren Ursprung in der Sammlung des Kritikers Paul Marsop, die er der Stadt vermachte. Seit den mittleren achtzigher Jahren ist sie im Gasteig untergebracht und hat sich zur größten ihrer Art im deutschsprachigen Raum gemausert. In der Autographensammlung finden sich Werke von Brahms (das Klarinettentrio, wenn ich mich recht erinnere), Pfitzner (das "Christelflein") und Strauss (passenderweise die "Feuersnot"). Die CD- und DVD-Sammlung sind immens und gut gepflegt, inklusive zahlreicher Raritäten (ein Mitarbeiter ist etwa ein glühender Verehrer von Alfredo Kraus, was im Bestand deutlich erkennbar ist).
    Um den gebührenden Link zu setzen:
    http://www.muenchner-stadtbibliothek.de

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  • Zitat

    Original von Santoliquido
    Das Karteisystem war recht simpel: Platten mit dem Kürzel SA waren Einzel-LP's, SS waren die LP-Kassetten. :


    ...und singles hatten wohl nsdap? :D



    ja, ich bin auch fast täglich in den büchereien wien, wie sich die städtischen büchereien mit ihren 40 zweigstellen seit ein paar jahren neumodisch nennen...



    nachtrag zu melots beitrag:


  • Ich bin Mitglied und Fan der Büchereien Wien


    Besonders sticht natürlich die bereits abgebildete Hauptbücherei, die erst vor wenigen Jahren in Betrieb genommen wurde hervor, aber auch die anderen Filialen können sich durchaus sehen lassen.


    Als boshafter Mensch wollte ich Bilder ins Forum stellen, die Euch den Mund wässrig machen - aber eigentlich sind sie alle recht klein und mickrig - und zeigen nur andeutungsweise die Größe und Modernität dieser Bibliothek. Äusserlich ist sie ja keine Schönheit, von der Funktionsweise jedoch unübertroffen:
    Mich erinnert die Form an ein Schiff, in etwa der halben Baulänge der Titanic, auch der Aufbau erinnert eher an Decks als an Stockwerke,
    Es gibt eine Dachterrasse mit Kaffehaus, 130 Internet Arbeitsplätze, bequem gepolsterte Leseecken, Arbeitspulte, 8 "College" genannte Themenbereiche. Zeitschriftenpools etc etc.
    Ein Aufenthalt in der Hauptbücherei kann ein Erlebnis sein.
    Die Verkehrsanbindung ist optimal, es gibt keine U-Bahn-Station "in der Nähe" - nein die U-Bahn Station ist Bestandteil des Hauses !!


    Ich werde heute versuchen dort selbst Aufnahmen zu machen und hier in diesem Beitrag unterzubringen.


    Und hier sind sie schon:







    Leider kann die Größ durch Fotos auch icht annähernd wiedergegeben werden, selbst mich als Gigantomanen stell das Projekt restlos zufrieden....




    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Die Leipziger Stadtbibliothek ist, was den Klassiksektor angeht, sehr bemüht. Es gibt mitunter auch erstaunlich viele neuere Aufnahmen (HIP). An Bachkantaten jedoch fast ausschließlich Rilling :(. Leider sind die Booklets/Cover immer unschön mit Aufklebern überfrachtet. Insgesamt wünsche ich mir mehr CDs, aber da spielt wohl das Geld eine Rolle. Jede dritte CD ist sehr zerkratzt, mitunter nicht mehr durchhörbar. Das frustet dann ganz schön. Einen Webopac haben wir auch. Sehr löblich!
    Was ich nicht verstehen kann ist, dass wenn man eine CD zurückbringt und sagt, dass diese unhörbar zerkratzt ist, nimmt die gelangweilte Aushilfskraft (Student) diese entgegen und sortiert sie trotzdem wortlos wieder ein.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Die Kölner Stadtbücherei nutze ich regelmäßig für alle möglichen Interessen. In einigen Fällen verschaffe ich mir lieber erst einmal einen Eindruck - sei es in Sachen Literatur oder Musik - bevor ich es dann bei Gefallen sowieso kaufe.


    Im obersten Stockwerk befindet sich u.a. die Musikbibliothek. Leider befinden sich inzwischen viele der Sachbücher in einem schlechten Zustand, d.h. die Ausleiher kritzeln ihre Bemerkungen an den Rand etc. daß die Bücher manchmal kaum mehr lesbar sind. In diesem Stockwerk befinden sich ebenfalls die Hörstationen, die WLAN Arbeitsplätze, die DVD`s, und die "Privaträume" der Bibliothekare. D. h. es ist auch immer etwas unruhig. Um also in ein Buch länger reinzuschauen bevor ich mich entschließe es auszuleihen verdrücke ich mich inzwischen in die bequemen Sessel im EG, dort ist ein großer Lesesaal.


