Eure liebsten LETZTEN Takte einer Oper - Best of

  • gleichfalls:


    walküre
    tristan


    aber auch:


    siegfried
    la clemenza di tito
    l'incoronazione di poppea

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Die meisten dürften bei der Nennung von Wagners Tristan in diesem Thread einfach an den gesamten sog. Liebestod Isoldens denken. Besonders genial und unvergleichlich finde ich aber die Instrumentation der letzten beiden Takte: am letzten Akkord wirken alle Instrumente mit - nur das Englischhorn schweigt, also das Instrument der "klagenden Weise", die den dritten Akt lange Zeit beherrscht.


    Dazu gibt's ja eine (selbst Wikipedia) bekannte Anekdote, nach der Richard Strauss den jungen Georg Solti (?) mit der Frage, welches Instrument den letzten Tristan-Akkord nicht mitspiele, zum Offenbarungseid zwang. Strauss verwies auf das Englischhorn und lieferte folgende Erklärung mit: "Das Gift ist raus."


    Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Zwischen dem vorletzten und dem letzten Takt ist nur für die Oboen ein Haltebogen vorgeschrieben. Während die anderen Holzbläser über dem Taktstrich eine kurze Luftpause machen, hört man für einen Augenblick allein die Oboen ein dis spielen: klangfarblich verweisen sie damit natürlich auf das Englischhorn der "klagenden Weise - und auch harmonisch lässt sich das dis als umgedeutetes es aus der "klagenden Weise" lesen.


    Wenn man das à la Strauss "interpretieren" will, greift die Aussage "das Gift ist raus" eindeutig zu kurz. Es müsste eher heißen: das Gift ist nicht raus, es ist nur auf eine andere, höhere Ebene verschoben. Auch an Wagners paradoxe Formel von der "Kunst des tönenden Schweigens" darf hier erinnert werden.


    Ich kenne zumindest im 19. Jahrhundert keinen Komponisten, der mit so simplen und doch raffinierten Instrumentations-Kunstgriffen in nur zwei Takten am Ende einer Oper einen solchen "Bedeutungsüberschuss" produzieren konnte...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Der Schluß von Purcells Dido and Aeneas ist ja - ZU RECHT - schon mehrfeach genannt worden. Didos »When I am laid in earth« mit dem an- und abschließenden »With dropping wings«-Trauerchor ist IMO eine der absoluten Sternstunden musikdramatischer Schlußwendungen.


    Ganz anders aber ähnlich umwerfend ist der Schluß zu einer mehr als 150 Jahre später entstandenen Oper zum gleichen Stoff: das Finale des 5. Aktes zu Berlioz' Les Troyens, in der Dido keineswegs resigniert vor-sich-hin-stirbt, sondern sich - bei aller tiefen Verletztheit - stolz und trotzig und nicht ohne zuvor ihrem Frust mit einer echten Kampfansage Luft zu machen tötet. Ein martialischer und herrlich unversöhnlicher Chorsatz der Karthager (Haine éternelle à la race d'Enée) führt dieses grandiose Werk zu einem tatsächlicn gewaltigen Abschluß.
    So ist Geschichte!


    Viele Grüße,
    Medard

  • Ein Schluss, der heftigste Diskussionen auslöste, mir aber trotzdem sehr unter die Haut ging, war der des fliegenden Holländers in der Münchner Inszenierung von Peter Konwitschny. Nachdem Senta alles in die Luft gesprengt hatte (wohl incl. Orchester ;) ), ertönten die letzten Takte der Erlösung aus einem altersschwachen Radioapparat. Allein schon bei dem Gedanken an diese Situation auf Bühne und im Graben bekomme ich ne Gänsehaut.

  • Ich glaube, eine solchen Thread gibt es bislang nicht, daher also die Ausgangsfrage: Welche sind eure liebsten Opern-Finales?


