Liebe Fairy Queen,
das ist alles eine Frage der Regie bzw. der Rollenauffassung. Quasthoff etwa war der (auch darstellerisch!) beste Amfortas, an den ich mich erinnere. Selbst bei einer Lulu könnte ich mir vorstellen, daß ein guter Regisseur vom machistischen Traumbild einmal abweichen kann. Etc.
Ich habe Schrott nur einmal in natura gesehen, dachte "eitler Poseur" - und das war's dann für mich.
Aber schau Dir mal an, wie die Geigerin Lidia Baich präsentiert wird etc. Ich frage mich langsam, ob wir nicht auf ungeheure musikalische Begabungen verzichten müssen, weil nur noch optisch entsprechende Personen hochgespielt werden.

Erwin Schrott - Eine neue Stimme
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Vielleicht gehört das eher in den "Vorurteil"-Thread wie sehr vieles hier, aber sei's drum und um des Zusammenhangs wegen:
Mich erstaunt immer wieder, wie sehr das Aussehen in den Diskussionen um Interpreten erstaunlich oft gerade bei denjenigen eine Hauptrolle spielt, die behaupten, sich davon nicht beeinflussen zu lassen. Eine solche Behauptung kommt mir vor wie die des Besuchers eines Sternerestaurants, der behauptet, die Anrichtung einer Speise sei ihm egal. Natürlich isst und hört das Auge mit, ob man will oder nicht.
Ich bin aber nicht sicher, ob es deshalb die "gut Aussehenden" besonders schwer haben, akzeptiert zu werden, weil sich das Hirn vor einer Verführung durch die "falschen" Signale hütet. Das Gegenteil trifft eher noch häufiger zu. So kann ich mich aus meiner Zeit als Opernvideovertreiber an eine Schweizer TV-Übertragung eines MASKENBALLS erinnern, dessen Hauptrollen von Luciano Pavarotti und Margaret Price verkörpert wurden. Wir haben uns damals - nur halb im Scherz - überlegt, ob man die Aufführung nicht besser im Cinemascope-Format hätte aufnehmen sollen, denn bei dem Wort "bühnenfüllend" fiel uns zunächst nicht ihr Gesang ein. Der war natürlich exzeptionell genug, dass wir eine Veröffentlichung erwogen haben (die dann aus finanziellen Gründen scheiterte). Wären sie nicht so ungemein gut gewesen, wären aber auch sie ein Opfer ihres Aussehens geworden.
Finden wir uns besser damit ab: in nicht all zu ferner Zeit werden reine Hörkonserven, in denen das Aussehen der Künstler eher unwichtig war, "historisch" sein, und wird es immer mehr auf das "Gesamtpaket" ankommen. So ganz neu ist das Phänomen ja auch nicht, wenn man etwa an die dank eiserner Disziplin erfolgreichen (und stimmschädlichen?) Verschlankungsanstrengungen der Callas denkt. Auch "eitle Poseure" beiden Geschlechts gab es in der Vergangenheit zur Genüge - auch und gerade unter den noch heute strahlenden und bewunderten Inhaber(inne)n großer Stimmen.
Und natürlich bleiben auch die beliebten "wer-mit-wem" - Geschichten nicht ganz ohne Einfluss auf das eigene Urteil, schon weil offensichtlich - wodurch auch immer - die Aufmerksamkeit geschärft wurde. Sonst hätte man dies "Informationen" ja gar nicht erst wahgenommen. Wer da nicht im Glashaus sitzt, möge seine Minigolfbällchen auf das ferne Ziel dreschen.
Das hindert ja nicht, dass die Holzhammermethoden mancher Marketingstrategien einem gewaltig auf den Geist gehen können und sich gegen das Objekt der Vermarktung richten, was den auf diesen lastenden Druck des "Trotzdem-gut-sein" zu müssen, noch gewaltig verstärkt, von der kräfteraubenden Anstrengung der geforderten Omnipräsenz ganz zu schweigen. Da lässt sich von den Kritikern leicht lästern. Wer unter den Umständen trotzdem noch gut (genug) ist oder gar bleibt, hat alle Bewunderung der Welt verdient. Die Opfer dieser Mechanismen verdienen aber auch nicht die hämischen Kommentare derer, die sie womöglich einst selbst noch hochgejubelt haben und ganz plötzlich in den wachsenden Chor des "ich hab's ja schon immer gewusst, er/sie ist schlecht" einstimmen. Ohne jedes Talent und Können kommt man nämlich nicht zu Pott(s)e. Aber als Rasenmähervolk, das möglichst schnell jeden hervorragenden Halm auf das einheitliche Mittelmaß zurückstutzen will, waren wir ja schon immer besonders gut.