    Sophia

  • Hallo zusammen,
    ich möchte an dieser Stelle noch einmal ein Loblied auf die Ulmer Stadtbibliothek anstimmen. Auch wenn in hinblick auf das neue Gebäude zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Der Estet in mir, blickt auf ein Gebäude, dass einen herrlichen Kontrast zu den Umgebenden Altstadtgebäuden bildet. Dem Steuerzahler in mir treibt es eher die Tränen in die Augen - doch das ist ein aderes Thema.


    Ich leihe mir dort sehr viel und ich bin immer wieder überrascht, wie viele, teilweise auch aktuelle Aufnahmen dort zu finden sind. Klar, es ist immer viel verliehen, aber ich tu mir trotzdem jedesmal mit dem 10-CD-Limit schwer.


    Die eine oder andere CD ist auch in Ulm verkratzt, aber ich nutze das Angebot ja in erster Linie um mir einen Überblick zu verschaffen und kaufe dann später das nach, was mir besonders gut gefallen hat. Wenn mir der Komponist gefällt aber die Interpretation nicht, dann halte ich hier im Forum Ausschau.


    Besonders schön finde ich auch die Möglichkeit, gleich ein passendes Buch zum Komponisten zu leihen. Bloed das man nur dreimal je einen Monat verlängern kann. Ich lese nämlich sehr langsam und meistens 5-10 Bücher gleichzeitig :rolleyes:.


    So. Das wars mal wieder vom Schwarzen Hahn.


    Doch eine Anmerkung hab ich noch. Wenn ich mir den Thread so anschaue frage ich mich, ob es im deutschsprachigen Raum tatsächlich nur diese hier genannte handvoll Bibliotheken gibt. Der Thread hat lange geschlafen und wir haben seitdem viele neue Mitglieder gewonnen. Vielleicht kann sich ja noch jemand aufraffen...


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Ich hier mal der Stadtbibliothek Heilbronn ein dickes Lob aussprechen. Gemessen an der Größe der Bibliothek ist deren Bestand an Notenmaterial und Klassik-CDs gigantisch.
    Die Abteilung "Musik" nimmt beinahe ein Viertel des gesamten Fläche ein.
    :jubel:


    Ich bin leider regelmäßig mit der fristgerechten Rückgabe entliehener Medien überfordert, das macht die Sache sehr kostspielig :wacky:


    LG
    V.

  • Zitat

    Original von GalloNero
    Vielleicht kann sich ja noch jemand aufraffen...


    Na, das mach' ich doch gerne.


    Ich kann kaum sagen, einen wie großen Teil meiner Repertoirekenntnis und meines Wissens über Musik ich der Stadtbibliothek meiner Heimatstadt Duisburg verdanke. Hier habe ich mir 1980 als 14jähriger meine ersten (häufig reichlich zerkratzten) LPs mit Haydn-Sinfonien ausgeliehen, dann Mozarts "Figaro" mit Erich Kleiber, "Don Giovanni" mit Krips, "Die Zauberflöte" mit Böhm, dann Beethoven'sche Streichquartette mit dem Amadeus-Quartett, Wagners "Ring" mit Böhm...und und und...


    Noch wichtiger als die Schallplatten waren die Noten, Partituren und Klavierauszüge, die die Duisburger Bibliothek in rauhen Mengen bereithielt. Von Anfang an habe ich gelernt, Musik mit der Partitur in der Hand zu verfolgen. Was ich dabei alles gelernt habe...


    Dazu kam natürlich Sachbuchliteratur über Musik, Komponistenbiographien etc. zur Vertiefung des Gehörten.


    Da hängt wirklich Herzblut dran. Ich wohne schon seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr in Duisburg, aber fast immer, wenn ich meine Eltern dort besuche, unternehme ich auch einen Gang in die Stadt- und speziell in die Musikbibliothek (die inzwischen natürlich auch eine große CD-Sammlung aufgebaut hat - auch wenn sonst die Zahl der Neuanschaffungen gegenüber der Blütezeit in den 60er und 70er Jahren aus Haushaltsgründen zurückgegangen ist).


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo Cellchen,


    ich war früher zu Schülerzeiten auch immer am Strafezahlen. Bei uns in Ulm kann aber über das Internet verlängert werden. Das macht die Sache etwas einfacher.


    Liebe Grüße
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • @ Simoncellchen:
    Man muss halt nur das Bibliothekspersonal gut kennen, dann geht das problemlos 8)


    @ Black Cock:
    Jetzt hast Du Dir vom Masetto das "Chemballo-h" unterjubeln lassen :pfeif::D


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi
    @ Black Cock:
    Jetzt hast Du Dir vom Masetto das "Chemballo-h" unterjubeln lassen :pfeif::D


    Ze'fix. Sowas darf nicht passieren. Aber ich konnte es noch korrigieren.
    Und so wurde aus einem Chellchen wieder ein Cellchen.