    Bei mir u. a.:


    - Wagner: "Parsifal"
    - Wagner: "Die Meistersinger"
    - Wagner: "Tannhäuser"
    - Wagner: "Götterdämmerung"
    - Wagner: "Rienzi"
    - Verdi: "Don Carlo"
    - Verdi: "Macbeth"
    - Puccini: "Tosca"
    - Mozart: "Le nozze di Figaro"
    - Mozart: "Don Giovanni"


    Wegen Themengleichheit mit diesem Thread verbunden JR II

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Meine liebsten Opernfinales:



    1. Tristan und Isolde


    Der Liebestod... :jubel: :jubel:


    -------


    2. Parsifal


    Wenn der gute Tor alles erledigt hat und alles gut ist und alles strahlt: Schönes Ende !! :hello:


    -------


    3. Tosca


    Ihr dramatischer Burgsprung zu dieser Musik :faint:


    ----



    4. Manon


    Nach all dem Geschehenen ist der armselige Tod von Manon sehr anrührend


    ----



    5. Götterdämmerung


    Das Ende nach ewigem Ringen um Macht und Liebe und die beruhigende Musik nach so viel Drama, wunderbar komponiert :jubel:


    ----



    6. Eugen Onegin


    Tatjana bleibt bei ihrem Grafen und fällt nicht auf Herrn Onegin rein: Super gemacht, Tatjana :baeh01:

  • Ein paar hätte ich schon noch, aber einige wurden schon genannt, z.B. der Schluss von Berlioz'LES TROYENS oder von Webers FREISCHÜTZ. Auch RIGOLETTO mit dem vielleicht effektvollsten Opernschluss überhaupt wurde schon genannt.


    Der aber noch nicht:


    Albéric Magnard: GUERCOEUR


    Zur optimalen Begründung kann ich nur den Opernführer seines Namensvetters mit voller Zustimmung zitieren:


    Zitat


    Original von Guercoeur:
    Das folgende Schlußquartett der Gottheiten Vérité, Bonté, Beauté und Souffrance gehört sicher zu den schönsten und ergreifendsten hymnischen Gesängen der Operngeschichte - ein zutiefst anrührendes Wiegenlied für Guercoeur: Er möge "die vergängliche Pein für immer vergessen", "zurückkehren in die Ewigkeit", "in den Armen der Unendlichkeit in Frieden ruhen", seine Seele "sich auflösen in der Seele der Dinge" ...
    Vérité breitet über Guercoeur den undurchdringlichen Schleier des gnädigen Vergessens und entsendet Souffrance zur Erde, um die Hochmütigen zu erniedrigen und den Helden die Passion Guercoeurs zu verkünden.
    Die Göttinnen verlassen langsam die Bühne und unter den mitreißenden, wogenden Klängen des Orchesters ertönt Guercoeurs letztes Wort, diesmal vom großen Chor in gleißender Pracht gesungen: "Espoir!"


    :hello: Jacques Rideamus

  • .. die bisher mir liebsten letzten orchestralen Takte wurden in den ganz großen Opern des 20. Jahrhundert geschrieben. Das beginnt mit dem "hopp hopp" von Mariens Knabe im Wozzeck :jubel::stumm:an.. ... der Schluss-"monolog" der Geschwitz mit anschließenden "Oh verflucht.." :jubel: :stumm: der verhaltene Schluss von Nonos "Al gran sole.." :jubel: :stumm: und nicht zu vergessen das langsam erlöschende D-Moll von Zimmermanns Soldaten. :jubel: :stumm: Und was Kontrapunkt in diesem Thread über den Schluss von Moses + Aron :jubel::stumm: geschrieben hat, findet meine völlige Zustimmung...