Zurück zum Schrott, der (noch?) keiner ist: ich habe mir die ELISIR-DVD für den laufenden TMOO-Thread angehört und erst bei der Gelegenheit bemerkt, dass er da den Dulcamara singt. Zuvor war mir der vom erstmaligen Ansehen vor ein paar Monaten (also Pre-Baby) nur als ausnahmsweise sehr junger und durchus begabter und stimmschöner, aber namenloser Dulcamara in Erinnerung. Kaum stellten meine Synapsen die Verbindung her, habe ich Erwin Schrott natürlich besonders aufmerksam - und besonders kritisch - wahrgenommen. Edwins "eitler Poseur" trifft den Eindruck durchaus, war - jedenfalls in dieser Aufführung - aber ersichtlich (auch) einem auf seine Persönlichkeit abgestellten Regiekonzept geschuldet. Auffallend gut aussehend finde ich ihn dort übrigens auch heute noch nicht, aber da bin ich, wie schon gesagt, nicht das "Zielpublikum".
Ansonsten kommt es offensichtlich nicht von ungefähr, dass hier vor allem von seiner Präsentation die Rede ist, denn ihn selbst hat bislang wohl nur eine Minderheit gehört, und das zum Teil eingestandenermaßen nur in Schnipseln. Insofern kommt dieser Thread für ihn m. E. entschieden zu früh, denn ersungen und ertan hat er ihn bisher kaum. Versungen und vertan aber auch noch nicht.
Jacques Rideamus
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Zitat
Ohne jedes Talent und Können kommt man nämlich nicht zu Pott(s)e. Aber als Rasenmähervolk, das möglichst schnell jeden hervorragenden Halm auf das einheitliche Mittelmaß zurückstutzen will, waren wir ja schon immer besonders gut.
Das sehe ich ganz genauso und wie schwer es ein Herr Schrott hier bei Tamino hat, als Sänger zu bestehen und im Vergleich zu Anderen von ähnlicher mittlerer Begabung ERNSTgenommen zu werden, zeigt sich auch wieder einmal wunderbar.
Von daher hat J.R. durchaus Recht damit, dass Jeder, der unter solchen Umständen im Geschäft bleibt, besonders zu bewundern ist.
Ebenso finde ich es sehr seltsam und fragwürdig (und teile da auch Eponines Ansciht) warum es ein schöner Mensch viel schwerer haben soll, seine Seriosität unter Beweis zu stellen als ein Durchschnittstyp.
Ist Schönheit etwa eine Schande oder gar ein automatisches Stigma für Inhaltsleere????
Für Platon war Schönheit immerhin der Weg des Fühlenden zum Geiste...
Von Baudelaire will ich erst gar nciht anfangen.Schönheit bekommt man genauso geschenkt wie ein musikalisches Talent und um sie zu erhalten und zum richtigen Ausdruck zu bringen, muss man ebenfalls eine ganze Menge tun.
Dass das in Deutschland als Zeichen für Oberflächlichkeit gilt, wird weder ein Franzose noch ein Italiener jemals begreifen. Tant pis!
Dass in rein instrumentalen Bereichen dass Aussehen eine so grosse Rolle spielt , bezweifle ich. Da müsste ja dann schon an den Hochschulen gesiebt werden.
Das ist im Gesang nämlich definitiv der Fall, bei den Instrumentalfächern jedoch meines Wissens nicht.Ein sehr guter Cellist oder Pianist, der kein Adonis ist, hat ebenso Chancen als Solist nach oben zu kommen und Wettbewerbe zu gewinnen, Engagements zu bekommen etc wie sein attraktiver Kollege . Ich zumindest habe in vielen Konzerten und Festivals und Wettbewerben schon beide Sorten von Solisten auf höchsten Niveau erlebt.