    Liebe Grüße
    Gallo

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Zitat

    Original von GalloNero
    Ze'fix. Sowas darf nicht passieren. Aber ich konnte es noch korrigieren.
    Und so wurde aus einem Chellchen wieder ein Cellchen.


    Das ist ja unfair - solche Kalauer nachträglich ändern :beatnik: :D
    Dass Ihr einige km jenseits der Freistaatsgrenze die gleichen (taminokonformen :angel: ) Schimpfwörter benutzt :pfeif::stumm:


    Werde mir jetzt mal ein Weinchen aufmachen und Dir nen schönen Abend wünschen 8)


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Tja..was soll ich sagen..das Angebot der Stadtbibliothek ist eher..übersichtlich.. :(
    Aber Ilmenau ist eben nicht Berlin :)


    Dafür hat die Stadtbibliothek in Erfurt jedoch einige nette Einspielungen zu bieten, unter anderem ein recht umfangreiches Platten-Angebot aus früheren Tagen. Da sind allerdings sicher einige sehr interessante Aufnahmen dabei..


    Btw, weils mir gerade einfäält, hatte ich neulich folgendes Erlebnis im Expert, dem größten hier ansässigen Technik-Markt:


    Frage an die Verkäuferin: Haben Sie hier auch Klassik?
    Antwort: Naja..wir haben da eine CD von Andre Rieu..


    Wenns nicht so traurig wäre könnte man sich echt stundenlang darüber kaputt lachen.. :)



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo Gallo,
    da können wir auf den flachen Land nicht mithalten.Die Gemeinden haben immer weniger Geld um eine entsprechende Abteilung aufzubauen beziehungsreise entsprechend zu ergänzen.Dies gilt auch für Bücher und andere Medien. Wer eine Uni vor der Tür hat, ist gut dran.
    Padre

  • Hallo allerseits,


    hier in Berlin gibt es den städtischen Verbund der Öffentlichen Bibliotheken in dem sämtliche Berliner Stadtbibliotheken (nach meiner Zählung insgesamt 78 Filialen) zusammengeschlossen sind. Die Ausstattung mit klassischer Musik ist, was Tonträger anbelangt, teils recht beachtlich (über Notenmaterial kann ich leider keine Aussage treffen).


    Prinzipiell hat jede Filiale ein mehr oder weniger großes Klassikangebot, zusätzlich gibt es für jeden Berliner Stadtbezirk noch eine spezielle Musikbibliothek mit einer sehr viel umfangreicheren Tonträger-Ausstattung. Besonders hervorheben möchte ich an dieser Stelle neben der Gedenkbibliothek am Blücherplatz (Foto) noch die Bibliothek in der Grunewaldstraße in Steglitz und jene in der Universität der Künste in der Bundesallee. Insbesondere letztere hat so manche echte Rarität im Katalog.



    Insgesamt ist der CD-Bestand im Schnitt relativ alt, was den Vorteil mit sich bringt, daß man hier auch Silberlinge „der ersten Stunde“ entleihen kann die auf dem Markt schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten vergriffen sind. Die Kehrseite der Medaille ist, daß der Umfang der Neuanschaffungen in den letzten Jahren aufgrund der chronischen Finanzkatastrophe Berlins (pleite, pleiter, am pleitesten) stark zurückgegangen ist, so daß einergermaßen aktuelle CDs nur schwer zu finden sind. Es wird in diesem Bereich scheinbar nicht kontinuierlich, sondern, je nach Mittellage, schubweise auf niedrigem Niveau neu angeschafft.


    Die Ausleihzeit beträgt für CDs, je nach Bezirk, entweder zwei oder drei Wochen mit zweimaliger Verlängerungsmöglichkeit, sofern keine Vormerkungen vorliegen. Die Verlängerung kann, genau wie die Katalogrecherche, bequem von zu Hause aus übers Internet vorgenommen werden.
    Gegen ein geringes Entgeld kann ich die Medien auch bei einer anderen als der Entleihbibliothek wieder abgeben. Ganz phlegmatische Zeitgenossen können die gewünschten Medien auch im Internet bestellen und sich diese dann von einem Boten nach Hause liefern und wieder abholen lassen. Das kostet dann allerdings richtig Geld, so daß ich’s noch nicht ausprobiert habe.


    Ich selbst nutze die Berliner Bibliotheken schon seit ich denken kann - meinen ersten eigenen Leseausweis hatte ich bereits im Alter von, ich glaube, acht oder neun Jahren. Für mich sind Bibliotheks-CDs zum einen Quelle des Kennenlernens neuer Werke und Interpretationen, zum andern bieten sie die Chance zum Probehören vor einem etwaigen Kauf.