    :hello:

  • Rosenkavalier. Im dritten Akt über weite Strecken ziemlich albern, aber spätestens ab dem Terzett großartig.
    Aida. Einfach wunderbar.
    Parsifal. Geschafft, es ist vorbei. :untertauch:


    Viele Grüße,


    Christian

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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  • Mein Gott, die Dramaturgie der Oper ist auf ein grandioses Finale hin konzipiert. Deshalb könnten sehr viele Werke geannt werden. Ich will es bei einigen Nennungen aus meiner subjektiven Sicht belassen:
    -Götterdämmerung
    -Parsifal
    -Meistersinger
    -Tristan
    - Fidelio
    -Don Carlos
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Meine lieben Taminos !


    Ich sterbe am Ende von "Andrea Chenier" mit dem Liebespaar (wenn die Stimmen es auch so rüberbringen). Bin ich da der
    Einzige ???


    Aber auch u.a. bei Boheme und bei den meisten der schon zuvor genannten Opern.


    Liebe Grüße


    Euer Operngernhörer :hello:

  • Zitat

    Original von Operngernhörer


    Ich sterbe am Ende von "Andrea Chenier" mit dem Liebespaar (wenn die Stimmen es auch so rüberbringen). Bin ich da der
    Einzige ???



    Lieber Operngernhörer,


    natürlich bist Du nicht der einzige:


    das wunderbare Duett war das erste Stück, das ich (als Teenager) aus dem "Chenier" hörte und es zog ich sofort in Bann!


    Für mich gehört es auch zu meinen liebesten Opernfinali....



    LG, Elisabeth

  • Danke, liebe Elisabeth !


    Endlich wieder ein Zeichen, dass mein Geschmack doch nicht so abseits liegt.
    Nach dem Schreiben des Beitrags bin ich sofort zum CD-Player gestürzt, um den ganzen "Andrea Chenier" (Tebaldi, Del Monaco, Bastianini) zu hören.
    Ich bin dabei der Welt abhanden gekommen.


    Liebe Grüße - vom Operngernhörer :hello:

  • zu meine Favoriten zählen im Moment:


    Wagner - Holländer
    Strauss - Elektra
    Puccini - Suor Angelica
    Wagner - Rheingold/Götterdämmerung (die hier ja schon mehrfach vertreten sind)



    Liebe Grüße


    Peter

  • Zu meinen Favoriten gehören:


    Strauss - Elektra
    Verdi - Don Carlo
    Massenet- Werther
    Puccini/Alfano - Turandot ( welch ein grandiosen Finale :jubel: )
    Marschner - Der Vampyr



    Und vielleicht auch Carmen, wobei mir die 2 letzten Takte nicht ganz zusagen.


    Gruß Chrissi

  • Liebe Forianer,


    ich muss hier wieder eine Lanze für meinen Lieblingskomponisten, brechen, dem im gegenwärtigen Musikgeschäft ob Live oder auf CD immer noch zu wenig Beachtung geschenkt wird:


    Carl Maria von Weber



    Das Finale zu seiner Oper "Der Freischütz" möchte ich hier an erster Stelle nennen. Ein solches vergleichbares Finale hat es in der gesamten Operngeschichte vorher noch nicht gegeben. Es vereinigt auf wunderbare Weise nochmals Verurteilung, Vergebung, Ängste, Zweifel, Hoffnungen bis hin zum oratorienhaften strahlenden C-dur-Jubel-Schluss der Oper. Da kann selbst Beethovens "Fidelio"-Finale nicht mithalten.


    An zweiter Stelle kommt für mich das rasant-beeindruckende Finale in Glinkas "Ruslan und Ludmilla".


    Das dritte Finale mit Gänsehaut-Garantie ist Isoldes Liebestod aus Wagners "Tristan und Isolde".


    An fünfter Stelle folgen Elektras Orest-Rufe mit Todestanz aus Strauss´ "Elektra".


    Um das halbe Dutzend voll zu machen: Wotans Abschied und Feuerzauber aus Wagners "Die Walküre".



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Liebestraum
    Liebe Forianer,


    ich muss hier wieder eine Lanze für meinen Lieblingskomponisten, brechen, dem im gegenwärtigen Musikgeschäft ob Live oder auf CD immer noch zu wenig Beachtung geschenkt wird:


    Carl Maria von Weber


    Bekanntlich hat der mehr als eine Oper geschrieben; von welcher meinst Du denn den Schluss?