Was die CD-Industrie dann macht, ist wieder ein anderes Thema. Da hast Du, Edwin, sicher den Überblick und Recht, dass coverwirksame Künstler mehr Chancen haben als solche, die weniger marketingfähig sind.
Allerdings sollte man die Möglichkeiten guter Photographen nciht unterschätzen.
Die können selbst aus dem hässlichsten Entlein noch einen Schwan machen. Da staunt man manchmal Bauklötze, wenn man die Leute nur von Werbephotos kennt und dann in live sieht! Oder umgekehrt.Liebe Epo, da seihst Du mal wieder, wie wenig Ahnung ich davon habe , was derzeit und verkaufswirsam und HIP ist.
Zumindest ist Herr Schrotts Cover hier für die meisten Taminos Alles andere als hip
Was beweist uns das nun?F.Q.
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Hallo Forianer,
ich verstehe diese Diskussion ehrlich gesagt nicht, es gab zu allen Zeiten sehr gut aussehende Sänger mit Format! Gutausehend ist übrigens Geschmacksache!
Herzliche Grüße
von LT -
Zitat
Original von Jacques Rideamus
Ansonsten kommt es offensichtlich nicht von ungefähr, dass hier vor allem von seiner Präsentation die Rede ist, denn ihn selbst hat bislang wohl nur eine Minderheit gehört, und das zum Teil eingestandenermaßen nur in Schnipseln. Insofern kommt dieser Thread für ihn m. E. entschieden zu früh, denn ersungen und ertan hat er ihn bisher kaum. Versungen und vertan aber auch noch nicht.Jacques Rideamus
Der Gedanke kam mir heute auch (bei Potts natürlich noch mehr), als ich verzweifelt nach einem Thread über Bryn Terfel suchte, der ihn wohl in jeder Hinsicht verdient hätte und bei mir sofort diese Gänsehautgefühle auslöste, obwohl er in keine dieser gerade besprochenen Schienen passt. Diese Stimme könnte allerdings auch noch die nächste Generation auf Tonträgern verzaubern.
(Entschuldigung, schon wieder OT
)
LG Ingrid
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Zitat
Insofern kommt dieser Thread für ihn m. E. entschieden zu früh,
Eigentlich bin ich nicht dieser Meinung.
Es ist zwar wahr, daß es schwierig ist tragende Threads über Sänger mit kaum vorhandenen Tonkonserven zu gestalten, aber wie man siehrt ist es immerhin möglich.
Es ist IMO völlig belanglos ob Herr Schrott vom Tamino Klassikforum mehrheitlich positiv oder negativ beurteilt wird - aber es nicht doch recht wichtig, daß er hier BEACHTET wird.
Das Schlimmste was einem Sänger passieren kann ist nicht eine vernichtende Kritik sondern gar keine. Einige Tausend Leute werden in den nächsten Wochen mit der Frage konfrontiert werden: Wie gut ist der wirklich ?
Das kann die PR seines Labels nicht leisten - das leistet die "freie Presse" - und inzwischen sind wir zumindest sowas ähnliches...mfg aus Wien
Alfred
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Liebe Fairy Queen,
einer mir bekannten Pianistin riet der mit ihrer Vertretung beauftragte Agent, sich die Nase richten zu lassen, weil sonst die Cover-Fotos etwaiger CD-Aufnahmen ein Problem würden.
Ein Einzelfall....?
Keineswegs. Ich könnte noch andere Beispiele (auch von männlichen Künstlern) nennen, wo Ähnliches verlangt wurde - "im Sinn einer besseren Promotion".
Ich finde das jämmerlich. -
Zitat
Original von Musikkristin
Hallo,durch Zufall habe ich vor einiger Zeit bei YouTube ein Video mit Erwin Schrott als Figaro gesehen.
Ich bin nicht der Experte wie viele hier, aber ich fand ihn sowohl gestalterisch als auch von der Stimme her wirklich gut. Schlecht aussehen tut er außerdem nicht, na und.
Ich könnte mir vorstellen, daß er, unabhängig von AN, sehr wohl eine wirkliche Zukunft vor sich hat.