    Ich möchte meine Bibliotheken keinesfalls missen!



    Schöne Grüße:


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

  • Servus Leute,


    Zitat

    Original von Sonnensucher
    Insgesamt ist der CD-Bestand im Schnitt relativ alt, was den Vorteil mit sich bringt, daß man hier auch Silberlinge „der ersten Stunde“ entleihen kann die auf dem Markt schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten vergriffen sind.


    diesen von Sonnensucher hervorgehobenen Aspekt kann man gar nicht fett genug unterstreichen! Bei meinen diskographischen Recherchen bin ich selbst auf einige Schätzchen gestoßen, in diversen Bibliotheken Europas lagernd, von denen sonst kaum eine Spur, geschweige denn ein Exemplar, aufzutreiben ist. Wohl dem, der seine Bekanntschaften, Freunde und Familienanghörige an strategisch wichtigen Stellen auf dem Globus plaziert hat. :D


    Kann sich unter den Anwesenden eigentlich noch jemand an das kurzlebige deutsche Phänomen der CD-Verleihe erinnern? Warum wurde das eigentlich eingestellt? In den Mediotheken der öffentlichen und Uni-Büchereien passiert doch eigentlich das gleiche, oder nicht?


    Was ich nie verstehen werde, egal ob Bibliothek oder CD-Verleih, ist der Umstand, wie rücksichtslos frühere Entleiher mit dem jeweiligen Medium umgingen. :no: Was man dem jeweiligen Benutzer zurufen möchte ist zu unanständig um es hier zu schreiben.



    Grüße,
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

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  • Hallo!


    Die Stadtbibliothek meiner Heimatstadt ist gelinde gesagt eine Frechheit.
    Ich war auf der Suche nach Material von und über Donberger und fragte mal nach.


    Dialog:


    Ich: Grüß Gott, ich heiße... blablabla, bin angehender Student [die üblichen Floskeln halt] Ich bin auf der Suche nach Literatur über Georg Donberger, dem Komponisten!


    Blonde, nägellackierende Bibliothekstussi: Wer?


    Ich: Von Georg Donberger, dem Komponisten!


    BnlBt: Kenn ich nicht!
    [Sie lackiert weiter]


    DAS SOLL ALLES SEIN! :motz: :motz: :motz:
    So wird man abgespeist, wenn man Unterlagen über den wichtigsten Komponisten der Stadt suchen will und denselbigen bekannt machen will!


    Danke, aber auf so was kann ich verzichten!


    Gottseidank aber habe ich die Archivarin des Stadtarchives getroffen, die mir sehr viel weiter helfen konnte!


    LG joschi

  • Im Thread über Chormusik der Moderne findet z.Zt. eine Diskussion zu Luigi Nono bzw. zu Nonos Chorwerken statt. Dabei kam die Rede auch auf die diesbezügliche Rolle der öffentlichen Bibliotheken:



    Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Bei Deiner Schilderung kam mir der Gedanke, daß die zeitgenössische Musik eigentlich ein wichtiges Aufgabenfeld für öffentliche Bibliotheken (bzw. Mediatheken) sein sollte. Dort findet man aber meist nur ein mageres "Best-of-classics"-Sortiment, ein paar Jazz-CDs und 80% Rock und Pop (als Kopiervorlagen für die Jugend).


    [...]


    Ich fände es großartig, wenn von den wichtigen zeitgenössischen Komponisten beispielhafte Aufnahmen öffentlich verfügbar wären. Dann könnte man nach Lust und Laune ausprobieren und wenn man sich für einen Komponisten erwärmt nach guten Aufnahmen suchen, die man selbst in seiner Sammlung haben möchte. Das wäre doch einmal ein Ansatz für den steuerfinanzierten Bildungsauftrag öffentlicher Bibliotheken, statt das vorhandene Geld nur in die Vervollständigung der Bravo-Hits und Kuschel-Rock-Reihe zu stecken.




    Zitat

    Original von Ulrich Kudoweh
    der Gedanke eines derartigen öffentlichen Angebots hat durchaus etwas Verlockendes. Mit der Vermietung durch öffentliche Bibliotheken wären auch die finanziellen Interessen der Beteiligten gewahrt, wenn auch nicht in dem Maße wie bei (selbst - aus Käufersicht - vergeblichem) Kauf einer CD. Und die Frage ist erlaubt, ob durch das verstärkte Angebot von Chormusik der Moderne in Stadtbibliotheken - eine gesonderte Musikbibliothek ist nun einmal eher selten vor Ort zu finden - auch nur eine zeitgenössische Musik enthaltende CD weniger im Verkaufsweg über den Ladentisch geht.