    Meine Favoriten:


    Walküre
    Götterdämmerung
    Cavalleria Rusticana


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Definitiv Don Giovanni...aber dann in der Wiener Fassung, die mit Giovannis "Höllentrip" endet...Gänsehaut vom feinsten... :evil:

    "Ich werde allerorten an Deiner Seite seyn"

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  • Schon wieder so eine schwierige Frage :rolleyes:


    spontan und ohne lang zu grübeln (um die Liste überschaubar zu halten) würde ich sagen


    Billy Budd
    Salome
    Elektra
    Daphne
    Chowantschtschina
    Jenufa
    Vec Makropoulos
    Götterdämmerung


    und - und - und ...... :]


    LG
    Isis

  • Zitat

    Original von ChKöhn


    Parsifal. Geschafft, es ist vorbei. :untertauch:


    Genauso ging es mir auch. Ich dachte damals: "Noch eine Minute länger und ich schrei!!!!"


    Schlusstakte, die mich tief berühren: Rusalka, Der fliegende Holländer, Hoffmanns Erzählungen, Die Afrikanerin, Rigoletto, Traviata, Butterfly


    ...und solche, die mich froh stimmen: Die verkaufte Braut, Hänsel und Gretel, Zauberflöte, Entführung aus dem Serail



    ...und solche, die ich etwas lasch finde: Martha - Ich liebe die letzte Rose, aber irgendwann ist dann auch mal gut

  • Meine liebsten "letzten Takte einer Oper"... widtme ich der dramatischen Komposition...


    - Alfredo Catalani - La Wally
    - Aulis Sallinen - Punainen viiva (Der rote Strich)
    - Giacomo Puccini - Tosca
    - Giovanni Pacini - L'Ultimo Giorno di Pompei
    - Johann Georg Conradi - Ariadne
    - Pietro Mascagni - Lodoletta
    - Richard Strauss - Elektra

    Our cultural heritage belongs to all of us, that's why we must preserve it
    Unser Kulturgut gehört uns allen, deshalb müssen wir es bewahren
    http://www.publicdomain.ch

  • Jenufa: Odesli...Jdi také...
    Laca: Ty odejdes do sveta...


    Jenufa: Gingen sie! Geh du auch!
    Laca: Du gehst in die Welt hinaus, fängst wieder ein Leben an...


    .....


    Jenufa: O Laco, dusa moja! O pojd'!
    O Laca, liebste Seele! O komm'


    Oft gehört, immer geheult.
    Da stirbt keine an Liebestod, stürzt keine sich zur Rettung eines Seefahrers ins Meer, schichtet keine starken Scheite zum Weltuntergang.
    Hier sind zwei Menschen, die nach persönlicher Tragik zueinander finden.


    PS: Wagner liebe ich selbstverständlich

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Strauss, Die Frau ohne Schatten (und gleich danach kommt Mahlers Achte ... :stumm: )

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • 1. Schon wieder Billy Budd (dass der nochmal zu solchen Ehren kommt! Phantastisch)
    2. Fidelio. Alles scheint nur auf dieses Molto Presto hinauszulaufen.
    3. Wilhelm Tell. Götterdämmerung ist schlicht und einfach nur eine Kopie davon.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe


    Genauso ging es mir auch. Ich dachte damals: "Noch eine Minute länger und ich schrei!!!!"


    Genau, dass denke ich auch: "Noch eine Minute und ich schrei': Das Ganze nochmal!" :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:


    Eigentlich alles Wiederholungen:
    Tristan / Götterdämmerung / Rheingold / Fidelio / Figaro / Rosenkavalier und neu Tannhäuser / Ariadne


    Warum eigentlich bei so vielen jede Menge Wagner? Hat er bewusst auf effektvolle Schlüsse hin geschrieben?


    :hello: Gustav

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