Mich stört oder betört das gestylte Bild auf dem CD-Cover nicht, Hauptsache er singt gut. Werde mal versuchen, mir in einiger Zeit die CD in unserer Stadtbibliothek auszulehen.
Auf jeden Fall gefällt mir das Timbre seiner Stimme sehr.
Was das gute Aussehen bei Opernsängern generell betrifft, ist es, so sehe ich es jedenfalls, in Zeiten der Opern-DVD's schon auch wichtig, irgendwie rollengemäß auszusehen. Die Stimme und die Gestaltung, sagen wir mal die Ausstrahlung, ist natürlich das Allerwichtigste. Und Ausstrahlung hat ja bekanntermaßen nicht unbedingt mit klassischer Schönheit was zu tun, bei Frauen nicht und natürlich auch nicht bei Männern.Schöne Grüße aus dem verregneten München
Kristin
Liebe Kristin!
So lange Sänger nicht, wie gesehen am Sonntag 20.7.2008 in FS 2, bei einer Britten Oper auf einer 6 m hohen Leiter- frei im Raum balancierend, singen müssen und noch einen schönen Brustkorb haben sollen,
dann ist mir die normale Ausstrahlung schon wichtig, aber das Wichtigste ist doch die Stimme.Ich muss zu meiner Schande gestehen, Erwin Schrott, noch nicht gehört zu haben.
Liebe Grüße aus dem ebenfalls verregneten Wien, sendet Dir Peter.
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Gestern stellte der bekannte Wiener Moderator Gottfried Cervenka in seiner Reihe "Apropos Oper" (jeden Dienstag von 15:06-17:30 auf ORF1) Erwin Schrott kurz vor, den ich bis dato noch nicht gehört hatte. Von Leporellos Registerarie war ich angenehm überrascht: solides Bassfundament, leicht ansprechende Höhe, subtile Gestaltung....
Dies hat mich neugierig gemacht, so dass ich mir die Recital-CD zulegen werde.LG
Klaus -
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Moin,
ich habe Herrn Schrott einmal als Mozart Figaro gesehen und gehört.
Und ich muss sagen , dass war eine sehr gute Rollendarstellung. Natürlich strahlt er eine Selbstsicherheit und "Potenz" aus, die nicht unbedingt für einen Figaro sein müsste oder auch je nach Rollenverständnis sein sollte. An diesem Abend passte es aber, da der Graf als ekliger, hässlicher Schleimi ( wunderbar Michael Volle) charakterisiert wurde. Da war dann Schrott das strahlende Gegenstück. Aber gesanglich hatte das alles mehr als Hand und Fuss. Für mich war das klar oberes Drittel.
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Ja, diese Produktion habe ich auch gesehen, war aber von Erwin Schrott nicht so begeistert wie du. Vielleicht hatte ich mir auch einfach zu viel erwartet, weil ich vorher einige tolle Kritiken gelesen und mir nun ein neues Baritonwunder erhofft hatte. Dann war ich etwas enttäuscht, einen zwar guten, aber keineswegs überragenden Sänger vorzufinden, dessen offen zur Schau gestellte "Was-bin-ich-doch-für-ein-toller-Typ" -Attitude mir ziemlich auf den Keks ging. Dass Schrott ins obere Drittel gehört, da stimme ich mit dir überein, aber von einem Spitzenplatz ist er zumindest für mich noch einige Plätze entfernt. Ildebrando D'Arcangelo, dessen Repertoire ziemlich deckungsgleich ist, schätze ich z.B wesentlichlich höher ein. (Aber da sind wir wieder beim persönlichen Geschmack
)
lg SeverinaPS: Ist hier OT, aber insgesamt fand ich die Aufführung musikalisch und schauspielerisch ganz wunderbar, und zwar von allen Beteiligten!
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Hallo zusammen!