    Liebe Leute,


    bevor man solche Aussagen tätigt, sollte man vielleicht doch einmal wieder der heimischen Stadtbibliothek einen Besuch abstatten. Da ich schon des öfteren in Deutschland den Wohnort gewechselt habe und verschiedene Stadt- bzw. Musikbibliotheken kennenlernen durfte, da ich zudem einen guten Teil des Erwerbs meiner musikalischen Bildung der Stadtbibliothek meiner Heimatstadt verdanke, da ich durch Bekannte weiß, wie sehr sich selbst in kleineren Städten und trotz sinkender Budgets die Bibliothekare leidenschaftlich bemühen, dem sogenannten Bildungsauftrag nachzukommen - Atempause - kann ich Bemerkungen wie die obigen nur auf Unkenntnis zurückführen.


    Dass nicht jeder Ort von 30.000 oder 50.000 Einwohnern eine eigene Musikbibliothek besitzt, wird kaum verwundern. Aber selbst in einer Stadt wie Bamberg mit 70.000 Einwohnern gibt es ein halbwegs respektables Angebot an CDs, DVDs, Noten und Partituren. In Wiesbaden mit 250.000 Einwohnern sieht es noch viel besser aus. Das hier nahegelegene Nürnberg bietet noch mehr (u.a. ziemlich viel Nono). In meiner seit Jahrzehnten krisengeschüttelten Heimatstadt Duisburg gibt es in der dortigen Stadtbibliothek eine Musikabteilung, in der man problemlos Werke von beispielsweise Ligeti, Lachenmann und Nono auf Tonträgern und in oft extrem teuren und großfomatigen Partituren nach Hause schleppen kann (schon in den 80er Jahren habe ich mich dort an einem ganzen Kasten mit LPs mit Musik nach 1945, u.a. alle Donaueschingen-Editionen, bedient. U.a. war ich damals der Erstnutzer der neu angeschafften LP mit Nonos "Fragmente - Stille, an Diotima" mit dem LaSalle-Quartett - fand ich seinerzeit so großartig, dass ich mir die Platte selbst gekauft habe).


    Zum konkreten Beispiel von Nonos Chormusik: Zwei Blicke in die Online-Kataloge der Stadtbibliotheken von Bonn und Stuttgart, ausgewählt als Wohnorte (bzw. nächstgrößere Stadt) von Ulrich und Reiner Klang, liefern erstaunliche Bestände an Nono-Musik in Form von Tonträgern, Noten und Literatur zutage. Beide Stadtbibliotheken haben übrigens die diskutierte CD mit Nono-Chormusik im Bestand.


    Aber Hauptsache, dass man mal wieder auf steuerfinanzierte (ja, tatsächlich!) Institutionen einprügeln kann, die sich angeblich der Vervollständigung ihrer Kuschelrock-Bestände widmen... :no:



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Zum konkreten Beispiel von Nonos Chormusik: Zwei Blicke in die Online-Kataloge der Stadtbibliotheken von Bonn und Stuttgart, ausgewählt als Wohnorte (bzw. nächstgrößere Stadt) von Ulrich und Reiner Klang, liefern erstaunliche Bestände an Nono-Musik in Form von Tonträgern, Noten und Literatur zutage. Beide Stadtbibliotheken haben übrigens die diskutierte CD mit Nono-Chormusik im Bestand.


    Dabei handelt es sich in Bonn sogar dezidiert um eine Musikbücherei, deren Besuch sich auch in anderer Hinsicht lohnt.
    Es ist nämlich das reinste Irrenhaus. :D
    Nein, das war es früher, und der prominenteste Patient war Schumann, der auch dort gestorben ist.
    Folglich heißt das Gebäude jetzt Schumannhaus und beherbergt neben der Musikbücherei auch einige Reliquien, u. a. das Tafelklavier, auf dem Liszt sich zur Einweihung des Beethoven-Denkmals produzierte.
    Obendrein ist der Bibliotheksraum im ersten Stock zugleich Kammerkonzertsaal (besser: - sälchen), in dem regelmäßig Klavier- und Kleinstkammermusikabende stattfinden.


    Zitat

    Aber Hauptsache, dass man mal wieder auf steuerfinanzierte (ja, tatsächlich!) Institutionen einprügeln kann, die sich angeblich der Vervollständigung ihrer Kuschelrock-Bestände widmen...


    Kuschelrock ist sicher nicht das Hauptsammelgebiet der hiesigen Institution. Das ist naturgegebenerweise Schumann.
    Daneben ist vor allem der Notenbestand wirklich üppig und offenbart kaum größere Lücken, obwohl es im Bereich neuer und neuester Musik mehr sein dürfte. CD- und DVD-Bestände würde ich als ordentlich bezeichnen, neben Klassik müht man sich um Jazz, Rock, Weltmusik etc.
    Bei Büchern und Periodika sieht es ein bisschen trüber aus, aber wozu haben wir noch eine UB? Von der geht man übrigens keine 5 Minuten bis zum Musikwissenschaftlichen Institut mit natürlich ebenfalls eigener Bibliothek. Und dann wären da noch die Bestände des Beethovenhauses...


    Also weiß ich wirklich nicht, worüber man sich hier beschweren sollte. :beatnik:


    PS: Das Instrument der Fernleihe sollte eigentlich auch bekannt sein, oder?

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    PS: Das Instrument der Fernleihe sollte eigentlich auch bekannt sein, oder?



    Optimist. :D


    Ich will niemandem zu nahe treten, aber gelegentlich beschleicht mich hier das Gefühl, dass die segensreiche Institution der öffentlichen Bibliothek selbst bei denjenigen, die es besser wissen sollten, unbekannt oder zumindest unbeliebt ist.


    Dabei sind dem "allgemeinen" Publikum nicht nur Stadtbibliotheken u.ä. zugänglich, sondern - wie Du schon am Beispiel Bonn beschrieben hast - in der Regel auch Universitäts-, Instituts-, Staats- etc.etc. -Bibliotheken.


    Natürlich ist da nicht immer alles ausleihbar. Aber die meisten Bibliotheken haben auch Lesesäle, die nicht umsonst so heißen. Und manchmal haben die sogar arbeitnehmerfreundliche Öffnungszeiten. Und Kopierer. :D


    Klar, bei Tonträgern ist man dann doch meist auf die nicht-wissenschaftlichen Bibliotheken angewiesen. Aber wie gesagt und weiter oben von mehreren Forumianern beschrieben - auch da findet man wahre Schätze...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    . Das hier nahegelegene Nürnberg bietet noch mehr (u.a. ziemlich viel Nono).


    n dieser Hinsicht kann man sich schon auf das nächste Jahr freuen: dann ist der Umbau der Stadtbibliothek abgeschlossen, das jahrzehntelange Provisorium der Musikbibliothek hat ein Ende und das Ganze bekommt auch noch ein neues EDV-System und anständige Öffnungszeiten!

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  • Lieber Bernd,


    Deine leidenschaftliche Erwiderung in allen Ehren, aber sie ist in mehreren Punkten schlicht falsch:


    Zitat

    Original von Zwielicht
    bevor man solche Aussagen tätigt, sollte man vielleicht doch einmal wieder der heimischen Stadtbibliothek einen Besuch abstatten.


    Ich finde es ein bißchen unverschämt, mir zu unterstellen, daß ich die Aussage zu den Kleinstadt-Bibliotheksbeständen (von der Du nur einen kleinen Ausschnitt zitierst) gemacht hätte, ohne die Bibliotheken meines Wohnortes bzw. Umkreises zu kennen. Ich bin seit Jahren regelmäßiger Nutzer, allerdings aufgrund der mageren Bestände kaum im Tonträgerbereich.


    Zitat

    ...da ich durch Bekannte weiß, wie sehr sich selbst in kleineren Städten und trotz sinkender Budgets die Bibliothekare leidenschaftlich bemühen, dem sogenannten Bildungsauftrag nachzukommen - Atempause - kann ich Bemerkungen wie die obigen nur auf Unkenntnis zurückführen.


    Mir wirfst Du Unkenntnis vor und triffst Deine Aussagen aufgrund der Aussagen von Bekannten, die Du dann verallgemeinerst auf die deutschen Stadtbibliotheken?!?!? In Deinem jetzigen Wohnort Bamberg nennt man so etwas "an alt'n groß'n Schmarrn".


    Zitat

    Aber selbst in einer Stadt wie Bamberg mit 70.000 Einwohnern gibt es ein halbwegs respektables Angebot an CDs, DVDs, Noten und Partituren.


    Als Deinen eigenen Erfahrungshorizont führst Du Beispiele aus Duisburg, Wiesbaden und Bamberg an. Alles größere Städte mit Hochschulen / Universitäten, Theatern oder Konzerthäusern etc. Und Bamberg mag von der Einwohnerzahl nicht besonders groß sein, ist aber eine Stadt mit einem tollen Musikleben. Ich habe selbst dort fünf Jahre gelebt. Neben der städtischen Bibliothek stehen dort auch noch mehrere Unibibliotheken, u.a. des musikwissenschaftlichen Fachbereiches zur Verfügung. Ich glaube, die Unkenntnis über die Situation der kleinen Bibliotheken liegt wohl eher bei Dir!


    Zitat

    Zum konkreten Beispiel von Nonos Chormusik: Zwei Blicke in die Online-Kataloge der Stadtbibliotheken von Bonn und Stuttgart, ausgewählt als Wohnorte (bzw. nächstgrößere Stadt) von Ulrich und Reiner Klang, liefern erstaunliche Bestände an Nono-Musik in Form von Tonträgern, Noten und Literatur zutage. Beide Stadtbibliotheken haben übrigens die diskutierte CD mit Nono-Chormusik im Bestand.