Soeben habe ich mir meine Neuerwerbung angehört:
Man hört auf der CD einen dunklen, virilen Bass-Bariton, der sehr nuanciert singt, das ist mein positiver Eindruck. Meine negativen Eindrücke sind: an manchen Stellen etwas harte, spröde Stimmführung, und nicht immer eine exakte sprachliche Interpretation, ausserdem erschienen mir viele Musikteile, auch vom Orchester, etwas zu schleppend interpretiert. Aber vielleicht bin ich zu kritisch. Alles in allem würde ich sagen, kein Fehlkauf von mir, aber Erwin Schrott hat auch nicht die Über-drüber-Stimme, als die er momentan gehypt wird.
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Claus Guth, der Regisseur des Salzburger "Don Giovanni", teilte heute morgen im Rundfunk mit, daß seine Inszenierung im Herbst auf DVD zur Verfügung stehen wird. Die Bildregie führt Brian Large. So wird denn auch Herr Schrott in Ton und Spiel in Bälde all jenen als Rolleninterpret zur Verfügung stehen, deren Urteil sich bislang nur auf irgendwelche Musikhäppchen oder Werbebilder stützt.
Florian
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Ich weiss nicht,auf der CD finde ich in in Mozart Arien ganz gut.Das andere kann ich vergessen.
Man sollte abwarten ,wie er auf der Bühne ist.
Dazu ist ja dann die DVD vom Vorteil,um sich ein Bild zu machen.
Gewiss ist er ein Sänger im mittleren Bereich..L.G. Rita
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gebe zu, der cd-kauf hätte nicht sein müssen. recht nettes, durchschnittliches timbre, kaum 'packendes' in der stimme und interpretation. allein don giovannis ständchen finde ich sehr gelungen. auch finde ich i.ggs. zu rita den mozart nicht sonderlich, aber dafür eher das französische und itl. repertoire eher gelungen. er könnte wohl mehr aus der stimme machen.
richtig ist, daß auch der dirigent in keiner weise den funken zum überspringen bringt.fazit: durchschnittlich.
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Habe Mr.Schrott schon in der WSO gehört bevor er Mr. AN wurde. Hat mir schon sehr gefallen ohne ihn aber sonderlich bemerkenswert zu finden. Wäre er wirklich so sehr in aller Munde ohne die Publicity ? Ich bin neugierig auf seinen weiteren Weg, er ist gut und sollte es eigentlich auch ohne "Seitenblicke" schaffen.
LG
Isis -
Zitat
Original von Elisabeth
Nach dem, was ich bisher hörte, könnte ich mir vorstellen, dass die Rolle des FIGARO Erwin Schrott ganz besonders gut liegen müsste.Zu sehen ist er in dieser Rolle in einer Aufzeichnung aus dem ROH Covent Garden, die seit März auf DVD erhältlich ist:
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Die Hochzeit des FigaroErwin Schrott, Miah Persson, Gerald Finley,
Dorothea Röschmann, Rinat Shaham,
Covent Garden Orchestra, Antonio Pappano
Label: OpusArte , FSKoAB, 2006Ich bin gespannt....
LG, Elisabeth
Inzwischen hatte ich Gelegenheit, mir diese sehr lohnenswerte Inszenierung von David McVicar anzusehen -in diesem thread will ich aber nur (kurz) auf Erwin Schrott eingehen.
M.E. bestätigt auch diese Aufnahme wieder, was schon öfter zu lesen war: eine angenehm timbrierte Stimme, ein Sänger, der spielen kann,gut aussieht und eine durchaus rollendeckende Interpretation des Figaro liefert - ABER: kein Grund für die Hype, die um ihn veranstaltet wird, seit er "Mr. AN" wurde.
Ganz persönlich gefällt mir schon Ildebrando D´Arcangelo besser, und zur Spitzeninterpretation eines Cesare Siepi fehlt noch ein ganzes Stück.Mal sehen, wie er sich in den nächsten Jahren entwickeln wird....
LG, Elisabeth
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Im Thread "Interessante Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert - von heute" erschien von rund zweienhalb Jahren, genauer am 28.3.2006, folgende Frage, die allerdings damals niemand beantwortet hat:
ZitatOriginal von nala
ich sah vor kurzem einen Ausschnitt im Fernsehen von der Los Angeles Opera, eine Don Giovanni Aufführung mit einem Sänger aus Südamerika, da hat es mich fast vom Hocker geschmissen! Aber ich weiss nicht mehr, wie er heisst. Kennt ihn vielleicht jemand? Dort drüben ist er der Star unter den Don Giovannis!Ich war damals nur "passiver" Mitleser im Forum, konnte also nicht selbst antworten, obwohl ich es gewußt hätte!
In Salzburg durfte er heuer nur den Leporello singen, dabei hat er den Giovanni seit 2005 schon (fast) überall gesungen!
LG
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Gestern Abend erlebte ich Herrn Schrott erstmals live auf der Bühne der BSO. Er ist in die Rolle des Escamillo geschlüpft und schon rein optisch konnte man sich wohl keinen schöneren Stierkämpfer vorstellen (Tänzerfigur) und seine Stimme ist echt gewaltig und hat eine beeindruckende Tiefe, auch als Sprechstimme. Bei seinem ersten Auftritt wirkte er (für meine Begriffe) noch etwas angespannt, obwohl um Forschheit bemüht. Es ist sicher auch nicht so einfach, in einem Machokostüm erster Güte und langen schwarzen Haaren auf dem Tisch zu tanzen und zu wissen, dass man supergenau von allen Augen und Ohren taxiert werden wird. Die Lockerheit kam dann aber später beim Zusammentreffen mit Don José. Gegenüber Herrn Berti hatte er natürlich in jeder Beziehung die besseren Karten
und man konnte die ebenfalls sehr rassige und gute Carmen (Kate Aldrich) voll verstehen, dass sie sich nun für diesen Mann entschied. (Vorher muss sie irgendwie mit Blind- und Taubheit geschlagen gewesen sein ).
Am Bühnenausgang war Erwin Schrott sehr charmant und nahm durch seine Natürlichkeit (keine hochgegelten Haare) noch mehr für sich ein. Seine Frau (?) und Tochter waren ebenfalls dabei, aber dann doch sehr schnell im Taxi verschwunden, während er noch eine Weile Autogramme schrieb. Obwohl ich jetzt kein ganz großer Carmen-Fan bin, der Abend hat sich dann letztendlich doch sehr gelohnt
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Habe mir vor kurzem nochmal sein Debütalbum angehört.
Ich muss sagen: Mir gefällt's- aber im Sinne von "gefällig". Bester Teil der Platte sind wohl die Mozart-Nummern, vor allem Leporello.
Etwas unglücklich gewählt aber die großen "Brecher" des italienischen und französischen Bassrepertoires, die eher dramatischen Zugriff verlangen (König Phillipp, Banquo). Hier klingt Schrott doch eher unstet. Er kann sich einfach (noch) nicht in diese Charaktere hineinversetzen. Ein weiteres Manko wäre die geringe sprachliche Vielfalt- Herr Schrott singt Italienisch und Französisch, während René Pape auf seiner ersten CD fünf Sprachen verewigt hat (gut, der ist auch acht Jahre älter).Was viele von euch als Arroganz bezeichnen, ist für mich eher der riesige Spaß an Oper, den er nicht bändigen kann. Ich finde, das macht ihn irgendwie sympathisch. Charisma hat er auf jeden Fall- und das ist für einen Sänger wohl nie falsch ;).
Fazit: Eine sehr schöne, dunkel timbrierte, zuweilen aber noch überforderte Stimme und eine echte Persönlichkeit. Für den Hype kann er ja nun nichts.
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Recht ruhig ist es hier im Forum um Erwin Schrott geworden, auch wenn der Sänger nach wie vor karrieremäßig großen Nutzen aus seiner privaten Beziehung mit Anna Netrebko ziehen kann.
Viele stellen sich die Frage ob er ohne sie überhaupt einen Plattenvertrag abgestaubt hätte.So darf der Sänger nun sein neues Album präsentieren.
Hieß nicht auch schon seine letzte CD "Arias"?Für Hörbeispiele aufs Cover klicken
In der Kurzbeschreibung heißt es, Schrott singt Arien aus Opern mit denen er bereits auf der Bühne große Erfolge feiern konnte.