    Tolle Idee. Stuttgart liegt fast 50km von mir entfernt. Ein Bibliotheksbesuch dort bedeutet für mich, einen Tag Urlaub zu nehmen. Das gleiche nochmal für die Rückgabe ausgeliehener Medien. Kein wirklich sinnvoller Vorschlag. Für den Aufwand kann ich mir mehrere CDs kaufen. Schließlich ging es mir nicht um die Fragestellung, ob ich IRGENDWO mit beliebigem Aufwand IRGENDWIE die Möglichkeit finde, bestimmte Tonträger zu erhalten. Es ging um den Zugang im normalen Lebensumfeld.


    Zitat

    Aber Hauptsache, dass man mal wieder auf steuerfinanzierte (ja, tatsächlich!) Institutionen einprügeln kann, die sich angeblich der Vervollständigung ihrer Kuschelrock-Bestände widmen...


    Als Arbeitnehmer, der einen schmerzhaft hohen Anteil seines Einkommens als Steuern abführen darf, ist es mein gutes Recht, mich für deren Verwendung zu interessieren und diese ggf. auch zu kritisieren. Vielleicht zahlst Du keine Steuern oder wirst von Steuergeldern bezahlt, daß Du so übertrieben reagierst?
    Was die Größe der Popmusik-Bestände (Stichwort Kuschelrock) in kleineren Bibliotheken in Relation zu anderen Stilrichtungen angeht, empfehle ich Dir einmal eine Exkursion heraus aus der großen Stadt. Eigene Erfahrung ist immer VIEL besser als Hörensagen...


    Viele Grüße :hello:

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Tolle Idee. Stuttgart liegt fast 50km von mir entfernt. Ein Bibliotheksbesuch dort bedeutet für mich, einen Tag Urlaub zu nehmen. Das gleiche nochmal für die Rückgabe ausgeliehener Medien.


    Ok, 50 km für einen Bibliotheksbesuch sind kein Pappenstiel, aber wenn Du "bei Stuttgart" angibst, kommt man nicht sofort auf "schwäbische Hügelsavanne". :D


    Zitat

    Es ging um den Zugang im normalen Lebensumfeld.


    Kann man überall alles haben? Die Kämmerer der meisten Gemeinden haben gerade wahrscheinlich andere Sorgen als die Beschaffung von Medien mit apokryphem Inhalt, wie sie es sehen würden.


    Ulrich allerdings müsste doch nahezu täglich im Schumannhaus auf der Matte stehen und sich über die Angebote freuen.


    :angel:

  • Ich muß gestehen, nach Tonträgern habe ich mir die lokalen Bibliotheken noch gar nicht angesehen. Ich suche ihn ihnen nach Büchern, und zugegebenermaßen erst, wenn etwas auch antiquarisch nicht mehr aufzutreiben ist - ich besitze die Bücher gerne, die ich unbedingt lesen will (verkaufe dann die Flops aber auch wieder).
    Ich habe Stadtbibliotheken in Frankfurt, Mainz und Wiesbaden zur Verfügung, die Uni-Bibliotheken in zwei dieser Städte, und vor allem die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt, wo es fast alles gibt. Da ich das alles in 20 bis 25 km Reichweite habe und wegen Wohnsitz zwischen den Dörfern sowieso immer mit dem Auto unterwegs sein muß, kann ich nicht meckern.

  • Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Ich finde es ein bißchen unverschämt, mir zu unterstellen, daß ich die Aussage zu den Kleinstadt-Bibliotheksbeständen (von der Du nur einen kleinen Ausschnitt zitierst) gemacht hätte, ohne die Bibliotheken meines Wohnortes bzw. Umkreises zu kennen.


    Lieber Reiner,


    hier scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Ich konnte Deinem Posting nicht entnehmen, dass Du ausschließlich Kleinstadt-Bibliotheksbestände angesprochen hast. Ich zitiere es gerne nochmal zur Gänze:


    Zitat

    Original von Reiner_Klang
    Bei Deiner Schilderung kam mir der Gedanke, daß die zeitgenössische Musik eigentlich ein wichtiges Aufgabenfeld für öffentliche Bibliotheken (bzw. Mediatheken) sein sollte. Dort findet man aber meist nur ein mageres "Best-of-classics"-Sortiment, ein paar Jazz-CDs und 80% Rock und Pop (als Kopiervorlagen für die Jugend).


    Wer von uns Musikinteressierten geht schon das Risiko ein, sich unbekannte Musik zeitgenössischer Komponisten in größerem Umfang auf Verdacht zu kaufen (meist Hochpreis!), sich dann einige Zeit intensiv damit zu beschäftigen, um sich dann in nicht wenigen Fällen eingestehen zu müssen, daß man keinen Zugang findet. Im besten Fall bekommt man die Tonträger dann noch mit großem Verlust wieder verkauft, im schlechteren Fall wächst eine Sammlung von Aufnahmen heran, die man nicht mehr hören möchte.


    Ich fände es großartig, wenn von den wichtigen zeitgenössischen Komponisten beispielhafte Aufnahmen öffentlich verfügbar wären. Dann könnte man nach Lust und Laune ausprobieren und wenn man sich für einen Komponisten erwärmt nach guten Aufnahmen suchen, die man selbst in seiner Sammlung haben möchte. Das wäre doch einmal ein Ansatz für den steuerfinanzierten Bildungsauftrag öffentlicher Bibliotheken, statt das vorhandene Geld nur in die Vervollständigung der Bravo-Hits und Kuschel-Rock-Reihe zu stecken.


    In Deinem Beitrag ist ausschließlich allgemein von "öffentlichen Bibliotheken" die Rede, nicht von öffentlichen Bibliotheken in Kleinstädten. Und darauf habe ich reagiert.
    Da Du mit Ulrich diskutiert hast, der ausweislich in Bonn wohnt, und ich Deiner Angabe "bei Stuttgart" leider nicht entnehmen konnte, ob Du in Esslingen oder auf den Höhen der Schwäbischen Alb lebst, habe ich mich u.a. auf die Stadtbibliotheken in diesen beiden Orten bezogen.


    Dass die Situation in kleinen Städten und Stadtbibliotheken natürlich anders aussieht, habe ich ausdrücklich bemerkt, was Du leider verschweigst:


    Zitat

    Original von Zwielicht
    Dass nicht jeder Ort von 30.000 oder 50.000 Einwohnern eine eigene Musikbibliothek besitzt, wird kaum verwundern.


    Darüber müsste man nochmal extra diskutieren. Zweifellos wäre es auch wünschenswert, dass Städte wie Bietigheim-Bissingen, Ellwangen oder Calw eigene Musikbibliotheken mit reichhaltigen Beständen zeitgenössischer Musik erhielten. Oder ein eigenes Symphonieorchester oder ein Opernhaus. Ob das Steuereinnahmen und Budgets tatsächlich hergeben, sei dahingestellt.



    Zitat

    Und Bamberg mag von der Einwohnerzahl nicht besonders groß sein, ist aber eine Stadt mit einem tollen Musikleben. Ich habe selbst dort fünf Jahre gelebt. Neben der städtischen Bibliothek stehen dort auch noch mehrere Unibibliotheken, u.a. des musikwissenschaftlichen Fachbereiches zur Verfügung.


    Danke für die Unterrichtung, aber über Musikleben und Bibliotheken meines Wohnorts bin ich selbst hinreichend informiert.



    Zitat

    Tolle Idee. Stuttgart liegt fast 50km von mir entfernt. Ein Bibliotheksbesuch dort bedeutet für mich, einen Tag Urlaub zu nehmen. Das gleiche nochmal für die Rückgabe ausgeliehener Medien. Kein wirklich sinnvoller Vorschlag. Für den Aufwand kann ich mir mehrere CDs kaufen. Schließlich ging es mir nicht um die Fragestellung, ob ich IRGENDWO mit beliebigem Aufwand IRGENDWIE die Möglichkeit finde, bestimmte Tonträger zu erhalten. Es ging um den Zugang im normalen Lebensumfeld.


    In wessen "normalen Lebensumfeld"? In Deinem? Das konnte ich, wie schon oben bemerkt, nicht genau verorten. Davon abgesehen: Wenn ich richtig informiert bin, lebt etwa die knappe Hälfte der deutschen Bevölkerung in Großstädten, ein weiterer erheblicher Teil in deren unmittelbarem Einzugsbereich. Dass es trotzdem viele gibt, die ohne großen Aufwand keine öffentliche Musikbibliothek erreichen können, ist zweifellos richtig und auch bedauerlich.



    Zitat

    Vielleicht zahlst Du keine Steuern oder wirst von Steuergeldern bezahlt, daß Du so übertrieben reagierst?


    Meine relativ polemische Reaktion bezog sich auf eine pauschale Verurteilung öffentlicher Bibliotheken, die ich Deinem missverständlich formulierten Posting leider entnehmen musste.


    Übrigens erzeugen Argumente ad personam immer einen höchst unreinen Klang...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Zwielicht
    Übrigens erzeugen Argumente ad personam immer einen höchst unreinen Klang...


    Völlig einverstanden. Möchte ich auch möglichst immer vermeiden. Nur mußte ich Deiner massiven Argumentation mit dem an mich gerichteten mehrfachen Vorwurf der Unkenntnis entgegnen. So eine Diskussion gerät leicht in ein sehr unschönes Zwielicht... ;)


    Viele Grüße :hello:

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