Mefistofele, Attila oder Don Quichotte hat er schon live gesungen?Gregor
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Es war, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, 1996, als ich Erwin Schrott erstmals hörte - in Hamburg als Gewinner von Domingos Operalia-Gesangswettbewerb. Ich muß gestehen, daß ich die Entscheidung der wie immer bei diesem Wettbewerb prominent besetzten Jury nicht teilte. Schrott sang im Final-Konzert die Banquo-Arie aus Verdis "Macbeth", und mein Eindruck war der eines durchschnittlichen Timbres sowie eines Stimmumfangs, der eher auf einen Baßbariton denn auf einen Baß hinwies.
Dieser Eindruck wiederholte sich, als ich Schrott im letzten Jahr als Dulcamara (neben Anna Netrebko) in der "L'elisir d'amore"-Premiere am Mariinsky-Theater wiederhörte. Wieder ein Timbre, das zumindest bei mir nichts Im-Ohr-Haftendes beinhaltete. Sicher, der Operalia-Gewinn war schon karrierefördernd; die Ehe mit Anna Netrebko sicherte ihm dazu einiges an Publicity. Doch reicht dies schon aus zu einer Karriere?
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Hieß nicht auch schon seine letzte CD "Arias"?
Nein. Die hieß einfach nur Erwin Schrott. -
Erwin Schrott hat 1998 den Operalia-Wettbewerb in Hamburg gewonnen - und zusätzlich noch den Publikumspreis. Zuvor hat er 1997 in Montevideo / Uruguay und in Santiago de Chile gesungen. Er kann also schon auf eine 15jährige Karriere zurückblicken - auch schon vor A.N.
Nachzulesen hier:
Seine Lebensgefährtin ist übrigens bei Universal plattenmäßig unter Vertrag. Schrotts neueste CD ist jedoch bei Sony Records, also bei der Konkurrenz - erschienen und wurde ganz bestimmt nicht von seiner Anna gepuscht. Auch die "Rojotango"-CD war bereits auf dem Sony-Label.
Seine erste Arien-CD war bei DECCA erschienen. -
Danke für die Korrektur! Dann war es also 1998.
Die Auswahl seiner Rollen seit diesem Wettbewerbserfolg zeigt, daß Schrott sich der Grenzen seines Stimm(=Ton-)umfangs durchaus bewußt ist und sich hauptsächlich auf Rollen beschränkt, die zwischen Bariton und Baß liegen, also Giovanni, Leporello, Figaro u.ä. Dies ist nicht als Kritik gemeint, denn es gehört zu den Qualitäten eines Sängers zu wissen, was man ist.
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Nein. Die hieß einfach nur Erwin Schrott.
Obwohl böse Zungen ja behaupten, die CD dürfe eigentlich nur "Schrott" heißen.Operalia hat wirklich eine Reihe namhafter Sänger hervorgebracht, die heute zu den Größen ihrer Branche zählen.
Das von Harald erwähnte Buch ist leider nur eine Zusammenstellung diverser wikipedia-Artikel und daher sind nicht alle Infos unbedingt korrekt.
Erwin Schrott ist sicher kein schlechter Sänger, als Gounod's Faust war er zuletzt sehr überzeugend, und auch die Mozart-Partien singt er recht gut. Wenn er doch nur nicht so schlampig mit den Rezitativen umgehen würde.
Er hätte allerdings beim Figaro bleiben sollen, denn sein Ausflug zum Grafen Almaviva war ein Fehler.
Natürlich hatte er auch schon vor der Netrebko eine Karriere. Aber er war eben einer unter vielen. Heute wird er uns ja als der beste Bass-Bariton seiner Generation verkauft. Oder man versucht es zumindest.
Er ist das beste Beispiel wie man von einer namhaften Beziehung profitieren kann. Denn seine Präsenz in der Öffentlichkeit hat sich enorm erhöht seitdem er mit der Netrebko liiert ist. Hier wird von einer Ehe gesprochen. Sind die beiden inzwischen verheiratet? Das habe ich gar nicht mitbekommen.Gregor
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Letzten Herbst hat mir ein Landsmann von ES erzählt, dass er immer noch in seiner Heimat Frau und Kind sitzen hat und keine Scheidung in Sicht sei.
Verifizieren konnte ich das aber nicht.
Erich
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Lieber Gregor,
du meinst sicher: In Gounod's Faust war er überzeugend.Herbert